24 - Aufklärung und Klarstellung
"Sehr gern", betonte er die Wörter gewissenhaft und ließ mich spüren, dass er sich auf keinen Fall von mir unterbuttern ließ. Ihn regte meine Art und Weise wohl auch auf. "Beruflich gesehen habe ich die Pflicht, nur über zwanzigjährige Personen in den Clubbereich zu führen, den du kennengelernst hast. Das war der ausdrückliche Wunsch von meinem Vater."
Ich hob einen Mundwinkel an. "Klingt, als hättest du einen Fehler gemacht."
"Ohja. Das habe ich", gab er zu meiner Überraschung zu und lehnte sich an den Kleiderschrank an. "Aber nicht nur ich. Charon wohl auch. Wo wir zu der Frage kommen, wie du denn eigentlich in den Club hereingekommen bist."
"Vielleicht ein zwanzigjähriger Freund, dessen Begleitung ich war? Als Mitarbeiter und Sohn des Geschäftsführers müsste man die Regeln doch wohl kennen." Ich war mächtig stolz über mein zurückgewonnenes Selbstbewusstsein.
"Oh ich kenne die Regeln nur zu gut und nun werde ich diesen Türsteher, der euch durchgelassen hat, wohl ausfindig machen müssen."
Ich runzelte die Stirn. "Wieso denn das?"
"Mhm, lass mich überlegen." Er stieß sich vom Schrank ab und kam auf mich zugeschlendert. Ich wich nicht zurück. Mein Herz trommelte in einem unregelmäßigen Rhythmus, als Easton dicht vor mir zum Stehen kam. "Ich weiß, dass dein Freund - Tate - nicht zwanzig ist. Und so durfte keiner von euch beiden eigentlich den Club betreten."
Woher wusste er, dass Tate dieser Freund war? Ich machte mir eine Notiz in meinem Hinterkopf. Diese Frage würde ich ihm demnächst noch stellen - oder aber Charon und Venice hatten ihm das gezwitschert.
Ich lächelte. "Tja. Aber ist doch alles gut gegangen. Und wo ist nun das Problem?"
"Ich mag es nicht, wenn man gegen Regeln verstößt", erklärte er und seine Augen formten sich zu zwei schmale Schlitze. "Jedenfalls was diese Regeln angehen. Sie wurden nicht ohne Grund aufgestellt. Und Ausweise fälschen sich auch nicht von allein."
"Und was willst du jetzt machen?"
Er beugte sich zu mir herunter und ich spürte seinen warmen Atem über meine Haut streichen. Eine Gänsehaut überzog meinen Körper. Hoffentlich bemerkte er es nicht. Er nahm nur meine Augen ins Visier, nichts anderes. Nicht so wie Charon, der gerne mal zu den Lippen abschweifte. Easton hingegen wirkte höchst kontrolliert. Er machte seinem Versprechen alle Ehre. "Nichts."
"Nichts?", wiederholte ich etwas heiser.
"Nichts", bestätigte er und entfernte sich von mir, um wieder zu seinem Schreibtisch zu gehen. "Es ist eben nur ein Problem für mich."
"Verstehe", sagte ich missmutig. "Und was ist mit dem anderen Problem?"
Er setzte sich auf seinen Schreibtischstuhl und nahm das eben gerade herausgesuchte Blatt in die Hand. "Das andere Problem ist, dass wir uns in gewisser Weise etwas Nahe gekommen sind und wenn ich von alldem gewusst hätte, wäre das sicherlich nicht passiert. Aber das war wohl auch mein Fehler."
"Dein Fehler?", fing ich seine Worte auf. Ein verblüfftes Lachen entfuhr mir. "Und was meinst du von alldem?"
"Damit meine ich zum Beispiel dein Alter. Nicht alle, aber die meisten sind so wie du und deswegen mache ich aus eigenen Erfahrungen einen Bogen darum. Ist irgendwie ein sehr anstrengendes Alter."
Ein weiteres Lachen kämpfte sich meine Kehle hinauf. "Ich bitte dich. Du bist doch auch nicht viel älter-"
"Nun ja. So vier Jahre sind schon ein Unterschied in manchen Fällen."
Vier? Meinte mein Vater nicht, er wäre 21 oder 22? Offenbar ist er wohl doch 23.
Ich ging nicht darauf ein, sondern suchte mir den nächsten Punkt. "Und ein Jahr ältere als mich führst du dann in deinen Clubbereich und tanzt widerum mit denen so wie du es mit mir gemacht hast? Das ist doch lächerlich."
"Wer sagt, dass ich mit jedem tanze?", schoss er scharf zurück und ließ mein Lachen sofort verstummen.
Diese Information kam... überaschend.
"Und selbst wenn ich es tun würde, heißt das noch gar nichts. Meine Aufgabe ist es, ausgewählte Kunden von dem Club meines Vaters in den Bereich zu führen, sie einzuweisen und das wars. Dann geht alles wieder von vorn los und nebenbei überwache ich, dass auch nichts schief geht."
