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Kapitel 2


Ich bin umgeben von Wirbeln. Sämtliche Farben, die ich kenne, kreisen umeinander, vermischen sich zu dichten Strängen und immer neuen Reflexionen, spielen miteinander, prallen aufeinander, lösen sich wieder, um sich anders anzuordnen. Mir müsste schwindelig werden, aber ich bin zu gebannt von ihrem Spiel, um mich auf etwas anders zu konzentrieren. Dann beginnen die Enden der Stränge zu verblassen. Pigmente zerfallen zu Staub, alles dreht sich schneller, während aus der Mitte heraus dichte Schwärze erst zäh und träge, dann schnell und unnachgiebig nach allem greift, bis gänzlich alles, was mich eben noch fasziniert hat, verschluckt ist.

„... wirklich Mühe gegeben ...", dringt plötzlich eine Stimme durch das dunkle Dickkicht. Sie kommt mir vage bekannt vor mit der glockenhellen Art, wie sie spricht, aber es ist, als ob auch meine Erinnerungen von der Schwärze verschluckt worden sind und ich nach nichts mehr greifen kann.

„... Noch nicht, aber bald ..." Ein Mann, er knurrt.

„Ich hab es fast ..." Wieder die erste Stimme, eine Frau, sie klingt jetzt näher.

„Diese verdammte ..." Eine weitere Männerstimme, eben so knorrig wie die erste, aber um einiges trostloser, gefährlicher, fremder. Fast schon wie verdorrtes Geäst, angespültes Treibholz, das hohl gegeneinander schlägt.

„Jetzt." Wieder die Frau. Ihre Stimme klingt nun nah, aber gleichzeitig seltsam hohl. Als ob wir ein Ferngespräch am Telephon führen, bei dem ich mir den Hörer so dicht es nur geht ans Ohr halte, um darüber hinwegzutäuschen, das die Leitung unfassbar schlecht ist.

„Laurel", sagt sie, „Wir haben nicht viel Zeit, es ..."

Wieder ein Knacksen, ich verstehe nicht alles, was sie sagt, und als ob unser Gespräch ein One-Way Ticket ist, eine Einbahnstraße, sehe ich mich nicht in der Lage, ihr zu antworten.

„... musst zu uns kommen ... brauchen dich und ..."

Ich kann immer weniger Worte erfassen, die Stimme wird immer weiter von mir weggetrieben.

„Kann es nicht mehr ... halten." Wieder einer der Männer. „Zu stark ..."

„Laurel", höre ich jetzt die Frau zu mir sagen. Ihre Stimme klingt so leise, obwohl sie schreit. Jedes ihrer Worte erzählt von Anstrengung und ich nehme meine ganze Konzentration zusammen, um zu verstehen, was sie murmelt. Immer, immer wieder den gleichen Satz nun. Mit jedem Mal wird er leiser, verworrener. Mein Herz schlägt schneller, irgendetwas beginnt in meinem Hinterkopf zu summen aber ich muss verstehen, was sie mir sagt. Es ist wichtig, das weiß ich, das spüre ich. Etwas zieht an mir, keilt Widerhaken in alle meine Organe und reißt daran, es zerreißt mich, es ...

„Lüge."

Lüge ist das Letzte Wort, was ich mit Mühe verstehe, während selbst die Schwärze nun in ein erschöpftes Nichts zusammenfällt.

*

Als ich das nächste Mal die Augen öffne, fühle ich mich wie gerädert. Und ich habe nicht die geringste Ahnung, warum. Mein Schädel pulsiert, meine Muskeln fühlen sich an, als ob sie einen Marathon gelaufen sind und meine Knochen, als ob sie seit Jahren in Bewegung waren.

Das erste, was ich sehe, nachdem ich mich an die ungewöhnliche Helligkeit gewöhne, ist Leigh Annes Gesicht. Sie sitzt über mich gehockt auf der Kante meines Bettes, auf dem ich liege, und streicht mir die Haare aus dem Gesicht. Ihre Haut wirkt irgendwie fahl und die Falten um ihre Augen, die man sonst nur wirklich sehen kann, wenn sie lächelt, scheinen sich tiefer gegraben zu haben. Das Gespräch mit Mason muss anstrengend gewesen sein, wenn sie so erschöpft aussieht.

„Wie ... wie bin ich hier hingekommen?" Meine Stimme fühlt sich so fremd in meinem Hals an, aber ich bin unfassbar erleichtert, dass ich immer noch in der Lage bin, sie zu benutzen. Auch wenn sie ein wenig kratzt. Wie spät ist es? Und was mache ich hier? Was ist mit Tony - ich muss ihm doch die Suppe bringen...

„Als ich nach Hause kam, lagst du ohnmächtig im Garten." Leigh Anne runzelt die Stirn. „Offenbar hat dich der plötzliche Wetterumschwung ziemlich mitgenommen. Hier, trink etwas."

Zögerlich greife ich nach einer Tasse ätherisch duftendem Tee, die sie mir hinhält. Sobald ich ein paar Schlucke genommen habe, fühlt sich mein Hals schon viel weniger kratzig an und ich habe sogar das Gefühl, dass sich der Schwindel langsam zurückzieht.

„Nein - also das Wetter, das war schon merkwürdig, aber das war es nicht. Ich wollte gerade rüber zu Tony, da habe ich aus dem kleinen Wald hinterm Haus Stimmen gehört. Ich weiß zwar nicht, wie man sich darin verlaufen kann, aber sie klangen ziemlich verloren ... und sie haben mich gerufen, Leigh Anne. Sie kannten meinen Namen."

Eine Millisekunde huscht ein Ausdruck, den ich nicht ganz deuten kann, über das Gesicht meiner Tante, aber er verschwindet so schnell, dass man leicht denken könnte, er wäre nie da gewesen.

„Manchmal trägt der Wind das zu uns rüber, was unser neugieriges Naturell hören will", murmelt sie, „Mach dir keine Gedanken darum. Das waren sicher nur die Parsons, die jetzt für den Herbst ein paar der Bäume gefällt haben, bevor sie ihnen beim nächsten Sturm aufs Dach krachen. Ein Glück ist keiner von denen bei uns im Garten morsch, sie sind so groß, dass ich mir kaum mehr zutraue, die zu fällen. Obwohl es nicht schaden könnte, neues Feuerholz zu haben."

Ich schüttele den Kopf über Leigh Annes halbherzigen Ablenkungsversuch. „Das glaube ich nicht. Es waren nicht die Parsons. Da waren zwei Männer und eine Frau - glaube ich. Ich konnte sie nicht genau verstehen, es war, als redeten sie durch eine dicke Glaswand hindurch zu mir. Ich glaube, sie brauchten meine Hilfe, aber es war wirklich seltsam. Je stärker ich versucht habe, zu ihnen zu gelangen, desto schwieriger ging es irgendwie. Daphne ist vor mich geflogen und das Gras hat sich plötzlich um meinen Knöchel gewickelt. Und der Boden - man hätte meinen können, dass er sich in Treibsand verwandelt hätte. Ich verstehe das nicht! Werde ich verrückt?"

Jedem anderen hätte man vermutlich nie von derlei Dingen erzählen können, aber nicht so Leigh Anne. Sie hat schon immer geglaubt, dass da mehr ist als das, was uns die Wissenschaft erklären kann und deswegen schäme ich mich nicht, ihr von der Wahrheit zu erzählen - viel mehr hoffe ich, dass sie eine Erklärung dafür hat.

Genau deswegen fühlen sich ihre nächsten Worte noch viel mehr an, wie ein dicker, fetter Schlag ins Gesicht.

„Das klingt wirklich sehr unglaubwürdig, Laurel. Vielleicht hast du das alles nur geträumt, als du ohnmächtig warst. Du warst eine ganze Weile nicht bei Bewusstsein, da kann man schon mal etwas halluzinieren. Mach dir bitte einfach nicht so viele Gedanken und schone dich etwas."

„Aber-"

„Schschhh. Morgen sieht die Welt schon wieder ganz anders aus, glaub mir."

Sie zieht die Zimmertür hinter sich zu und lässt mich alleine mit meinen Gedanken und all der Verwirrung. Warum glaubt sie mir nicht? Sie hat mir bisher immer geglaubt - und ich habe ihr nie auch nur einen Grund gegeben, sie von Gegenteiligem zu überzeugen. Ich horche in die seltsame Stille im Haus hinein. Merkwürdig. Normalerweise ist Leigh Anne immer mit etwas beschäftigt, das ein paar Geräusche macht. Auf dem Herd zischen Töpfe, das alte Funkradio in der Küche läuft leise, man hört ihre Schritte auf den Dielen im Haus. Das einzige, was jetzt zu mir durchdringt, ist das leise, müde Gackern der Hühner und das schläfrige Klirren der Windspiele im Garten.

Der Garten!

Hastig springe ich aus dem Bett und muss mich an meinem Nachtschränkchen abstützen, als ich schon wieder im Begriff bin, den Boden unter meinen Füßen zu verlieren. Langsamer jetzt, taste ich mich zum Lichtschalter und schalte die Deckenlampe aus. Im ersten Augenblick muss ich mich an die vollkommene Schwärze, die mich umgibt, gewöhnen. Leigh Anne hatte recht: Ich war wikrlich lange weg, immerhin ist es schon stockduster draußen! Mein Zimmer ist nicht besonders groß, dafür aber umso voller mit allerhand Zeug, das sich so über die Jahr angesammelt hat. Ich liebe die Tatsache, dass es im Dachgeschoss liegt, auch wenn die Schrägen es noch viel winziger erscheinen lassen, weil man von seine Fenster aus eine tolle Aussicht auf den Himmel hat, wenn ich im Bett liege - oder eben auf den Garten, wenn ich mich aufsetze.

Ich presse meine Nase dicht an die Scheibe und kneife die Augen regelrecht zusammen, um besser sehen zu können.

Und tatsächlich, da ist Leigh Anne mit einer schwach leuchtenden Öllampe in der Hand, wie sie den Garten abläuft.

Was macht sie denn? Es müsste doch schon viel zu spät sein, um die Hühner zu füttern. Außerdem macht sie auch keine Anstalten, in die Nähe der alten Damen zu gehen.

Sie ist zu weit weg, als dass ich bei dem schwachen, flackernden Licht wesentlich mehr ausmachen kann, als ihre Gestalt, aber ich habe fast den Eindruck, als würde sie mit jemandem sprechen. Zu gerne würde ich jetzt mein Fenster einen Spalt breit öffnen, um vielleicht ein paar Worte zu erhaschen, aber ich habe zu große Angst, dass mich das knarzende Geräusch als den Beobachter, der ich bin, enttarnen wird.

Also kneife ich nur die Augen fester zusammen und beobachte, wie meine Tante unseren Garten abläuft, sich ab und zu hinkniet, an einigen Orten verweilt und and anderen mit jemandem zu reden scheint.

Vielleicht macht sie auch einfach nur einen abendlichen Spaziergang, aber irgendwie fühlt sich der Gedanke komisch an. Die ganzen seltsamen Dinge, die heute passiert sind und die Tatsache, dass Leigh Anne weder meine Angst, noch meine Verwunderung, noch meine Fragen wirklich ernst zu nehmen scheint, lassen so etwas wie Argwohn in mir wachsen.

Ich sehe, wie sie wieder zurück auf das Haus zuläuft und keinen Moment später höre ich die Hintertür auf- und zuschlagen.

Das kleine Radio geht an und irgendein Countrysong hallt unmerklich lauter als sonst durchs Haus. Vielleicht kommt es mir aber auch nur so vor, weil ich gerade eine gefühlte Ewigkeit in dieser aufgeladenen Stille verbracht habe. Schritte kommen näher, die Treppe hoch und hallen dann wieder ein Stückchen weg. Badewasser wird aufgedreht, das Rauschen dringt tief in mein Zimmer vor.

Wieder etwas, was mich stutzig machen lässt. Wir haben zwar noch einen Wasseranschluss - für Notfälle - aber meistens greifen wir auf das Wasser aus dem Brunnen zurück und kochen es auf. Dass Leigh Anne es nun zum Baden benutzen will, passt gar nicht zu ihr.

Ein hässlicher Gedanke windet sich durch meine Gedanken. Was ist, wenn sie gar nicht baden will, sondern nur nicht möchte, dass ich etwas höre?

Als ich das Gefühl habe, dass sich eine lange Zeit nichts mehr im Haus getan hat, schleiche ich mich langsam an meine Zimmertür, bete, dass sie sich lautlos öffnen lässt und gehe dann ganz langsam in den Flur. Tatsächlich - von unten kommt ein leises murmeln.

So still wie möglich pirsche ich mich an den oberen Treppenabsatz heran und lege mich dann der Länge nach hin, um besser nach unten hören zu können.

Kurz macht sich ein schlechtes Gewissen in mir breit, dass ich meine Tante so belausche. Ich vertraue Leigh Anne. Sie würde mich nie belügen, davon bin felsenfest überzeugt. Aber ihr Verhalten heute ist so anders als alles, was ich von ihr gewohnt bin - ich kann einfach nicht anders, als meiner Neugierde nachzugeben. Denn ich spüre, dass sie etwas zurückhält. Etwas, das mit mir zu tun hat.

„...waren da", sind die ersten Wörter, die ich verstehe. Offenbar telephoniert Leigh Anne. Ich hoffe, ich habe nicht zu viel vom Anfang verpasst. „Die Zäune hätten fast nicht gehalten, kannst du dir das vorstellen?"


*******

Ich hoffe, euch gefällt die Geschichte so weit :-) Das erste Kapitel war seeehr lang, deswegen habe ich dieses hier jetzt aufgesplittet. Dann ist es immer noch lang, aber vielleicht längentechnisch nicht gleich so erschlagend :-D. Liebe Grüße!

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