Chapter 7 - Part 15
Hier das neue Kapitel.
CX - HAGRID'S TALE
Harish fühlte sich ohne Quidditch völlig tot. Das erste Mal, in dem er seit einem Jahr spielen konnte, und er wurde lebenslang gesperrt. Wie konnte das geschehen? Voldemort hatte gesagt, dass Harish keine Kontrolle über seine Gefühle hatte. Harish hatte ihm widersprochen. Er dachte, dass Umbridge gerade zu besessen danach war, sein Leben elendig zu machen.
Aber Voldemort würde sagen, dass er sich sein eigenes Grab geschaufelt habe, um dagegen zu protestieren, wie sie unterrichtete. Mit solchen Situationen sollte man - wie hatte er es formuliert? - vorsichtig umgehen. Für Voldemort bedeutete das, dass Harish etwas hinter ihrem Rücken unternehmen sollte, von dem niemand wusste. Wie beispielsweise eine geheime Organisation zu gründen.
Doch während er sich darüber beklagte, dass er kein Quidditch mehr spielen durfte, beschwerte sich Ron darüber, was für ein schrecklicher Spieler er war.
"Das ist das Schlimmste, was ich je in meinem Leben gefühlt habe", murmelte Ron mit verschränkten Armen.
In der Nähe rollte Dean mit den Augen und Neville war hin und her gerissen zwischen den Gefühlen, sich schuldig wegen seines ehemaligen Freundes zu fühlen und sich nicht darum zu kümmern.
"Nun", murmelte Seamus leise zu Ron. "Ich weiß etwas, das dich wieder aufmuntern wird."
"Ach ja?", fragte Ron skeptisch.
"Hagrid ist wieder da."
Ron sprang von seinem Platz auf und starrte aus dem Fenster. Tatsächlich schien ein Licht in der Hütte und Rauch stieg aus dem Schornstein auf.
Am nächsten Morgen rauschten die beiden Jungs über die Ländereien zu Hagrids Hütte. Ron klopfte an der Tür und von innen konnten sie einen Hund wild bellen hören.
"Hagrid, wir sind's!", rief Ron durch das Schlüsselloch.
"Hätt's wissen müssen!", sagte eine raue Stimme.
Der Riegel wurde zurückgeschoben, die Tür ging knarrend auf und Hagrids Kopf erschien im Spalt.
"Wir wären früher gekommen", sagte Ron und nahm seinen Blick von Fang, Hagrids Saurüden. "Aber -"
Er erblickte Hagrids Gesicht.
"Was ist mit dir passiert?", fragte er laut.
Als Hagrid sie hereinbat und sie aus dem Schatten der Hütte traten, konnten sie Hagrids Gesicht ein wenig deutlicher sehen. Hagrids Haare waren mit geronnenem Blut verfilzt und sein linkes Auge war nur noch ein geschwollener Schlitz inmitten einer Masse schwarzvioletter Blutergüsse. Er hatte viele Schnittwunden im Gesicht und an den Händen, von denen manche immer noch bluteten, und er bewegte sich so behutsam, dass Ron vermutete, er könne sich einige Rippen gebrochen haben.
"Is' nichts", sagte Hagrid und goss ihnen zwei Tassen Tee ein. "Wo ist Neville?"
"Er konnte nicht kommen", murmelte Seamus, während Ron protestierte. "Nun sag schon, was ist mit dir passiert?"
"Ich sag euch doch, mir geht's gut", grunzte Hagrid, richtete sich auf, drehte sich um und wollte sie breit anlächeln, zuckte dann aber zusammen. "Verdammt, is' gut, euch mal wiederzusehn - schönen Sommer gehabt?"
"Hagrid, du bist angegriffen worden!"
"Zum letzten Mal, 's is' nichts!"
"Würdest du auch sagen, es ist nichts, wenn einer von uns mit 'nem Pfund Hackfleisch als Gesicht auftauchen würde?", fragte Ron.
"Du solltest zu Madam Pomfrey gehen", sagte Seamus. "Sie könnte dich wieder aufpäppeln."
"Ich komm schon damit klar, okay?"
Hagrid ging hinüber zu dem riesigen Holztisch, der mitten in der Hütte stand, und zog ein Handtuch, das darauflag, beiseite. Darunter kam ein rohes, blutiges, grünstichiges Steak zum Vorschein, etwas größer als ein gewöhnlicher Autoreifen.
"Das willst du doch nicht etwa essen, Hagrid?", fragte Ron und beugte sich vor, um es näher in Augenschein zu nehmen. "Das sieht giftig aus."
"So soll's auch sein, 's is' Drachenfleisch", brummte Hagrid. "Un' ich hab's mir nicht zum Essen besorgt."
Er nahm das Steak in die Hand und klatschte es sich auf die linke Gesichtshälfte. Grünliches Blut tröpfelte ihm in den Bart, während er leise und zufrieden stöhnte.
"Is' schon besser. Hilft gegen's Brennen, versteht ihr."
"Wirst du uns jetzt erzählen, was mit dir passiert ist?", fragte Seamus ungeduldig.
"Kann nich, Seamus. Streng geheim. Werd mein' Job nicht riskieren und's euch erzählen."
"Haben die Riesen dich verprügelt, Hagrid?", drängte Ron.
Das Drachensteak entglitt Hagrids Fingern und rutschte ihm platschend auf die Brust.
"Riesen?", fragte Hagrid nach, fing das Steak auf, bevor es seinen Gürtel erreicht hatte, und klatschte es sich wieder aufs Gesicht. "Wer hat was von Riesen erzählt? Mit wem habt ihr gesproch'n? Wer hat euch gesagt, was ich - wer hat gesagt, ich sei - hä?"
"Wir haben's geraten", sagte Seamus.
"Oh, jaah, habt ihr, soso?", fragte Hagrid und fixierte sie streng mit dem Auge, das nicht hinter dem Steak verborgen war.
"Es war irgendwie ... offensichtlich", sagte Ron. Seamus nickte.
Hagrid blickte sie an und schnaubte dann.
"Hab noch nie Kinder wie euch gekannt, die so viel mehr wussten, als sie sollten", murmelte er.
"Un' das is' kein Kompliment nich. Neugierig, würden manche sagen. Tunichtgute."
Aber sein Bart zuckte.
"Also hast du nach den Riesen gesucht?", fragte Ron grinsend.
"Ja, von mir aus", grunzte er. "Hab ich."
"Und du hast sie gefunden?", fragte Seamus neugierig.
"Nun, sie sind nich so schwer zu finden, um ehrlich zu sein", antwortete Hagrid. "Ziemlich groß, verstehste."
"Wo sind sie?", fragte Ron.
"Berge", erklärte Hagrid knapp.
"Und die Muggel kommen ihnen nicht in die -?"
"Doch", informierte Hagrid sie finster. "Nur, wenn die ums Leben kommen, heißt's immer Bergunglück, oder?"
Er schob das Steak ein wenig zurecht, damit es die schlimmsten Blutergüsse bedeckte.
"Komm schon, Hagrid, erzähl uns, was du unternommen hast!", rief Ron aus. "Erzähl uns, wie die Riesen dich angegriffen haben, und wir werden dich nicht mehr belästigen."
"Na, von mir aus", sagte Hagrid mit resignierter Stimme. "Es ist ja nich so, dass ihr es nicht irgendwann sowieso herausfinden würdet."
Zur Stärkung nahm er einen Schluck Tee und sagte dann: "Also, wir sin' gleich aufgebrochen, als das Schuljahr zu Ende war -"
"Dann ist Madame Maxime also mit dir gegangen?", warf Ron ein.
