Kapitel 8
Jane
Ich hörte ein Klopfen an der Tür. Viel zu müde drehte ich mich in dem Bett, welches über Nacht nicht weniger gemütlich geworden war. Die Sonne, die durch das Fenster schien, blendete mich etwas und ich zog die wohlig warme Decke verärgert über meinen Kopf. Wenn ich das doch von nun an jeden Tag haben könnte. Tief atmete ich ein und seufzte träumerisch beim Ausatmen.
Ich riss meine Augen auf und schreckte hoch. Langsam, damit ich nichts kaputt machte, damit der Traum nicht in viele kleine Einzelteile zersprang, sah mich in dem Zimmer um. Es war das Gästezimmer in der Wohnung des Bürohengstes. Meine Kleidung von gestern lag unberührt auf dem Sessel. Ich suchte in den ganzen Kissen nach meinem Handy. Doch als ich es fand stellte ich fest, dass der Akku leer war. Ich schmiss das Handy aufs Bett zurück, als ich erstarrte. Mein Atem stockte. Meine Augen wurden riesig und plötzlich war ich hell wach. Hektisch tastete ich mich ab.
Ich war aufgewacht. Ich. Nicht Helen. Dann lachte ich hysterisch. Ich hatte mehr als einen Tag? Mehr als einen Tag, an dem ich ich sein durfte? Ich konnte mein Glück kaum fassen. Ich kreischte und hüpfte im Sitzen auf dem Bett. Freudig ließ ich mich zurück auf das Bett fallen. Heute war mein Glückstag.
Wieder klopfte es an der Tür. Ich sprang aus dem Bett.
»Ist alles in ... « Hörte ich Lucs abgedämpfte Stimme durch die Tür, als ich stürmisch diese auf riss und den immer noch gut aussehenden Restaurantbesitzer anstrahlte. Zu meinem Unmut war er nicht überrascht, dass ich die Tür aufgerissen hatte, weshalb ich ihn kurz mit schmalen Augen musterte.
Wie gestern auch stand er nur da und sah mich ohne jeglichen Ausdruck an. Die Augen gelangweilt. Der Mund gerade.
»Welcher Tag ist heute?«, fragte ich aufgeregt und konnte seine Antwort kaum abwarten.
»Freitag«, antwortet er unbekümmert über die ganze Situation. Ich fuchtelte mit meinen Händen durch die Luft.
»Das Datum!«, schrie ich ihn schon fast an.
»26.11.« Ich machte eine siegessichere Bewegung mit meinen Armen. YES! Es war wirklich nur ein Tag vergangen. Ich blickte überglücklich zu Luc hinauf. Dieser musterte mich kurz und ich war mir sicher den Anflug eines Lächelns zu erkennen, doch bevor ich es wirklich sehen konnte, machte er sich auf den Weg in die Küche.
»Ah ja, hast du ein Ladekabel?« Ich war ihm fröhlich hinterher stolziert.
»Ein Ladekabel? Wozu?« Luc war stehen geblieben und sah zu mir. Verwundert blickte ich zu ihm auf.
»Mein Handy. Es ist leer. Ich muss mich mit Ben treffen«, sagte ich perplex.
Er nickte sacht. »Warte hier«, womit er ins Wohnzimmer ging und mit einem Ladekabel wiederkam. Ich nahm es ihm ab und schloss das Handy im Gästezimmer an. Luc lehnte im Türrahmen und sah mich abwartend an. »Komm.« Er ging voran und ich folgte ihm zum Esstisch zwischen Küchen und Wohnzimmer.
Auf dem viel zu großen, dunklen massiven Holztisch stand bereits ein Korb mit verschiedenen Brötchen. Es waren zwei Teller gedeckt. Dabei lagen Buttermesser und ein Messer zum Brötchen aufschneiden. An einem Platz stand eine Tasse mit Kaffee. An dem Platz gegenüber standen eine Tasse und ein Glas. Auf dem Tisch rund um die beiden gedeckten Plätze lagen verschiedene Sachen zum Brötchen belegen. Es gab verschiedenen Aufstrich und geschnittenes Gemüse, welches hübsch auf einem Teller angerichtet wurde. Auf den Kaffeegeruch konnte ich zwar verzichten, aber die Brötchen rochen, als kämen sie frisch aus dem Backofen.
