Kapitel 16
In meinen Träumen rannte ich vor etwas davon.
Wie ironisch die Tatsache war, ausgerechnet soetwas zu träumen, lag auf der Hand.
Es war dunkel, laute Schritte hallten von den Wänden wieder.
Doch ich wusste weder wo ich war, noch wer mich verfolgte.
Immer wenn ich an eine Tür kam, von der ich dachte, dass sie mich aus dieser Hölle befreien würde, kam ich im gleichen Raum wieder raus in dem ich gestartet war.
Es war ein ziemlich schlechter Scherz meines Kopfes.
Als ein lautes Klopfen meinen Traum durchfuhr, wachte ich schweißgebadet auf.
Draco's Arme waren immer noch um meinen Körper geschlungen. Er blinzelte leicht, bevor er die Augen öffnete. Es klopfte erneut.
Ein dunkles Grummeln kam aus seiner Brust, als er mich dichter an sich zog und die Augen wieder schloss. In meinem Bauch tanzten die Schmetterlinge.
"Ich will nur wissen, ob ihr was anhabt, Leute. Ich brauch meine Sachen." Blaise Stimme kam durch die Tür. Er klang ein wenig verzweifelt. Und müde.
"Du kannst reinkommen.", rief ich, erntete daraufhin aber ein genervtes Stöhnen von Draco.
Vorsichtig öffnete sich die Tür und Blaise steckte seinen Kopf hindurch.
"Ist nicht so als ob ich dir nicht vertrauen würde. Aber das muss ich wirklich nicht sehen."
Als er sich selbst davon überzeugt hatte, dass die Luft rein ist, kam er rein.
Ein Grinsen zeichnete sich auf seinem Gesicht ab, als er Draco und mich genauer unter die Lupe nahm. Skeptisch zog er eine Augenbraue hoch.
"Ich sollte ein Foto machen. Ganz ehrlich. Ich hätte niemals gedacht, dass noch zu erleben."
Er klang ein wenig wie ein stolzer Vater.
Und für einen Moment lang war ich das auch, stolz. Bis mir die letzte Nacht wieder in den Sinn kam.
"Und ihr solltet euch beeilen, wenn ihr nicht schon am ersten Tag nachsitzen wollt. Umbridge ist zwar nicht mehr da, aber Snape brummt euch Strafarbeiten genauso gerne auf."
Draco öffnete seine Augen erneut.
"Hat dir schon Mal jemand gesagt, dass du nervst, Zabini?" Er rollte sich zur Seite und richtete sich auf.
"Du. Schon ungefähr tausend Mal sogar."
"Dann verschwinde." Er streckte sich. Seine Rückenmuskeln deuteten sich unter seinem Shirt ab. Ich schloss kurz die Augen, versuchte mich zu fangen.
"Außerdem haben wir doch Slughorn in der ersten Stunde, der unterrichtet doch jetzt Zaubertränke?" Ich rieb mir mit den Händen übers Gesicht. Doch die Müdigkeit zog sich durch meine ganzen Knochen.
"Zweite Stunde. Erst steht Verteidgung gegen die dunklen Künste auf dem Plan. Wusstet ihr, dass man über Slughorn sagt, er sammelt Schüler als Trophäen? Ich bin wohl auch eine davon."
Draco verdrehte die Augen. Er war nicht schlecht in der Schule. Eigentlich immer einer der Besten. Doch mein Bauchgefühl sagte mir, dass sich das dieses Schuljahr etwas ändern würde.
Blaise schnappte sich seine Sachen und verschwand im Badezimmer.
Kurz darauf hörte ich das Wasser der Dusche.
"Wie geht es dir? Hast du geschlafen?", fragte Draco, den Rücken mir zugewandt.
"Ich habe keine Ahnung, wie es mir gehen soll, Draco. Und ja ich habe geschlafen."
"Und deine Albträume?"
"Sind nur Albträume. Nichts besonderes."
