Zurück in der Sch*le (23)
Marianne war nach Kotzen zu mute. Trotz ihres super duper mega heftigen Abenteuers auf der Erde hatte Luri sie gezwungen wieder an den schrecklichsten Ort der Welt hinter der Welt zurückzukehren.
Schlimmer als die dunkelste, feuchtesten, blutbeschmiertesten Kerker.
Schlimmer als die müffeligsten, klebrigsten, öffentlichen Klos:
Die Schule.
Was hatte sie nur getan, um das zu verdienen. Naja, mit Ausnahme der langen Liste an Verbrechen der letzten Tage, Jahre und Jahrzehnte.
Und das schlimmste? Dieses mal hatte sie nicht einmal Alice Grüns Handy um sich abzulenken.
Es war eine Qual.
Edres, die bereits an den Toren wartete, als Marianne mit einem Gesicht wie zehn Tage Regenwetter angeschwebt kam, schien das anders zu sehen. Natürlich tat sie das. Ehlende Streberin.
"Hey, Mari! Gut geschlafen?", rief sie fröhlich.
"Nein."
"Oh. Wieso?"
"Die nagende Gewissheit heute nicht frei zu haben", gab das Geistermädchen missbilligend zurück.
"Ach komm schon! So schlimm wird es nicht! Wir können Alice auf meinem Aulaeum schreiben. Mama hat mir gezeigt wie das geht", versuchte Edres ihre Freundin aufzuheitern.
Zwar hatte Marianne schon am frühen Morgen beschlossen, dass sie an einem solch grausamen Tag keinerlei Freide empfinden würde, aber sie war schwach.
Die Vorstellung Alice und Tamara über Edres Aulaeum zu belestigen, wat einfach zu verlockend, um sie nicht wahr zu nehmen.
Ein diabolischea Grinsen breitete sich auf ihren bleichen Lippen aus.
"Oh, das wird ein Spaß!", kicherte sie, wie ein Schaf, das die andere Art Gras gefressen hatte.
"Was wird ein Spaß?", fragte auf der Stelle Ellelibs neugierige Stimme von hinten. Der ehlende Knochenkauer hatte einmal wieder Freude gerochen und beschlossen sie zunichte zu machen.
"Nichts!", motzten Marianne und Edres ihn gleichzeitig an.
Sie waren gereizt.
"Ach kommt, ich weiß ganz genau, dass ihr schon wieder etwas ausheckt", zischte der Fee und verengte seine insektenartigen Facettenaugen zu Schlitzen.
"Nö, du holst doch eh wieder die Garde", meckerte Marianne, als sie durch die Gänge der Lehranstalt obere Lisse schwebte und sich an ihren Stundenplan zu erinnern versuchte.
"Nomäd. Wir haben jetzt Nomäd in unserem Klassenzimmer", seufzte Edres und zog ihre beste Freundin von dem Klassenzimmer für Astronomie weg.
"Echt?", hakte Marianne nach und wühlte angestrengt in ihrer Tasche nach dem Stundenplan.
"Ja, Marianne. Es ist Atrastag, da haben wir zuerst eine Doppelstunde Nomäd", klugscheißte der Fee.
Das Geistermädchen stöhnte frustriert auf. "Alevtina wird uns wieder so übel geißeln", quengelte sie.
"Ja, und ich habe bei all dem Stress in den letzten Tagen nur vierzehn Seiten für den Aufsatz zusammenbekommen, den wir schreiben mussten. Sie wird mich hassen!", warf Edres verzweifelt ein.
"Vierzehn?", quiekte Ellelib, der wohl beschlossen hatte, dass Marianne und Edres ihn nicht mehr loswerden würden, schockiert, "Ich habe nur acht!"
Marianne schnaubte vor Lachen. "Ich habe drei. Schön kurz und knackig. Und Edres gibt normalerweise mindestens zwanzig ab. Fräulein Alevtina wird glauben sie ist krank geworden. Oder faul... Oder wie ich!"
Die Erddämonin machte ein erbärmliches Geräusch.