Ich formte meine Lippen zu einem erstaunten Ausdruck und meine Augen weiteten sich. Luc stellte sich an den Platz mit dem Kaffee. Er beugte sich etwas runter und lehnte sich mit beiden Armen auf die halbhohe Stuhllehne. Luc hatte sich bereits komplett rausgeputzt. Er trug die selbe Frisur wie gestern. Eine formelle Gel Frisur, die einen perfekten Scheitel aufwies, bei dem es keine Haarsträhne wagte aus der Reihe zu tanzen. Sein Anzug war beige braun, darunter ein weißes Hemd und eine dunkelbraune gestreifte Krawatte. Heute trug er keine Weste. Alles schmiegte sich perfekt an seinen Körper an.
»Orangensaft, Kaffee, Tee?«, unterbrach Luc wieder einmal meine Gedanken. Er hatte lässig den Kopf zur Seite gelegt.
»Wasser«, antwortete ich knapp, woraufhin Luc das Glas vor mir nahm und hinter die Küchenzeile ging
»Still?«
»Ne, mit Kohlensäure bitte.« Zu meiner Überraschung ging er zielstrebig zum Wasserhahn. Er betätigte einen Knopf oder etwas Ähnliches und öffnete den Wasserhahn. Das Glas mit klarem, sprudeligem Wasser stellte er an den Platz, an den ich mich scheinbar setzen sollte. Mein Bauch grummelte bei dem Anblick der vielen leckeren Sachen, weshalb ich mich schnell setzte.
Auch Luc nahm Platz und musterte mich, zurückgelehnt und mit verschränkten Armen. »Gut geschlafen?«
Ich nickte eifrig. »So gut wie noch nie.« Ich grinste ihn breit an. Wenn er wüsste, dass ich noch nie nach einem Tag wieder aufgewacht war. Ich konnte meine Freude nicht verbergen. Er gab ein amüsiertes Geräusch von sich.
»Wie spät ist es?« Ohne sich zu rühren wanderten seine Augen nach rechts oben. Dann sah er wieder mich an.
»Zwölf Uhr siebenundzwanzig«
»Hee?« Ich sah ihn verblüfft an. Wie hatte ich so lange schlafen können?
»Iss etwas. Ich muss bald los.« Ich nickte und nahm mir ein Brötchen. Zügig schnitt ich es auf und hinterließ ein Haufen Krümmel auf meinem Teller. Ich spürte bohrende Blicke auf mir und sah hoch. Luc sah mich verurteilend an. Ich lächelte zuckersüß und teilte das Brötchen, belegte es und aß von den Gurkenscheiben. Luc hingegen nippte nur an seinem Kaffee.
»Isst du nichts?«, fragte ich mit vollem Mund.
Er machte eine abwehrende Handbewegung und in seinen Augen lag ein gewisser Ekel, als er mich betrachtete. »Ich habe schon gegessen.« Und tatsächlich konnte ich ein paar winzige Krümmel auf dem Teller erkennen.
»Tzz.« Ich schnaubte verächtlich. Schnell trank ich das Wasser aus.
»Ich geh mich umziehen.« Noch mit vollem Mund ging ich in das Gästezimmer und zog mir die Sachen von gestern an. Den Rock zog ich besonders weit runter. Dann nahm ich die Sachen zusammen, die Luc mir gegeben hatte, legte sie auf den Sessel und machte das Bett so ordentlich wie möglich. Obwohl ich mir wirklich Mühe gab, sah das Bett nicht halb so ordentlich aus, wie vor meiner Benutzung.
Schnell nahm ich noch das Handy vom Strom und schaltete es ein. Ich hoffte, dass der Pin noch der Selbe war. Nach dem ersten Versuch entsperrt sich das Handy und ich wählte die Nummer von Ben. Wartend wackelte ich mit den Beinen.
»Ja, wer ... wer ist da?« Ben schien zu überlegen, ob er fragen sollte.
»Ich bin's.« Ich hörte Rascheln und dann Bens überraschten Tonfall. »Was?«
»Na? Hast du gehofft du bist mich los?«
»Jane ... wie?«
»Ich weiß nur, dass ich die Zeit genießen werden.«
»Aber was ist mit Helen?«
»Was weiß ich denn?«
»Okay, okay. Wo bist du?«
»Gute Frage.«
»Du weißt es nicht?«, fragte Ben etwas außer sich.
»Wo treffen wir uns ich komme dahin.«
»Jane ... Du ... « Es war einen Augenblick still. »Komm in das kleine Uni Café. Es ist direkt am Hauptcampus.«
»Okay, bis gleich.« Ich legte auf, machte mich fertig und ging zurück in die Küche.
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