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TAG 18
Seit 18 Tagen verbrachte ich nun schon mehr als die Hälfte meines Tages mit Jin und mit Hwan.
Mittlerweile hatte ich bereits ein Gefühl für die beide bekommen, was meines Erachtens nach auch kein Wunder war, da wir uns durchgehend sahen.
Während ich für Hwan schon eine gewisse Schwesternrolle eingenommen hatte, schien es mit Jin in eine Richtung zu gehen, von der ich selber das Ende noch nicht wirklich kannte.
"Noona wer sieht besser aus? Jin Hyung oder ich?" fragte mich Hwan plötzlich und riss mich aus meinen Gedankengängen.
Verwirrt sah ich neben mich in sein nachdenkliches Gesicht, während ich in den Nudeln vor mir herrumstocherte.
Schmunzelnd sah ich in Jin's bereits siegsicheren Gesichtsausdruck, da er der festen Überzeugung war, dass sein Name gleich fallen würde.
Freu dich nicht zu früh Jinie
"Hm....das ist keine leichte Frage"
"Das du überhaupt noch überlegst." lachte Jin spöttisch, weswegen ich wirklich riesige Mühe hatte, mein ernstes Gesicht bei zubehalten
"Natürlich du Hwannie"verkündete ich grinsend und kniff Hwan in die Wange, während er siegreich die Gabel hob.
Jins empörter, entsetzter und verwirrter Gesichtsausdruck war mehr als nur lustig.
Es machte mir wirklich Spaß ihn und sein Ego zu ärgern.
Auch wenn er Recht hatte:
Er sah verdammt gut aus
"Yah!" beschwerte er sich, woraufhin ich ihn verschmitzt ansah.
"Wie kannst du sagen, dass ein 8- Jähriger besser aussieht als ich?"
"Wie kannst du dich so beleidigt mit einem 8-Jährigen messen?" konterte ich verräterisch und sah in sein beleidigtes Gesicht.
Es machte wirklich Spaß ihn zu necken, vorallem wenn er dann den Jin-typischen Gesichtsausdruck zeigte.
"Wie kannst du ihn bei so etwas anlügen?"
"Wie kannst du dein Ego über die Gefühle eines kleinen Jungen stellen?"
Siegreich sah ich in sein geschlagenes Gesicht und lobte mich selbst für meine gute Schlagfertigkeit.
Ich sollte später Anwältin werden.
Sein schmunzelnder Blick verschwand jedoch plötzlich, als sein Handy klingelte und er den Raum zum telefonieren verließ.
"Noona?"
"Hm?"
"Magst du Jin Hyung?" fragte Hwan mich ernst, woraufhin ich ihn verblüfft ansah.
"Weißt du...Jin Hyung hat gesagt, dass er dich mag. Heißt das dann, dass du ihn auch magst?"
Überfordert sah ich den Knirps an und schaute nachdenklich hinaus zu Seokjin.
Natürlich mochte ich ihn.
"Nae." antwortete ich ihm vorerst lächelnd und sah in sein strahlendes Gesicht.
Im Grunde genommen gab es schließlich nur ein paar Unterschiede zwischen mögen und MÖGEN.
Und um ehrlich zu sein, befand ich mich im Moment genau zwischen den beiden Wörtern.
"Ihr seid wie eine Eomma und ein Appa. Nur, dass eure Rollen vertauscht sind." sagte er plötzlich, jedoch konnte ich nicht mehr früh genug darauf antworten, da Jin bereits wieder im Raum war.
Mein Herz hatte sich dennoch zusammen gezogen.
"Ich muss für ein paar Stunden zu meiner Mutter und ihr bei etwas helfen. Wenn etwas sein sollte, wird also Schwester Park in der Zeit zu euch kommen."
"Passt auf euch auf."
"Nae. Keine Sorgen, uns passiert schon nichts."
Das dachte ich zumindest.
(...)
Mit der Sauerstoffflasche in der Hand und der Nasenbrille in der Nase ging ich den Gang hin und her, während mir Schwester Choo und Hwan folgten.
Niemand hätte nachvollziehen können, wie glücklich ich mich dadurch fühlte alleine etwas schneller gehen zu können.
"Minji! Überanstreng dich nicht!" mahnte mich Schwester Park, die gerade Hwan vor sich im Rollstuhl her schob.
"Nae, mache ich nicht." sagte ich und betrat den Garten der Klinik, den ich in den letzten Tagen oft besucht hatte.
Da es Mitte August war, waren die Bäume mit grünen Blättern versehen und die Wiese war mit vielen bunten Blüten bestückt.
Die Vögel, die in diesem Garten lebten, saßen auf den Ästen und zwitscherten sich etwas zu, ehe sie weg flogen.
"Minji pass bitte auf Hwan auf. Ich muss eben wieder rauf gehen und nach meinem Patienten gucken."
Ich nickte und setzte mich neben Hwan's Rollstuhl auf eine steinernde Bank, von der aus einem der perfekte Blick offen lag.
"Sieht das nicht wunderschön aus?" fragte ich Hwan verträumt und schaute hinauf in den Himmel, wo vereinzelt kleine Wolken vorbeizogen.
Als ich jedoch plötzlich ein Schniefen hörte, sah ich geschockt in Hwan's Gesicht und drehte mich sofort zu ihm.
"H-Hwan? Was hast du?" besorgt sah ich ihm dabei zu, wie eine Träne seine Wange herrunter kullerte, die er jedoch sofort wieder weg wischte.
"Ich hab gerade nur daran gedacht, wie schön das alles aussieht.
Gesunde Menschen vergessen oft die schönen Dinge um sich herrum.
Wenn man jedoch so krank ist wie wir... dann weiß man sie erst Recht zu schätzen und schenkt ihnen mehr Aufmerksamkeit."
Ich konnte garnicht anders als ihn stumm anzusehen und zu zulassen, wie mir ebenfalls eine Träne, aufgrund seiner Worte, die Wange herrunter lief.
Es war beeindruckend, dass ein so kleiner Junge, schon so...weise war.
Lächelnd wischte er mir die Träne von meiner Wange und schaute dann zurück zur Wiese, jedoch wandte ich meinen Blick nicht von seinem glücklichen Gesicht ab.
Er hatte Recht.
Für Menschen, die einen normalen Alltag außerhalb der Klinik durchlebten, war dies nur eine Blumenwiese.
Doch für uns...
Für uns war diese Wiese mehr als das.
Für uns bedeutete sie Hoffnung. Hoffnung, dass wir irgendwann gesund unser Leben weiterleben konnten.
(...)
Mit schweren Gliedern warf ich mich in mein weiches Bett und fragte mich, wo Jin die ganze Zeit über blieb.
Er hätte sich schließlich gemeldet, wenn er wieder da gewesen wäre.
Oder?
Kopfschüttelnd stand ich auf und ging ins Badezimmer, um mir die Zähne schnell zu putzen und mich dann endlich endgültig ins Bett legen zu können.
Doch mein kleiner Wunsch war mir nicht gegönnt.
Meine Hand lag bereits auf der Türklinke der Badezimmertür, als ich urplötzlich zusammen brach.
Meine Lunge brannte mit einem Mal wie Feuer, während ich aus meinem Mund das Blut ununterbrochen hinaus hustete.
Hilfe!Hilfe!
Ich versuchte panisch einzuatmen, doch hatte ich dazu keine Chance.
Röchelnd tastete ich nach der Türklinke und versuchte diese zu greifen. Vergeblich.
Ich fiel sofort hin und landete in meiner eigenen Blutlache, während sich mein Gehirn aufgrund des Sauerstoffmangels zusammen zog.
Vermehrt bildeten sich Punkte auf meinem Blickfeld und mein Kopf sank zu Boden, sodass ich einen dumpfen Schmerz an meiner Schläfe spürte.
Luft, Luft, Bitte
Doch mein Körper konnte nicht genug aufnehmen, um den Mangel auszugleichen.
Mein Herz fing unglaublich stark an zu schmerzen, bis sich in meiner Kehle nun ein entsetzlicher letzter Schrei bildete.
Hwanie...ich hoffe ich sehe dich nicht alzu früh auf der anderen Seite.
Nur noch verschwommen sah ich, wie sich die Badezimmertür blitzschnell öffnete und jemand herein stürmte...doch war es zu spät, da mich die Dunkelheit nun völlig umschlossen hatte.
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