Jetzt drehte er sich zu mir um. Er sah scheiße aus. Keine Frage.
Ein wenig so, als wäre er 10 Minuten bevor Blaise geklopft hatte erst eingeschlafen.
"Reden wir heute Abend?", fragte ich vorsichtig. Unwissend, ob er seine Meinung vielleicht schon wieder geändert hatte.
"Ja." Er versuchte sich zu einem Lächeln aufzuraffen, doch auch wenn seine Lippen das ganz gut hinbekamen, verriet sein Blick ihn.
Ich verließ das Zimmer, ohne noch etwas zu sagen.
Bis heute Abend hatte ich Zeit, mir jede Frage auszudenken, die nur irgendwie nötig sein würde.
Pansy strahlte übers ganze Gesicht, als ich zur Tür reinkam.
Und unser Schlafzimmer roch gewaltig nach Sex.
"Du hast wohl eine gute Nacht gehabt?", lachte ich. Von ihrer Seite kam nur ein hohes Quieken, bevor sie anfing wie ein Wasserfall mit sämtlichen Details herauszuplatzen.
Bei der Hälfte davon verzog ich mein Gesicht. Das waren Sachen, die ich definitiv nicht über Blaise wissen musste.
"Und ich denke, dass könnte was Ernstes werden, Maura. Also diesmal wirklich." Sie ließ sich theatralisch und ein wenig zu verliebt rücklinks auf ihr Bett zurückfallen.
Doch mein Herz füllte sich mit Wärme. Sie hatte es verdient glücklich zu sein.
"Und wie war es bei euch?", fragte sie neugierig.
Ja Pansy, wie war es bei uns?
Meine beste Freundin anzulügen gefiel mir nicht.
Doch ihr von dem dunklen Mal zu erzählen war absolut keine Option.
"Es war schön. Wir sind zusammen eingeschlafen." Verriet ich ihr.
"Uuuund?" Ich wusste, worauf sie hinauswollte.
"Eingeschlafen, nicht miteinander geschlafen."
"Du lässt dir da wirklich was entgehen. Draco ist -." Doch bevor sie ihren Satz zu Ende bringen konnte, landete ein Kissen direkt in ihrem Gesicht.
Das heiße Wasser entspannte meine Nerven ein wenig. Doch leider nicht genug, um mich fit für den Tag zu fühlen. Beim Frühstück bekam ich kaum einen Bissen runter, wofür ich den ein oder anderen skeptischen Blick von Draco erntete. Doch ich konnte nicht. Bei dem Gedanken daran noch ein bisschen von diesem Brot zu essen, wurde mir übel.
"Snape hat gestern übrigens noch einen Ausflug nach Hogsmeade angekündigt."
Durchschnitt Dain meine Gedanken über mein unappetliches Brot.
"Am Samstag. Gehen wir hin?"
Ein wenig Ablenkung war wahrscheinlich genau das, was ich gebrauchen konnte.
Ein Nachmittag mit Pansy und Dain. Wie in den guten, alten Zeiten.
"Klar. Bei Hogsmeade bin ich immer dabei.", erwiderte ich.
Dain schaute von mir auf mein Brot.
"Willst du das nicht mehr?" Ich schüttelte nur den Kopf - und schneller als ich gucken konnte, hatte er das Brot verspeist.
Als wir nach der ersten Stunde vor dem Unterrichtsraum für Zaubertränke ankamen, stand das goldene Trio bereits davor. Theordore hatte sich der kleinen Gruppe von mir, Draco und Pansy angeschlossen. Ich hatte nie viel mit ihm gesprochen, er war immer mit ein paar Mädels und einem Jungen unterwegs, die ich schlichtweg unsympathisch fand. Doch in Zaubertränke gab es nur noch uns vier. Also wieso nicht.
Professor Slughorn war ein komischer Kautz. Er schwang große Reden über besondere Schüler die er unterrichtet hatte. Für meinen Geschmack prahlte er ein wenig zu sehr mit den Leistungen anderer Menschen.