"Schau mal, da geht Copper, dieser alte Creep. Schön auf dem Weg zu MagiK, während wir mit Alevtina festsitzen", jaulte sie und deutete auf den Metalldämon, der gerade mit einem Amulett in der Hand durch den Gang schlurfte.
"Copper ist richtig schlecht in Magie Kunde. Der freut sich bestimmt nicht, dass er da hin muss", merkte Marianne mies gelaunt an. Der Gedanke an das strenge Fräulein Alevtina hatte sämtliche Freude vertrieben.
"Woher weißt du denn, was Copper in MagiK hat?", wollte Ellelib, die ehlende Peze, sofort wissen.
"Das sage ich dir doch nicht! Vielleicht hat er es mir ja gesagt", schnaubte das Geistermädchen und verdrehte die Augen.
Ellelib musste den Lehrern wirklich nicht stecken, dass Marianne einen weg gefunden hatte in das magisch gesicherte Lehrerzimmer einzubrechen.
Sie hatte schließlich Jahre dafür gebraucht! Man konnte da nicht einfach durch die Wand schweben!
Ellelib sah nicht so aus, als würde er ihr glauben, aber er ließ sie in Ruhe, denn das Dreiergespann hatte das Klassenzimmer der 8b erreicht.
Marianne und Edres quetschten sich in die letzte Reihe. Die Erddämonin, die normalerweise immer in die erste Reihe wollte, beschwerte sich nicht einmal. Vermutlich schämte sie sich zu sehr für ihren kurzen Aufsatz. Alevtina war bereits da, was niemanden wirklich überraschte. Die Mathematik und Nomäd Lehrerin ernährte sich nämlich nicht nur vom Glück ihrer Schüler, sie bestand auch auf gewisse Tugenden, wie Pünktlichkeit, Sauberkeit, Disziplinen, Ordnung und die Fähigkeit so gerade zu sitzen, dass man aussah, als habe man sich an einem ganzen Besen gütlich getan.
"Hinsitzen, Kinder, wir fangen an!", befahl das Fräulein mit grimmiger Miene und knallte das Klassenbuch so fest auf den Tisch, dass mindestens zwei Kriegskinder Flashbacks bekamen.
Fräulein Alevtina war, damals als sie noch gelebt hatte, Privatlehrerin einer adeligen, russischen Famile gewesen und an einem Herzinfarkt verendet, den sie erlitten hatte, als einer ihrer Schüler einen besonders unverzeihlichen Mathefehler gemacht hatte. Das war irgendwann achzehnhundert-schlag-mich-tot gewesen. "Ich hoffe ihr habt fleißig eure Aufsätze geschrieben. Ihr werdet diese Gedicht Interpretationen in eurem weiteren Leben oft brauchen!", verkündete sie und begann mit eisiger Miene die Tische entlang zu schweben und den Schülern die Aufsätze aus den Händen zu reißen.
Vor Edres und Marianne machte sie halt. "Edres, mein Mädchen, das ist aber wenig. Geht es dir nicht gut?", fragte das Fräulein großäugig. "Das ist Coppers Schuld. Er und dieser Pimmel, äh Penbel, haben mich übel verstört!", jammerte die Erddämonin, den Tränen nahe. "Edres, das ist keine Ausrede! Du bist eine meiner besten Schüler. Wage es ja nicht dich jetzt von Marianne inspirieren zu lassen und mir hier herum zu faulenzen. Du bist doch sonst so fleißig!", schalt Alevtina und wedelte mit dem Aufsatz. Fleiß war auch so eine Sache, die der Lehrerin aus allen Poren quoll.
Edres sah aus, als wären alle ihrer unzähligen Ängste plötzlich Realität geworden. Marianne musste etwas unternehmen.
"Ich glaube Ihnen nicht, Fräulein Alevtina. Ich wette ich werde nie wieder ein Gedicht interpretieren müssen, wenn ich mit der Schule fertig bin", flötete das Geistermädchen und kritzelte kleine Penise auf ihren Tisch. Es funktionierte. Fräulein Alevtina ballte ihre behandschuhten Hände und schwänkte sie durch die Luft, wobei die Aufsätze in ihnen ganz knittrig wurden. Der große, schwarze Hut, den sie auf ihren ordentlichen Locken balancierte, wippte bedrohlich. "Marianne! Weißt du die große Kunst des Gedichtes denn gar nicht zu schätzen? Wenn du ein Gedicht liest, willst du dann nicht wissen, was damit gemeint ist?", fuhr Alevtina den jüngeren Geist an.
