Kapitel 10
L E Y A
Gelangweilt starrte ich Brooke an, die genüsslich auf ihrem Brownie rumkaute.
Ihre Art, wie sie kaute und mich dabei skeptisch anschaute, machte mich nervös. "Wie lange willst du noch starren?"
Ein schmunzeln schlich sich auf ihre Lippen, während sie seelenruhig aus ihrem Glas das kalte Wasser trank.
"Darf ich meine beste Freundin etwa nicht anstarren?"
Augenverdrehend schnitt ich ein Stück von meinem Kuchen ab, der nebenbei schmeckte, als ob er aus purer Schokolade bestand. Eine reine Kalorienbombe, die ich mir geradewegs in den Mund schaufelte.
"Doch, schon. Aber nicht mit diesem Blick", sagte ich und schwang meine Gabel einmal in der Luft.
"Oh, welchen Blick meinst du?"
Sie strich ihre langen Haare nach hinten und blinzelte mich unschuldig an. Stöhnend warf ich den Kopf in meinen Nacken. "Du weißt welchen. Du weißt etwas, das ich nicht weiß. Und jetzt will ich es auch wissen."
Schmollend stützte ich meinen Kopf auf den Händen ab, während mein Blick kurz durch ihr Zimmer glitt.
Alles unordentlich, so wie eigentlich immer, dabei war Brooke eine totale Ordnungsfanatikerin.
Nach der Arbeit kam ich direkt zu ihr nachhause, ihrer Oma ging es besser und so beschlossen wir wieder etwas Zeit miteinander zu verbringen. Ich erzählte ihr gestern schon von dem Turnier und Amelia. Sie warf wütend mit Kissen durch die Gegend und wunderte sich, wieso ausgerechnet sie in eine Erfolgsspur rutschte.
"Ach, den Blick. Okay, sagen wir mal, ich hätte einen absolut verrückten Plan, würdest du theoretisch mit dabei sein?"
Skeptisch kniff ich meine Augen zusammen, während mir einige Strähnen die sich aus meinem Zopf lösten, ins Gesicht fielen.
"Theoretisch ja, praktisch erst, wenn du mir erzählst welche verrückte Idee dir durch den Kopf schwebt."
Ich aß das letzte Stück Kuchen auf und stellte den weißen Teller auf den Nachtisch von Brooke. Wie immer lagen da viel zu viele Schokoriegelverpackungen, die genauso in den Müll zwei Meter daneben hätten fliegen können. Aber die Faulheit machte meiner Freundin deutlich einen Strich durch die Rechnung.
Neugierig sah ich sie an.
Brooke sprang auf und öffnete ihren braunen Holzschrank, den wir vor einiger Zeit zusammen bei Ikea kauften und mühsam zusammenbauten.
"Sei nicht sauer", murmelte sie, ehe Brooke eine Art Kostüm rauszog. Meine Augen weiteten sich augenblicklich, sobald ich das Kostüm sah und vorallem, als ich realisierte um was für ein Kostüm es sich handelte.
"Bist du verrückt?", hakte ich nach, während meine Hände an dem glatten Stoff des weißen-glitzernden kleid runter strichen.
Sie überreichte es mir ganz und nahm wieder gegenüber von mir Platz.
"Hör zu Leya, ich habe jetzt lange genug zugesehen, wie du die Wurzeln schlägst und dich gegen alles und jeden wendest, der auch nur das Wort Eislaufen erwähnt", fing sie ernst an und nahm vorsichtig meine Hand in ihre, die sofort von Wärme umgeben wurde.
"Es ist eine beinahe unmögliche Sache, die ich dir jetzt vorschlagen werde und du kannst gerne ablehnen. Ich will das du das Turnier in zwei Monaten gewinnst."
Einige Sekunden sah ich sie stillschweigend an und schien überhaupt nicht zu realisieren, was sie mir gerade vorschlug. Es war beinahe unmöglich? Es war unmöglich. Zudem war ich einfach nicht bereit, wieder aufs Eis zu gehen, sowieso nicht, nachdem ich das letzte Mal kaum einen Schritt wagte, geschweige denn zu Stande brachte.
Zitternd entriss ich mich ihrer Hand. "Vergiss es, Brooke. Bei aller Liebe, kann ich das nicht. Wie soll ich nach dem letzten Turnier wieder aufs Eis, ohne mich zu blamieren? Dazu weißt du, das ich es niemals schaffen werde."
Ich wandte meinen Blick ab und stockte keine Sekunde an dem wunderschönen Kostüm. Es ähnelte meinen älteren Kostümen.
"Irgendeine Person würde es sicherlich nicht schaffen. Aber du bist, Leya Smith. Meine beste Freundin, die es nach einem Jahr geschafft hat, wieder auf den Beinen zu stehen, all die schrecklichen Erinnerungen zur Seite geschmissen hat und jetzt eine professionelle Assistentin eines verdammten Super Models ist. Du musst dir vertrauen und du musst anfangen für das zu kämpfen, was du leidenschaftlich liebst!"
Ihr Ausruf erschrak mich, brachte mich dazu in ihre weit aufgerissen Augen zu schauen, die mich nur so voller Hoffnung anschauten.
Seufzend kniff ich die Augen zusammen. "Mir...mir ist klar, dass du denkst ich würde es schaffen. Aber ich kann nicht", hauchte ich und hielt nur mit Mühe die Tränen zurück.
"Oh Leya, ich will dich nicht zwingen. Ich möchte dich lediglich wieder fröhlich sehen und das wollen wir alle."
Vorsichtig zog sie mich die Arme.
Mein Blick haftete immernoch an dem Kostüm, während die verschiedensten Gedanken in meinem Kopf schwirrten.
In zwei Monaten, all meine Ängste überwinden und dazu noch an einem wichtigen Wettbewerb teilnehmen, war so gut wie unmöglich. Brooke musste ich nichts desto trotz recht geben, wenn sie sagte, dass Leya Smith es schaffen würde.
Nur würde ich es wirklich schaffen können? Wenn es nach Adam ging, würde ich sicherlich nur wieder eine Show abziehen.
Eislaufen war mein Leben, beinahe so, wie das Lichtwert der Jedi in Star Wars. Einst sagte Obi-Wan zu meinem Lieblingschauspieler Anakin, dass er niemals sein Lichtschwert verlieren dürfe, denn es sei sein Leben.
Ich sollte vielleicht niemals meine Leidenschaft für das Eiskunstlaufen verlieren. Es war mein Leben, meine Beschäftigung seitdem ich klein war und gerade einmal zwei Schritte machen konnte ohne direkt wieder hinzufallen.
Schniefend setzte ich mich aufrecht hin und spürte sofort den Blick von Brooke auf mir. Mitleid und Hoffnung spiegelte sich in ihren Augen wieder, als sie gespannt und mit leicht geöffnetem Mund auf meine Antwort wartete.
"Ich- also ich denke-", glücklicherweise wurde ich mitten im Satz unterbrochen. Ein Blick auf mein Handy zeigte mir leuchtend den Namen meines Arbeitsgebers.
"Moment", murmelte ich zu Brooke. Mit meinem Finger wischte ich über den grünen Button, womit der Anruf angenommen wurde.
"Hallo?"
Angespannt wartete ich auf die Stimme von Adam.
"Leya, ich habe dir eine Adresse geschickt, komm dort hin und bring die Unterlagen aus meiner rechten Schublade mit", hörte ich ihn sagen. Es schien als hätte er es eilig.
Zwar war ich schon längst nicht mehr im Büro, aber das brauchte er ja nicht zu wissen. "Wird erledigt. Brauchen Sie sonst noch was?"
Augenverdrehend deutete ich Brooke, das ich los musste.
Ich legte das Kleid von meinem Schoß und schlüpfte in meine Ballerina, die vor meinen Füßen lagen.
"Nein das war alles."
Er legte auf und ließ mich verdattert zurück. "Was wollte er?"
"Irgendwelche Unterlagen", seufzte ich. "Soll ich morgen nochmal vorbeischauen oder kommst du zu mir?", hing ich noch schnell fragend ran.
Sie zuckte mit den Schultern und stand auf, um mir meine Jacke zu reichen, die ich vorhin einfach in die Ecke des Zimmers warf.
"Ich hol dich von der Arbeit ab, vielleicht treffe ich dann mal gescheit auf Mister Handsome", witzelte sie.
"Ganz sicher, du wirst ihn lieben."
Lachend schnappte ich mir meine Schlüssel. "Bis dann!"
Erleichtert trat ich nach draußen, nachdem ich der Oma von Brooke noch einen schönen Tag wünschte.
Innerlich hoffte ich, dass Brooke die Sache vergessen würde und nicht mehr auf meine unvollständige Antwort einging, denn um ehrlich zu sein, wusste ich nicht mal was ich vorhin antworten wollte.
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Ein kleines Kapitel, mit bissi weniger Handlung als sonst. Das mit star wars musste ich einfach miteinbringen und ganz ehrlich, es hat ja gepasst ;))
Ich hoffe dennoch, dass es euch gefallen hat :) ich freue mich voll auf das nächste Kapitel hehe.
-Ally
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