37 - ... und vor uns eine unvorhergesehene Linkskurve
Ich boffte nur, dass Eatson nicht auf die Falle hereinfallen würde...
Moment, machte ich mir etwa um diesen arroganten Typen Sorgen?
Pah.
Und schon war ich wieder zurück im Rennen, das Gaspedal erneut flach gedrückt, meine Finger umschlossen das Lenkrad so fest, dass meine Fingerknöchel weiß hervortraten.
Auf der geraden Strecke gab ich dem Auto alles, was es an PS besitzte, doch Easton war einfach verdammt hartnäckig – und gut.
Mühelos glitt sein Sportwagen weiterhin neben Tates Turboflitzer her und wir näherten uns auch schon der nächsten Kurve. Ich schaffte es mit ihm gleich aufzubleiben und auch in der nächsten Kurve waren wir immer noch Kopf an Kopf.
Allmähich wurden meine Hände schwitzig, weil ich ganz genau wusste, wie schwierig und vorallem gefährlich es nun werden würde.
Die Doppelkurve näherte sich und ich ließ mich aus Instinkt hineinrollen, wodurch ich etwas an Geschwindikeit verlor. Die kurze Gerade, die seltsamerweise breit genug für drei Autos war, schaffte neben mir Platz.
Und da ich den Rückspiegel und Seitenspiegel nicht im Auge behalten hatte, nutzte es einer der Gegner hinter uns gekonnt aus. Ein pechschwarzer Wagen drängte sich neben meinen und bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, tauchte auch schon die höllische Linkskurve vor uns auf.
Ich riss meine Augen vor Panik auf, da ich wusste, dass der Fahrer neben mir viel zu schnell war, um die Kurve zu schaffen und ich war zu schnell, um zu bremsen – und das gleiche würde auch bei Easton sein.
Trotz allem trat ich mit voller Wucht auf die Bremse, was aber zu spät war.
Der Fahrer neben mir erkannte seinen Fehler erst, als er nach links gelenkt hatte und wohl bemerkte, dass er das nicht schaffen würde.
Sein Auto brach hinten nach links aus, driftete seitlich und gab meinem Bug einen Schubser, sodass ich schief nach rechts zu Easton gedrückt wurde. Dieser trat nun ebenfalls fest auf die Bremse, doch auch sein Auto presste sich fest gegen meines.
Ich hörte zu beiden Seiten das hässliche Knacken von eingedrücktem Metall, sowie das ohrenbetäubende Quietschen der Reifen und bei drei Autos machte das einen Lärm wie ein startendes Jet.
Mein Herz klopfte mir bis zum Hals, ich wusste nicht, wann ich zuletzt geblinzelt oder geatmet hatte, als die Bande und Reifen immer näher kamen.
Verdammt, verdammt, verdammt!
Bitte, betete ich innerlich. Bitte, lass mich nur in den Reifen landen. Ich widerholte das noch so oft, wie es nur in drei Sekundne ging, da spürte ich auch schon den Aufprall. Reifen flogen um mich herum, ich wurde nach vorn geschleudert und als nächstes pustete sich der Airbag in mein Gesicht.
Na wenigstens funktionierte der noch, kam es mir in den Sinn, als das Auto endlich zum Stehen kam.
Benommen strich ich mir die feuchten Haare aus dem Gesicht und hustete kurz von dem Staub. Meine Finger ertasteten etwas nasses und warmes. Mit einer üblem Vorahnung hielt ich sie mir in mein Gesichtsfeld und stöhnte laut auf.
Auch das noch.
Eine Platzwunde hatte mir gerade noch gefehlt – aber immerhin nur eine Platzwunde.
Dieser Gedanke regte mich dazu an, aus meiner Schockstarre zu erwachen und mich aus dem Auto zu befreien, was alles andere als einfach war. Ich öffnte die ziemlich eingedrückte Tür mit aller Kraft und zwängte mich von meinem Fahrersitz. Mit wackeligen Beinen trat ich nach draußen in die Staubwolke – und prallte mit voller Wucht mit jemanden zusammen.
Und das auch noch so heftig, dass ich nach hinten taumelte und mich gerade noch am Auto abfangen konnte.
Das war der Moment, in dem puckernde Kopfschmerzen einsetzten. Ich verzog das Gesicht und wedelte mir frische Luft zu.
Zwei Hände zogen mich vom Auto zurück und da ich so wenig Körperspannung besaß, knallte ich mit voller Wucht gegen einen breiten harten Oberkörper. Ein vertrauter Duft stieg mir in meine Nase – und ließ mich inne halten.
So benommen ich auch war, das veranlasste mich dazu, zwei Schritte von ihm wegzugehen.
Das Grün in seinen Augen und der Ausdruck auf seinem markanten Gesicht wirkte zum allerersten Mal weder höhnisch, noch arrogant oder spöttisch.
Nein, ausnahmsweise besorgt.
Premiere.
„Scheisse, Iva. Du blutest wie ein Schwein", kam es von Easton und geschockt strich er mir meine schon wieder ins Gesicht hängenden Haare zurück. Seine Finger waren warm und... rau, vorsichtig glitten sie über meine rechte Wange hinab.
Die Berührung raubte mir für eine kurze Zeit den Atem und ich konnte nichts machen, außer in dieses schöne Grün zu schauen, das besorgt meine Stirn und meine rechte Wange ins Visier nahm.
Doch dann fiel mir ein, was ich hier bitte zuließ – und sicherlich würde Adriana gleich auftauchen. Ich wollte seine Hände von mir schlagen, doch ich fühlte mich für solche schnellen Bewegungen plötzlich sehr benommen.
Verdammt, mein Vater wird mir den Kopf abreißen, wenn er erfuhr, wie es zu meiner Kopfverletzung kam. Hoffentlich hatte ich keine inneren Blutungen.
„Jetzt lass doch mal", wies mich Easton scharf an und wehrte meine Hände ab, die ihn erneut von mir wegstoßen wollten. „Ich will dir doch nur helfen!"
Keine Ahnung, warum sich dieses Ventil nun öffnete, aber es öffnete sich eben. Jetzt und genau in dieser Situation. „Studierst du etwa auch noch Medizin?! Ich brauche keine Hilfe von jemanden, der es eh nur tut, weil er nicht schlecht vor seinem und meinem Vater da stehen möchte! Also lass mich gefälligst in Ruhe und kümmere dich besser um den Idioten, der den Unfall verursacht hat!", blaffte ich ihn an. „Dem geht's bestimmt schlimmer als mir!" Erneut versuchte ich einen schwachen Abwehrversuch, doch er umschloss meine Hände mit seinen. Sie waren groß und stark und ließen meine fast vollständig in seinen verschwinden.
Ich schluckte.
Erst weiteten sich seine Augen, dann wurde das Grün immer heller und heller. Es war, als würde dort ein grünes Feuer vor sich hinbrennen. Oh man, er wirkte nun so richtig richtig wütend. „Ist das dein scheiss Ernst?! Das glaubst du also von mir in so einer Lage?!" Er zog mich zu sich heran und ich sah, dass auch er ein paar Kratzer und Schrammen auf seinem Gesicht abbekommen hatte. Allerdings hatten sie fast wieder aufgehört zu bluten.
Mein Herz wummerte gegen meinen Brustkorb und irgendwie auch gegen seinen Brustkorb, da sich meine Brust an seine drückte.
Ein Kribbeln machte sich dort breit und heiße Schauer durchfuhren meinen ganzen Körper.
Du verräterischer Körper, das ist kein guter Zeitpunkt, um sich jetzt nach mehr Berührung zu sehnen! Das ist bei dem Kerl sowieso gar keine gute Idee!
Verärgert über mich selbst starrte ich mindestens genauso zornig wie er zurück. „Und das soll ich dir jetzt aufeinmal abkaufen ja?"