Marianne zuckte mit den Schultern und bließ die Pausbacken auf. "Sie können sich gar nicht vorstellen, wie egal mir das ist. Das letzte Gedicht, das ich freiwillig gelesen habe, ist das von Mare während dem Krieg und da musste man nicht viel interpretieren, um zu wissen, dass sie Schwefel für einen miesen, kleinen, arschigen Flachwich..." "MARIANNE!", fuhr Alevtina sie an.
"Was, stimmt doch.", flötete das Geistermädchen und malte einen besonders naturgetreuen Penis auf ihren Tisch.
Die Wangen der Lehrerin hatten ein unnatürliches Rot angenommen. Vielleicht bekam sie gleich noch einen Herzinfarkt.
"Strafarbeit, Marianne! Schreib ein Gedicht... über Gedichte! EINE SEITE LANG!", befahl das Fräulein mit böse funkelnden Augen.
Marianne nahm es hin. Immerhin hatte Alevtina vergessen, dass sie sauer auf Edres war.
"Hey, Edres, hast du vielleicht ein Blatt für mich?", fragte Marianne unschuldig grinsend. Sie hatte ihren Block vor Wochen gegen Snacks eingetauscht.
Edres schob ihr kommentarlos das Blatt herüber und Marianne begann mit ihrer Strafarbeit. Sie sah es überhaupt nicht ein, die zuhause zu machen. Und in der nächsten Stunde hatte sie sowieso Professor Cehei, und der würde bestimmt nicht merken, wenn Edres und sie Alice schreiben.
Langsam wanderten die Worte auf das Blatt.
"Gedichte", schrieb Marianne und packte ein besonders wütendes Smiley dahinter.
Hm, was jetzt? Genau!
"Gedichte find ich richtig Scheiße
Wer die schreibt hat doch ne Maise
Und warum muss der Mist sich reimen
Das bringt mich wirklich noch zum weinen
Ich glaub das war nicht mal ein Reim
Ich hab genug, ich lass es sein.
Doch muss es ne ganze Seite füllen
Drum werd ich es mit Gründen zumüllen
Warum ich Gedichte scheiße finde
Und schrei es dann in alle Winde
Erstens mal: Wer liest das schon?
Nur der Lehrer und sein Sohn
Und der hat nicht mal Lust darauf
Wenn die Seite voll ist, hör ich auf.
Zweitens: Sie sind mega unnütze
Wofür braucht man Reimegrütze?
Man kann doch sagen worüber man motzt
Ohne dass man es in Verse kotzt.
Drittens: niemand nimmt sie ernst
Denn wie du in der Schule lernst
Wenns ans interpretieren geht
Ist eh nie gemeint was da steht.
Viertens: man kann nur verlieren
Wenn sie dich auch noch zitieren
Und bei Rechtschreibfehlern geschwind
Sagen, dass es Stilmittel sind
Außer du hast das Pech Schüler zu sein
Dann kackst du bei Fehlern richtig rein.
Deshalb find ich Gedichte nicht toll
Und die Seite ist gleich voll
Drum ist dieses Gedicht jetzt vorbei
Dass ich noch mehr Gründe habe ist einerlei.
💩 (dies ist ein Kackhaufen-Aufkleber der voll zum Gedicht gehört. Das ist ein Stilmittel, oder so, und soll nochmal meine Gefühle verdeutlichen)", beendete Marianne gerade rechtzeitig zum Ende der Stunde ihr Gedicht mit einem Sticker, den sie von Alice Grüns Handy Hülle gekratzt und geklaut hatte.
Edres linste neugierig auf das Blatt. "Mari, das Ding ist voller Rechtschreibfehler!", zischte die Erddämonin. Marianne schüttelte tadelnd den Kopf. "Stilmittel, Edres. Es ist voller Stilmittel", klugscheißte sie und schob ihre Kupferbrille zurecht. Sie fühlte sich sehr schlau.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro