2 - Entdeckt
Marshmellow, Khalid - Numb (ALOK Remix)
Die Musik gefiel mir sofort, als wir den Raum betraten - wobei Raum auch untertrieben war.
Es war ein riesige Fläche, die in unterschiedliche Abschnitte eingeteilt war. Vor uns erstreckte sich ein riesiger Tanzbereich, der schon von begeisterten Menschen belagert wurde. In der Ferne sichtete ich ein DJ-Pult und aufeinmal aufsteigender Nebel hüllte den DJ in ein gespenstisches Licht.
Der Bass hämmerte auf meine Brust ein, worauf ich mich schon automatisch etwas zum Beat bewegte.
"Nein, nein, nein", Tate zog mich von der Tanzfläche weg, weiter in den hinteren Bereich. Hier gab es mehrere Sitzmöglichkeiten und Nischen, edel gehalten und alles strahlte in verschiedene Blautöne vor sich hin.
Meine Augen zuckten zu den zwei Bars, den quatschenden und feiernden Menschen und musterten das fröhliche Grinsen der Barkeepers, während sie einen Drink nach dem anderen zubereiteten.
Begeistert drehte ich mich zu Tate. "Hier gefällt es mir."
Doch dieser schien schon etwas anderes als mein übermütiges Lächeln im Visier zu haben. Ich folgte seinem Blick und stoppte bei einem Mädchen mit kurzen, lockigen hellbraunem Haar. Sie stand nicht allzu weit entfernt und lehnte an der Bar, die sich etwas weiter rechts als die andere befand.
Sie trug einen roten Minirock und ein schwarzes enges Überteil. Ihre Körperhaltung schien sehr lässig und feminin zugleich. Trotz allem wirkte sie etwas gelangweilt von der Umgebung. Das verriet mir schon die Art, wie sie mit ihrem Strohhalm immer wieder die Flüssigkeit in ihrem Glas umherrührte.
Na ich bin ja gespannt, ob er mit ihr heute wirklich Spaß hat. Aber Tate wäre ja nicht Tate, wenn er keine Stimmung verbreiten würde.
Zugegeben, heute wäre mir eher nach einem Abend mit uns zwei gewesen, aber ich konnte natürlich auch auf ihn Rücksicht nehmen.
"Ach, verstehe", ich klopfte ihm auf die Schulter und lenkte seine Aufmerksamkeit nun wieder zu mir, wobei seine Augen gleich wieder zu ihr rutschten.
Immerhin kurz.
"Jaa...", meinte er gedehnt.
"So schnell hast du noch nie jemanden gleich als Fang des Abends ausgemacht. Das ist ein neuer Rekord", schrie ich ihm ins Ohr, sodass er mich überhaupt verstehen konnte.
Seine Antwort war ein breites Grinsen - und prompt wurde ich schon zu der Bar mit der Brünetten hingezogen. Relativ schnell konnten wir unsere Getränke bestellen und während Tate damit beschäftigt war, Blickkontakt mit ihr herzustellen, ließ ich meinen Blick derweil erneut durch die Umgebung schweifen.
Doch ich war irgendwie nicht so schnell wie Tate.
Mir fiel erstmal niemand besonders auf. Ich drehte mich zu Tate, der sich schon bereits erfolgreich mit seiner neuen Bekanntschaft unterhielt.
Guuut. Dann musste ich mir wohl eine andere Beschäftigung suchen, wenn ich nicht weiter hilflos neben den beiden herumstehen wollte. Und hilflos war ich erst recht nicht.
Nach ein paar weiteren Minuten nippte ich den Rest meines Getränkes aus, stellte das Glas im Weggehen auf der Theke ab und bedeutete Tate mit einem schnellen Antippen, dass ich auf die Tanzfläche gehen würde.
Er nickte mir lächelnd zu, widmete sich jedoch gleich wieder ihr. Allerdings drehte er sich mit seinem Körper nun so, dass er die Tanzfläche und somit auch mich im Auge behalten konnte.
Nun gut. Innerlich rieb ich mir die Hände.
Die Voraussetzungen schienen sehr gut für einen tollen Abend. Zwar ohne Tate, aber mit guter Musik und grandioser Location.
Meine Augen beobachteten das Treiben um mich herum und fingen so manche Blicke auf, doch bisher hat mich niemand gereizt. Oder ich war bisher noch nicht so in der Stimmung, um gleich wie Tate loszulegen.
Also begab ich mich erstmal allein auf die Tanzfläche und verlor mich tatsächlich sofort in den Takten der Musik. Eine kleine Gruppe an Mädchen nahm mich in ihrem Kreis durch Zufall auf und gemeinsam tanzten wir uns die Seele aus dem Leib.
Doch gleichzeitig versuchte ich alles weiterhin zu überwachen - und als ich mich ein weiteres Mal um meine Achse drehte, riss mich diesmal wirklich jemand in den Bann. So sehr, dass ich fast zum Stillstand kam und vergaß, mich weiter zu bewegen.
Dieser jemand befand sich ebenfalls auf der Tanzfläche und bahnte sich langsam und sehr gemächlich einen Weg durch die Menge, dabei ruhten die Augen immer mal wieder hier und dort. Als wäre auch er auf der Suche nach ... nach was auch immer. So richtig konnte ich gar nicht einschätzen, ob er jetzt der Typ war, der nur Spaß auf der Tanzfläche wollte oder den Abend weiter ausdehnen wollen würde und einen mit einem gerissenen Lächeln zu sich nach Hause lockte.
Denn wie ein braver männlicher Partygänger sah er keinesfalls aus.
Die Haarspitzen wellten und lockten sich leicht und fielen ihm auf eine attraktive Art in das Gesicht, das im Licht ebenmäßig und kantig geformt wirkte. Dunkle Augenbrauen, die ihm dank ihrer Form einen verwegenen Gesichtsausdruck verliehen und eine etwas vollere Unterlippe, fielen mir als nächste markante Punkte an ihm auf.
Er war groß, breitschulterig, aber kein Schrank. Athletisch, trainiert. Das beschrieb ihn gut. Passend zu seinem eh schon düsteren Aussehen trug er ein dunkles Shirt und eine schwarze, an den Knien löchrige Jeans. Als er näher kam, erkannte ich, dass sich um sein rechtes Handgelenk zwei schmale lederähnliche Armbänder schmiegten. Ebenfalls schien er etwas wie eine filigrane Kette um seinen Hals zu tragen.
Grinsend ließ ich das Gesamtbild auf mich wirken.
Also er - er versprach keine Langeweile. Eine Neugierde erwachte in mir und leider stellte ich fest, dass nicht nur ich an ihm interessiert zu sein schien. Auch die Mädchen aus meinem Kreis vergaßen ihre Tanzeinheiten und schraubten sich etwas herunter, drehten ebenfalls ihre Köpfe zu ihm.
Ich schluckte und biss mir auf die Unterlippe.
Vielleicht war er doch ein zu großer Fang für mich. Ich war zwar nicht schüchtern, doch ich befand mich in einem Club, der irgendwie... anders zu sein schien als die anderen, die ich bisher betreten hatte.
Und ja, ich hatte schon mit hübschen Typen getanzt, doch er übertraf mit seinem Aussehen und dieser selbstbewussten Ausstrahlung ja mal gründlich alle.
Anscheinend waren selbst die Menschen hier drin... anders.
Ich nahm das Tanzen wieder auf und wartete mit einem etwas schneller pochendem Herz gespannt ab, was er als nächstes tun würde.
Er kam tatsächlich immer näher an uns heran - um letztendlich mit meiner Gruppe auf gleicher Höhe zu sein.
Innerlich zerrissen überlegte ich, ob ich ihn anstarren sollte, denn das wurde er schon genug, oder ob ich diesen Fang mal Fang sein lasse und mich lieber auf die nächste Möglichkeit konzentrieren sollte.
Mein Nacken fing an zu prickeln und ich drehte meinen Kopf automatisch in die Richtung, in der ich ihn vermutete - und zu meiner Überraschung befand er sich fast neben mir, nur zwei tanzende Mädchen trennten uns voneinander.
Selbst von hier wirkten seine Augen unnatürlich hell, wie zwei helle Sterne. Und diese Sterne funkelten mich nun auf diese gerissene Art und Weise an, wie ich es mir vorhin schon fast bildlich vorstellen konnte.
Er zog seinen linken Mundwinkel hoch und schenkte mir somit ein verdammt einladendes Lächeln, das keinesfalls schmierig wirkte wie bei vielen anderen Typen. Und zu meiner nächsten Überraschung ließ er erst nach diesem verführerischen Lächeln seinen Blick kurz über meinen Körper schweifen - auch das war ungewöhnlich.
Eigentlich machten das die meisten Kerle im Club eher andersherum. Erstmal den Body ausschecken und dann wird entschieden, ob man ein Lächeln wert war oder nicht.
Mein Haut fühlte sich jetzt nicht mehr nur erhitzt vom Tanzen an.
Ich wusste nicht, was ich erwartete - doch dass er weiterging und plötzlich in der Menge verschwand, das hatte ich nicht erwartet.
Meine Schultern sanken nach unten. Nach dem ich noch ein paar Minuten immer wieder in der Gegend umhergeschaut hatte, gab ich es auf und zog kurz enttäuscht einen Schmollmund.
Tate war weiterhin voll in seinem Element und ich fand niemand Vergleichbares, der nur annähernd an den Unbekannten von eben herankam.
Ich seufzte und überlegte, ob ich mir nochmal einen Cocktail holen sollte.
Also so hatte ich mir meinen Abend nicht vorgestellt.
So allein.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro