|22| - Sanfte Küsse, sanfte Worte
2019, Palles PoV:
"Ich möcht eine Kugel Schoko", lachte Henry mit leuchtenden Augen, die kleinen rosa Patschehände an den gläsernen Tresen gedrückt.
Kathi wollte schon aufstehen, als ich sie am Handgelenk packte und sie zurückhielt. "Wie heißt das Zauberwort, mein Schatz?", rief ich durch die leere Eisdiele, welche eigentlich schon geschlossen hatte. Henry wandte sein Gesicht von uns ab und starrte zur Wand, kein einziges Wort kam über seine Lippen. "Henry? Ich rede mit dir." "Ach, ist schon gut, Patrick", meinte Kathi, ihre Wangen merkwürdig errötet. "Nein, es ist nicht gut." Ich sah sie an. "Er muss es ja lernen." Die Dunkelhaarige senkte den Kopf und schaute auf ihre Füße, bis mir auffiel, dass ich ihre Hand noch immer fest hielt. Schnell ließ ich sie los.
"Hör mal, Schatz. Wenn du nicht das Zauberwort sagst, kannst du leider kein Eis heute haben.", erklärte ich sanft und nippte an meinem Kaffee, um die unangenehme Situation mit Kathi zu übergehen. "Aber du hast doch auch was bekommen.", Henry verschränkte die Arme und ich fand, dass er total knuffig aussah, wenn er trotzig wurde. Das durfte ich mir aber auf keinen Fall abmerken. "Ich habe aber auch "bitte" gesagt.", warf ich ein und Henry schien sich unwohl zu fühlen.
"Na gut...", Er holte tief Luft und sah keinen von uns an, als er das Wort sagte. "Bitte." "Na, geht doch", lobte ich, "Und jetzt nochmal den ganzen Satz." "Darf ich bitte eine Kugel Schoko haben?", Henry sah Kathi mit großen Augen an und sie warf mir einen fragenden Blick zu. Als ich nickte, schmunzelte sie leicht und eilte zur Theke, um Henrys Wunsch zu erfüllen. Der Kleine strahlte über das ganze Gesicht.
Während ich da saß, beobachtete ich Kathi wie sie Henry mit einem knuffigen Lächeln die Waffel mit der Kugel Schokoladeneis in die Hand gab und er sich strahlend bedankte. Sie antwortete darauf mit etwas, dass ich nicht verstehen konnte und wuschelte meinem Sohn durch die blonden Locken. Ein leichtes Lächeln hatte sich auf meine Lippen geschlichen. Henry und sie schienen sich gut zu verstehen und das machte mich irgendwie sehr froh.
"Und wirst du jetzt zu diesem Abendessen gehen, oder nicht?". Kathi ließ sich mir gegenüber auf die Sitzbank fallen und schob mir noch einen zweiten Kaffee hin, was wirklich lieb war. "Danke", lächelte ich, "Und ja. Mir bleibt wahrscheinlich nichts anderes übrig, wenn ich diesen Job haben will. Und das möchte ich unbedingt." Ich rührte die milchig braune Flüssigkeit in der Tasse um und probierte den Kaffee. Er schmeckte perfekt, genau wie ich ihn am liebsten mochte. Kathi und ich kannten uns schon so lange, wir hatten uns einfach gemerkt, was dem anderen schmeckte.
Die hübschte Brünette lächelte mir aufmunternd zu. "Wenn sie dich erst kennenlernen, werden dich bestimmt alle lieben. Du bist so ein herzensguter Mensch, du hast den Job wirklich verdient." "Danke dir. Das bedeutet mir wirklich viel.", antwortete ich und musterte sie wie sie mit einem Löffel in ihrem Eisbecher herumstocherte, aber nichts aß. Ihre Augen schienen merkwürdig leer, als würde sie gerade über wichtige Dinge nachgrübeln. Kathis Worte hatten mich irgendwie gerührt und mich bewegt. Es passierte seit der Trennung von Sophie gar nicht mehr, dass mir jemand so etwas Schönes sagte und ich hatte beinahe vergessen wie es sich anfühlte. Etwas brannte in meiner Brust. Ein Gefühl der Einsamkeit. Natürlich war ich nicht einsam, ich hatte Henry und Kathi. Beide machten mein Leben zurzeit lebenswert. Aber ich vermisste es neben jemandem morgens aufzuwachen. Ich vermisste es, dass mir jemand sanfte Küsse und sanfte Worte schenkte. Ich vermisste es, mit Sophie und Henry auf den Spielplatz zu gehen. Klar, ich ging auch mit Henry allein dort hin, aber dann spielte er im Sand, während ich auf der Bank hockte, allein. Neben mir fehlte die Person, die sich mit mir unterhielt und sich an mich kuschelte. Neben mir fehlte Sophie. Ich vermisste den Duft ihrer Haare, wenn sie sich diese mit ihrem Zimt-Shampoo gewaschen hatte. Ich vermisste den Klang ihrer Stimme, wenn sie lachte. Ich vermisste das Gefühl, sie zu berühren. Ich vermisste die Liebe.
Die verzweifelte Suche nach dem unbekannten Jungen hatte das Gefühl für ein paar Monate verdrängt, aber jetzt überflutete es mich mit aller Wucht, es riss mich aus meiner Bahn, sodass es mir die Luft abschnürte. Wenn ich nicht bald gerettet werden würde, würde ich ertrinken. Im kalten Wasser sank ich immer tiefer.
Wenn ich nicht bald gerettet werden würde, würde ich ertrinken.
Kathi schaute auf und sie musterte mein vermutlich kreidebleiches Gesicht. Ihre Augen weiteten sich mitfühlend, aber sie schwieg. Und das war besser so. Ich brauchte gerade einen kurzen stillen Moment und Kathi wusste und respektiere das. Die Wärme, die ihre braunen Augen ausstrahlten, reichten mir, um wieder Luft zu bekommen.
"W-weißt du was?" Meine Stimme klang erbärmlich und ich war froh, dass Henry gerade in der Kinderecke spielte und das nicht mitbekam.
"Hast du Lust, Dienstag Mittag mit mir Essen zu gehen?", fragte ich sie.
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HELLOOOOOO!
Was haltet ihr von Kathi?
Ich mag sie sehr. Ihr kennt ja den Verlauf dieser Geschichte noch nicht, aber sie tut mir Leid. Sie ist einer der Charaktere, in die ich mich gut hineinfühlen kann und sie hat das ganze Leid nicht verdient, sie ist so eine sanftmütige und zerbrechliche Person. Ach man, Kathi. Du machst mich fertig. :(
Aber ich hätte noch eine kleine Frage? Soll ich nach jedem Kapitel ein kleines Interview mit den Charakteren machen? Ich werde einfach in jedem Kapitel eure Fragen sammeln und ab Kapitel 30 dann die Interviews hochladen. Fände ich eigentlich ziemlich cool.
Also: Sammelt hier mal Fragen, die ihr den Charakteren gerne stellen möchtet!
1. Fragen an Palle (erwachsene Version):
2. Fragen an Kathi:
3. Fragen an Sophie:
Ps: Natürlich kann und werde ich nicht alle Fragen beantworten, wenn es zu viele werden oder sie inhaltlich die Story spoilern würden. Ansonsten: Lasst euer Kreativität freien Lauf! :D
Schönes Rest-Wochenende euch!
- Zucchini out
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