Ein neues Opfer
Kapitel 4:
Ein neues Opfer
Nur kurze Zeit später öffnete sich die knarzende Metalltür auf ein Neues. Wieder kam Bardock herein, diesmal mit einem Teller zu Essen in der Hand. Für einen Saiyajin eine ganz schön mickrige Portion, aber Bardock wusste, wie es war, wenn man mehrere Tage nichts gegessen hatte... Der Magen des Häftlings hatte sich wahrscheinlich schon so sehr zusammen gezogen, dass er kaum Nahrung aufnehmen können würde. Schon ein paar Happen würden ihn fürs erste sättigen können.
Vegeta hing kraftlos in den Ketten, den Kopf gesenkt um Energie zu sparen. Doch der Duft von warmem, frisch gebratenem Fleisch erfüllte die kleine Zelle in Sekundenschnelle und brachte ihn dazu, sein Haupt zu heben. Es war ein Zeichen seiner Schwäche. Aber er konnte nicht anders. Er konnte diesem herrlichen Duft einfach nicht widerstehen. Zu lange hatte er schon auf richtiges Essen verzichtet. Bisher hatte er meistens nur Wasser und Brot bekommen. Fleisch... Wann hatte er das letzte Mal Fleisch gegessen? Er konnte sich gar nicht mehr an dessen Geschmack oder dessen Textur erinnern... Er schloss seine Augen, um sich ganz dem köstlichen Aroma zu widmen. Was war da noch? Roch er etwa auch geröstete Kartoffeln mit Rosmarin? Pilze, frische Kräuter...und ein Hauch von Pfeffer lag in der Luft... Das musste die Soße sein!
Dem Häftling lief das Wasser im Mund zusammen. Das hieß, das bisschen, was sein Körper noch an Flüssigkeit produzieren konnte...
Zufrieden lächelnd kam Bardock näher, der die Türe bereits hinter sich geschlossen hatte. Zum ersten Mal hatte Vegeta einen etwas entspannteren Ausdruck in seinem Gesicht und beobachtete ihn nicht mit wütender Miene. Seine Nasenflügel tanzten, reckten sich der Mahlzeit entgegen. Ihm war anzusehen, dass er lange nichts mehr gegessen hatte. Besonders nicht etwas, was so einen intensiven Duft versprühte.
Der Ältere war gerade bis auf einen Meter an den Häftling herangerückt, da öffnete dieser schlagartig seine Augen und wich, obwohl er fest in den Ketten fixiert war, mit seinem ganzen Körper ein gutes Stück zurück. Vegetas Blick hatte sich wieder zu hasserfüllten, schmalen Schlitzen zusammen gezogen.
»Fuck!«, fluchte der Kronprinz gedanklich und hätte sich am liebsten selbst für diese dumme Aktion geohrfeigt. Er hatte sich so auf diesen Duft konzentriert, dass ihm entgangen war, wie sich dieser Wärter langsam genähert hatte.
„Alles ist gut, Vegeta... Ich werde dir nichts tun“, versprach Bardock mit ruhiger Stimme. „Wie soll ich dich denn füttern, wenn du dich von mir entfernst?“
»Wie wär's wenn du mich losmachst?«, beantwortete Vegeta die Frage gedanklich mit einer Gegenfrage, ließ jedoch nur ein gedämpftes Knurren über seine Lippen kommen. Dieses freundliche Getue konnte er sich an die Backe nageln! Was sollte das? Er nahm ihn ganz offensichtlich nicht einmal ernst! So langsam nervte ihn das einfach nur. Aber gut... Er wollte unbedingt etwas essen. Immerhin musste er irgendwie bei Kräften bleiben. Andernfalls würde er sich nicht mehr an den Wärtern und seinem Vater rächen können. Also musste er das merkwürdige Spiel des Kerkermeisters mitspielen.
Vegeta entspannte sich also wieder, rutschte in den Ketten ein Stück nach vorne und atmete ruhig durch.
„Na siehst du. Es geht doch“. Bardock nahm mit seiner freien Hand eine Gabel, die auf dem Teller lag und piekste damit den ersten Brocken Fleisch auf, tunkte ihn noch einmal tief in die Soße und reichte ihn herüber zu dem Häftling, direkt auf dessen Mund zu. „Dann lass es dir schmecken, Vegeta“.
»Ja danke, ich bin kein verficktes Kleinkind mehr...«, dachte der Prinz, dem es im Traum nicht einfallen würde, sich freiwillig füttern zu lassen... Aber was blieb ihm anderes übrig? Die Augen rollend und ziemlich widerwillig, öffnete er seinen Mund, einzig und allein, weil sein Hunger ihn dazu nötigte und er auf seine Kraft angewiesen war. Ansonsten würde er diesen Zirkus ganz bestimmt nicht mitmachen. Schließlich lag es absolut unter seiner Würde, sich gegen seinen Willen füttern zu lassen.
Generell hatte er etwas gegen das Füttern... Bei seinem Vater hatte er einige Male gesehen, wie er sich von halbnackten Frauen hatte füttern lassen, von Sklavinnen, deren einzige Aufgabe es war, dem Herrscher zu gefallen und ihm jeden noch so erniedrigenden Wunsch zu erfüllen. Den Prinzen hatte dieses Verhalten schon immer angewidert. Das war eine Art von Macht, die er über seine Untertanen nicht ausüben wollte. Damit würde er sich selbst nur herabwürdigen.
Sein Gedankenstrom brach abrupt ab, als das warme Fleisch seine Zunge berührte, er seinen Mund schloss und sich die bräunliche Soße in seinem Mund verteilte.
»Fuuuuck« Ein langgezogenes, wohliges Brummen kam über Vegetas Lippen. Unwillkürlich schloss er dabei die Augen. Wie sehr hatte er diesen Geschmack vermisst. Es war nicht mal eine außerordentlich extravagante Speise. Nein, es war etwas, was er früher tagtäglich gegessen hatte. Aber er hatte es schon viele Monate nicht mehr kosten dürfen. Das Fleisch war zart wie Butter. Er musste es gar nicht kauen, es zerfiel regelrecht in seinem Mund. Dennoch war es saftig und vollmundig im Geschmack. Die Soße dazu... Für seine Zunge, die in den letzten Wochen nur fades Brot geschmeckt hatte, war die Soße fast schon ein bisschen zu scharf. Der Pfeffer brannte ein wenig, besonders in den vielen kleinen Wunden, die er im Innenraum seines Mundes hatte.
Bardock lächelte zufrieden bei diesem Anblick. »Sehr schön! Ich will gar nicht wissen, wie lange der arme Kerl nicht mehr vernünftig gegessen hat...« Geduldig wartete er darauf, bis Vegeta den Bissen heruntergeschluckt hatte und bot ihm dann eine weitere Gabel an.
~
Wenige Minuten später hatte der Prinz den gesamten Teller leer geputzt. Es hatte ihm außerordentlich gut geschmeckt. Vegeta war selbst erstaunt davon, dass er so viel gegessen hatte. Eigentlich hatte er gar nicht damit gerechnet, aber das Essen war eine wahre Wohltat gewesen. Zuerst hatte er sich selbst verflucht, weil er so offenkundig gezeigt hatte, wie sehr er sich über diese Mahlzeit gefreut hatte, doch je mehr er aß, umso ruhiger wurde er. Er musste schließlich etwas essen. Wer konnte schon sagen, wann er mal wieder so viel und so etwas Gutes bekommen würde? Es blieb ihm also nichts anderes übrig, als das Angebot anzunehmen, wenn sich die Gelegenheit dazu bot. Später würde er es nur bereuen.
Mit einem Tuch in der Hand näherte sich Bardock dem Gesicht des Prinzen, wollte diesem den Mund abwischen, doch Vegeta wich nach hinten aus, zog seine Augenbrauen zusammen und knurrte erneut. Füttern war die eine Sache, es blieb ihm ja nichts anderes übrig, wenn er nicht verhungern wollte... Aber den Mund abwischen? Er war doch kein verdammtes Baby! Mussten diese Arschlöcher ihn eigentlich immer wieder und wieder demütigen?
„Willst dich wohl lieber selbst sauber machen, hm?“, fragte Bardock mit einem leichten Schmunzeln nach und beantwortete sich die Frage sofort selbst. „Na ja, wer kann es dir verübeln? Ich wäre vermutlich auch zu stolz, um mir von jemandem den Mund abwischen zu lassen“.
»Was für eine Erkenntnis...«
Bardock ließ seine Hände sinken und wendete sich langsam von dem angeketteten Prinzen ab. An der Tür angekommen drehte er sich noch einmal um. „Ich komme gleich wieder, dann sorge ich dafür, dass du dich ein bisschen bewegen kannst“. Gleich darauf verschwand er über die Türschwelle.
Verdutzt und erstaunt blickte Vegeta dem Älteren wieder hinterher. Er wollte ihn wirklich losmachen? Hatte er das richtig verstanden? Was stimmte denn mit diesem Kerl nicht? Warum lächelte der so dämlich und warum zur Hölle war er so...gutmütig... Das war absolut nicht typisch für einen Saiyajin. Verdammt! Warum erinnerte er sich nicht an ihn? Ein so ungewöhnlicher Saiyajin musste er doch irgendwo in seinem Gedächtnis behalten haben...
Vegeta ließ seinen Kopf wieder nach vorne sinken. Sein Nacken war zu sehr belastet davon, sein Haupt zu heben. Wenn dieser Bardock ihn wirklich losmachen wollte, dann könnte er seinem Nacken endlich mal wieder eine Pause gönnen. Auch seinen Schultern, die dadurch, dass die Arme schräg hinter ihm befestigt waren, auf das Äußerste gespannt waren.
Ein tiefes, frustriertes Seufzen verließ seine Kehle. Was sollte er nur tun? Irgendetwas sagte ihm, dass dieser Kerl es wirklich gut mit ihm meinte... Warum sollte er ihm sonst so ein schmackhaftes Essen zubereiten? Warum sollte er sich so eine Mühe geben, wenn er ein ebenso perverses Arschloch wie seine Vorgänger war? Das ergab einfach alles keinen Sinn! Er musste einfach erfahren, wer dieser Kerl war, ansonsten würde er keine Ruhe finden. Die ganze Sache machte ihn jetzt schon beinahe verrückt. Er kannte diesen Bardock. Aber woher? Woher nur?!
Knurrend schlug Vegeta seinen Kopf hin und her. Am liebsten hätte er sich gerade die Haare gerauft, die Fäuste geballt und vor eine Wand geschlagen. Aber das konnte er nicht. Er musste abwarten. Abwarten, bis der neue Wärter ihn tatsächlich losmachte. Und vielleicht erzählte er noch ein paar Details über sich oder seine Absichten... Vielleicht konnte Vegeta dann herausfinden, wer er war.
~
Es verstrichen noch ein paar weitere Sekunden, bis die massive Metalltür erneut aufgeschoben wurde und Bardock wieder hereinkam. In seiner rechten Hand klimperte ein Schlüsselbund und er trat wieder nahe an den Prinzen heran.
Mit einem mitleidigen Blick musterte der Wärter den Gefangenen. Es war für ihn einfach kaum zu ertragen, den einst so stolzen Prinzen in dieser erbärmlichen Position zu sehen. Vegeta war der beste Freund von Bardocks ältestem Sohn, auch wenn sie sich schon eine Weile lang nicht mehr gesehen hatten. Radditz würde durchdrehen, wenn er wüsste, dass Vegeta hier unten in dieser Zelle verrottete.
„Ich werde dich jetzt losmachen, Vegeta...“, erklärte Bardock, während er sich zu seinen Füßen hockte. „Wenn du schon lange hier hängst, werden vermutlich deine Gelenke nachgeben. Also überanstrenge dich nicht und erwarte nicht zu viel von dir“.
»Als wenn ich das nicht selbst wüsste...«, zischte Vegeta gedanklich. Er hatte es schon ein paar mal erlebt. Jedes mal wenn er losgemacht wurde, brach er auf der Stelle in sich zusammen, weil seine Bänder und Sehnen zu sehr gedehnt worden waren und der Belastung kaum noch standhalten konnten. Stechende, brennende Schmerzen in den Gelenken kamen noch dazu. Aber alles war besser, als noch länger in dieser Position zu verweilen.
