Kapitel 32
Mein Kopf war ein einziges Chaos, als wir am nächsten Morgen aufstanden.
Ich hatte Dain noch eine Eule geschickt und durfte mir dafür den Uhu von Draco ausleihen. Er sagte, Thyra sei schnell und zuverlässig. Trotzdem würde es einen Moment dauern, bis sie wieder zurückkam. Die Strecke war weit. Doch meine Nervosität wuchs.
Dann kam noch das Essen mit dem dunklen Lord dazu. Merlin, eigentlich konnte man sagen ich war ein Wrack. Alles an mir zitterte und hörte damit auch nicht mehr auf, egal wie beruhigend Draco auf mich einredete. Und tatsächlich spielte ich mit dem Gedanken, einfach zu meinen Eltern zu reisen. Doch ich wusste, dass das nur noch mehr Schwierigkeiten geben würde, als einfach zu bleiben. Es würde Fragen aufweisen die niemand beantworten kann.
"Du musst atmen, Maura." Draco riss mich aus meinen Gedanken und erst jetzt bemerkte ich, dass ich die Luft angehalten hatte.
"Ich bin nur nervös.", versuchte ich ihn zu beruhigen.
"Da sind wir ja schon zwei. Meine Mutter fragt ob wir zum Frühstück kommen." Seine grauen Augen voller Sorge blickten auf mich hinab. Bei sich zu Hause lief er überwiegend kurzärmlig rum. Hier musste er sich nicht verstecken. Jeder der dieses Haus betrat, wusste wahrscheinlich auch darüber Bescheid was hier vor sich ging.
"Ja, gerne." Ich wusste zwar nicht, ob ich auch nur einen Bissen runterbekommen würde, doch wenn Narcissa Frühstück gemacht hatte, würde ich es zumindest versuchen.
Draco verschloss seine Hände mit meinen und zog mich auf die Beine. Die leider wirklich sehr wackelig waren.
"Ich möchte nicht klingen wie ein Arsch, aber wenn du weiterhin so wacklig auf den Beinen bleibst, werde ich dich heute Abend auf jeden Fall nach Hause schicken. So nervös wie du bist frisst schon Bellatrix dich mit Haut und Haaren."
"Oh danke, dass macht mich gleich viel weniger nervös."
Narcissa hatte uns Pfannkuchen gemacht und auch wenn ich seine Mutter erst seit gestern kannte, schloss ich sie direkt sehr tief in mein Herz. Ich konnte mir kaum vorstellen, was sie die letzte Zeit über durchmachen musste. Und auch wenn ich über Lucius nicht viel Gutes gehört habe, ist es bestimmt sehr schwer für die beiden, dass er Askaban sitzt und ihr Haus zum Hauptlager der Todesser geworden ist.
"Dankeschön Narcissa, dass sieht köstlich aus.", sagte ich und schaffte es sogar mir ein Lächeln abzuringen.
"Setzt dich doch zu uns.", hielt Draco sie auf, als sie das Esszimmer verlassen wollte.
"Ich denke wir sollten vielleicht sowieso noch ein paar Sachen besprechen.", fügte er leise hinzu.
Ich lud mir haufenweise Obst auf meine Pfannkuchen und schaffte es sogar ein wenig davon zu Essen. Narcissa schlürfte nur an ihrem Tee. Ihr ging es also nicht anders als mir.
"Wann kommen sie heute Abend?", fragte Draco in Richtung seiner Mutter.
"Ich weiß es nicht genau. Du weißt, der dunkle Lord schlägt auf, wenn ihm danach ist.". Auch sie schaute nicht in Draco's Richtung sondern auf einen Punkt hinter ihm, kaum merkbar.
Draco's Bein begann nervös auf und ab zu wippen. Die Anspannung in diesem Raum war greifbar. So viele Worte hingen in der Luft, die wahrscheinlich niemals laut ausgesprochen werden würden. Weil sich niemand traute, auch über die Folgen nachzudenken, die diese Worte oder sogar das in die Tat umsetzen mit sich bringen würden. Mein Herz klopfte so laut, dass ich Angst hatte es war im ganzen Haus zu hören.
"Ich kämpfe Mutter. Für mein Leben - und für das von Maura.", sagte Draco kaum hörbar. Die Augen seiner Mutter waren glasig. Sie stand den Tränen viel zu nah.
"Entschuldigt mich.", flüsterte sie, ihre Stimme kaum noch hörbar. Dann stand sie auf und verschwand. Trotz ihrer Verzweiflung wirkte alles an ihr immer noch elegant.
Draco ließ sein Besteck fallen, stützte seinen Kopf auf seine Hände.
Meine Finger berührten sanft seine Haut. Ich konnte mir nicht ausmalen, was in seinem Kopf vor sich gehen musste.
