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Kapitel 5

Ich reibe mir verschlafen die Augen, während ich - noch im Schlafanzug, die Füße in dicken Kuschelsocken steckend - die knarzende Treppe hinuntertapere. Es riecht nach der letzten, glimmenden Glut eines Feuers und dem ersten Holz, was man nachlegt, um es wieder ins Leben zu rufen.

Genüsslich strecke ich beide Arme von meinem Körper fort, bis die Gelenke knacken.

»Guten Morgen!«, rufe ich in die Küche.

Plötzlich wird mir die merkwürdige Stille bewusst, die im Haus herrscht - und mit ihr kehren auch die Erinnerungen an gestern, die der Halbschlaf, in dem ich mich bis eben befand, hat vergessen lassen, wieder zurück. Alles prasselt wieder auf mich ein, während ein mulmiges Gefühl meinen Hals hochkriecht und eine Gänsehaut an meinem Nacken hinterlässt.

»...Leigh Anne?«, frage ich ein weiteres Mal zögerlich, denn in der Küche kann ich sie nicht entdecken. Normalerweise leiten wir den ersten Ferientag immer mit einem üppigen, gemeinsamen Frühstück ein. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen als ich an golden getoastetes Weißbrot denke, das noch so warm ist, dass die Butter auf ihm zerläuft und das so köstlich schmeckt, wenn man es in gebackene Bohnen tunkt. An ein Spiegel- oder Rührei von den wohl glücklichsten Hühnern auf diesem Planeten und je nach Saison Gemüse aus unserem Garten, mal roh und knackig, mal gekocht, gedünstet oder gebraten. Und manchmal, an kalten Wintertagen, wenn der Frost zu zäh für die Pflanzen draußen ist und sie sich zurückziehen, bis sie wieder von ein wenig Wärme geküsst werden, auch Eingelegtes aus dem Glas.

Aber von alledem sehe ich heute nichts. Die Küche wirkt seltsam leer und aufgeräumt ohne dass dort irgendetwas vor sich hinbrodelt, steht und darauf wartet, auf- oder weggeräumt oder weiterverarbeitet zu werden.

„Guten Morgen, meine Süße", flötet Leigh Annes Stimme dann plötzlich hinter mir und lässt mich erschrocken zusammenzucken, bevor ich mich zu ihr umdrehe.

Leigh Anne hat mich noch nie »Süße« genannt.

Ich habe sie nicht näherkommen gehört. Nicht auf den knarzenden Treppenstufen, nicht leise irgendein Lied summend oder etwas vor sich hinmurmeln, so wie sie es für gewöhnlich tut und auch nicht mit den zahlreichen Armreifen, Ringen und sonstigen Schmuckstücken und Talismandingen klirrend, die sie für gewöhnlich trägt - aber heute nicht.

»Wollen wir etwas frühstücken, Laurel?«, fragt sie, »Worauf hast du Lust, ich mache dir etwas Schönes?«

Ihre Tonlage klingt höher. Normalerweise ist Leigh Annes Stimme eher tief, wie Karamell, das man ein wenig zu lange auf dem Herd hat köcheln lassen und das nun fast schon ein wenig bitter schmeckt. Heute aber hört sie sich süßer an. Als hätte man es rechtzeitig von der Hitze genommen - viel mehr also wie dieses Fudge, das im Supermarkt häufig im Angebot ist und einem den ganzen Mund vor klebriger Süße brennen lässt, wenn man versucht es herunterzuschlucken.

»Geht es dir gut?« Die argwöhnische Frage rutscht mir einfach so raus.

»Ja. Ja, natürlich. Ich bin nur etwas müde, es war eine anstrengende Nacht.« Sie lächelt mild. »Also, Bärenhunger! Was essen wir, Laurel?«

Heute ist der erste Tag der Ferien. Den ersten Tag der Ferien feiern Leigh Anne und ich immer mit klassisch englischem Frühstück. Immer. Seit ich denken kann.

»Ach, wir machen es uns einfach und essen ein paar Cornflakes, hm, Süße?«, schlägt sie vor und geht an mir vorbei, vermutlich, um eine der Vorratsschranktüren zu öffnen, in denen sie etwas vermutet, was es in diesem Haushalt noch nie gegeben hat.

Dabei streift sie mich am Arm - und in dem Moment, in dem sie mich berührt, erfasst mich dieselbe Kälte und Lähmung wie gestern Abend im Garten. So verrückt es auch klingt und so wenig ich mir einen Reim darauf machen kann, ich bin mir zu einhundert Prozent sicher: diese Frau ist nicht Leigh Anne. Dieser Mensch vor mir, obgleich er meiner Tante bis aufs Haar gleicht, ist jemand absolut Fremdes.

Ich weiß nicht, was hier vorgeht, aber die Gewissheit schleicht sich in meinen Verstand, versteift meine Muskeln und lässt sich alles in mir auf Alarmbereitschaft aufstellen. Als ob sich in gestern Außerirdische ihres Körpers bemächtigt haben (das erscheint mir noch am Plausibelsten von all den wilden Verschwörungstheorien, die gerade durch meinen Kopf rasen), die noch lernen müssen, die Bewegungen des neuen Wirts zu koordinieren, dreht sie nun ganz langsam erst ihren Körper, dann ruckartig den Kopf in meine Richtung.

Ein träges Lächeln schleicht sich auf ihre Lippen und es ist so raubtierhaft, dass mir schlecht wird.

