43 - Ernst genommene Worte
Der Rest der Woche verging wie im Flug.
Ich hatte mich auch diese Woche dagegen entschieden, Mittwochabend in den Club zu gehen. Ich wollte mich nach dem Unfall am letzten Wochenende lieber nicht vorausgaben, außerdem war mein Vater immer noch Zuhause und ich war sowieso total müde.
Die Gründe hierfür waren die Arbeit... und leider auch Easton.
Mir ging der Montagnachmittag einfach nicht aus dem Kopf, zusammengepaart mit den Erinnerungen an unserer ersten Begegnung.
Easton hatte mir am Dienstag wie versprochen meinen Plan mit den Vorlesungen und Seminaren geschickt und sogar noch gefragt, wie es mir und der Wunde ginge. Mir wäre beinahe vor Überraschung das Handy aus der Hand gefallen. Ich antwortete natürlich darauf und fragte auch, wie es ihm ginge und wann er sein Auto wieder hätte. Er meinte, er würde es heute aus der Werkstatt holen und es würde ihm so wie mir ganz gut gehen. Darauf schrieb ich dieses Mal nichts, da mir nichts einfiel und ich mich ihm sowieso erst recht nicht aufdrängen wollte.
Also kämpfte ich mich stattdessen durch meinen Alltag und ging zu der Vorlesung am Donnerstag allein, da ich ihn nicht fragen wollte, ob er auch da ist. Außerdem hatte er seine Begleitung ebenfalls nicht angeboten. Einerseits war es gut zu wissen, dass er mir mal was allein zutraute, andererseits war es doch irgendwie... komisch.
Trotzdem war die Vorlesung immerhin schön.
Danach hatte mich Tate wieder abgeholt und mir erzählt, dass er Mittwochabend erneut mit Venice, Charon, Easton und auch dieser Adriana im Club gewesen wäre.
Das Grummeln in meinem Magen verschlimmerte sich daraufhin nur. Ich hatte das Gefühl, als hätte ich ein rieisges Wollknäuel verschluckt.
Am Freitag begleitete mich mein Dad zum Arzt, wo mir die paar Fäden gezogen wurden. Die Wunde ist gut verheilt und die Narbe zum Glück nur ganz blass. Zur Feier des Tages und weil er so glücklich darüber war, dass ich vielleicht bald an der Uni meinen Weg gehen konnte, fuhren Dad und ich nach Brokenville und gingen gemeinsam beim Griechen essen. Es war ein toller Abend und ich merkte wieder einmal, dass mir seine Anwesenheit öfter fehlte, als ich es eigentlich gedacht hatte.
Den Samstag verbrachte ich mit Tate und den Sonntag nochmals mit meinem Vater, ehe er dann Montagmorgen erneut nach New York flog und mich die Woche bis Sonntag allein lassen würde.
Montag hatte ich wieder eine Vorlesung. Ich war ganz froh, dass ich meine Schichten auf der Ranch bisher gut tauschen konnte, um daran teilnehmen zu können. In der Uni traf ich auf Beck, der mich kurz begrüßte und mir viel Spaß wünschte. Aber auch an diesem Tag, ich hatte mir leider den Kopf ziemlich verrenkt, war Easton nirgendwo zu sehen.
Ehe ich mich versah, war es Mittwochabend und eine Nachricht ploppte auf meinem Handy auf, das ich gerade eben aus der Hand legen wollte.
Charon: Na Giftzwerg. Wieder munter und gesund? Bist du heute dabei? Könnte dich abholen
Unwillkürlich musste ich schmunzeln. Charon war auch so jemand, der gerne sein eigenes Ding machte, um sich dann aus dem Nichts zu melden und so weiter zu machen, als wären keine Pause zwischen den Begegnungen gewesen.
Aber ich mochte das an ihm und um ehrlich zusein, hatte ich heute tatsächlich mal Lust, wieder auszugehen. Die Umstände waren perfekt und ich wusste, dass Tate heute auch gehen würde. Er hatte sonch die ganzen letzten Tage heißersehnt darauf gewartet, dass ich zusage und wir zusammen wieder feiern gehen können.
Mein Dad war nicht da und morgen hatte ich erst nachmittags eine Schicht auf der Ranch. Hieß, ich konnte wunderbar ausschlafen.
Alles sprach dafür - alles, außer eine Sache. Nagut, eher zwei Personen.
Easton und Adriana.
Bestimmt waren sie heute auch dabei.
Nur musste ich mich denn ständig an die orientieren? Reichte schon, dass ich letztes Mal die Flucht ergriffen hatte, was total untypisch für mich war.
Dieses Mal nicht.
Ich musste damit klar kommen und basta. Es würde schon nicht schief gehen, warum auch. Und nach dem Autorennen am vorletzten Wochenende hatte ich ja gesehen, dass ich auch mit Charon gut auskam.
So könnte ich auch schauen, ob er wirklich den Abend bei mir bleiben würde und ihn genauso ganz belanglos und ohne weitere Verpflichtungen kennenlernen, wie er es ebenfalls im Sinn hat.
Also schrieb ich ihm zurück und wir machten beide aus, dass er mich in einer Stunde abholen würde.
Tate sagte ich auch Bescheid, dass sich heute mitbei bin und er flippte im Chat halb aus.
Danach drehte ich mir laut Musik auf und machte mich in bester Laune fertig. Ich entschied mich dieses Mal für ein süßes Sommerkleid. Es war weiß, niedlich geschnitten und vereinzelt waren kleine blaue filigrane Blumen auf dem Stoff verteilt.
Bald würde der Spätsommer enden und dann könnte ich das eh nicht mehr anziehen. Außerdem war ich etwas auf Charons Reaktion gespannt.
Meine blonden Haare ließ ich heute auf und in den Wellen fallen, wie sie wollten. Im Flur angekommen, klingelte es auch schon.
Perfektes Timing.
Schnell schlüpfte ich in meine Schuhe, stopfte mein Handy in die kleine Handtasche, schnappte mir meinen Schlüssel und zog die Tür auf.
Charons durchdringende blaue Augen blieben ohne große Umschweife gleich an meinem Kleid und meinen gebräunten Beinen hängen. Dann zuckten sie wieder zu mir hoch, ein schiefes Grinsen schmückte seine Lippen und er strich sich seine widerspenstigen Locken aus dem Gesicht. "Ach da wurden meine Worte wohl ernst genommen", spielte er sogleich auf mein Kleid an.
Meine Haut prickelte bei seiner tiefen Stimme und ich freute mich echt auf einen spannenden Abend. Lachend verdrehte ich die Augen. "Hi Charon", begrüßte ich ihn und ging nicht weiter auf seinen Kommentar ein. "Danke fürs Abholen."
Er machte eine wegwerfende Handbegung. "Ach kein Ding. Komm, fahren wir los. Die anderen sind auch gleich da."
Ich schloss die Tür noch hinter mir ab, während Charon offenbar mein Haus genauer unter die Lupe nahm. "Sag mal ist dein Dad etwa schon um die Zeit schlafen gegangen?", fragte er verwundert.
Eine berechtigte Frage, das ganze Haus lag in der allmählich duster werdenden Dämmerung im Dunkeln.
Ich wandte mich zu ihm und schüttelte den Kopf. "Nee. Der ist nur wieder auf dem Weg nach New York."
"Nach New York?", fragte er interessiert. Mir fiel genauestens das Funkeln in seinen Augen auf, als er im Stillen registrierte, dass ich allein Zuhause war. Dieser Schlingel. Meine Mundwinkel zuckten. Seine Direktheit war sehr erfrischend. "Arbeitet er etwa dort?"
"Naja, kann man schon so sagen. Er spielt in eine Eishockeyteam und seine Mannschaft hat ihren Sitz eben in New York", erklärte ich ihm, als wir auf sein Auto zugingen.
Erstaunt zog er die Augenbrauen hoch. "Krass. Spielst du auch Eishockey? Ach was frage ich eigentlich, du fährst ja Trecker und betreust lieber Ponys. Und Kühe."
Ich boxte ihm in die Seite. "Hey! War klar, dass du mich gleich wieder aufziehen musst"
Er beugte sich dicht zu mir herüber, begleitet von seinem angenehmen Duft. "Wäre doch langweilig, wenn nicht oder?" Kurz betrachtete er meine Lippen, dann lächelte er still in sich hinein und wanderte ohne meine Antwort abzuwarten, zu seiner Fahrertür. "Dann mal Einsteigen."
Ich löste mich aus meiner Starre und die bis eben unbewusst angestaute Luft entwich meiner Lunge.
Puh, ich musste diesen Abend echt aufpassen, mich nicht zu irgendetwas verleiten zu lassen. Beziehungsweise es nicht wieder so schnell angehen zu lassne. Ich kannte mich dafür einfach zu gut. Charon und dann vielleicht mein möglicher Alkoholpegel, zusammen in einem Club und dann noch diese Dark Hour... Verdammt. Das könnte kritisch werden.
Soooo... zum Wochenende wieder ein neues Kapitel - und jetzt kommt Einiges in den nächsten Kapiteln auf euch zugerollt 😏 ich bin schon sehr gespannt, was ihr davon haltet.
Jedenfalls ist Charon auch wieder am Start, einige von euch hatten ihn ja bereits vermisst. Keine Sorge, ich habe ihn nicht vergessen 😌
Ich tüftel währendessen weiter an den letzten Kapiteln des Buches herum. Ist gar nicht so einfach, da ich will, dass die Geschichte gut und schön zu lesen wird und vorallem logisch ist. Nicht nur von der Handlung, sondern auch von den Gefühlen der Charaktere. Da stecke ich gerade fest. Nur gut, dass ich bereits schon bis da einige Kapitel vorgeschrieben habe. So bleibt mir noch ein bisschen Zeit zum Ausarbeiten und ihr bekommt weiterhin regelmäßig Updates.
Habt einen schönen Samstag und vielleicht schaffe ich es, dass morgen noch was online kommt.❤️
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro