Teil 1
Es war ein harter Weg, die Träume zu überstehen und gleichzeitig das Leben zu bewältigen. Und ein noch härterer Weg diesen Brief zu hinterlassen, damit ihre Eltern verstanden, warum sie so kurz vor ihrer Verlobung verschwinden musste. Sie würden vermutlich dennoch das halbe Land nach ihr absuchen, denn die Heirat zwischen ihr und dem Lord aus Darendale wäre eine finanzielle Absicherung, die ihre Familie brauchte. Yuna hatte ihnen geschrieben, dass sie zurückkehrt und würde das auch tun. Unabhängig davon, dass ihr Magen sich dabei zusammenzog einen Mann zu heiraten, den sie nur aus Erzählungen kannte.
Er war nicht grausam und soll nach den Erzählungen auch recht ansehnlich sein, aber das allein genügte nicht wirklich.
>>Einen Schritt nach dem anderen.<< sprach sie zu sich selbst, als sie den Eingang der Höhle passierte und sich nur noch auf die Aufgabe vor sich konzentrierte. Zuerst musste sie den Mann aus ihren Träumen finden und dann würde sie sich mit dem Rest befassen.
Es dauerte schier eine halbe Ewigkeit in der sie die Höhlengänge passierte und irgendwann an der Markierung ankam, die sie in ihrem Traum gesehen hatte.
Sie hatte das Traumwandeln so weit perfektioniert, bis sie es selbstständig tun konnte. So hatte sie sich die Karte in ihrer Hand angefertigt.
Yuna schnappte sich die Schaufel auf ihrem Rücken und begann zu graben. So lange, bis sie das Gefühl hatte, dass ihre Hände voller Blasen waren.
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Sie schob den Deckel der Truhe auf und hielt sich schockiert an den Mund, als sie den Mann aus ihren Träumen sah. Seine Haut war grau und überzogen mit schwarzen Adern. Sein gesamter Körper war umschlungen in Ketten und auch sein Gesicht war bedeckt. Ohne lange zu überlegen zog sie an den Fesseln und riss die verrosteten Ketten von seinem Leib. Eine schiere Druckwelle ging in diesem Moment von ihm aus und ließ die ganze Höhle erbeben. Yuna schrie auf, als sich Felsbrocken von der Decke lösten und für einen Moment dachte sie tatsächlich, dass sie hier lebendig begraben wird. Doch nichts geschah. Das Beben verebbte mit einem mal, sodass sie zögerlich weiter an den Fesseln zog.
>>Bitte saug mich nicht aus.<< bad sie ihn, bevor sie in ihr Handgelenk biss und dieses an seine aufgesprungenen Lippen hielt. Zuerst schien es so, als würde nichts geschehen, aber allmählich begann sich die Farbe des Mannes zu verändern und dann öffnete er seine Lippen und biss in ihr Handgelenk.
Sie stöhnte vor Schmerzen auf, als er grob an ihrem Fleisch zog und als er tatsächlich nicht aufhörte, hielt sie ihm die Nase zu, sodass er gezwungen war seinen Mund von ihrem Handgelenk zu ziehen.
Hektisch machte sie einige Schritte nach hinten und schien immer kleiner zu werden, als der Mann aus der Truhe trat und sie bedrohlich ansah.
Er war viel schöner, als in ihren Träumen. Sein platinblondes Haar sah zerzaust aus und verlieh ihm eine viel größere Wildheit. Und seine Augen...es war als würde sie in flüssiges Bernstein blicken.
>>Warum hast du mich befreit?<< knurrte er, woraufhin sie ihn perplex ansah. >>Du hast mich gerufen. In meinen Träumen.<< verteidigte sie sich und sah ihm dabei zu, wie er verwirrt an seine Stirn fasste. >>Warum war ich überhaupt da drin?<< fragte er mehr an sich gerichtet, als an sie. >>Weißt du es denn nicht mehr?<<
Er schüttelte mit dem Kopf, bevor er an der Truhe herabsank und in die Leere starrte.
>>Weißt du wenigstens wie du heißt?<< bohrte sie nach und bekam augenblicklich Mitleid mit ihm, als er abermals mit dem Kopf schüttelte.
>>Ich habe dich nicht gerufen.<< stellte er fest.
>>Vielleicht hast du mich unterbewusst gerufen.<< zuckte sie mit den Schultern, aber er schüttelte nur mit dem Kopf.
>>Wie es scheint kennst du mich nicht und ich dich auch nicht. Warum sollte ich dich um Hilfe bitten.<< stöhnte er frustriert auf, bevor sich sein Blick auf sie richtete.
Yuna zuckte mit den Schultern, ging auf ihn zu und hockte sich wenige Meter vor ihm hin.
>>Genau das werden wir herausfinden. Denn wie es scheint, brauchst du tatsächlich meine Hilfe.<< lächelte sie sanft und streckte ihre Hand zur Begrüßung aus.
>>Mein Name ist Yuna Varanto.<< versuchte sie die Spannung zu lösen und fühlte sich augenblicklich nackt an, als er seinen Blick über sie streifen ließ.
>>Du erinnerst mich an jemanden Yuna. Ich weiß nicht wen, aber es ist hier drin.<< tippte er sich an den Kopf.
Und dann leuchteten seine Augen das erste mal auf, als er seine Hand ebenfalls ausstreckte.
>>Darcen. Ich glaube so heiße ich.<< erwiderte er, bevor er seine Hand in ihre legte.
Die Kälte war aus seinem Körper gewichen, sodass nichts mehr als Hitze aus ihm ausgestrahlt wurde. Es war merkwürdig, aber sie wollte wissen wer er war. So sehr, dass sie das Gefühl hatte nicht mehr atmen zu können, wenn sie ihm jetzt den Rücken zuwandte.
>>Einige Stunden Fußweg ist eine Hütte. Ich habe sie vorbereitet für dich.<< teilte sie ihm mit, woraufhin er sie stirnrunzelnd betrachtete.
>>Ich frage mich warum du dir für jemanden, den du nicht kennst, diesen Aufwand gemacht hast. Sag Yuna, ist das eine Falle, oder tatsächlich nur ein großes Herz?<< beugte er sich nach vorne. Yuna schluckte schwer, als sie mit den Schultern zuckte.
>>Neugier. Ich bin nur neugierig.<< wisperte sie, woraufhin sein Blick unschlüssig wurde. Es war als würde er an einem fernen Ort sein, ehe sich sein Blick wieder klärte und er ein gezwungenes Lächeln auf seine Lippen legte.
>>Dann Danke ich dir dennoch für deine Mühe Yuna.<< erwiderte er, bevor er seine Hand von ihrer löste.
Eine ungemeine Kälte nahm plötzlich von ihr besitz, als sie die Leere seiner Hand spürte.
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