Ich wusste nur, es war unendlich schmerzhaft.
"Wir kämpfen, Draco.", wiederholte ich seine Worte von eben, an die er aber schon nicht mehr zu glauben schien.
"Ich weiß nicht, ob jemand aus meiner Familie diesen Krieg überleben kann."
In einem dunkelgrünen Kleid stand ich vor dem großen Spiegel in Draco's Zimmer. Meine Haare hatte ich geflochten, sie sahen ordentlich aus, was eigentlich nie vor kam. Das Kleid reichte mir über die Knie, oben war es mit einem Kragen verschlossen. Narcissa hatte es für mich besorgt. Und wenn es nicht ein Abendessen mit dem dunklen Lord wäre, bei dem ich es tragen muss, hätte ich es sicherlich noch einmal angezogen.
Draco trat hinter mich. Er trug seinen schwarzen Anzug und sah wie immer umwerfend aus. Seine weißen Haare fielen ihm in leichten Wellen in die Stirn. Sein Blick glitt an mir entlang.
"Du siehst wunderschön aus, Maura." Ich spürte die Röte in meinen Wangen. Auch wenn es nicht das erste Kompliment war, nicht die erste Berührung, ich würde niemals genug bekommen können.
"Wenn ich dich in deinem Anzug sehe, würde ich gern das Essen absagen und die Tür verschließen." Ich fing seinen Blick durch den Spiegel auf. Seine Augen blitzen kurz, ein verschmitzes Lächeln auf seinen Lippen.
"Das könnte mir gefallen." Er trat einen Schritt an mich heran, legte seine Hände an meine Hüften und zog meinen Körper an seinen. Ich lehnte mich gegen ihn, genoss den Geruch von Pfefferminze der mir in die Nase stieg. Kurz schloss ich die Augen, versuchte mich nur auf Draco's Herzschlag zu konzentrieren, doch er war zu schnell. Zu ungleichmäßig.
"Du bist nervös.", flüsterte ich. Seine Hand strich an meiner Seite auf und ab. Wir schauten uns durch den Spiegel an.
"Wie könnte ich das nicht sein." Er senkte den Blick.
"Mir wird es gut gehen. Es war meine Entscheidung." Für einen Moment sah ich die Fragezeichen in seinem Gesicht. Den Moment, an dem er Verstand. Der Moment, in dem ich mich selbst verraten hatte.
"Was meinst du mit es war deine Entscheidung? Sag mir nicht -." Er brach seinen Satz ab, drehte mich an meiner Hüfte zu mir um.
Wut funkelte in seinen Augen. Lügen würde mir nichts bringen. Ich wusste, er würde früher oder später dahinter steigen. Mir wäre es nur lieb gewesen, wenn es später gewesen wäre. Nach dem Essen. Nach dem wir alles hinter uns gebracht hatten.
"Sag mir nicht du wolltest Weihnachten mit mir feiern um den dunklen Lord kennenzulernen.", sagte er, versuchte die Wut in seiner Stimme zu unterdrücken.
Ich schaute ihn einfach nur an. Mein Kopf ratterte, versuchte eine passende Erklärung zu finden.
"Nicht nur, ich wollte auch Weihnachten mit dir verbringen.", sagte ich leise. Sein Gesicht wechselte von Wut, zu Verständnis, Liebe und zurück zu Wut binnen Sekunden.
"Was hast du dir dabei gedacht?" Jetzt war es Sorge in seiner Stimme. Seine Hand verschloss sich mit meiner.
"Ich habe einfach nur eine Chance gesehen, dass du das alles nicht mehr alleine durchmachen musst. Denn das ertrage ich nicht. Ich ertrage es nicht dich so leiden zu sehen. Und ich dachte, wenn ich - ich dachte ich kann dir helfen."
Wir schauten uns einfach nur an. Unsere Herzschläge im Einklang, viel zu schnell, aber im selben Takt. Erfüllen den Raum in all ihrer Angst und Unsicherheit.
Seine Hand legte sich auf meine Wange. Sein Daumen strich sanft über meine Haut, die Kälte seiner Ringe ein Kontrast zu der Hitze in mir.
Angst in seinen grauen Augen, Sehnsucht und Hoffnung in den blauen Spritzern. Ein Ozean aus Gefühlen, die er so gut vor der Welt versteckt hält aber mir offenbart.
Ich legte meine Hand ebenfalls auf seine Wange. Spürte die Hitze unter meinen Fingerspitzen. Seine Wangen waren blass wie Porzellan. Ich richtete eine weiße Strähne, die sich verirrt hatte. Ließ meinen Blick nicht eine Sekunde von ihm ab.
"Ich wollte wirklich nur helfen.", flüsterte ich leise.
"Wenn ich dich dabei verliere, setz ich die ganze Welt in Brand.", erwiderte er.
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