Bardock umfasste derweil Vegetas linkes Fußgelenk und löste mit dem Schlüssel die Schelle. Das erlösende Klicken des Schlosses verdeutlichte dem Häftling, dass er diesen Fuß nun frei bewegen konnte. Langsam, mit zitternden Muskeln zog er sein Bein heran, versuchte einen festeren Stand zu finden, um den Fall, sobald seine Hände gelöst wurden, etwas abdämpfen zu können. Sekunden später löste der Wärter auch seinen zweiten Fuß.
Während sich Bardock aufrichtete und sich den Ketten widmete, die an Vegetas Handgelenken befestigt waren, blieb der Kopf des Prinzen weiterhin gesenkt. Nur flüchtig sah der Ältere den Häftling an, fokussierte sich aber dann wieder auf das Öffnen der Handschellen. „Solltest du nicht die Kraft haben, dich selbst zu halten, werde ich dich selbstverständlich stützen“.
Ruckartig drehte Vegeta den Kopf zu Bardock, zeigte ihm knurrend seine Zähne und schnaufte wütend.
„Okay, okay“. Bardock verstand sofort. Es war das Gleiche wie mit dem Waschen. Vegeta musste schon mehr als genug Demütigungen erleiden. Er würde sich nicht auch noch selbst damit erniedrigen, sich helfen zu lassen, geschweige denn um Hilfe zu bitten. Und das war mehr als verständlich für den neuen Wärter. „Dann werde ich dich eben nicht auffangen und einfach zu Boden knallen lassen. Ist das besser?“
Der Gesichtsausdruck des Jüngeren entspannte sich wieder ein wenig und sein Blick fiel wieder Richtung Boden. Das war Zustimmung genug. Zum Glück war dieser Bardock nicht ganz so begriffsstutzig und schien ihm wirklich einen Hauch von echtem Respekt entgegen zu bringen. Ansonsten würde er nicht immer wieder um Bestätigung fragen oder bis ins kleinste Detail erklären, was er gerade tat und warum er das tat...
Vegeta war nur eine Sekunde zu lang in seinen Gedanken versunken, da krachte er urplötzlich hinab zu den Fliesen. Ein dumpfer Aufschlag hallte durch den kleinen Raum, gefolgt von einem unterdrückten Stöhnen. Tatsächlich war Bardock einen Schritt zur Seite gegangen und hatte dem einst so stolzen Prinzen dabei zugesehen, wie erst seine Arme ungebremst nach unten fielen und durch den erzeugten Schwung auch seine Knie nur einen Sekundenbruchteil später nachgaben. Zwar hatte Vegeta versucht, sich mit seinen Händen abzufangen, zu seinem Leidwesen aber wollten ihm seine Glieder noch nicht richtig gehorchen, weswegen auch sein Gesicht den gefliesten Untergrund küsste.
Bardock konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. „Ich hab's dir ja gesagt. Hättest du mich dir helfen lassen, wäre das nicht passiert“.
»Halt deine verfluchte Schnauze!«, dachte Vegeta zornig, brachte aber wieder nur ein schnaubendes Knurren über seine Lippen, während er vorsichtig und langsam seine Arme Zentimeter für Zentimeter an seinen Oberkörper heranzog.
Er war nicht auf die Hilfe eines Anderen angewiesen! Er brauchte niemanden! Er konnte schließlich auch niemandem vertrauen. Das hatte er auf die brutalste Weise lernen müssen. Der einzige, der ihm helfen konnte, war er selbst. Der einzige, dem er vertrauen konnte, war er selbst. Das war nun mal eine feststehende Tatsache und daran ließ sich absolut nichts rütteln.