Er schnappte erzürnt nach Luft, sein Gesicht kam meinem immer näher. Gefährlich nahe. So nah, dass nur noch zehn Zentimeter Luftlinie zwischen uns war.
Mein Mund wurde trocken.
„Du bist einfach nur unglaublich", knurrte er, seine Augen hatte er zu zwei schmale Schlitze verrengt.
Ich tat es ihm nach, während ich meinen Kopf in den Nacken legte. „Ich weiß", zischte ich zurück. Sehr einfallsreich – Ironie ließ grüßen – doch meine Antwort brachte ihn trotzdem noch weiter auf die Palme.
Einer seiner Muskeln zuckte an seinem Kiefer und da ich so dumm war, sahen meine Augen nicht gleich wieder in seine, sondern blieben auf dem Weg nach oben auch noch an seinen Lippen hängen.
Die Anspannung stieg und ich wusste gar nicht mehr, woher ich noch Sauerstoff kriegen sollte.
Schnell blickte ich wieder hoch und unsere Augen verhakten sich ineinander. Ich weiß nicht, ob ich es mir einbildete, doch ich hatte die Vermutung, dass sie bei ihm weniger zu schmalen Schlitzen verzogen waren als noch vor ein paar Sekunden.
Dicht aneinandergepresst standen wir da, seine Hände umklammerten immer noch meine, Brust an Brust übertrug sich die Körperwärme zum jeweils anderen und der Abstand zwischen unseren Gesichtern blieb bei den wenigen Zenitimetern.
Das war doch verrückt.
Diese Erkenntnis schien auch er zu bekommen.
Fast gleichzeitig ließ er meine Hände frei, während ich nochmals hektisch und leicht schwankend einen Schritt von ihm wegtrat.
Seine Brust hob und senkte sich nicht mehr so gleichmäßig und ich wusste nicht ganz, ob es noch wegen seiner Wut war – oder ob er genauso wie ich spürte, dass etwas Undefinierbares zwischen uns lag, das anscheinend nicht nur mir komplett die Nerven raubte.
Eine Gänsehaut überzog meinen Körper.
Etwas warmes lief an meiner rechten Wange herunter. Auch Easton bemerkte es. Seine Augen weiteten sich nochmal und schneller, als ich gucken konnte, zog er seine Lederjacke aus, schmiss sie zur Seite und zog sich sein Shirt über den Kopf.
Wow, war das einzige was ich dachte.
Das ging ja schnell – und schon wieder dachte ich versaut.
Erst recht bei diesem gut gebauten, gebräunten Oberkörper. Meine Herren, der war ja ein Adonis durch und durch-
Iva!
Seufzend wollte ich mir aus Gewohnheit über das Gesicht fahren, da wurde meine Hand zur Seite geschoben und Stoff versperrte mir die Sicht auf meinem rechten Auge. Ausnahmsweise ließ ich es endlich zu, dass er mir half. Vielleicht aber auch, weil meine Knie immer weicher wurden.
Nur am Rande nahm ich wahr, dass nun endlich auch andere Menschen an dem Unfallort eintrafen und sich zwischen uns und dem schwarzen Wagen, der mit der Schnauze die Leitplanke knutschte, aufteilten.
Ich hörte meinen Namen, doch so richtig bekam ich alles gar nicht mit. Ich fiel zwar nicht in Ohnmacht, aber so richtig Teilnehmer am Geschehen war ich auch nicht.
Ich merkte nur, dass Easton den weichen Stoff weiter gegen die blutende Stelle presste und mich mit einem Arm stützte und dass auf der anderen Seite Tate zu mir herantrat und besorgt auf mich einredete, alles andere zog irgendwie an mir vorbei...
Sooo ich habe das Update doch noch geschafft. Wie viele vermutet haben, war nicht nur das Rennen im Vordergrund... was haltet ihr vom Kapitel und von der Stimmung zwischen Easton und Iva?❤️
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