30 - Der Plan mit dem persönlichen Mechaniker
Samstag.
Von Easton kam bisher noch keine weitere Rückmeldung - aber Hauptsache ich sollte mich so schnell wie möglich melden. Vielleicht wollte ich auch gern eine Rückmeldung haben?
Aber mein Stolz war zu groß, um ihm jetzt nochmal zu schreiben. Lieber brachte ich ihn vor meinem Vater ins schlechte Licht. Denn bestimmt wird er nachfragen, ob Easton mich bereits bei dem Programm angemeldet hatte. Und wenn ich dann sagte, er hatte sich noch nichtmal gemeldet, dann war der nette Easton nicht mehr so nett.
Ein Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus und erstarb bei meinem nächsten Gedanken gleich wieder.
Aber es wäre sehr schade, denn ich würde echt gern bei diesem Programm mitmachen. Ich hätte dann endlich das Gefühl in meinem Leben voranzukommen.
Tief in meinen Gedanken und wilden Zukunftsvisionen versunken, arbeitete ich am Vormittag auf der Ranch und ruhte mich am Nachmittag aus, ehe mich mein Vater dann abends zu Tate nach Hause fuhr.
Er hatte darauf bestanden, mich zu fahren. Wahrscheinlich wollte er sichergehen, dass ich unterwegs nicht noch einen Abstecher machte. In seinen Augen war ich bei Tate sicher aufgehoben, was " keine Dummheiten machen" betraf.
Wie falsch er da doch lag.
Tate war mindestens genauso gerissen wie ich und ich bin ehrlich erstaunt, dass mein Dad davon noch nichts geschnallt hat. Aber man musste ja auch sagen, dass Tate bisher eben gegenüber meinen Vater auch so brav und bodenständig herüberkam.
Nun gut, ich würde die letzte sein, die meinem Vater davon erzählte, dass Tate und ich nicht nur gemütlich in irgendwelchen Diners saßen und Filmabende veranstalteten. Nur weil meine Freundesgruppe nicht so groß war wie seine früher, hieß das noch lange nicht, dass wir nicht genauso riskant und mit viel Eifer an der Sache unterwegs waren.
Aber in dieser Hinsicht kann er uns natürlich schön weiter unterschätzen.
Tief in mich hineinlächelnd winkte ich ihm hinterher und betrachtete kurz, wie die Rückleuchten seines Wagens immer kleiner wurden. Dann drehte ich mich geschwind um und lief dank meines Nachmittagsschläfchens energiegeladen zu Tates Wohnhaus.
Der Werkstattplatz lag im Dunklen, doch eines der Tore unter dem großen Wohnhaus stand noch offen und schwaches Licht fiel auf den Asphalt.
Das wird bestimmt Tate sein, dachte ich mir. Sicherlich schraubte er an seinem Auto noch die letzten Sachen zurecht, bevor wir in das große Rennen starten würden. Ohne weiter nachzudenken, lief ich also in die Werkstatt und wie erwartet stand dort Tates Auto. Ich hörte das Klimpern von Metall, als würde jemand gerade etwas in einen Werkzeugkasten zurückpacken.
Mit einem Lächeln und einem schnelleren Schritt ging ich um das Auto herum, denn irgendwie konnte ich es gar nicht abwarten, Tate endlich wiederzusehen - um gleich darauf in meiner Bewegung inne zu halten.
Ein schwarzer Schopf kam statt blonden Haaren in Sicht und als dieser jemand auch noch den Kopf hob und mich anschaute, wäre ich gern gleich wieder umgekehrt.
Es war niemand anderes als Charon.
"Was machst du denn hier?", entfuhr es mir so gleich.
Seine Augenbrauen zuckten in die Höhe. "Ganz zufällig arbeite ich hier? Aber hallo Giftzwerg. Lange nicht mehr gesehen", er schenkte mir sein üblich freches Lächeln.
"Wie oft soll ich noch sagen, dass du mich nicht so nennen sollst", sagte ich und verschränkte die Arme vor meiner Brust. "Und hör mir mit Arbeiten auf. So lange arbeitet hier sonst eigentlich niemand."
"Ja eigentlich", kam es gleich von ihm zurück und er lehnte sich an Tates Auto an, als würde ihm die Karre gehören.
Meine Augen wurden schmal, während ich ihn von oben bis unten ins Visier nahm.
Heute trug er keinen Overall, sondern eine schwarze Arbeitshose und darüber ein blaues Tanktop. Natürlich war der Stoff nicht mehr makellos und mit allerlei Dreck beschmiert - und trotzdem wirkte er deswegen kein bisschen ungepflegt oder etwa unattraktiv.
Im Gegenteil.
Der blaue Stoff passte perfekt zu seinen Augen und ich brauchte gar nicht erwähnen, dass mir wieder seine Armmuskeln auffielen. Vom Körperbau her schienen Easton und er sich sehr zu ähneln. Nur das eben Charons Haare immer um einiges wilder als Eastons aussahen. Auch heute wellten und lockten sie sich und ruhten sich beinahe schon auf seiner Stirn aus.
Ich räusperte mich, um ich aus meiner Starrerei und den Vergleichen zwischen diesen beiden frevelhaften Kerlen herauszubefördern. "Und was heißt jetzt eigentlich? Weiß Tate davon, dass du hier an seinem Auto herumschraubst?"
Charon lächelte mich selbstüberzeugt an. "Und ob er das weiß. Er hat mich sogar darum gebeten, dass ich mir sein Auto mal anschaue."
"Tate hat dich darum gebeten?", wiederholte ich ungläubig. Das war selten, dass er jemanden anderes an sein Baby heranließ. Aber dann fiel mir ein, wie begeistert Tate von Charons handwerklichem Können ist und dass er strahlend von dessen aufgeputzter Karre erzählt hatte.
"Ja", erwiderte Charon und verschränkte jetzt ebenfalls die Arme vor seiner Brust. "Tate hat mich darum gebeten. Ob du es glaubst oder nicht, aber ich kann nicht nur Trecker reparieren."
"Tatsächlich glaube ich dir das", gab ich etwas schroff zurück.
Es ärgerte mich sehr, dass er immer noch hier war. Ich war auf einen Abend mit Tate ausgewesen. Nicht damit, dass mir Charon wieder vorher einige Nerven rauben würde. Ich brauchte meine Nerven heute für andere Sachen.
Außerdem kam mir unser Gespräch von letztes Mal in den Sinn. Dass ich ihm ehrlich gefallen würde. Und nicht zu vergessen das Angebot, dass wir ja mal gemeinsam in den Club gehen könnten.
Ein angenehmes flaues Gefühl breitete sich in meiner Magengegend aus. Hatte er das wirklich ernst gemeint?
Ich schaute ihn nochmal prüfend von der Seite aus an, was er natürlich sofort bemerkte.
Fragend legte er den Kopf leicht schief und runzelte die Stirn. "Ist was?"
"Nein", entgegenete ich schlicht.
Das stimmte ihn nur noch misstrauischer.
In diesen Moment tauchte aber endlich mein bester Freund auf. Schon umgezogen in Jeans und weißem Shirt zog er sich im Gehen seine etwas dickere Collegejacke an. Als er mich sah, erhellte sich augenblicklich sein Gesicht. "Ach Iva, da bist du ja!" Er kam zu mir herüber und nahm mich in seine starken Arme, löste sich von mir und wuschelte mir auf gewohnte Weise durch das Haar.
Lachend versuchte ich seine Hände abzuwehren. "Nicht doch, die waren heute wieder ein ordentliches Stück Arbeit."
"Ach die legen sich schon wieder im Fahrtwind", meinte Tate unbekümmert, dann drehte er sich zu Charon um, sein Arm lag noch immer auf meiner Schulter. "Und ob du es glaubst oder nicht, du hast heute sogar einen persönlichen Mechaniker mit an Bord."
Persönlichen Mechaniker?
"Meinst du dich selbst oder was?", fragte ich glucksend.
Tate winkte grinsend ab. "Neee. Charon hat die letzten Tage mitbekommen, wie begeistert ich von seinem Auto bin und mir darauf angeboten, dass ich heute mit seinem Wagen fahren kann - und ihr beide würdet mit meinem Auto fahren."
Mein Mund wurde trocken.
Bitte was?
Tate wartete meine Reaktion gar nicht weiter ab, sondern klopfte mir sanft auf die Schulter. "Ich bin gespannt, wer das Rennen heute macht. Seid ihr bereit?" Wie ein wuseliger Terrier, der sich auf das Gassi gehen freute, schlich er um mich herum und nahm Charon einen Autoschlüssel ab, den dieser ihm hingehalten hatte.
"Und jetzt lasst uns nicht weiter herumstehen, auf gehts ins Rennen!" Und schon lief er fröhlich pfeifend aus der Werkstatt heraus auf den dunklen Hof.
Erstarrt blieb ich an Ort und Stelle stehen.
So hatte ich mir den Abend aber nicht vorgestellt. Erstmal soll ich etwa die meiste Zeit heute mit Charon verbringen oder was? Zusammen in Tates Auto? Vorallem, hatten wir nicht vorgehabt, noch was Essen zu gehen?
Was ist denn mit dem heutigen Plan bitte passiert?
Mein verwirrter Blick streifte Charon.
Dieser grinste mich nun auf die langsam gewohnte verruchte Art und Weise an. "Na dann Giftzwerg. Nach dir."
Nuuun einige hatten mit ihren Vermutungen recht 😏aber es kommt noch mehr bzw passiert noch mehr... schlagt gerne wieder eure Vermutungen vor, ich bin gespannt inwiefern diese übereinstimmen :)
Ich habe heute nochmal was gepostet, da ich nicht weiß, wann ich die nächsten Tage was hochladen kann... wenn es schlecht läuft, dann erst wieder am Wochenende. Meine Woche ist ziemlich voll. Habt noch einen schönen Abend ❤️
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro