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Kapitel 10

Am Nachmittag vor der Vernissage war Justus gerade dabei, in seiner kleinen Wohnung etwas Ordnung zu schaffen und das Hemd zu bügeln, das er heute Abend anziehen wollte, als das Telefon klingelte.

»Hey, Just«, ertönte Peters Stimme.

»Hey! Alles klar? Wann holst du mich ab?«

Justus hörte Peter seufzen. »Sorry, aber ich muss dir leider absagen. Frank hat einen Todesfall in der Familie und musste nach Montana abreisen. Ich hab spontan seine Schicht heute übernommen. Das heißt, ich werde meinen Abend auf Streife verbringen.«

»Na toll«, meinte Justus enttäuscht. »Aber da kann man nichts machen. Was ist mit Kelly?«

»Nachtschicht. Sie hat noch versucht zu tauschen, aber keine Chance.«

Justus seufzte. »Dann werde ich wohl alleine hingehen müssen.«

»Ja, sorry«, Peter hörte sich tatsächlich geknickt an. »Ich wäre gern mitgegangen. Aber ich kann dich später mit nach Hause nehmen, wenn du magst. Ich meld mich, wann die Schicht zu Ende ist. Grüß Lin von uns und trink einen Champagner für uns mit.«

»Mach ich, bis später.«

Ein Taxi brachte ihn Abends zum Veranstaltungsort. Schon von Außen beeindruckte das Gebäude mit den griechischen Steinsäulen und der großen, breiten Treppe. Er ging durch das pompöse Holzportal und tauchte ein in die Menschenmenge, die sich bereits versammelt hatte.

Einen Augenblick musste er stehenbleiben und die Eindrücke auf sich wirken lassen. Die Fotografien waren durch ein durchdachtes Aufstellungs- und Lichtskonzept perfekt in Szene gesetzt. Über das Stimmengewirr war Gitarrenmusik und eine angenehme Frauenstimme zu hören.

»Einen wunderschönen guten Abend, Mr. Jonas«, riss eine Stimme ihn aus den Gedanken. Justus drehte sich um und stockte für einen Moment. Lin stand vor ihm in einem dunkelroten Kleid aus einem leichten, seidigen Stoff, dass ihr bis zu den Knöcheln ging. Sie hatte ein dezentes Make-Up aufgetragen und ihre langen Haare kunstvoll hochgesteckt. Als i-Tüpfelchen hatte sie ein silbernes Collier mit kleinen Glassteinen in der Farbe ihres Kleides und dazu passende Ohrringe angelegt. Ihre schwarzen Pumps hatten eine beachtliche Höhe, was ihre ungewohnte Größe erklärte. Kurzum: Sie sah atemberaubend aus.

Freudig umarmte sie ihn. »Schön, dass du da bist. Und du siehst großartig aus. Der Anzug steht dir.«

»Das Kompliment kann ich nur zurückgeben«, staunte er. »Wow! Du stiehlst dem Künstler heute definitiv die Show.«

Lin strahlte. »Danke! Wo sind die anderen?«

»Leider bin ich allein«, bedauerte er. »Kelly hat Nachtschicht und Peter ist für einen Kollegen eingesprungen. Vielleicht schafft er es aber später noch.«

»Oh, sehr schade. Aber umso mehr freue ich mich, dass du trotzdem gekommen bist. Komm, ich möchte dich mit ein paar Leuten bekannt machen.« Sie nahm ihn bei der Hand und zog ihn mit sich.

Lin stellte ihm der Hauptperson des heutigen Abends vor. Ein junger Fotograf aus San Diego. Schmal, blass und introvertiert. Eine eher unauffällige Gestalt, die zeitweise sehr fehl am Platz wirkte, wie Justus bemerkte. Seine Fotografien jedoch waren wirklich umwerfend. Lins Schwärmerei war nicht übertrieben. Es waren ausschließlich schwarz-weiß Portraits auf denen Frauen, Kinder, Männer, unterschiedlichsten Alters und unterschiedlichster Hautfarbe abgebildet waren. Menschen, an denen man tagtäglich vorbeiging, ohne sie weiter zu beachten. Auf den Bildern jedoch zeigten sie so eine starke Anziehungskraft, dass man unweigerlich stehenblieb und ihren Geschichten lauschen wollte.

Nicht weniger beeindruckend am heutigen Abend fand er Lin. Und das lag nicht allein an ihrem Kleid, welches ihr wirklich ausgezeichnet stand. Sie strahlte, als sie ihn herumführte und immer wieder von Gästen zur gelungenen Vernissage angesprochen wurde. Sie war völlig in ihrem Element. Er war sich sicher, dass sie auch in Jeans und T-Shirt geleuchtet hätte.

Der Abend war ein voller Erfolg. In der Halle herrschte eine wunderbare Atmosphäre. Bei der Wahl der Band hatte Lin ein besonders gutes Händchen bewiesen. Justus hatte mit klassischer Musik gerechnet. Ein Pianist vielleicht, der an einem großen Flügel spielte. Aber stattdessen hatte Lin zwei Männer und eine Frau beauftragt, die mit Akustik-Gitarre und Stimme eine Mischung aus Pop, Rock und lateinamerikanischen Klängen spielten. Und er musste anerkennen, dass klassische Musik einfach nicht zu den ausgestellten Fotografien gepasst hätte.

Im Laufe der nächsten Stunden lernte Justus viele neue Gesichter kennen. Lin führte ihn herum und stellte ihn vor. Künstler, Fotografen, Journalisten, Kollegen aus der Kunstszene. Mit einigen Gästen hatte er es tatsächlich bereits im Laufe seiner Detektivkarriere zu tun gehabt. Freudig wurde er wiedererkannt und blieb bei dem ein oder anderen für ein kurzes Gespräch stehen.

Es war bereits spät, als er nach draußen ging, um frische Luft zu schnappen. Eine kleine Ewigkeit hatte er sich mit einer ehemaligen Klientin unterhalten, der er vor etwa zwei Jahren zur Wiederbeschaffung eines wertvollen gestohlenen Gemäldes verholfen hatte. Nachdem diese sich verabschiedet hatte und gegangen war, hatte auch Justus die Müdigkeit gespürt. Die frische Luft sollte die Lebensgeister wiederbeleben, bis Peter ihn abholen konnte.

Kaum war er draußen, vibrierte sein Handy. Er zog es aus der Hosentasche und las die angekommene Nachricht von Peter.

›Hey Just. Schaffe es nicht. Schicht dauert länger. Du musst mit dem Taxi heimfahren. Sorry! Wir sehen uns morgen. Peter‹

Justus stöhnte. Typisch Peter. Eigentlich hätte er es sich auch denken können. Er setzte sich auf die Treppenstufen, stützte die Ellenbogen auf die Knie und legte sein Gesicht in die Hände. Eine Weile saß er so da und genoss die kühle Luft, bis ihn eine Stimme zurückholte.

»Justus? Alles in Ordnung?« Lin trat besorgt an ihn heran.

Justus hob den Kopf. »Ja, keine Sorge. Ich brauchte nur etwas frische Luft.«

Lin musterte ihn, um sich zu vergewissern, dass ihm wirklich nichts fehlte. Dann setzte sie sich vorsichtig, bemüht, nicht mit ihren hohen Pumps auf den Saum ihres Kleides zu treten. Stöhnend streckte sie die Füße aus und grinste, als sie Justus' belustigtes Gesicht sah. Er hatte sie schon dafür bewundert, den ganzen Abend in diesen Schuhen stehen zu können.

»Ich bin froh, wenn ich die Dinger gleich ausziehen darf«, gestand sie auch augenblicklich. »Eine Zeitlang geht es ganz gut, aber jetzt bringen mich meine Füße um.«

»Wer schön sein will, muss leiden.«

»Ja ja, Mr. Altklug. Komm mir nicht mit diesen abgedroschenen Phrasen.« Schmunzelnd sah sie ihn an. »Hat es dir gefallen?«

Justus nickte. »Du hast einen großartigen Job gemacht. Es war wirklich ein schöner Abend.«

»Das freut mich. Die Band spielt gerade ihr letztes Lied und dann werden alle Übriggebliebenen auch nach Hause gescheucht. Und damit habe ich dann auch endlich Feierabend.« Sie deutete mit dem Kinn auf ihn. »Was hast du noch vor?«

Justus seufzte. »Mir ein Taxi besorgen und nach Hause fahren. Meine Mitfahrgelegenheit hat mich soeben versetzt.«

»Ich fahr dich Heim«, bot sie an. »Es kann nicht mehr so lange dauern, bis die Schotten hier dichtgemacht werden.«

»Nein, das ist nicht nötig. Den Umweg musst du nicht extra wegen mir fahren«, wiegelte Justus ab.