"Ja, genau", antwortete Hagrid, und die paar Zentimeter Gesicht, die nicht von Bart oder grünem Steak verdeckt waren, nahmen einen sanfteren Ausdruck an. "Ja, war'n nur wir beide. Und ich kann euch sagen, die Olympe, der mach's nichts aus, wenn's hart auf hart kommt. Ihr wisst ja, sie is' 'ne elegante, gut angezogene Frau, und mir war klar, wo's hinging, und ich hab mich schon gefragt, wie's für sie wär, über Geröll zu klettern und in Höhlen zu schlafen und so, aber sie hat sich nich ein einziges Mal beschwert."
"Du wusstest, wo es hinging?", fragte Ron. "Du wusstest, wo die Riesen waren?"
"Na ja, Dumbledore wusste das und er hat's uns gesagt", sagte Hagrid.
"Haben die sich verborgen?", fragte Seamus. "Ist es ein Geheimnis, wo sie stecken?"
"Nich wirklich", sagte Hagrid und schüttelte seinen struppigen Kopf. "Es is' nur so, dass es die meisten Zauberern nicht groß schert, wo die sin', solang es nur weit genug weg ist. Aber da, wo die sin', da kommt man sehr schwer hin, Menschen jedenfalls, also brauchten wir Dumbledores Rat. Brauchten rund 'nen Monat, bis wir da waren -"
"Einen Monat?", fragte Ron, als hätte er noch nie von einer Reise gehört, die so lächerlich lange gedauert hatte. "Aber - warum konntet ihr nicht einfach einen Portschlüssel oder so nehmen?"
Ein merkwürdiger Ausdruck, fast so etwas wie Mitleid, trat in Hagrids nicht bedeckte Auge, mit dem er Ron nun anblinzelte.
"Wir wer'n beobachtet, Ron", sagte er unwirsch.
"Was meinst du damit?"
"Du verstehst das nicht", sagte Hagrid. "Das Ministerium hält 'n Auge auf Dumbledore und alle, von denen sie glauben, dass sie mit ihm verbündet sin', und -"
"Das wissen wir", sagte Seamus schnell, begierig darauf, den Rest der Geschichte zu hören. "Wir wissen, dass das Ministerium Dumbledore überwacht -"
"Also konntet ihr gar keine Magie benutzen, um dorthin zu kommen?", fragte Ron wie vom Donner gerührt. "Ihr musstet euch den ganzen Weg wie Muggel verhalten?"
"Na ja, eigentlich nicht den ganzen Weg. Wir musst'n nur vorsichtig sein, weil Olympe und ich, wir fallen 'n bisschen auf -"
Ron machte ein unterdrücktes Geräusch, halb Schnauben, halb Schniefen, und nahm hastig einen Schluck Tee.
"- also is' es nicht schwer, uns zu folgen. Wir haben so getan, wie wenn wir zusammen Ferien machen wollten, sind also rüber nach Frankreich und dann erst ma' in Richtung von der Schule von Olympe, weil wir wussten, dass jemand vom Ministerium uns beschattet. Wir mussten langsam machen, weil ich eigentlich gar nich zaubern darf und wir wussten, das Ministerium würd nach 'nem Grund suchen, uns einzubuchten. Aber wir haben's geschafft und haben den Trottel, der uns verfolgt hat, in der Nähe von Die-John abgehängt.
Danach ham wir's mit 'nem bisschen Magie probiert und ab dann war's gar keine schlechte Reise. Sind an der polnischen Grenze mit 'n paar verrückten Trollen zusammengeraten und ich hatt' 'ne kleine Meinungsverschiedenheit mit 'nem Vampir in 'ner Spelunke in Minsk, aber ansonst hätt's nich besser laufen können.
Und dann sin' wir dort angekommen und sin' die Berge hochgeklettert und haben nach denen Ausschau gehalten...
Die Magie mussten wir bleiben lassen, sobald wir in der Nähe von denen waren. Teilweise weil Dumbledore uns gewarnt hatte, dass Du-weißt-schon-wer auch den Riesen und so hinterher sein müsste. Er meinte, es wär ziemlich sicher, dass er denen schon 'nen Boten geschickt hat. Wir sollten ganz vorsichtig sein un' uns unauffällig verhalten, wenn wir denen näher kommen, falls schon welche von den Todessern in der Gegend wär'n."
Hagrid machte eine Pause und nahm einen ausgiebigen Schluck Tee.
"Erzähl weiter!", drängte Ron.
"Wir ham sie gefunden", sagte Hagrid trocken. "Eines Nachts sind wir übern Bergkamm und da war'n sie, hatten sich unten auf der anderen Seite breitgemacht. Da brannten kleine Feuer und's gab riesige Schatten ... 's war, wie wenn du zusiehst, dass sich Teile von den Bergen bewegen."
"Wie groß sind sie?", fragte Ron mit gedämpfter Stimme.
"Um die sechs Meter", antwortete Hagrid beiläufig. "Manche von den größeren vielleicht siebeneinhalb."
"Und wie viele waren es?", fragte Seamus.
"Ich schätz ma', um die siebzig bis achtzig."
"Das sind alle?"
"Jep", sagte Hagrid traurig, "achtzig sind noch übrig, und es waren 'ne Menge mehr, müss'n hundert verschiedene Stämme auf der ganzen Welt gewesen sein. Aber die sind schon seit 'ner Ewigkeit am Aussterb'n. Natürlich haben Zauberer 'n paar getötet, aber meistens haben sie sich gegenseitig umgebracht, und jetzt sterben sie noch schneller aus. Die sind nich dafür geschaffen, so zusammengepfercht zu leben. Dumbledore meint, das ist unsere Schuld, es war'n Zauberer, die sie gezwungen haben zu fliehen und in die Berge zu gehen, und sie hatten keine Wahl und mussten sich zu ihrem Schutz zusammenrotten."
"Ihr habt sie also gesehen, und was dann?"
"Nun, wir haben bis zum Morgen gewartet, wollten uns nich im Dunkeln an sie ranschleichen, zu unsrer eig'nen Sicherheit", fuhr Hagrid fort. "Gegen drei Uhr morgens sind sie eingeschlafen, grad da, wo sie saßen. Wir haben uns nich getraut zu schlafen. Zum einen wollten wir sichergehen, dass keiner von denen aufwacht und zu uns hochkommt, und zum anderen war das ein Geschnarche, das glaubst du nich. Hat gegen Morgen 'ne Lawine ausgelöst.
Jedenfalls, sobald's hell war, sind wir zu ihnen runtergestiegen."
"Einfach so?", fragte Ron mit fassungslosem Blick. "Ihr seid einfach so in dieses Lager von den Riesen reinspaziert?"
"Na ja, Dumbledore hat uns gesagt, wie wir's anstellen sollen", sagte Hagrid. "Dem Gurg Geschenke überreichen, ihm ein bisschen Respekt bezeugen, ihr wisst schon."
"Wem Geschenke überreichen?", krächzte Seamus.
"Oh, dem Gurg, das is' der Häuptling."
"Woher wusstest ihr, wer der Gurg war?", fragte Ron.
Hagrid grunzte amüsiert.
"Kein Problem", antwortete er. "Er war der Größte, der Hässlichste und der Faulste. Hockte da und hat sich von den anderen Futter bringen lassen. Tote Ziegen und so. Hieß Karkus. Ich hätt ihn so auf die sieben Meter geschätzt, und gewogen hat er wohl so viel wie 'n paar Elefantenbullen. Hatte 'ne Haut wie 'n Nashorn und alles."
"Und da seid ihr einfach so zu ihm hinspaziert?"
"Na ja ... erst mal runter zu ihm ins Tal, wo er lag. Die war'n in dieser Senke zwischen vier ziemlich hohen Bergen, wisst ihr, an 'nem Bergsee, und Karkus lag am See und hat die andern angebrüllt, sie sollen ihm und seiner Frau Futter bringen. Olympe und ich sin' den Berghang runter -"
"Aber haben die nicht versucht euch umzubringen, als sie euch sahen?", fragte Ron ungläubig.
"Ein paar von denen hat's sicher gejuckt", sagte Hagrid achselzuckend, "aber wir haben getan, was Dumbledore uns gesagt hat, nämlich unser Geschenk vor uns hochhalten un' immer nur den Gurg angucken und nich auf die anderen achten. Genau das haben wir gemacht. Un' die andern haben sich beruhigt un' ließen uns vorbei un' wir sin' bis direkt vor die Füße von Karkus gekommen un' haben uns verneigt un' das Geschenk vor ihn hingelegt."
"Was schenkt man einem Riesen denn so?", fragte Ron eifrig. "Was zu fressen?"
"Nee, das kann er sich ganz gut selbst besorgen. Wir haben ihm was zum Zaubern mitgebracht. Riesen finden Zaubern gut, bloß nich, wenn wir's gegen sie gebrauchen. Jedenfalls ham wir ihm an diesem ersten Tag 'nen Ableger vom Gubraith-Feuer geschenkt."
"Einen Ableger von was -?"
"Ewigem Feuer. Dumbledore hat ihn verzaubert, das kann nicht jeder Zauberer. Ich leg ihn also in den Schnee vor die Füße von Karkus und sag: 'Ein Geschenk für den Gurg der Riesen von Albus Dumbledore, der seine respektvollen Grüße sendet.'"
"Und was hat Karkus gesagt?", fragte Seamus nach.
"Nichts. Konnt kein Englisch."
"Du machst Witze!"
"War aber egal", sagte Hagrid unerschütterlich. "Dumbledore hat uns gewarnt, dass das passieren kann. Karkus hat so viel begriffen, dass er nach 'n paar Riesen rief, die unsre Sprache kannten, und die haben für uns übersetzt."
"Und hat ihm das Geschenk gefallen?", fragte Ron nach.
"Oh ja, sobald die kapiert hatten, was es war, brach die Hölle los", antwortete Hagrid, drehte sein Drachensteak um und drückte nun die kühlere Seite auf sein geschwollenes Auge. "Richtig gefreut ham die sich. Also hab ich gesagt: 'Albus Dumbledore bittet den Gurg, mit seinem Boten zu sprechen, wenn er morgen mit einem neuen Geschenk zurückkehrt."
"Warum konntest du nicht an diesem Tag mit ihm reden?", erkundigte sich Seamus.
"Dumbledore wollte, dass wir's sehr langsam angehen", erklärte Hagrid. "Sie sehen lassen, dass wir unsere Versprechen halten. Wir kehren morgen mit einem neuen Geschenk zurück, und dann kommen wir tatsächlich mit 'nem neuen Geschenk wieder - macht 'nen guten Eindruck, verstehst du? Außerdem ham sie mehr Zeit, das erste Geschenk auszuprobieren, und könn' sein, dass es was taugt, und dann werden sie scharf auf noch eins. Jedenfalls, bei Riesen wie Karkus is' es so - machst du zu viele Worte, dann bringen sie dich um, nur damit die Sache wieder einfacher wird. Wir sind also unter Verbeugungen wieder weg un' als wir am Morgen drauf wieder zurück sind, sitzt Karkus schon da und wartet auf uns, und ganz gespannt war er auch schon."
"Und ihr habt mit ihm gesprochen?"
"Oh ja. Erst ham wir ihm einen hübschen Schlachthelm geschenkt - koboldgearbeitet und unzerstörbar, müsst ihr wissen - und dann haben wir uns hingesetzt und mit ihm geredet."
"Was hat er gesagt?"