Nein. Was auch immer hier vorgeht, das vor mir ist nicht meine Tante. Aber die Fratze, die sich um die Züge des Gesichts, das mein ganzes Leben lang Sicherheit und Heimat für mich bedeutet hat, legt, die brennt sich so unwiderruflich in meine Netzhaut, dass ich mir nicht sicher bin, ob ich jemals in der Lage sein werde, sie zu vergessen.

»Wir haben keine Cornflakes, oder?«, fragt Leigh Anne, in der Stimme so eine abgeklärte Trägheit, dass schlagartig die Gänsehaut von gestern zurückkehrt, und anstatt ihr zu Antworten, registriere ich nur noch das abschätzende Funkeln ihrer Augen, bevor ich mich auf den Absätzen meiner Kuschelsocken umdrehe und fast das Gleichgewicht verliere, als ich über den Holzboden in Richtung Haustür haste.

In dem Moment, indem sich meine Finger um den Türgriff schließen, fängt das Metall plötzlich unter ihnen an zu blubbern. Ein Schrei entfährt meiner Kehle und der schrille Schmerz, der durch meine Hand zuckt und das Blut, was mein Handgelenk hinabrinnt während ich sehe, wie abgerissene Hautfasern mit dem heißen Griffmetall verschmelzen ist eindeutig der Beweis dafür, dass das ihr kein Albtraum, sondern völlig abstruse Realität ist.

Mein Herz klopft so schnell in meiner Brust und ich habe das Gefühl, dass alle Luft aus dem Raum gewichen ist, es ist nicht genug da, meine Lungenflügel zu füllen und ich schnappe und schreie und kämpfe um Luft, kämpfe darum, atmen zu können und die schwarzen Punkte, die schon wieder beginnen, sich in meinen äußeren Augenwinkeln zu verdichten, zu vertreiben.

Die Luft wird schlagartig kalt, als Leigh Anne, oder das, was vorgibt, Leigh Anne zu sein, im Türrahmen autaucht.

»Ach, Laurel«, sagt sie, und beim hässlichen Klang ihrer Stimme wundere ich mich, dass mir nicht sofort aufgefallen ist, dass meine Tante fort ist. »Ich hätte wirklich etwas Originelleres von dir erwartet, als durch die Haustür zu flüchten. Wo bleibt da der Spaß?«

Mir wird schlecht und schwindelig und kalt und meine Hand tut so verdammt weh, dass ich gar nicht weiß, auf welches Gefühl ich mich konzentrieren soll, was ich machen soll, wo ich bin. Jegliche Orientierung verlässt mich, da sind nur noch diese prickelnde Angst und der leise Funken Überlebenswillen in meiner luftleeren Brust.

Ich habe das Gefühl, dass meine Rippen gleich einklappen, von dem Unterdruck in meinen Lungenflügeln, die zusammenpressen, meine Haut durchstechen und mich aufspießen, aber trotzdem schleppe ich mich an der Haustür vorbei und hämmere hektisch mit den Händen gegen das Fensterglas. Nichts tut sich, während meine Kräfte schwinden.

»Laurel, Laurel, Laurel. Das hatte ich mir viel interessanter vorgestellt. Nun komm«, sie wedelt mit der Hand, »spiel doch mit?«

»Wobei«, will ich krächzen aber kein Ton verlässt meine Lippen, meine Stimmbänder sind durchtrennt, meine Kehle durchgeschnitten, meine Lippen aufgeplatzt und meine Zähne überall auf dem Flur verstreut. Die Angst pocht plötzlich so schnell und heftig in meinem Herzen, dass es immer weiter nach oben wandert, Organmembranen bricht, während es sie durchwandert, immer weiter nach oben, durch die sich schmerzhaft weitende Speiseröhre, bis ich es meinen Rachen kitzeln spüre. Mir wird so schlecht, aber ich presse die Lippen zusammen. Leigh Anne hat immer gesagt, dass das Herz der Schlüssel zum Leben ist, und sie hat Recht. Ich will meines nicht verlieren, auch wenn ich spüre, dass mein Gegner nur mit mir Spielt wie eine Katze, die weiß, dass sie gewonnen hat, mit ihrer Malzeit.

Dann scheppert etwas, so laut, dass mein Trommelfell reißen müsste, und eine Druckwelle schleudert mich auf den Boden.

Mason steht in der eingetretenen Tür, Rauchschwaden wabern um seine Waden, flammen lecken an den schweren Stiefeln, die er trägt.

»Lauf!«, ruft er mir zu, und ich will ihn fragen, wie, wo ich doch halb tot bin, aber mein Körper richtet sich auf, meine Beine setzen sich schnell, aber wackelig in Bewegung und meine Lungen füllen sich so gewaltsam und sehnsüchtig mit Luft, dass ich sie - so fremd ist sie meinem Körper plötzlich - sofort wieder aushuste.

Ich will etwas sagen, aber wie von fremden Fäden geführt bewegt sich mein Körper immer weiter vom Haus weg, von Tony weg, von Leigh Anne, oder dem, was noch von ihr übrig ist, und von Mase, der so rätselhaft aufgetaucht ist. Wann immer ich versuche, den Kopf zu drehen, wird er zurück auf die Straße vor mir gedrückt und wann immer ich versuche, daran zu denken, was passiert ist, rattern plötzlich Straßennamen und Schrittangaben durch meinen Kopf, als wäre mein Gehirn mit der kaputten Festplatte eines Navigationssystems ersetzt worden. Immer weiter, nur nach vorne, nie zurück, nach 32 Schritten scharf links, Müdigkeit nicht in den Knochen, wohl aber im Geiste.

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