Bei jeder weiteren Bewegung, bei jeder Muskelkontraktion, schmerzten seine Gelenke. Jede noch so kleine Faser seiner Muskulatur brannte vor Anstrengung und das nur, weil er sich aufrichten wollte. Seine Hände waren mittlerweile direkt neben seinem Oberkörper angekommen, nun konnte er damit beginnen, sich langsam hochzudrücken. Noch einmal tief durchatmen und jeden Funken Kraft mobilisieren. Zwar konnte er durch die Energieschlingen, die immer noch um seine Hände gebunden waren, sein Ki nicht aktivieren, aber ein wenig Kraft müsste er trotzdem noch zusammen kratzen können.
„Komm schon, Vegeta. Lass dir endlich helfen“. Bardock hockte sich neben ihn und streckte ihm freundlich die Hand hin.
Doch Vegeta knurrte nur noch mehr. Ein Gutes hatte es. Die Wut, durch die ständige Anmaßung dieses Wärters, sorgte tatsächlich dafür, dass er sich Stück für Stück hochdrücken konnte. Zwar mit zitternden und schmerzenden Armen, doch es funktionierte.
„Meine Güte... Du bist aber auch stur wie eh und je. Na ja...“. Der Ältere seufzte und lachte einmal kurz auf. „Du stehst dir zwar oftmals selbst im Weg... Andererseits würde ich mir wünschen, deine Willensstärke und dein Enthusiasmus hätten damals etwas mehr auf Radditz abgefärbt. Wenn er nicht gerade auf einer Mission ist, lungert der immer nur faul auf unserer Couch herum. Eigentlich wird es echt mal Zeit, dass der Kerl auszieht. Aber was will man machen... Tja, sein kleiner Bruder zieht ihm gerade einfach davon. Kakarott ist...“.
Die letzten Sätze hatte Vegeta kaum noch mitbekommen. Der Name 'Radditz' hatte ihn erstarren und die Augen weit aufreißen lassen.
»Verdammte Scheiße... Radditz! Der... Der Kerl ist...Radditz' Vater... Wie konnte ich das nur vergessen?« Natürlich konnte er sich an den Vater seines besten Freundes erinnern. Schließlich hatte er seine halbe Kindheit mit dem ältesten Sohn Bardocks verbracht. Radditz war nicht nur ein jahrelanger Wegbegleiter und Kampfgefährte gewesen. Sie waren im Laufe der Jahre zu echten Freunden geworden...
Wie lange hatten sie sich jetzt schon nicht mehr gesehen? Das konnte er gar nicht genau sagen. Vegeta wusste ja nicht einmal, wie lange er schon hier im Kerker war. Zeit war nicht mehr messbar... Nicht greifbar. Beinahe wie eine Illusion, die überhaupt nicht existierte. Besonders weil er hier unten keine Möglichkeit hatte, nach draußen zu sehen. Er konnte kein Tageslicht erkennen. Er wusste nicht, ob es Tag oder Nacht war. Von daher war es für ihn auch unmöglich zu sagen, ob er schon mehrere Monate, vielleicht sogar Jahre, oder doch erst ein paar Wochen hier war.
Er hätte es niemals für möglich gehalten. Aber der Name seines besten Freundes löste einen Tsunami an Gefühlen aus, der Vegeta gerade überschwemmte. Vielleicht war Radditz' Vater deswegen hier. Vielleicht war er hier...um ihn hier heraus zu holen...? War das wirklich möglich? Steckte vielleicht sogar Radditz dahinter?
Ein friedliches, zitterndes Lächeln legte sich auf Vegetas Lippen. Er spürte, dass der Druck hinter seinen Augen rasant zunahm. Hätte er noch genug Flüssigkeit in seinem Körper, wären ihm bestimmt Tränen in die Augen geschossen. Sein ganzer Körper wurde von Wärme und Erleichterung erfüllt. Es war, als würde er endlich wieder atmen können.
Da war also doch jemand, dem er vertrauen konnte. Auf seinen besten Freund war eben Verlass!
Währenddessen erzählte Bardock fröhlich weiter: „Jedenfalls hat mir dein Vater erzählt, dass er fast schon ein bisschen stolz ist, dass du so unnachgiebig und unkooperativ bist“.
