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32. Kapitel: Gedankenspiele

Die süße Säure der Beeren stillte zwar nicht den Hunger, vertrieb aber für eine Weile den bitteren Aschegeschmack im Mund und weckte die trübe Erinnerung an einen längst vergangenen Sommer, warme Erde unter nackten Füßen und die trügerische Gewissheit kindlicher Sicherheit. Als mir klar wurde, dass es die Erinnerung an den letzten unbeschwerten Sommer meines Lebens sein musste, sammelte ich den wenigen Speichel in meiner trockenen Kehle, spuckte den verräterischen Geschmack aus und ließ ihn achtlos in der toten Asche zurück.

Wir hatten die eingefallene Ruine hinter uns gelassen und bahnten uns unseren Weg über brachliegende Wiesen, mitten durch hüfthohe farblose Stauden sterbender Wildblumen, die eine zähe Masse staubiger Asche vermischt mit klebrigen Pollen an uns abstreiften. Zwischen ihnen waren wir wie gigantische Hummeln, ihre einzige Chance auf ein Leben nach diesem stillen Sommer ohne das Summen und Brummen von Insekten; falls es jemals wieder einen Sommer geben sollte.

Die Nephilim hatten mich erneut in ihre Mitte genommen, wobei sie dieses Mal den Abstand zu mir deutlich verringert hatten. Elion deckte weiterhin unseren Rückzug, ließ sich aber nicht so weit zurückfallen wie zuvor. Ich hörte das Knirschen seiner Schritte hinter mir. Es war ein irritierend beruhigendes Geräusch, das zwar nicht die andauernde Anspannung von mir nehmen konnte, mich aber trotz der anhaltenden Wut auf ihn ruhiger atmen ließ.

In regelmäßigen Abständen blieben wir auf Simons Handzeichen hin stehen. Dann rückten wir alle näher zusammen, während Lay mit glasigen Augen in die Ferne und gleichzeitig in die Zukunft starrte, tonlos ihre Lippen bewegte, endlich mit einem knappen Nicken Entwarnung gab und wir uns erneut in Bewegung setzten. Trotz ihrer Fähigkeit, Gefahren vorauszusehen, warf ich hin und wieder einen raschen Blick auf den bleiernen Himmel. Ich war mir selbst nicht so sicher, ob ich dabei Ausschau nach Zombiegöttern oder doch eher herabstürzenden Kamikazeschildkröten hielt.

Doch bald schon fehlte mir selbst für den Blick in den Himmel die Energie und ich musste meine gesamte Konzentration darauf lenken, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Obwohl die Empörung über Elions Kaltblütigkeit, wehrlose Menschen ihres Autos und damit ihrer einzigen Fluchtmöglichkeit zu berauben, weiterhin in mir schwelte: Die Aussicht, bald nicht mehr zu Fuß bis an den Nordpol laufen zu müssen, war beinahe motivierender als mein bloßer Überlebenswille. Elion hatte Simons Vorschlag unkommentiert gelassen, was vermutlich bedeutete, dass er ihn so lange guthieß, wie er umsetzbar war; sollten die Bewohner des nächstgelegenen Dorfes allerdings dummerweise umweltbewusst und nachhaltig leben und auf einen Zweitwagen verzichtet haben, würde Elion wohl kaum zögern, eines ihrer Autos zu beschlagnahmen. Ich würde ihn nicht daran hindern können, aber ich schwor mir, wenigstens passiven Widerstand zu leisten und es ihm so schwer wie möglich zu machen, mich ins Auto zu bekommen. Nur weil er darum bemüht war, mir das Leben zu retten, bedeutete das noch lange nicht, jede seiner beschissenen Ideen gutheißen zu müssen.

