49 - Ein Tanz im Dunkeln und das danach
She doesn't know - MBP
Der Track wechselte und es wurde ein neuer angespielt.
Ich hielt nicht inne, sondern bewegte mich weiter. Vielleicht jetzt etwas langsam und graziler. Aber ich wollte unter keinen Umständen stoppen und die Wirkung dieser Shots vollkommen auskosten.
Die hochgewachsene breite Gestalt wartete kurz - dann floss er immer näher kommend in meinen Bewegungen mit ein, indem er mit mir zu tanzen anfing. Ohne nach einen von meinen Händen zu greifen, passte sich sein Körper meinen Bewegungen an.
Wir schwebten um einander herum, die von ihm aufgewirbelte Luft und der feine Nebel strichen dabei über meinen Körper als würden Finger hauchzart über meine Haut streichen.
Er wusste ganz genau, wie er sich anzupassen hatte und wie er es auch schaffte, dass ich mich ihm anpasste. Ich war von dieser Taktik vollkommen eingenommen, da es alles ohne Berührungen geschah und ohne, dass er mich anfasste.
Doch diese Taktik schien er mit einem Mal fallen zu lassen.
Es fing damit an, dass er sich in meiner nächsten Drehung hinter mir befand und seine Hände an den Seiten meines Körpers herunterglitten. Langsam und so, als würden sie sich voller Bewusstsein meine äußeren Umrisse merken wollen.
Seine Hüften und meine Hüften bewegten weiter im Takt. Ich spürte das, als sich sein Oberkörper an meinen Rücken heranschob und wir zusammen zu verschmelzen schienen. Eins wurden. Ich fand es immer wieder atemberaubend wie intim Tanzen sein konnte.
Weiche, warme Lippen strichen seitlich an meinem Hals entlang, heiße Schauer durchschossen mein Inneres und wollten einfach nicht stoppen. Seine Wärme drang tief in meine Zellen ein, sein harter Körper presste sich noch dichter an mich heran und Hände legten sich auf meinen Bauch.
Ich hatte keine Ahnung mehr, wo oben und unten war, so sehr war ich in dem Rausch dieser undefinierbaren Gefühle gefangen.
Ich fing sogar an, ebenfalls die Kontrolle übernehmen zu wollen.
Geschmeidig drehte ich mich in seinen Armen um und legte meine Hände auf seinen deutlich trainierten Oberkörper. Jeder seiner Muskeln waren hart und angespannt. Als ich meine rechte Hand bewegte und sie weiter nach oben zu seinen Schultern führte, zuckte er unter meinen Berührungen leicht zusammen, was nur eine Bestätigung für mich war, dass er alles genauso intensiv fühlen musste wie ich.
Ich schloss den kleinen Abstand zwischen uns und lehnte mich der Länge nach an seinen Körper. Seine Arme hielten mich, während ich mich nach oben streckte.
Aus welchen Gründen auch immer wollte ich ihn küssen, wollte wissen, ob derjenige vielleicht sogar der gleiche Küsser war wie das letztes Mal. Oder ob er ähnlich küsste - oder vielleicht sogar noch besser.
Himmel was dachte ich hier eigentlich? Ich erkannte mich selbst nicht wieder.
Der Unbekannte schien zu erahnen, was ich vorhatte und beugte sich einladend zu mir herunter. Erst war es sein warmer Atem, der über meinen Mund strich, dann spürte ich seine Lippen weich und kostend auf meinen. Forschend bewegten sie sich und ich tat es ihm nach. Ich merkte, wie seine Zunge um Einlass bat und ich erlaubte es ihm. Unser Kuss vertiefte sich eingehend, seine Hände verfestigten ihren Griff und ich musste wegen dieser Intensität und dieser aufgeladenen Spannung zwischen uns nach Luft schnappen.
Und da erhaschte ich kurz seinen Duft - der mir nicht unbekannt vorkam. Im Gegenteil, ich kannte diesen Duft!
Doch leider erkannte ich ihn nicht, da sich mir dieser Duft sogleich wieder entzog. Lag wahrscheinlich an dem bewusst gewählten Raumgeruch um uns herum. So richtig wusste ich es auch nicht - nur, dass es mich tierisch ärgerte.