"Also ärgerst du dich selbst darüber, dass du deiner Aufgabe nicht nachgekommen bist? Das wären dann aber schon drei Probleme", thriumphierte ich über meine Erkenntnis.
Wieder blitzte kurz Anerkennung in seinen Augen auf. "Sehr gut aufgepasst", stimmte er mir grimmig zu.
Ein Lächeln machte sich auf meinen Lippen breit.
Er bemerkte es und rollte mit den Augen. "Das ändert jedoch nichts an den anderen zwei Problemen. Beosnders nicht an dem, was ich dir wegen dem Alter gesagt habe."
"Heißt?", sagte ich schnippisch.
"Das heißt, dass ich dir keine falschen Hoffnungen machen möchte-"
"Wer sagt denn, dass ich mir welche gemacht hätte?"
Er lächelte mich vielsagend an. "Wie du meinst... Iva. Dann haben wir ja nun klare Verhältnisse geschaffen. Die Vorgeschichte ist vergessen. Ich helfe dir an meiner Uni angenommen zu werden und du hältst dich an die Regeln." Er schrieb etwas auf die obere Ecke und hielt mir das ausgeheftete Blatt dann entgegen.
Mit schmalen Augen starrte ich das Blatt an. Dann machte ich einen Schritt nach vorn und nahm es mir.
"Das ist ein Inofzettel für Schnupperkurse. Wenn du alle Kurse mitmachst, ist die Chance erhöhter, dass du an der Uni angenommen wirst. Die sehen dann, wie ernst es dir ist. Außerdem kannst du dir dann auch sicher sein, welchen Studiengang du belegen möchtest und ob es auch der richtige ist." Er stand auf und ging an mir vorbei zu seinem Schrank, um dort ein weißes Shirt hervorzuholen. "Ich habe dir meine Nummer aufgeschrieben. Melde dich, bei was du teilnehmen willst. Dann kann ich dich anmelden."
"Ich kann mich auch selbst anmelden", brummte ich.
Easton ging hinüber zu seinem Bett und legte dort die Sachen ab. "Gern - wenn du dann eine von über 300 Bewerbern auf dieses Angebot sein möchstest. Gibt übrigens nur 40 Plätze. Also mit etwas Glück wärst du dann dabei." Er zog sich in einer fließenden Bewegung das graue nasse Shirt über den Kopf und gab mir den Blick auf seinen gebräunten muskulösen Rücken preis.
Meine Güte. Mein Mund wurde etwas trocken.
Doch schnell wurde mir der Anblick von dem weißen Stoff des neuen Shirts verwehrt. Er drehte sich danach zu mir um. "Und? Möchtest du das?"
Was möchte ich?
Kurz etwas irritiert starrte ich zu ihm herüber, bis mir wieder einfiel, was er eigentlich von mir wollte. "Nein. Ich werde mich melden", antwortete ich zähneknirschend.
Mein Vater wird mich sonst noch umbringen.
"Gut." Easton ging zu der Garderobe und angelte nach seiner Lederjacke. Er warf einen Blick zu mir, ehe er zu seiner Zimmertür ging und sie wieder aufmachte. Mit der Hand auf der Innentürklinke, blieb er dort stehen.
War wohl eine stumme Aufforderung, sein Zimmer zu verlassen.
Ohne einen weiteren Kommentar rauschte ich an ihm vorbei.
Was ein arroganter Dreckskerl.
Auf dem Flur angekommen, ertönte nochmal seine Stimme.
"Ach und Iva?"
Mit viel Selbstbeherrschung, nicht gleich loszusprinten und seine schönen Augen mit diesem überheblichen Ausruck auszukratzen, drehte ich mich zu ihm um. "Ja bitte?"
"Wenn du heute Abend wieder versuchst in Begleitung von Tate oder einem anderen unter zwanzigjährigem Früchtchen in unseren Club hereinzukommen, bekommt ihr Hausverbot. Alles klar? Ich spiel nicht für alle den Babysitter in der Hütte."
Ich schnaubte. "Keine Sorge. Mich wirst du da sowieso erstmal nicht mehr sehen. Ich habe anderes zutun."
"Du meinst auf deinen Dad zu warten, bis er dich wieder nach Hause bringt oder was?"
Musste er mich denn noch erbärmlicher hinstellen?
"Nein, ich meinte auszuschlafen, um morgen früh um fünf Uhr halbwegs den Weg zur Ranch zu finden", zischte ich. "Ich wünsche noch einen schönen Abend." Damit machte ich mich vom Acker und lief ohne eine Reaktion von ihm abzuwarten, die Treppe herunter.
Jaaaa, richtig viele von euch lagen goldrichtig mit ihren Vermutungen. Ich habe euch deswegen auch nicht geantwortet, um nicht zu spoilern. Hoffe, das Kapitel hat euch gefallen ❤️😊
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