Ein Messer bohrte sich in Vegetas Herz. Seine Freude erstarb augenblicklich. Wie war das gerade? Was hatte Bardock gesagt? War er also doch im Auftrag seines Vaters hier? Mittlerweile hatte der Prinz eine kniende Position angenommen, versuchte zu verschnaufen, aber diese Information raubte ihm wieder sämtliche Luft. Mühevoll drehte er seinen Kopf über seine Schulter hinweg zu dem neuen Wärter und sah ihn skeptisch an. Das müsste er ihm genauer erklären.
Bardock erblickte Vegetas kritischen Gesichtsausdruck. „Dein Vater hat mir alles erzählt. Die übrigen Wachen sind nicht eingeweiht worden“. Bardock ging in die Hocke, um auf Augenhöhe mit Vegeta zu sein und fuhr lächelnd fort: „Du kannst mir vertrauen. Ich stehe deinem Vater ziemlich nah“.
Ein schwerwiegender, törichter Fehler.
Vegetas Gesicht verdunkelte sich schlagartig. Irgendetwas setzte in ihm aus. Noch bevor das unheilvolle Grollen, welches gerade über die Lippen des Prinzen rollte, Bardocks Ohr erreichen konnte, stürzte sich Vegeta auf den Vater seines besten Freundes und warf ihn zu Boden.
Das Gehirn des Prinzen hatte sich vor Wut komplett abgeschaltet. Jeder – absolut jeder, der mit seinem Vater in irgendeiner Weise kooperierte, musste getötet werden! Da gab es keine Ausnahme. Nicht einmal diese. Und wieder einmal war klar, dass er wirklich nur sich selbst vertrauen konnte.
Kaum hatte er den überrumpelten Bardock auf dem Boden fixiert und sich auf dessen Brust gesetzt, schlug er unablässig auf ihn ein. Ein roter Vorhang legte sich vor seine Augen. Der Schmerz, die Anstrengung – all das war völlig vergessen. Etwas in ihm verlangte nach Rache. Rache an jedem einzelnen, der mit seinem Vater, dem König, zu tun hatte. Und dieser unstillbare Durst nach Rache ließ ihn alles andere ausblenden.
„VEGETA! HÖR AUF!“ Doch Vegeta hörte nicht. Bardock hatte überhaupt keine Chance sich zu wehren. Nach den ersten fünf Schlägen, die direkt in sein Gesicht trafen, verlor er schon das Bewusstsein.
Aber hier war noch lange nicht Schluss. Vegeta prügelte ungezügelt weiter. Schnaubte und tobte vor Wut. Blut spritzte in alle Richtungen. Knochen zerbarsten. Der Schädel von Bardock verformte sich immer mehr. Je mehr Blut über den Boden lief, desto unheilvoller wurde das Grinsen und Lachen des Prinzen. Eine einzigartige Genugtuung war das! Wenn sein Vater keinem der anderen Wachen vorher erzählt hatte, wer er wirklich war, dann musste dieser Bardock für den König etwas ganz Besonderes sein. Damit würde er sicherlich wieder ein wertvolles Mitglied aus dem engsten Kreis seines Vaters erledigt haben!
Vegetas Lachen wurde lauter. Wahnsinniger. Bis er sogar seine Schläge endlich stoppte. „Na, wie gefällt dir das? Jetzt kannst du meinem Vater nie wieder etwas erzählen! Und er dir auch nicht!“ Weiterhin lachend betrachtete er das blutverschmierte und deformierte Gesicht Bardocks. Kurz sah er sich um, und entdeckte den Schlüsselbund, der immer noch in der Hand des Toten ruhte. „Aber keine Sorge – Sobald ich meinen Vater gefunden habe, ist er ganz schnell wieder bei dir...“.
Vollgepumpt mit Adrenalin war es für den Häftling nun ein Leichtes, sich aufzurichten und auf die Leiche hinabzublicken. Er kratzte das letzte bisschen Speichel in seinem Mund zusammen und spuckte auf den leblosen Leib des Wärters.
„Wir sehen uns in der Hölle...Arschloch“.
Anschließend wendete er sich ab und schritt langsam auf das Tor zu, was ihn von der Freiheit trennte.
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