Die Antwort lag mir auf der Zunge und ich war zu dämlich, um sie auszusprechen.
Und in einer Sache war ich mir auch unsicher - ob es der gleiche Unbekannte vor mir ist wie beim letzten Mal im Club. Ich konnte es einfach so schwer sagen.
Allerdings traf mich die Erkenntnis, dass mich tatsächlich jemand geküsst hatte, den ich kannte, sehr.
Geschockt hielt ich die Luft an - was ihn dazu verlasste, seinen Kopf von mir wegzuziehen und obwohl es dunkel war, wusste ich, dass er genauso eingehend zu mir herunterschaute, wie ich zu ihm hochschaute.
Hatte die Person vor mir geplant, mich zu küssen? War es blanker Zufall? Und falls es doch ein Plan gewesen ist - wie hatte mich die Person im Auge behalten und mich überhaupt erkennen können?
Das schien mir unmöglich!
Mir blieb der Mund offen stehen und wollte auch nicht zugehen, als er offentsichtlich vor mir stehen bleiben wollte, selbst als die Laser um uns herum allmählich wieder sichtbar wurden und das Ende der Dark Hour einleiteten.
Auch das war anders als beim letzten Mal - ich wurde dieses Mal nicht allein gelassen.
Gerade hatte ich mich genug gefasst, um zu handeln und endlich dahinterzukommen, wer er verdammt nochmal ist, da riss mich jemand aus seinen Armen und von ihm weg.
Es war so ungesehen aus dem nichts, dass ich mich nichtmal wehren konnte, zumal ich von Minute zu Minute wackliger auf meinen Beinen wurde dank des Alkohols und vermutlich des Schocks.
"Riley, du musst unbedingt mitkommen, ich finde deinen Bruder nicht mehr", schrie mir die Person ins Ohr, es war eine weibliche hysterische Stimme und endlich kam ich auch dazu, mich loszureißen.
"Ich bin nicht Riley und ich habe auch keinen Bruder", brüllte ich zurück.
Und überhaupt, warum riss mich einfach so jemand random von irgendjemandem weg? Woher will denn die Person wissen, dass ausgerechnet ich irgendeine Riley bin?
Wütend und enttäuscht wartete ich erst gar nicht darauf, was das Mädchen sagen würde, sondern erkämpfte mir den Weg zurück in die Menge, zurück zu ihm - und Überraschung, er war nicht mehr da oder hatte Unterschlupf zwischen den anderen Schatten gefunden.
Scheisse.
Verdammter Mist.
Was für ein Glück hatte ich denn bitte und konnte dieser Abend überhaupt noch chaotischer werden?
Grimmig und weil mir langsam etwas übel wurde, zog ich mich von der Tanzfläche zurück. Ich hatte keine Ahnung, wie ich die anderen finden sollte, geschweige, wo sie wieder mal waren. Wahrscheinlich ging es ihnen mit mir ähnlich, denn irgendwie war ich ja mit die einzige, die regelmäßig der Gruppe abhanden kam.
Ich peilte die Bar an und beschloss, dass etwas Wasser zu meiner Ernüchterung beitragen könnte, doch nachdem ich das Glas ausgetrunken und wieder auf der Theke abgestellt hatte, bereute ich die Entschiedung. Mir wurde mit der kalten Flüssigkeit im Magen nur noch übler. Ich hatte das Gefühl, in der nebeligen Luft um mich herum kaum noch atmen zu können.
Oh nein, ich wollte jetzt unter gar keinen Umständen hier allein die Grätsche machen.
Im schlimmsten Fall fand mich jemand, rief den Notarzt an, das wurde dann weitergeleitet an die Geschäftsleitung des Clubs und bingo, Ian würde herausfinden, dass ich mich hier befand. Was nicht schlimm wäre, aber dieser würde bestimmt besorgt meinen Vater kontaktieren und dann konnte ich mich warm anziehen.
Dem Instinkt folgend suchte ich mir einen Weg aus dem Clubbereich, eilte den langen Flur entlang und bekam kaum noch mit, wie ich die Treppenstufen nach oben eilte. Ich schob mich zwischen den Leuten am Eingang nach draußen in die frische Luft, währendessen saugten meine Lungen gierig alles auf und endlich verschwand diese Enge um meine Brust.