"Nicht viel", sagte Hagrid. "Hat meist zugehört. Aber die Zeichen war'n gut. Er hatte von Dumbledore gehört, nämlich dass er sich damals gegen die Tötung der letzten Riesen in Britannien ausgesprochen hat. Karkus hat sich, wie's aussah, ziemlich für das interessiert, was wir ihm von Dumbledore ausgerichtet haben. Und 'n paar von den andern, besonders die, die 'n bisschen Englisch konnten, haben sich um uns geschart und auch zugehört. Wir war'n ganz guter Dinge, als wir an diesem Tag weg sind. Versprachen, am nächsten Morgen mit noch 'nem Geschenk wiederzukommen.
Aber in dieser Nacht is' dann alles schiefgegangen."
"Was meinst du?", fragte Ron schnell.
"Nun, ich hab's gesagt, die leben von Natur aus eigentlich nich zusammen, diese Riesen", sagte Hagrid traurig. "Nich in so großen Gruppen. Die können einfach nich anders, die bringen sich alle paar Wochen halb um. Die Männer kämpfen gegeneinander und die Frauen kämpfen gegeneinander, die Überlebenden der alten Stämme bekämpfen einander, und dann komm' noch die Streitereien wegen Fressen oder den besten Feuerstellen oder Schlafplätzen dazu. Wenn du siehst, dass die ganze Rasse so ziemlich am Ende ist, könntest du meinen, die lassen ma' voneinander ab, aber ..."
Hagrid seufzte schwer.
"In dieser Nacht brach ein Kampf aus, wir haben's vom Eingang unserer Höhle gesehn, wo wir runter ins Tal geschaut haben. Ging stundenlang so, war 'n unglaublicher Lärm. Und als die Sonne aufging, war der Schnee scharlachrot und sein Kopf lag auf'm Grund vom See."
"Wessen Kopf?", fragte Seamus.
"Der von Karkus", antwortete Hagrid schwerfällig. "Es gab 'nen neuen Gurg, Golgomath." Er seufzte tief. "Na ja, wir hatten nich mit 'nem neuen Gurg gerechnet, zwei Tage nachdem wir gut Freund mit Karkus geworden war'n, und wir hatten das komische Gefühl, Golgomath würd nicht so scharf drauf sein, uns zuzuhören, aber wir mussten's versuchen."
"Ihr seid hingegangen, um mit ihm zu reden?", fragte Ron ungläubig. "Nachdem ihr zugesehen habt, wie er 'nem anderen Riesen den Kopf abgerissen hat?"
"Natürlich", sagte Hagrid. "Wir haben doch nich den ganzen Weg gemacht, um dann nach zwei Tagen aufzugeben! Wir sin' runter, mit dem nächsten Geschenk, das wir eigentlich Karkus geben wollten.
Aber ich hatte noch nich mal den Mund aufgemacht, da wusste ich schon, es wird nichts draus. Wie wir näher kamen, saß er da mit dem Helm von Karkus auf und hat uns schief angeguckt. Er is' fett, einer der Dicksten da. Schwarze Haare und passende Zähne und 'n Halsband aus Knochen. 'n paar Menschenknochen drunter, wie's aussah. Na ja, ich hab's eben mal versucht - hielt ihm 'ne große Rolle Drachenhaut hin und sagte: 'Ein Geschenk für den Gurg der Riesen -' Und kaum dass ich mich's versah, hing ich schon an den Füßen kopfüber in der Luft, zwei von seinen Kumpels hatten mich gepackt."
"Wie bist du da rausgekommen?"
"Wär ich nich, wenn Olympe nicht dabei gewesen wär", antwortete Hagrid. "Sie hat ihren Zauberstab rausgeholt und hat 'n paar Zauber losgelassen, so schnell, das hab ich noch kaum gesehn. War fabelhaft, verdammt noch mal. Hat den beiden, die mich festhielten, Konjunktivitis-Flüche direkt in die Augen geschossen und die haben mich gleich fallen lassen - aber jetzt hatten wir richtig Ärger, weil wir Magie gegen sie eingesetzt hatten, und das können die Riesen an den Zauberern nun ma' überhaupt nicht leiden. Wir mussten abhauen und's war klar, wir hatten keine Chance mehr, zurück ins Lager zu kommen."
