2×
TAG 2
Langsam öffnete ich meine schweren Augenlider und richtete mich in meinem neuen Bett auf, in welchem ich beinahe wieder zu versinken schien.
Es war womöglich eines der besten Betten in denen ich jemals geschlafen hatte, jedoch ließ mir die letzte Nacht immernoch keine Ruhe.
Da ich mich in der Spezialklinik auf der COPD Station befand, waren hier nur gleich Betroffene, jedoch in verschiedenen Stadien...und letzte Nacht hatte ich mitbekommen, wie ein Patient an diesen Folgen gestorben war.
Seinen entsetzlich-wehleidigen Schrei während er nach Luft rang, hatte ich immernoch in den Ohren und ich zitterte wieder genauso wie heute Nacht, bei diesem Gedanken.
Vielleicht...würde auch mich bald dieses Schicksal erreichen...
Meine Gedankengänge wurden jedoch durch ein zaghaftes Klopfen unterbrochen und als sich die Tür nun öffnete, erblickte ich Seokjin der mich lächelnd ansah.
"Guten Morgen. Oder eher guten Mittag." begrüßte er mich freundlich und betrat den sterilen Raum, um die Vorhänge beiseite zu schieben, damit die hellen Sonnenstrahlen dieses erleuchten konnten.
Aufgrund meiner zusammen gekniffenen Augen sah ich ihn durch Schlitze an.
"Hast du Hunger?" fragte mich dieser nun und ich bejate, ehe er wieder aus der Tür verschwand.
'Tötet mich. Bitte tötet mich!'
Benommen schüttelte ich meinen Kopf um die Worte des Mannes aus meinem Gedächtnis zu verdrängen, der heute Nacht so geschrien hatte.
"Was hast du?" fragte mich Seokjin besorgt, nachdem er den Raum mit einem Tablett betreten hatte, auf welchem sich ein Teller, eine Schüssel mit Suppe und ein Joghurt befanden.
Und es roch köstlich.
"Ich...musste nur an letzte Nacht denken..." antwortete ich ihm, als er das Tablett auf meinem Schoß abstellte.
"Du hast es mitbekommen?"
Benommen nickte ich und sah auf das lecker aussehende Essen, bis Jin sich plötzlich auf mein Bett setzte.
"Der Mann von letzter Nacht war im Endstadium und kämpfte seit 6 Monaten dagegen an. Sein Imunsystem reagierte weitaus betroffener auf die Krankheit, als die von anderen Menschen und oft reagierte sein Körper auch erst zu spät auf die Medikamente."
"Wollte er deshalb sterben?" fragte ich ihn leise und sah in sein abgewandtes Gesicht.
Betroffen nickte er und sah auf seine ineinander verschränkten Hände, während die Stimmung immer drückender wurde.
"Ich hoffe es schmeckt dir." sagte er nun rauer und verschwand wieder aus dem Zimmer.
Er wollte sterben....und nun hatte sich sein Wunsch erfüllt.
Ob sich...meiner wohl auch erfüllen würde?
(...)
Nach dem Essen machte ich mich erst einmal im Badezimmer frisch, um dann wie ein neuer Mensch aus diesem hinaus zutreten.
Nachdem ich mich nun umgezogen hatte, nahm ich das Tablett in meine Hände und öffnete die Tür zu dem weiß-blau bestrichenem Gang, in welchem die grellen LED Leuchten leuchteten.
Langsam machte ich mich auf dem Weg zu der Küche um mein Geschirr dort abzugeben, jedoch hielt ich jedes Mal kurz inne wenn ich spürte, dass mein Atem zu dünn wurde oder sich verschnellerte.
"Soll ich dir das abnehmen?" ertönte eine besorgte Frauenstimme, als ich an einem Zimmer vorbei ging.
"A-aniyo. Ich wollte das gerne selber wegbringen. Können Sie mir vielleicht sagen, wo sich die Küche befindet?" fragte ich die Krankenschwester etwas außer Atem, welche mich daraufhin freundlich anlächelte und mir den Weg beschrieb.
"Gamsahabnida" bedankte ich mich, als ich mich verbeugte.
Ich folgte ihrer Beschreibung und kam plötzlich an einem Zimmer mit offener Tür vorbei.
Wie angewurzelt blieb ich vor dieser stehen und betrachtete den Jungen, welcher gerade eine Sauerstofftherapie bekam.
Er schien mich bemerkt zu haben und lächelte mir zu, während er mir wunk.
Ich zwang mich zu einem Lächeln und versuchte die Tränen in meinen Augen zurück zu halten.