Meine Übelkeit jedoch legte sich nicht.
Erschöpft lehnte ich mich etwas weiter vom Clubeingang an eine Hauswand an und genoss die Stille, die mich umgab. Auch wenn Brokenville nicht die kleinste Stadt ist, so fuhren nachts nicht mehr in jeder Ecke viele Autos. Auch hier schien das so zu sein, dass kein wirklicher Verkehr mehr unterwegs war. Ich hörte nur leise Wortfetzen am Clubeingang und das Fahren von Autos in der Ferne.
Nach ein paar Minuten wurde ich dann etwas ratlos.
Super, jetzt stand ich hier draußen und nun? Niemand wusste, wo ich war. Ich zog mein Handy hervor, nur um begeistert festzustellen, dass der Akku leer war. Verdammter Mist. War ja sowas von klar, dass das Handy streiken würde.
Ein kühler Luftzug strich mir um die Beine und fröstelnd rieb ich mir meine Arme. Klasse. Nichtmal eine Jacke hatte ich mit und wie der letzte Depp auf den nächsten Bus wartend, stand ich hier nun draußen.
Allein.
Ich vermisste Tate.
Früher wäre das nie passiert, es hätte definitiv einer den anderen verfolgt, wenn dieser so fluchtartig irgendwo hineilte.
Und nun?
Seit diesen neuen Leuten war alles anders.
Ich fühlte mich allein und nicht mehr so aufgehoben, wie es sonst der Fall gewesen ist, wenn ich weggewesen bin.
Wahrscheinlich wusste nichtmal irgendwer, dass ich hier draußen stand oder hatte überhaupt bemerkt, dass ich verschwunden bin.
Sauer kickte ich einen kleinen Stein von mir weg.
"Iva?"
Eine mir bekannte Stimme ließ mich vor Schreck zusammenzucken. Langsam wandte ich mich zu dieser hin und blickte in das Gesicht von Gregor. Gregor von der Uni in Brokenville, einer der Bekannten von Easton.
Gregor blieb stehen, anscheinend ist er vom Clubeingang zu mir herübergelaufen. Seine roten Haare waren glatt an seinem Kopf angegelt, wodurch sein Gesicht mehr zum Vorschein kam. Es war kantig und hatte erstaunlich messerscharfe Züge. Hätte ich gar nicht vermutet. Das Lächeln, das er mir schenkte, war genauso sanft wie beim letzten Mal.
Wunderbar, jetzt war ich erstmal nicht mehr so allein.
"Ich habe dich gerade aus dem Club herauskommen sehen. Du bist so gerannt. Ist denn alles okay bei dir?" Er legte den Kopf schief und musterte mich prüfend von oben bis unten, dabei blieben seine Augen eindeutig zu lange an meinen nackten Beinen hängen.
Ich glaube, wenn es ein nächstes Mal Club gibt, wird es kein Kleid mehr werden.
Er schaute wieder hoch in mein Gesicht, der Blick offen und sichtlich interessiert an meiner Antwort.
"Ähm klar... es ist alles okay", erwiderte ich, klang aber selbst für mich nicht sehr überzeugend. Man, diese verdammte Übelkeit... Mein Magen drehte sich immer mehr. "Ich wollte nur mal... frische Luft schnappen."
Sooo, zur Erlösung habe ich mich entschieden, heute doch noch ein Kapitel hochzuladen. Aber ist der Cut nicht mindestens genauso fies?😅🙈
Wer hätte gedacht, dass Iva auf Gregor treffen würde?
Ach und die wichtigste Frage: Mit wem hat sie da getanzt? Denkt ihr, es war die gleiche Person wie beim letzten Mal?❤️
Ach und der Wunsch nach einer Lesenacht kam mir jetzt mehrmals zu Ohren... könnte ich gern mal machen. Würde wohl eher ein Freitagabend werden und wahrscheinlich spontan kommen, da ich in meinem Leben nicht so gut planen kann wegen der Arbeit und alles. Im Schnitt würde ich wahrscheinlich drei Kapitel im Abstand von jeweils einer Stunde einen Abend hochladen. Wenn es so weit ist, würde ich eine Notiz unter dem nächsten Update machen... vielleicht ist es sogar schon an diesem Freitag möglich, ich muss mal schauen 🤗
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