Kapitel 28
Der Gedanke war am nächsten Morgen noch genauso präsent, wie die ganze Nacht über.
Es war eine Chance, eine Möglichkeit. Und ich würde sie nutzen.
Jetzt fehlte mir nur noch ein Plan, denn ich hatte absolut keine Ahnung, wie ich das anstellen sollte. Die naheliegenste Möglichkeit war es, die Weihnachtsferien bei Draco zu verbringen.
Jetzt musste ich ihn nur noch überredet bekommen.
"Hat deine Familie irgendwelche Traditionen zu Weihnachten?" Fragte ich ihn, während wir Hand in Hand auf dem Weg in die große Halle waren.
"Selbst wenn es einmal welche gegeben hätte, würden sie dieses Jahr mit Sicherheit nicht auf dem Program stehen."
Er sah ein wenig erholter aus, auch wenn er mit Sicherheit zwei Wochen am Stück schlafen müsste, um all seine wachen Nächte nachzuholen.
"Wieso fragst du?" Er beäugte mich skeptisch von der Seite.
Bei dem Gedanken daran, meine Mutter über Weihnachten alleine zu lassen, schmerzte mein Herz. Am liebsten hätte ich Draco mit zu uns genommen. Ihm eine friedvolle Welt gezeigt, in der man geborgen ist und geliebt wird.
Ich versuchte die Blicke unserer Mitschüler auf dem Weg zum Frühstückstisch auszublenden und mich nur auf Draco's Hand in meiner zu konzentrieren.
"Ich würde Weihnachten gerne mit dir verbringen."
Wir trennten uns für einen Moment. Ich setzte mich auf die eine Seite vom Tisch, er auf die andere. Sein Blick lag auf mir - schrie förmlich nach "du weißt genau, dass können wir nicht hier besprechen". Doch genau das war mein Ziel. Wir waren Freund und Freundin. Und in der Öffentlichkeit gab es keinen Grund mir diesen Wunsch auszuschlagen.
"Bei mir zu Hause?" Fragte er. Ich nickte mit einem breiten Lächeln auf den Lippen und schaute ihn erwartungsvoll an.
"Das wäre soo toll."
"Worum geht's?" Mischte sich Pansy in unser Gespräch ein.
"Weihnachten bei den Malfoy's."
"Uhh, dass Malfoy Manor ist riesig. Dir würde es da bestimmt gefallen. Die haben eine riesige, super langweilige Bibliothek, aber du magst sowas ja gerne." Sie legte ihren Kopf auf meine Schulter. Seit dem Quidditch Spiel war bei uns alles wieder wie früher, ich konnte kaum dankbarer dafür sein.
Wir beide lebten uns gut in unsere Beziehungen ein und versuchten einander dabei keinesfalls mehr zu vernachlässigen.
"Siehst du, Pans hält das auch für eine gute Idee." Mit Hundewelpenblick und Schmolllippe schaute ich ihn an. Ich wusste, dass er am liebsten laut nein geschrien hätte. Aber mein Plan schien tatsächlich aufzugehen.
"Von mir aus." Sagte er möglichst desinteressiert. Auch wenn er seine Meinung ändern würde, sobald wir alleine waren, reichte mir diese Zusage. Ich würde auf ihr behaaren. Meinem Ziel ein kleines Stückchen näher kommen.
"Du bist der Beste. Ich überlege mir auch ein extra tolles Weihnachtsgeschenk für dich."
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"Muss ich wirklich zu dieser Party gehen? Nur weil mein Vater Auror ist und Slughorn sich gerne mit guten Schülern schmückt." Frustiert stand ich in einem weißen Kleid vor dem Spiegel. Ich hatte keine Lust. Keinen Kopf. Und keine Begleitung. Pansy hatte Blaise eine harte Abfuhr gegeben, als er sie mitnehmen wollte. Sie hatte genauso wenig Lust wie ich.
"Du hast schon das Abendessen verpasst. Bring diesen Abend hinter dich, wer weiß ob das nicht vielleicht irgendwann einmal von Vorteil ist."
Ich drehte mich zu ihr um, sie lag längs auf ihrem Bett und hielt ein paar kleine Bälle mit ihrem Zauberstab in der Luft.
"In welchem Universum ist es fair, dass du hier bleiben darfst, aber ich nicht?"
Kurz überlegte ich die Bälle auf ihr Gesicht fallen zu lassen, verwarf diesen Gedanken aber wieder.
"In dem, wo du Maura White heißt, Tochter vom berüchtigten Auror und ich Pansy Parkinson. Tochter von, naja, meinen Eltern halt." Sie lachte. Sie wusste, dass ihre Eltern in der Zauberwelt genauso bekannt waren.
"Ich danke dir für deine Antwort. Die hat mir jetzt wirklich weitergeholfen." Schnell band ich noch meine Haare im Nacken zusammen und legte meine Kette um.
"Und jetzt verschwinde. Sonst kommst du noch zu spät."
"Hast du Angst ich könnte den ganzen Spaß verpassen? Dafür müsste es erstmal welchen geben."
Nervös trat ich von einem Bein aufs andere. Es war womögliche doch nicht die Beste Idee gewesen alleine hier aufzutauchen, denn ich hatte vergessen, dass es ja auch bedeutete den Raum alleine zu betreten. Den Raum, in dem mich gleich sehr viele Menschen anschauen würden, da ich natürlich doch ein wenig zu spät dran war. Ich atmete ein letztes Mal tief ein und wieder aus, bevor ich die Türen aufstieß.
Doch sofort als ich den Raum betrat, stürmte auch schon Professor Slughorn auf mich zu.
Er hatte ein breites Lächeln auf den Lippen, trug heute ein ganz besonderes Jackette.
Gut gelaunt drückte er mir ein Glas in die Hand.
"Schön, dass sie da sind. Kommen sie rein, kommen sie rein."
In dem großen, geschmückten Raum tummelten sich bereits unzählige jetzige und ehemalige Schüler. Ein riesiges Büfett stand an der Wand, in der Mitte war genug Platz zum tanzen.
An der Decke hing ein Licht, ich glaubte ihn ihm schwebten soetwas wie Feen.
Alle hatten sich schick gemacht.
Gott sei Dank hatte Pans mich zu dem Kleid überredet.
"Sagen Sie, wie geht es ihrem Vater in solch schweren Zeiten?" Er legte einen Arm um meine Schulter, seine Augen bohrten sich in meine. Doch es war nicht unangenehm. Es war auf schräge Weise wirklich nett. Ich nahm ein Schluck aus dem Glas. Es war eine süße Flussigkeit, schmeckte nach Honig.
"Ich sehe ihn kaum. Darf ihm auch keine Briefe schicken. Also so gerne ich es ihnen sagen würde, ich weiß es leider nicht. Aber ich hoffe natürlich, dass es ihm gut geht." Er nickte ein paar Mal, murmelte etwas vor sich hin, was ich bei aller Liebe nicht verstehen konnte. Dann erblickte er das nächste Gesicht und verschwand genauso schnell wieder, wie er auch gekommen war.
"Danke für den netten Empfang." Sagte ich zu mir selbst und hob das Glas.
Im gleichen Moment kam Hermione auf mich zu, doch bevor ich etwas sagen konnte zog sie mich am Arm in eine hintere Ecke.
"Wir spielen also schon wieder verstecken?" Schrie ich erschrocken auf.
Sie murmelte ebenfalls etwas vor sich hin, schaute sich um.
"Du hattest Recht." Gab sie leise zu.
Ihre Augen huschten durch den ganzen Raum, hin und her. Sie sah wunderschön aus, konnte sich aber anscheinend sehr wenig darauf konzentrieren.
Überrascht zog ich eine Augenbraue hoch.
"Lass mich einmal raten, Cormac?"
Sie boxte mir in die Schulter, als ich leise auflachte.
"Ich habe dir gesagt, dass das eine schlechte Idee ist." Sie nickte hektisch.
"Ja danke, dass habe ich jetzt auch herausgefunden."
Slughorn stellte gerade freudig einen Vampir vor, ich glaube sein Name lautete Sanguini.
Als ich Cormacs Blick in der Menge auffing, drückte ich mich und Hermione schnell gegen die Wand.
"Hat er versucht-?"
"Mehr als einmal! Ständig versucht er mich unter den Mistelzweig zu bekommen! Dabei wollte ich nur Ron eifersüchtig machen, habe dabei aber nicht Mal bedacht, dass er gar nicht hier sein würde. Und jetzt?" Sie seufzte dramatisch und haute sich die Hand gegen die Stirn.
"Diese Party ist ja wirklich richtig super. Und ich bin viel zu nüchtern für sowas."
Ich lehnte mich gegen ihre Schulter, sie ließ ihren Kopf auf meinen sinken.
Ein wenig genervt nahm ich noch einen Schluck aus meinem Glas, obwohl ich mir sehr sicher war, dass es kein Alkohol war.
"Wenigstens bist du jetzt da." Nuschelte sie leise.
"Wir müssen da wieder raus, dass weißt du?" Ich konnte spüren, dass sie nickte.
"Aber bitte lass mich keine Sekunde alleine." Flehte sie. Als Antwort griff ich nach ihrer Hand.
"Hermione! Ich hab dich schon überall gesucht." Geschickt zog ich sie durch die tanzenden Menschen in Richtung Büfett. Sie umklammerte meine Hand noch fester, als Cormac uns letzendlich doch in die Quere kam.
"Keine Zeit McLaggen, wir wollen zum Büffet." Meine Stimme klang scharf. Ich zog Hermione hinter mir her und wir ließen ihn mit offenem Mund hinter uns stehen.
"Iss das. Dann wird er dich mit Sicherheit nicht mehr küssen." Sie schnappte sich den Teller, als wir Cormac schon wieder hörten.
"Wie kann man nur so aufdringlich sein?" Fragte ich genervt. Schnell zog ich Hermione hinter den großen Vorgang, hinter dem sich überraschenderweise auch Harry versteckte. Wir alle schienen die Party ja in vollen Zügen zu genießen.
Mit großen Augen schaute er uns an, bevor sich ein Lächeln auf seinem Mund abzeichnete.
"Slughorn." Flüsterte er.
"Cormac." Flüsterte Hermione zurück. Sein Lächeln wurde noch breiter und seine Augen schrien förmlich ich-habs-dir-doch-gesagt.
Anscheinend hatte es jeder Hermione gesagt, sie wollte nur auf niemanden hören.
Plötzlich hörte ich Stimmengewirr. Dann jemanden, der erstaunlich nach Filch klang. Aber was sollte Filch auf dieser Weihnachtsparty zu suchen haben? Er war mit Sicherheit niemand in Slughorns hervorragender Sammlung.
Wir huschten hinter dem Vorhang hevor, nur um zu sehen, dass Filch einen Jungen am Kragen in den Raum zerrte und irgendetwas vor sich hin murmelte.
Konnte heute niemand vernünftig sagen, was ihm auf dem Herzen lag?
Mein Herz sackte auf den Boden, als ich erkannte, dass es sich bei dem Jungen um Draco handelte.
"Ich habe diesen Jungen gefunden, wie er auf dem Flur herumgeschlichen ist. Er sagt er wollte nur zur Toilette aber pff - wer's glaubt!" Schimpfte Filch, während sich Draco unsanft aus seinem Griff befreite. Er klopfte sich über seinen Anzug, bevor unsere Blicke sich trafen.
Wann verdammt bekam dieser Mann eigentlich einmal keine Schwierigkeiten?
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