"Verflixt, Hagrid", sagte Ron leise.
"Und weshalb hast du so lange nach Hause gebraucht, wenn du nur drei Tage dort warst?", fragte Seamus.
"Wir sind doch nich nach drei Tagen schon wieder abgehauen!", entgegnete Hagrid empört. "Dumbledore hat sich auf uns verlassen!"
"Aber du hast doch eben gesagt, ihr hattet keine Chance mehr, ins Lager zurückzukommen!"
"Nich bei Tageslicht, nein, das nich. Wir mussten nur 'n wenig umdenken. Haben 'n paar Tage unauffällig in der Höhle verbracht und sie beobachtet. Und was wir sah'n, war nich gut."
"Hat er noch mehr Köpfe abgerissen?"
"Nein", antwortete Hagrid. "Ich wünschte, er hätt's."
"Was soll das heißen?"
"Soll heißen, wir haben bald herausgefunden, dass er nich gegen alle Zauberer was hatte - nur gegen uns."
"Todesser?", fragte Ron.
"Jep", erklärte Hagrid düster. "Zwei von denen haben ihn jeden Tag besucht, brachten Geschenke für den Gurg, und die jedenfalls hat er nich kopfüber aufgehängt."
"Woher wusstet ihr, dass es Todesser waren?", wunderte sich Seamus.
"Weil ich einen von denen erkannt hab", knurrte Hagrid. "Macnair, wisst ihr noch? Der Kerl, den sie geschickt haben, um Seidenschnabel zu töten? Ist 'n Wahnsinniger. Tötet genauso gern wie Golgomath; kein Wunder, dass die so gut miteinander auskamen."
"Also hat Macnair die Riesen überredet, sich Du-weißt-schon-wem anzuschließen?"
"Nich so schnell mit den Hippogreifen, ich bin noch nicht fertig mit der Geschichte!", sagte Hagrid entrüstet. Dafür, dass er ihnen zunächst gar nichts hatte sagen wollen, genoss er es jetzt offensichtlich sehr, zu erzählen. "Olympe und ich ham's besprochen und wir war'n uns einig; nur weil der Gurg anschein'd Du-weißt-schon-wen besser fand, hieß das noch nich, dass es alle von denen taten. Wir mussten versuchen, 'n paar von den andern zu überzeugen, die Golgomath nicht als Gurg gewollt hatten."
"Wie konntet ihr die von den anderen unterscheiden?", fragte Ron.
"Na, das war'n einfach die, die zu Brei gehauen wurden, nicht wahr? Und die mit 'nem bisschen Verstand sind Golgomath aus'm Weg gegangen und haben sich in den Höhlen um die Senke versteckt, genau wie wir. Also sin' wir nachts herum gegangen und ham geschaut, ob wir 'n paar von denen überzeugen können."
"Habt ihr welche überredet, sich uns anzuschließen?", fragte Seamus.
"An einem Punkt hatten wir sechs oder sieben, die uns helfen wollten."
"An einem Punkt?", fragte Ron.
"Golgomaths Leute haben die Höhlen überfallen. Die Überlebenden wollten danach nichts mehr mit uns zu tun haben."
"Also ... also kommen gar keine Riesen?", fragte Ron enttäuscht.
"Nein", seufzte Hagrid, während er sein Steak wieder umdrehte und die kühlere Seite auf sein Gesicht legte, "aber wir haben getan, was wir tun wollten, wir haben Dumbledores Botschaft überbracht, und ich denk, manche von denen, die's gehört haben, werden sich dran erinnern. Wer weiß, vielleicht ziehen die, die nich bei Golgomath bleiben wollen, fort aus den Bergen, und möglicherweise erinnern sie sich ja, dass Dumbledore freundlich zu ihnen war ... könnt sein, dass sie kommen..."
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