Andererseits, dachte ich müde und lauschte auf Elions Schritte, muss ich es ihm aber nicht schwerer machen als nötig. Nicht nur, weil er versuchte, mir das Leben zu retten. Er versuchte, dabei auch noch nett zu sein, obwohl ich ihm keinen Anlass dazu gegeben hatte. Zugegeben, er hatte mich gefesselt, entführt, mit seinem Gewehr niedergeschlagen und mir von Simon die Samadu umlegen lassen, ohne mich darauf hinzuweisen, dass sie mir potentiell die Hand wegschmoren würde, sobald das Ding in mir sich regte.
Dann wiederum war er die ganze Nacht durch eine apokalyptische Welt gefahren, um mir Burger zu besorgen – mein Lieblingsessen. Er hatte sein Leben riskiert, um eben diese Burger für mich aus einem brennenden Wagen zu retten. Gut, das war nicht nur nett, sondern auch ziemlich bescheuert gewesen, doch hier zählte wohl vor allem der gute Wille.
Ich dachte daran, wie er mir in der stillgelegten U-Bahn versichert hatte, ich sei trotz des Dings in mir menschlich. Wie er mir versprochen hatte, mich um jeden Preis vor den göttlichen Monstern, die hinter uns her waren, zu beschützen. Elion hatte versucht, mir die Angst zu nehmen – vor den Idrin und vor mir selbst. Und als ich mir dennoch vor lauter Furcht direkt neben ihm die Seele aus dem Leib gekotzt hatte, war er nicht zurückgewichen, sondern hatte mir die Haare aus dem Gesicht gehalten und mir einen Kaugummi geschenkt. Kirschgeschmack. Mein Lieblingsgeschmack. Genauso wie im Gericht, fiel mir ein. Der Nebel des Medikamentencocktails, den Grubert mir verabreicht hatte, hing über der Erinnerung, doch ich meinte, mich in einen Papierkorb übergeben zu haben. Kurz darauf hatte ich einen Kaugummi mit Kirschgeschmack im Mund gehabt. Zweifellos hatte Elion ihn mir gegeben. Welch seltsamer Zufall, dass wir beide dieselbe Kaugummisorte bevorzugten ...

Mit mehr im Magen als einer Handvoll halbreifer Beeren und einem Bissen Cheeseburger hätte ich womöglich ausreichend Energie aufgebracht, über diesen sich doch recht seltsam gefügten Zufall nachzudenken. So aber krochen meine betäubten Gedanken viel zu langsam dahin, verfingen sich bald in Nichtigkeiten wie der verwirrenden Frage, warum Elions Geruch mich an einen heißen Sommertag erinnerte, oder warum das Haar auf seinem Kopf so viel heller war als die unterhalb seines Bauchnabels ... Ich zwang meine Gedanken, einen anderen Weg einzuschlagen, doch der war gepflastert von Blut, leblosen Augen und ertrinken Menschen. Also ließ ich widerwillig meine Gedanken Gedanken sein.

Elion war attraktiv. Und ich hatte in Jahr lang in einer einsamen Zelle gehockt, nur um kurz nach meiner Flucht von Zombiegöttern gejagt zu werden. Mein Verstand hatte es verdient, zur Abwechslung mal an etwas anderes zu denken als an wahrgewordene Albträume, den Weltuntergang oder den eigenen Tod.
Es waren durchaus angenehme Gedanken. Sie lenkten mich von der mühsehligen Monotonie meiner Schritte, dem ewig gleichen Grau der Landschaft und der prinzipiellen Aussichtslosigkeit unserer Flucht ab und ich hatte absolut nichts dagegen einzuwenden.
Was ich hier tat, war verboten reizvoll und gewagt, weil derjenige, auf die meine Gedanken gerichtet waren, nur wenige Meter hinter mir lief und keine Ahnung hatte, was in meinem Kopf vorging. Mein Nacken begann zu prickeln und ich erlaubte meinen Gedanken etwas mehr ... nun ja, nennen wir es Tiefgang.

Ich verlor mich gerade in expliziten Einzelheiten, für die eindeutig niemand Minderwertigkeitskomplexe bekommen musste, als Elion viel zu dicht hinter mir bellte: »Anhalten!«

Stocksteif blieb ich stehen. Im Gegensatz zu Simon, Salma und Lay drehte ich mich nicht zum Primus um. Nach meinen gedanklichen Ausschweifungen würde ich wenigstens ein paar Sekunden brauchen, bis ich ihm gefahrlos in die Augen sehen konnte, ohne rot anzulaufen.

»Überprüf den Koeffizienten«, befahl Elion der Seherin mit seltsam gepresster Stimme. »Salma und Simon, ihr sichert die Flanken.«

Lay ließ die Schultern kreisen, wandte sich in Richtung der fahlen Sonne, die sich bereits dem Horizont zuneigte, und verharrte dann regungslos.