»Keine Widerrede! Ich fahr dich«, sagte Lin streng. »Als Dankeschön, dass du hier warst und dich so gut amüsiert hast.« Sie stand vorsichtig auf. »Und jetzt gehe ich wieder rein und treibe die Herrschaften zur Eile. Ich will nach Hause. Wartest du hier?«

Ohne Justus' Antwort abzuwarten, raffte sie ihr Kleid und verschwand im Gebäude.

Eine halbe Stunde später beobachtete er sie dabei, wie sie mit den restlichen Gästen ins Freie trat, sich verabschiedete und die Türen abschloss. Als er ihr entgegen trat, hakte sie sich bei ihm unter und lenkte ihn zu ihrem Wagen.

Während der Fahrt über die schmale Bergstraße nach Rocky Beach herrschte Schweigen. Justus spürte, wie die Müdigkeit ihn übermannte und in seine Glieder kroch. So sehr er den Abend genossen hatte, er war froh, gleich in seinem Bett liegen zu können. Auch Lin schien es nicht anders zu gehen. Hin und wieder legte sie ihre Hand auf den Mund und unterdrückte ein Gähnen.

»Bob hätte es gefallen«, sagte Justus unvermittelt. »Die Fotografien, die Musik, die Stimmung. Wahrscheinlich hätte er sowohl den Künstler als auch die Band gekannt.«

Lin lächelte. »Der Tipp mit der Band kam von ihm«, gestand sie. »Er hat seine Kontakte zu Sax Sandlers extra aufgefrischt. Die Band wird derzeit als neuer Geheimtipp gehandelt.«

»Das glaube ich. Die Musik hat sehr gut zur Ausstellung gepasst.«

Lin nickte, dann seufzte sie. »Ich hätte ihn gerne dagehabt. Aber er konnte leider nicht. Heute hatte er eine wichtige Sitzung in der Redaktion, in der er wahrscheinlich immer noch sitzt.«

»Es ist bereits nach Mitternacht?«

Lin zuckte die Schultern. »Das ist nichts Ungewöhnliches. Diese Art von Sitzungen kann durchaus bis zum Morgengrauen dauern.«

Justus runzelte ungläubig die Stirn. Dann wechselte er das Thema. »Dieser Fotograf ... er machte den Eindruck, als wäre ihm der Trubel nicht ganz Recht.«

Lin verdrehte die Augen. »Er macht nicht nur den Eindruck«, erklärte sie stöhnend. »Phil ist so was von eigenbrötlerisch und in sich gekehrt. Ich frage mich manchmal, wie er es schafft, seine Models anzusprechen. Du glaubst gar nicht, wie lange wir gebraucht habe, ihn von dieser Vernissage zu überzeugen.« Lin schüttelte den Kopf. »Am liebsten wäre ihm eine winzige Veranstaltung gewesen, mit ausgewählten Gästen. Und natürlich nur Freunde und Bekannte. Ohne viel Tamtam. Aber ich hab ihm klargemacht, dass er so niemals von seinen Bildern leben kann und viel größer Denken muss. Er hat ...«

Weiter kam sie nicht.

Aus dem Augenwinkel sah Justus noch etwas am Rand des Scheinwerferlichts über die Straße vor ihnen huschen. Dann ging plötzlich alles ganz schnell.

Lin trat mit voller Wucht auf die Bremse und riss das Steuer herum. Der Wagen geriet ins Schlingern. Erst sah es aus, als könne sie die Kontrolle wiedererlangen. Dann ging ein Ruck durch den Wagen. Justus hörte gleichzeitig einen Knall, als wäre ein Reifen geplatzt. Die übrigen Reifen verloren endgültig die Bodenhaftung und der Wagen rauschte über den Straßenrand und rutschte unkontrolliert die Böschung nach unten. Mit einem hässlichen Knall und dem Geräusch von zerberstendem Metall, splitterndem Glas und knackendem Holz wurde die Rutschpartie durch einen Baum beendet. Der Wagen krachte auf Höhe des linken Vorderreifens gegen ihn und blieb ächzend stehen.

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