Kapitel 1
"Du kannst aufwachen."
Pansy's Stimme holte mich aus meinen Gedanken.
Wo auch immer sie gerade waren, nicht einmal daran konnte ich mich erinnern.
Mein Ellenbogen schmerzte. Ich musste kurz eingeschlafen sein.
Geschichte der Zauberei könnte spannend sein.
Doch ich weiß nicht, die wievielte Stunde es ist, in der Professor Binns über Koboldaufstände redet. Selbst das könnte interessant sein, wenn es nicht Professor Binns wäre.
Ich gähnte und streckte meine Arme nach hinten.
"Wie kann es sein, das du nicht eingeschlafen bist?", fragte ich Pansy.
Meine Augen tränten leicht.
"Oh glaub mir, dass bin ich. Ich habe nur ein Gespür dafür, zur richtigen Zeit auch wieder aufzuwachen." Sie schenkte mir ein freches Lächeln, bevor sie ihren Stuhl nach hinten Schob und aufstand. Ich tat es ihr gleich.
"Verwandlung fällt heute aus, oder?", fragte sie mit einem gewissen Unterton.
"Ja, glaube schon, wieso?"
"Ich habe ein Date. Und umso früher das stattfindet, umso besser.", grinste sie.
Erschrocken zog ich eine Augenbraue hoch.
"Ein Date? Oder wohl eher eine neue Bettgeschichte?" Sie winkte ab. Sie konnte es so oft abstreiten, wie sie wollte. Die Zauberer redeten gerne. Auf den Fluren, auf den Toiletten, in den Gemächern bestimmter Slytherin - Frauen.
Hier ein Geheimnis lange zu hüten, war wirklich eine Herausforderung.
Vorallem wenn man es so auffällig anstellte wie Pansy.
"Nein. Ein echtes Date. Eine, naja, zumindest zweimalige Sache. Hoffe ich."
Wir verließen den Raum als letztes. Nirgendwo war mehr ein Schüler zu sehen.
Wie lange hatte Pansy gebraucht, um mich wach zu bekommen?
"Mit wem?"
"Das sag ich dir lieber nicht."
Ich blieb stehen und sie rannte ich mich hinein.
"Pansy Parkinson.", ermahnte ich sie.
Wir waren beste Freunde, seitdem der Hut uns in der ersten Klasse in das gleiche Haus gesteckt hatte. Unzertrennlich. Und doch so komplett unterschiedlich.
Doch es passte. Es hatte schon immer gepasst. Und es würde auch immer passen.
In ihren Augen erkannte ich ein Geheimnis.
"Sag es mir."
"Nein."
"Doch."
"Draco."
Als der Name aus ihrem Mund hüpfte, schlug sie sich schnell die Hand davor.
Meine Augen weiteten sich.
"Das ist ein schlechter Scherz, oder?"
Sie schüttelte den Kopf. Schaute mich mit ihren großen Augen an.
Der Blick schrie förmlich nach Hundewelpen.
"Draco ist -"
"Ich weiß. Okay. Draco ist ein -" Sie rasselte alle Schimpfwörter runter, die ich in ihrer Gegenwart regelmäßig benutze, um diesen Mann zu beschreiben.
Seit dem ersten Tag hatte er es auf mich abgesehen.
Passte ihm meine Friseur nicht? War er sauer, dass ich ebenso nach Slytherin gekommen war?
Ich weiß es nicht. Und werde es vermutlich auch nie erfahren.
Denn ich bin mir ziemlich sicher, dass er noch nie auch nur einen Satz mit mir gesprochen hat, der mich nicht in irgendeiner Form beleidigt hat.
"Aber er ist heiß.", fügte Pansy hinzu, als sie mit den Schimpfwörtern am Ende angekommen war.
"Aber er hasst mich! Und du bist meine beste Freundin.", erwiderte ich.
Pansy konnte daten, wen sie wollte. Männer, Frauen, Kobolde, von mir aus sogar Dumbledore.
Aber nicht Draco Malfoy.
Bitte nicht Draco Malfoy.
"Wenn dieses Date gut läuft, hab ich ihn genauso an der Backe.", nörgelte ich.
"Vielleicht ist er ja auch erwachsener geworden, reifer. Zumindest sieht es ganz danach aus."
Ich hätte schwören können, sie würde jede Sekunde anfangen zu sabbern.
Das er nicht schlecht aussah, konnte ich nicht leugnen.
Seine Haare, seine Augen, sie machten ihn einzigartig.
Aber auch einzigartiges Aussehen kaschierte keinen beschissenen Charakter.
"Kannst du nicht nur einmal mit ihm schlafen und das war's dann?"
"Maura.", flehte sie.
"Ich sag auch bitte bitte?" Ihre braunen Augen durchbohrten mich förmlich.
"Na schön.", gab ich nach. Ich wusste, diesen Kampf konnte ich nicht gewinnnen.
Wenn sich diese Frau etwas in den Kopf gesetzt hatte, tat sie alles dafür, es auch zu bekommen.
"Aber wehe ich erwische euch in unserem Zimmer. Wirklich Pansy."
Ein Bild schlich sich in meinen Kopf, welches ich wild versuchte wieder abzuschütteln.
"Dann muss ich spucken. Das ist mein voller Ernst."
Sie lachte nur und griff nach meiner Hand.
"Gib ihm doch einfach eine Chance. Vielleicht versteht ihr euch ja irgendwann."
"Bei aller Liebe. Wenn er seinen Zauberstab niederlegt, tue ich es vielleicht auch."
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Den Abend verbrachte ich in der Bibliothek. Ich hatte keine Ahnung, wo Pansy und Draco sich rumtrieben und wollte es wirklich vermeiden, den beiden über den Weg zu laufen.
Ich hatte in letzter Zeit viele Abende hier verbracht.
Die Zeit verging schneller, friedlicher. Das fünfte Schuljahr kam mir vor wie eine Karussellfahrt.
Wir alle entwickelten uns in unterschiedliche Richtungen.
Jeder wusste, wohin sein Leben ihn führen sollte.
Nur ich wusste es nicht.
"Maura?" Eine bekannte Stimme schlich sich in meinen Kopf.
Ich blickte von meinem Buch hoch.
"Hermione.", lächelte ich.
Noch vor dem Ende des letzten Schuljahrs hätte ich niemals gedacht, dass ich jemals ein Wort mit ihr wechseln würde. Dem Mädchen aus dem goldenen Trio.
Gryffindor und Slytherin? Das war eine Kombination, die man nicht oft zu Gesicht bekam.
Harry und Ron beachteten mich auch immer noch nicht.
Es war mir Recht.
"Du bist ja schon wieder hier." Sie setzte sich auf den Stuhl mir gegenüber.
"Das gleiche könnte ich auch zu dir sagen."
Sie blätterte durch ihr Buch, bis sie die makierte Stelle fand.
Das machten wir in letzter Zeit öfter.
Uns zufällig in der Bibliothek über den Weg laufen und stundenlang zusammen schweigend lesen. Es war schön. Es gab mir ein Gefühl der Ruhe.
Es war anders als mein normales Leben. Als das Leben mit Pansy.
Es war anders als die Partys, das Drama, die Jungs.
Und ich wollte beide Seiten nicht mehr missen.
Hermione hatte mir versprochen, mir zu erzählen, worum es in ihrem Buch ging. Und ihre Stimme klang dabei so aufgeregt, dass ich es eigentlich kaum noch erwarten konnte.
"Ich werde wohl die ganze Nacht in der Bibliothek verbringen. Einfach um auf Nummer sicher zu gehen.", stimmte ich dann leise ein Gespräch an.
"Pansy?" Ich nickte.
Auch ohne, dass wir jemals darüber gesprochen hatte, war es bekannt wie Schokofrösche.
"Dann hole ich uns wohl Mal etwas Tee und Kürbisgebäck aus der Küche. Das könnte eine lange Nacht werden.", sagte sie selbstverständlich.
"Oh, du musst nicht -" Doch sie unterbrach meinen Satz.
"Ich weiß. Aber ich möchte gerne."
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