Simon entsicherte sein Gewehr. »Gibt es einen Grund, warum wir jetzt schon halten?«

»Ja«, erwiderte Elion lakonisch. Er wartete, bis Simon augenrollend seine Position eingenommen hatte. Dann trat er neben mich. Sein Arm streifte meine Schulter.

Eingehend betrachtete ich eine graue Butterblume, die ihren aschegepuderten Blütenkopf traurig nach unten hängen ließ.

»Tu mir einen Gefallen und konzentriere dich auf den Untergrund vor dir«, raunte Elion so leise, dass nur ich ihn hören konnte. »Ein gebrochenes Bein würde deine Überlebenschancen drastisch senken.«

Mein Mund wurde staubtrocken. »Dass meine Knochen noch heil sind bedeutet dann wohl, dass ich genau das mache«, sagte ich in einem möglichst bissigen Ton, der hoffentlich meine jäh aufflammende Verlegenheit überspielte. Gleichzeitig kämpfte ich gegen meine Paranoia an. Elion konnte nicht wissen, woran ich gedacht hatte. Bestünde einer seiner von den Idrin geerbten Fähigkeiten darin, Gedanken zu lesen, wäre mir das mit Sicherheit schon längst aufgefallen. Vorsichtshalber stellte ich ihn dennoch auf die Probe. Du magst ja ganz hübsch sein, dennoch bist und bleibst du ein blödes Arschloch, dachte ich und sah zu ihm hoch, um die Wirkung meiner Gedanken zu überprüfen.

Elions Miene war angespannt. Aufmerksam taxierte er die Umgebung. »Du wirktest aber abgelenkt.«

Eine Schweißperle rann kalt über mein Rückgrat. Nichts deutete darauf hin, dass er mitbekam, was hinter meiner Stirn passierte. Dennoch hatte er in einem Punkt recht. Ich zog die Schultern hoch, um der sachten Berührung zu entgehen. Sie lenkte mich tatsächlich ab. »Gut möglich. Dank Lay rechne ich jetzt ständig damit, von einer fliegenden Schildkröte erschlagen zu werden.«

»Du hast an Schildkröten gedacht?«

»Unter anderem«, erwiderte ich ausweichend.

Weiterhin meinen Blick meidend, fuhr Elion sich mit dem Daumen über die Unterlippe. »Schildkröten also.« Er verstumme kurz, ehe er fortfuhr: »Du weißt doch noch, dass ich die Auren von Seelen sehen kann, oder?«

Der nächste Schweißtropfen sammelte sich unter dem Rand des schweren Helms auf meinem Kopf und perlte über meinen Nacken. »Natürlich. Deine fancy göttliche Eigenschaft, zusammen mit der, das Lebenslicht von Leuten erlöschen zu lassen.«
Elion brummte zustimmend.
»Und was genau haben Auren mit Schildkröten zu tun?«, fragte ich misstrauisch und zugleich eine äußerst unangenehme Ahnung ignorierend.

»Die Aura eines Menschen reflektiert sein Inneres. Zum Beispiel sein Wesen.« Er blinzelte rasch, als fürchtete er, etwas Wichtiges zu übersehen, sobald er seine Lider auch nur für den Bruchteil einer Sekunde schloss. »Oder seine Gefühle.« Elions Adamsapfel zuckte. »Ich dachte, das solltest du wissen.«

Für einen Moment lang verschlug es mir die Sprache. Brennende Hitze stieg meinen Hals hinauf, währen gleichzeitig eine eiskalte Brise über meinen Nacken strich. Ich brauchte zwei Anläufe, bis meine Stimmbänder endlich einsatzbereit waren. »Du willst damit sagen, du kannst anhand meiner Aura meine Gefühle lesen?«

Elion kniff die Augen zusammen, so als hätte er noch nie etwas Interessanteres gesehen als die trostlose Weite um uns herum. »So, wie du es formulierst, ist es etwas vereinfacht dargestellt, aber im Prinzip ja.«

Ich atmete tief durch. Dann noch einmal. Und zur Sicherheit auch ein drittes Mal. Gefühle zu lesen war nicht dasselbe wie Gedankenlesen. Dennoch war mir, als hätte ich mich vor Elions Augen entblößt. Nein, korrigierte ich mich wütend, als hätte er mich entblößt. Und das wohl nicht zum ersten Mal. Seitdem wir uns begegnen waren, hatte er in meiner Aura lesen können wie in einem offenen Tagebuch. Ich riss das Shirt von meiner Nase und fauchte ihn an: »Untersteh dich, meine Aura zu beglotzen!«

Elion legte den Kopf in den Nacken und betrachtete den Himmel. »Das ist nichts, was ich einfach abstellen kann, Marika.«

»Dann guck woanders hin!«

Er runzelte die Stirn und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich grub meine Fingernägel in meine Handfläche, als mein Blick bei der Bewegung wie von selbst zu seinem angespannten Bizeps flog. »Abgesehen davon, dass es meine Aufgabe ist, dich im Auge zu behalten«, sagte Elion dumpf, »fällt es mir umso schwerer, da ich nun weiß, welch erstaunlich leidenschaftlichen Gefühle du offenbar für Schildkröten hegst.«

»Elion, du bettelst förmlich darum, dass ich dir eine reinhaue!«, drohte ich und meinte es vollkommen ernst. Schlimm genug, dass er die ganze Zeit hinter mir gelaufen war und wer weiß welche Gefühle in meiner verdammten Aura gelesen hatte. Nun machte er sich auch noch lustig über mich. Es war nur ein schwacher Trost, dass Elion immerhin nicht wusste, auf wen meine Gedanken sich konzentriert hatten. Beziehungsweise aus was.

»Du willst mich schlagen, weil ich dir die Wahrheit gesagt habe?«, schnaubte Elion. »Wäre es dir lieber gewesen, wenn ich dir nichts davon erzählt hätte?«

»Nein!« Ja, dachte ich gleichzeitig und wusste wirklich nicht, was mir lieber gewesen wäre. »Aber du hättest mir schon viel früher sagen müssen, dass es in deiner Nähe keinerlei Privatsphäre gibt. Aber das ist deine Masche, nicht wahr? Wahrheiten so lange zurückhalten wie möglich!«

Ruckartig senkte Elion den Kopf und vergewisserte sich mit einem raschen Blick, dass die anderen Nephilim unseren Streit nicht hörten oder zumindest so taten, als würden sie nichts hören. Dann stellte er sich vor mich und beugte sich zu mir herab. Dabei sah er auf einen Punkt knapp über mir. Mit gesenkter Stimme sagte er: »Du wusstest, wozu ich fähig bin. Du hast mich nur nie danach gefragt, welche Auswirkungen meine Fähigkeiten haben. Und weißt du, warum du nie gefragt hast?«
Ich überlegte, ob ich Elion kräftig gegen sein Schienbein treten sollte, beschloss dann aber, seine Antwort abzuwarten.
»Seit wir uns begegnet sind, sehe ich um dich herum eine Aura voll Wut und Angst – selbst in den wenigen Momenten, in denen es schien, als würdest du so etwas wie Freude empfinden«, fuhr er leise fort. »Aber als ich dir erzählte, dass ich im Gerichtssaal einen Schatten auf deiner Aura gesehen habe, da war um dich herum nichts als die Reflexion nackter Panik.«

»Wie überraschend«, stieß ich mit einem bitteren Lachen hervor. »Wie würdest du dich denn fühlen, wenn du erfährst, dass ein Monstrum in dir wohnt?«

»Genauso wie du dich fühltest«, gestand Elion, ohne zu zögern. »Jeder würde Panik empfinden und wäre es anders gewesen, dann hätte ich gewusst, dass du mit den Mithrae im Bunde stehst und mehr wusstest, als du zugeben wolltest. Aber deine Panik war echt. Bis du dich entschiedst, sie in Wut zu verwandeln. Auch das ist nicht ungewöhnlich. Ungewöhnlich aber war, dass du nie wissen wolltest, was ich noch sah.«

»Vielleicht, weil die Sache mit dem Schatten mich zu sehr beschäftigte«, giftete ich ihn an.

»Vielleicht«, lenkte er ein. »Oder weil du Angst davor hattest zu erfahren, was übrig blieb, sobald der Schatten fort war.«

Mein Kiefer schmerzte vor lauter Zähneknirschen, und erst als die Samadu über meine verbrannte Haut schrammte, bemerkte ich, dass meine Hände zu Fäusten geballt waren. Rasch streckte ich meine Finger. »Weißt du, du laberst erstaunlich viel Scheiße, um nicht zugeben zu müssen, dass ich recht habe und du eine äußerst private Grenze überschritten hast!«

»Und du bist erstaunlich gut darin, dich nicht dir selbst stellen zu müssen.«

»Weil ich momentan andere Probleme habe!«, schoss ich zurück.

Elion hob eine Augenbraue. »Eine interessante Vorliebe für Schildkröten zum Beispiel?«

Ich trat so fest zu wie möglich, aber Elion war schneller und sprang zurück.
Meinen unbeholfenen Tritt in die Luft quittierte er mit einem resignierten Seufzer. »Eigentlich wollte ich dich nur bitten, nicht unbedingt an Schildkröten zu denken, wenn sie dich so sehr ... aufwühlen.« Er versuchte, es zu verbergen, aber ich sah dennoch das Zucken seines Mundwinkels. Idiot.

»Du magst ja ein Kontrollfreak sein, aber meine Gedanken kannst du nicht kontrollieren!«, knurrte ich. »Ich denke so oft und so lange an Schildkröten, wie ich will!«

Elion fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. »Ich will deine Gedanken doch überhaupt nicht kontrollieren. Aber deine Obsession für Schildkröten könnte zu einem Sicherheitsrisiko werden.«

Ich lachte heiser. Simon hörte es und warf uns einen fragenden Blick zu. »Weil sie mich ablenken?«, flüsterte ich ungläubig.

»Dabei geht es nicht nur um dich!«, stieß Elion hervor und verzog gequält das Gesicht, als bereute er sofort seine Worte. »Wir müssen alle aufmerksam sein, wenn wir das hier überleben wollen«, fügte er schwach hinzu.

Zuerst verstand ich nicht, was er meinte. Dann besann ich mich darauf, dass es hierbei gar nicht um Schildkröten ging. Verstand ich ihn gerade richtig?

Probehalber ließ ich meinen Blick über seinen Oberkörper wandern und stellte mir vor, was darunter war. Keine schwere Übung, nachdem ich die ein oder andere Stelle bereits hatte betrachten dürfen. Um auch ganz sicherzugehen, stellte ich mir außerdem vor, wie meine Hand eben jene gemeißelten Stellen sanft berührte ...

Elion, der immer noch knapp über meinen Kopf hinwegsah, zog scharf die Luft ein und wandte sich abrupt ab.

Ich hatte ihn also richtig verstanden.

Meine Wangen brannten zwar, doch gleichzeitig breitete sich ein siegessicheres Lächeln auf meinen trockenen Lippen aus. Er hatte uns nicht anhalten lassen, weil er fürchtete, ich würde wegen mangelnder Konzentration über meine eigenen Füße stolpern.
Wir hatten halten müssen, weil er sich nicht konzentrieren konnte. Der Anblick meiner Aura hatte Mr. Kontrollfreak offenbar aus der Fassung gebracht.

Interessant.

»Weißt du«, begann ich gespielt zerknirscht, »womöglich hast du doch recht.« Mit nur einem einzigen Schritt überwand ich die geringe Distanz zwischen uns. »Ich sollte anfangen, mich mir selbst zu stellen. Meine seltsame Vorliebe für Schildkröten könnte ein guter Anfang dafür sein. Wenn ich nur jemanden hätte, mit dem ich darüber reden kann ...«

Endlich sah Elion mich an. Sein Blick war vernichtend.

»Ich meine«, klimperte ich unschuldig mit den Wimpern, »wenn ich nur an ihre harten Panzer denke ...«

Seine Pupillen weiteten sich deutlich.

Nichts wäre mir lieber gewesen, als dieses Spiel auf die Spitze zu treiben. Nicht nur, um Elion einen Denkzettel dafür zu verpassen, dass er seit Tagen ungeniert meine Aura ausgespäht hatte. Nein, darüber hinaus faszinierte mich zu meiner eigenen Überraschung seine unerwartete Reaktion auf dieses anzügliche Spiel.

Das vorhersehbare Schicksal machte mir allerdings einen Strich durch die Rechnung.

»Neun Punkt eins.« Obwohl Lay die Zahlen zwar laut und deutlich, dabei aber in ihrer wesenseigenen, sterbenslangweiligen nüchternen Art aussprach, hatten sie die Wirkung einer eiskalten Dusche mit eingebautem Sprengsatz.

Die Seherin nahm ihr Gewehr von der Schulter und lud es durch. »In weniger als vier Minuten werden wir angegriffen und vermutlich nicht überleben.«

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