𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟔
Chelly sah nur den angespannten Gesichtsausdruck ihrer Trainerin, unsicher ob dieser durch sie und Fine oder durch ihre Vorgängerin ausgelöst wurde. Trotzdem beeilten sich sowohl Fine als auch Chelly Stella zu folgen. Sobald die drei das Rasenstück erreicht hatten, schnappten sich Fine und Chelly jeweils einen Stuhl und ließen sich langsam Stella gegenüber nieder. "Ey Mädels, jetzt mal ganz ehrlich: Was soll das?", begann die Trainerin, "Seit Tagen seid ihr beiden vollkommen abgelenkt, ihr konzentriert euch überhaupt nicht aufs Training und eure Leistungen leiden immens. Hat das was mit Jungs zu tun? Oder mit der Schule? Was auch immer es ist, es muss enden!" Eine kurze Stille entstand. "Ist euch klar, dass nicht nur eure Leistung, sondern die der ganzen Mannschaft auf dem Spiel steht?", fuhr die Trainerin fort," Ihr seid die wichtigsten Spielerinnen für dieses Team, sowohl technisch, als auch menschlich, wenn ihr die Stimmung nicht hoch haltet, wer dann? Ich brauche wenigstens die Bestätigung, dass ihr probiert, was zu verändern." Wieder eine kurze Stille. "Ich werde es versuchen", sagte Fine zaghaft und mit gesenktem Kopf. Dann stand sie auf. Den Stuhl ließ sie einfach zurück, was untypisch für Fine war, denn normalerweise war sie die erste, die etwas aufräumte oder beim Putzen half. "Fine, nimm wenigstens deinen Stuhl mit", forderte Stella. Fine nickte nur stumm und nahm den Stuhl. Chelly saß noch eine Weile ihrer Trainerin gegenüber. Mit der Zeit wurde ihr Blick immer trauriger. Fine hatte ziemlich verärgert und verletzt ausgesehen. Das konnte nichts Gutes bedeuten. "Hab ich was Falsches gesagt?", holte Stella Chelly aus ihren Gedanken. "Nein", flüsterte diese, " Ich glaube ich bin selber schuld." Nun nahm auch Chelly ihre Stuhl und trug ihn in Richtung Vereinshaus. "Lass mal, ich mach das", meinte Stella dann. Chelly nickte niedergeschlagen und machte sich sofort auf den Heimweg.
Es war kein langer Abend, denn weder Chelly noch Fine dachten daran am Handy zu sein, geschweige denn die noch ausstehenden Hausaufgaben zu erledigen. Fine hatte nicht einmal mehr genug Kraft zu duschen, bevor sie müde in ihr Bett fiel. Es war nicht das harte Training gewesen, dass sie so müde hatte werden lassen, nein, es war diese emotionale Art der Ermüdung. Bevor ihre Gedanken sie förmlich erdrücken konnten, schlief Fine ein. Chelly ebenso.
Am darauf folgenden Tag erreichte Fine eine Nachricht, direkt als sie aus der Schule kam. Sie ahnte schon, dass Chelly der Absende sein würde, doch ihre Vermutung wurde durch den Inhalt der Nachricht nochmals bestätigt. "Hi Fine, Ich muss dir etwas Wichtiges sagen bzw. dich etwas Wichtiges fragen...
Treffen, heute vor dem Training?"
Fine antwortete nur mit einem kurzen: "Ja"
Und Chelly zerbrach sich den Kopf. Dieses einfache "Ja" war gleichzeitig viel zu wenig und viel zu viel. Die ganze Nacht, hatte Chelly die Situation überdacht. Immer wieder war sie aufgewacht und war in ihrem Zimmer auf und ab gelaufen, doch schlussendlich war ihr etwas klar geworden. Sie liebte Fine. Keine Ahnung, warum, vielleicht gerade wegen des Dramas, aber es war so und es ließ sich nicht ändern. Und das war auch der Grund, warum Chelly Fine nach einem Treffen gefragt hatte.
Mit zitternden Händen und kleinen Schritten ging Fine auf Chelly zu. Auch wenn diese es nicht zeigte, war sie fast genauso nervös. "Hi", brachte Fine heraus, doch ihre Stimme drohte schon bei diesem einzigen kurzen Wort wegzubrechen. "Hi", erwiderte Chelly und auch ihrer Stimme war deutlich anzuhören, dass sie die Situation nicht ganz kalt ließ. Als Fine Chelly endgültig erreicht hatte, ließen die beiden sich nahezu zeitgleich auf dem Boden nieder. "Also", fing Fine vorsichtig an, während sie versuchte ihrer Stimme einen selbstbewussten Klang zu geben. "Warum wolltest du dich hier treffen?"
"Das jetzt so direkt zu sagen, wäre schwierig, aber ich kanns mal versuchen", war Chellys zögerliche Antwort. "Ähm.. also den ganzen letzten Abend, hab ich nachgedacht, auch wenn das ziemlich ungewöhnlich für mich ist", Chelly lachte ein unnatürliches Lachen, "und ich weiß auch nicht wie ichs erzählen soll, aber... Es ist in letzter Zeit ja viel zwischen uns passiert-", sie schaute Fine auffordern an. "Ja, schon", erwiderte diese langsam. "Siehst du", fuhr Chelly fort, "Und deswegen, und wegen dem Streit gestern, ist mir aufgefallen, wie viel wir zusammen durchmachen können und vielleicht auch nicht werden und...", eine Pause entstand, weil Chelly nicht mehr weiter wusste, "ähmm..."
"Jetzt reichts mir!", Fine unterbrach sie abrupt, "Hör mal bitte auf so viel drum herum zu reden und komm zu Punkt!"
"Okay", stotterte Chelly und es entstand eine Pause, bis sie sich wieder gefasst hatte. "Okay: Fine ich liebe dich und ich wollte mich mit dir treffen, um dich zu fragen, ob du mit mir zusammen sein möchtest?"
Pause.
Fine starrte Chelly geschockt an.
"Ich, ich...", sogar Chelly sah, dass Fine mit den Tränen kämpfte, "Nein, Chelly. Nein, ich will nicht mit dir zusammen sein und nicht dass du's falsch verstehst, du bist toll, sehr toll sogar, aber ich kann das nicht riskieren, dass das mit uns das Hockey gefährdet. Es ist einfach zu unsicher und vielleicht sind wir auch zu jung. sorry."
Jetzt weinte nicht nur Fine. Auch Chelly weinte. Und es waren nicht nur ein paar Tränen.
Dann rannte Fine weg.
Sie konnte sich nicht beruhigen, das ganze Training lang nicht, denn wann immer sie in Chellys Augen blickte, war da dieses Abweisende und der Unverstand.
"now we're strangers again, but this time - with memories."
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