Der Junge war vielleicht 8 Jahre alt und seinem roten Band am Handgelenk nach zu urteilen, war er bereits im Endstadium.
Ich setzte meinen Weg fort und unterdrückte die angesammelten Tränen, da er mich so sehr an meinen bereits verstorbenen jüngeren Bruder erinnerte.
"W-was machst du hier?"
Mit geweiteten Augen sah ich Seokjin an, welcher am Herd stand und gerade etwas kochte.
Ich war bereits da?
"Ich wollte das Tablett vorbei bringen. Hast du das Essen selber gekocht?" fragte ich ihn verblüfft.
"Nae. Ich mache das immer für die Personen, für die ich verantwortlich bin." antwortete er stolz und wandte sich der Pfanne wieder zu.
Ich stellte das Tablett auf den leer geräumten Tisch ab und stellte mich dann neben ihm.
"Das sieht wirklich lecker aus. Und dankeschön für das Mittagessen. Es war wirklich köstlich."
Sein Lächeln wurde breiter, während er gekonnt das Omlett wendete.
"Dankeschön. Niemand kann besser kochen als ich" erklärte er und zwinkerte mir zu, weshalb ich nur lächeln konnte.
Da hatte wohl jemand ein sehr gesundes Selbstbewusstsein
"Wieso hast du mir eigentlich das Tablett gebracht? Das ist doch zu anstrengend für dich, oder nicht?"
"Wenn ich langsam und mit bedacht gehe dann nicht. Und ich möchte noch nicht meine ganze Zeit im Bett verbringen. Wenn ich irgendwann im Endstadium landen sollte...dann werde ich mir den Rücken noch genug wund legen." mit verzogenem Mund sah ich in sein ernst gewordenes Gesicht, welches verständnisvoll nickte.
"Außerdem wollte ich mich so dafür bedanken." sagte ich noch und zwinkerte ihm zu, ehe ich die Küche mit einem Stück Zewa verließ.
Ruckartig spürte ich den kommenden Hustreiz und hielt mir rechtzeitig das Küchenpapier vor den Mund, in welches ich die rote Flüssigkeit hinein hustete.
Hör auf zu Husten!
Mein Inneres schrie diesen Befehl förmlich in meine Lunge und zu meinem Glück hörte ich auch schon wieder auf, trotzdem rang ich nach Luft.
"Minji ist alles ok?!" entsetzt sah Jin mich an und kam auf mich zu.
Ich wollte nicht auf mein Zimmer gewiesen werden.
"Nae, gwenchanayo" antwortete ich lächelnd und schickte ihn zurück in die Küche.
Ich wollte ihn kennen lernen.
Als ich nun wieder vor dem offenen Zimmer stand, klopfte ich vorsichtig an die Tür des Jungen, welcher mich daraufhin überrascht ansah.
"Annyeong, ich bin Minji." begrüßte ich ihn lächelnd und betrat sein Zimmer.
Der Junge lächelte mich froh an und mein sowieso schon schwaches Herz zog sich bei seinem Anblick zusammen.
Seine dunklen Augen schienen leer und ohne Leben.
Dunkle Augenringe lagen unter ihnen und er schien fast bleich.
Den nötigen Sauerstoff bekam er durch die Nasenbrille über die Nase zugefügt, jedoch machte er den Anschein, als wäre er bereits nicht mehr wirklich hier.
"Annyeong....Ich bin Hwan" stellte sich der Knirps mit schwächlicher Stimme vor und ich setzte mich neben ihn auf sein Bett.
"Freut mich dich kennen zu lernen Hwan. Hättest du vielleicht Lust auf ein Spiel?" urplötzlich erhellte sich sein trüber Blick und seine Augen fingen an zu strahlen, während er aufgeregt nickte.
Ich wühlte mit meiner Hand in meiner Sweatshirt-Tasche herrum und verschränkte dann meine Hände hinter meinem Rücken, wo ich das Objekt zwischen meinen Händen hin und her wechselte.
"Welche Hand?" fragte ich nun, nachdem ich meine Fäuste zu ihm ausgestreckt hatte.
Grübelnd sah er meine Fäuste an und tippte dann auf meine Linke, welche ich dann lächelnd öffnete.
"Gut gewählt." lobte ich den Jüngeren, welcher mich strahlend ansah und die kleine Schokoladenkugel entgegen nahm.
"Gamsahabnida"bedankte Hwan sich nun mit stärkerer Stimme und aß die Schokoladenkugel genüsslich.
Er erinnerte mich wirklich an meinen kleinen Bruder.
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