Leon♡
Ludmilas POV:
Was wollte Vilu denn von dir?", fragte er. Ich seufzte und bewegte mich durch die Gänge auf dem Weg zu meinem Zimmer. Im Treppenhaus entschied ich mich noch für einen Umweg in die Küche, um mir etwas Obst zu holen.
„Sie hat auf dem Klo geheult, weil Leon Schluss gemacht hat. Dann hagelte es Vorwürfe und Anschuldigungen und ich wäre am liebsten im Erdboden versunken."
„Wo bist du?", fragte er, als die Kühlschranktür quietschte, mir etwas entgegenfiel und ich leise fluchte.
„In der Küche.
Ich nahm mir einen Apfel und schloss die Tür wieder.
An der Wand hing eine Uhr und ich hielt inne. Es war schon fast sechs, was mich an meine „Verabredung" mit Leon erinnerte.
„Wo bist du?", fragte ich vorsichtig. In seinem Zimmer wohl kaum.
„Im Zug nach Sarden Garten. Senseman hat Sondertraining angeordnet." Er klang ein wenig wütend. Ich war froh um jedes Training, meinen neuen Lehrern zufolge hinkte ich hinterher.
„Wann kommst du wieder? Wollen wir uns noch treffen?", fragte ich. Fede versprach, abends noch in meinem Zimmer vorbei zu schauen. Ich warf einen weiteren Blick auf die Uhr. Kurz vor sechs... Immer noch. Was sollte ich machen?
Ich passierte das Jungenzimmer auf dem Weg in meins. Unschlüssig blieb ich davor stehen und streckte meine Hand aus, um zu klopfen, als sie plötzlich aufgerissen wurde. Ich riss erschrocken die Augen auf und presste meine Hände an meine Brust.
„Ludmi!"
Leon starrte mich verblüfft an.
„Warum hast du nicht geklopft?", fragte er.
„Ich... war dabei. Du hast mich erschrocken", sagte ich. Leon sah sich links und rechts im Flur um, verschränkte seine Finger mit meinen und zog mich in sein Zimmer. Ich sagte nichts, sondern wunderte mich darüber, mit welcher Selbstverständlichkeit er mich bei der Hand nahm. Als wäre ich seine Freundin. Ich blinzelte ein paar Mal.
Das Zimmer war unglaublich ordentlich. Er ließ meine Hand nicht los, zog mich stattdessen noch enger an sich. „Was machst du?", fragte ich.
„Kann ich dich küssen?", fragte er. Mein Herz blieb stehen. Ich entzog meine Hand seiner und sah ihn bestimmt an. „Nein."
Da waren wieder diese goldenen Flecken in seinen Augen, die mir den Verstand raubten, wenn ich sie sah. Ich riss mich zusammen und machte einen Schritt rückwärts.
„Was du mit Vilu gemacht hast, finde ich schrecklich." Ich runzelte die Stirn und fuhr fort, nicht darüber nachdenkend, was ich sagte. „Und was du mit mir machst, ist genauso schlimm!"
„Ich habe mit Violetta Schluss gemacht, weil ich mit dir zusammen sein will!", erwiderte er.
„Ich will aber nicht mit dir zusammen sein!"
„Du hast gesagt, du magst mich."
Ich schüttelte den Kopf. Er verstand mich falsch.
„Ja, ich mag dich. Sogar sehr. Aber ich habe dir oft genug gesagt, dass ich keinen Freund will. Ich will nur tanzen. Ballett ist mein Leben."
Er fasste sich an den Kopf.
„Das Leben besteht doch nicht nur aus Ballett. Beziehungen gehören dazu. Genauso wie Freundschaften. Können wir es nicht versuchen?"
Ich lehnte mich gegen die Wand und starrte aus dem Fenster. Es wurde schon dunkel.
„Ich weiß das. Aber ich will nicht... ich kann das nicht."
Das Gefühl, wenn mich jemand berührte, bereitete mir Gänsehaut. Es war mir unangenehm und ich versuchte es zu vermeiden. Einen Freund zu haben machte Berührungen und Intimität selbstverständlich. Das konnte und wollte ich mir selbst nicht zumuten.
Er beugte sich zu mir runter und seine Haare kitzelten meine Wange, als er mir etwas ins Ohr flüsterte, was ich nicht verstand. Seine Hände legten sich auf meine Seiten und in meiner Brust schnürte sich etwas zusammen.
„Warum weist du mich jedes Mal ab?", fragte er niedergeschlagen.
„Es tut mir leid. Ich bin ungeeignet für Beziehungen. Alles, was ich kann, ist tanzen!", sagte ich. Und selbst das konnte ich nicht besonders gut.
„Lass mich dir zeigen, wie es geht", flüsterte er.
Im nächsten Moment küsste er mich.
„Was sagst du?", fragte er. Ich stammelte ein paar unverständliche Worte, bis er mich mit einem weiteren Kuss wieder zum Schweigen brachte. Dieses Gefühl hatte ich sonst nur, wenn ich tanzte. Es war unglaublich.
Aber dabei liebe ich doch Fede.
Was soll das werden?", rief ich und setzte mich sofort auf. Leon saß auf dem Fußboden und sah mich entschuldigend an.
„Tut mir leid, wenn dir das zu schnell geht." Er setzte sich neben mich auf das Bett und verschränkte die Hände miteinander. Ich fasste mir an die Wangen, die brannten wie Feuer. Mir war schwindlig und ich rang nach Luft. Was war gerade passiert?
Empfand ich mehr als Freundschaft für ihn? Konnte ich mir eine Beziehung mit ihm vorstellen? Was verstanden Leute eigentlich unter „Beziehungen"? Jeder sprach davon, aber niemand hatte mir bisher sagen können, was damit überhaupt gemeint war. Musste ich händchenhaltend mit ihm durch die Öffentlichkeit laufen, bei jedem Wort kichern, was er sagte, oder ihn anhimmeln? Das war nämlich nicht meine Art.
Ich wollte es mir bei meinen Lehrern nicht verscherzen, nur weil ich einen Freund hatte.
Leon atmete ein paar Mal tief ein und aus und sah mich an.
„Willst du mit mir zusammen sein?", fragte er schließlich. Eine unerträgliche Stille breitete sich sofort zwischen uns aus. Mein Mund war wie zugeklebt .
Was soll ich machen? Was soll ich machen? Was, was, was?!
„Okay", brachte ich im Endeffekt nur hervor.
Nein was habe ich da nur gesagt?
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