Wir behandelten das Veritaserum, womit sich übrigens hervorragend Wahrheit oder Veritaserum spielen ließ, wie wir in der vierten Klasse herausgefunden hatten.
Und den Vielsaft-Trank.
Bei dem mir noch übler wurde, als bei meinem Frühstück.
"Amortentia.", hörte ich Hermiones Stimme, als die an den Kessel vortrat.
"Es riecht für mich nach frisch geschnittenem Gras, Pergament -."
Mein Blick glitt zu Draco. Seine Augen fingen meine bereits auf.
Ich wusste, wonach Amortentia für mich riechen würde.
Nach grünem Apfel, Minze und dem holzigen Parfüm, was Draco manchmal trug.
Und das ich wusste, dass dieser Liebestrank nach ihm riechen würde, war Glück und Verderben zur gleichen Zeit.
Wir bekamen die Aufgabe, den Trank der lebenden Toten zu brauen und auch wenn die Aussicht auf ein wenig flüssiges Glück reizvoll war, versuchte ich es gar nicht erst. Meine Gedanken waren viel zu weit weg, um mich darauf konzentrieren zu können, was ich hier tat.
Zur meiner Überraschung braute der sonst nicht so gute Harry den perfekten Trank, was meine Skepsis erregte. Ich hatte ihn ein paar Sachen anders machen sehen, als sie in unserem Lehrbuch aufgeschrieben waren. Und als die Stunde vorbei war, nahm Harry das Buch, welches er aus dem Schrank geholt hatte, mit. Anstatt es wieder zurück zu bringen.
Ich nahm mir vor, das im Hinterkopf zu behalten.
Allgemein war es nach unserem Gespräch über Draco wohl besser ihn im Auge zu behalten.
"Mrs. White.", sagte Slughorn, als wir den Unterrichtsraum gerade verlassen wollten.
"Warten sie doch bitte einen Moment."
Ich blieb stehen. Kurz stieg die Angst in mir auf, dass ich seinem Unterricht zu teilnahmslos gefolgt war.
"Ich habe von Professor Snape gehört, dass sie stets eine sehr gute Schülerin in diesem Fach waren. Und auch Verteidigung gegen die dunklen Künste soll ihnen sehr gut liegen?"
Überfordert nickte ich nur.
Professor Snape konnte ein gutes Wort über seine Schüler verlieren?
"Und ihr Vater ist der bekannte Auror?" Skepsis machte sich in mir breit.
Was sollten diese ganze Fragen?
"Richtig ja. Und wenn sie mich jetzt Entschuldigen würden -."
"Nur eine Sekunde meine Liebe. Ich würde sie gerne zu meinem Slug-Club einladen! Seit ich Lehrer bin forsche ich nach Talenten - und ich bin mir ganz sicher, dass sie dazugehören."
Ah, die Trophäensammlung die Blaise erwähnt hatte.
"Ich denke nicht, dass ich -."
"Keine Widerrede. Ich werde ihnen den genauen Tag noch zukommen lassen.", grinste er zufrieden, während er mich mit einer ausladenden Handbewegung nach draußen schickte.
Wie schlimm konnte dieses verdammte Schuljahr nur werden?
Der Tag verging schleppend.
Und ich konnte mich auf nichts anderes konzentrieren, als Draco.
Und unser Gespräch heute Abend.
Einerseits konnte ich es kaum abwarten, auf all meine Fragen seine Antworten zu hören.
Anderseits war meine Angst vor seinen Antworten viel zu groß und allgegenwärtig.
Schließlich ging es hierbei um die größte Bedrohung, die die Zauberwelt seit langem erfahren musste. Es ging um Leben oder Tod.
Um den erneuten Aufstieg des dunklen Lords.
Die verdammte Wiederholung der Geschichte.
Und das Auslöschen so unglaublich vieler unschuldiger Menschenleben.
Und Draco war mittendrin.
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