Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Kapitel 28.2 - Brüderliches Gespräch

Fynch

Eine gute Sache hatte diese Gefängniszelle: Man konnte viel besser schlafen als auf dem Luftschiff. Durch die eiserne Tür konnte kein Gardist einfach so hineinschauen und einen Gefangenen unsanft aus dem Schlaf reißen. Ich befand mich zwar nicht gerade in der bequemsten Schlafposition, aber es reichte um länger als sonst die Augen schließen und ein wenig entspannen zu können.

Das dieses Kreuz mir irgendwann schmerzliche Probleme bescheren würde, hatte ich schnell herausgefunden. Trotz Jacomos eindringlicher Warnung hatte ich es gewagt und meine Arme in einem Befreiungsversuch bewegt, nur um einen Schock durch meinen Körper gleiten zu spüren. Das problematische bei der Sache, der Schock und die damit verbundenen Schmerzen zwangen einen einzuknicken und wenn man mit dem Körper runter sank, sanken unweigerlich auch die Arme nach unten und erzeugten einen weiteren, schmerzhafteren Schock – immer und immer wieder.

Ich wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, als die Tür aufgeschlossen wurde. Noch bevor sie aufschwang, öffnete ich meine Augen und hob den Kopf. Wie erwartet trat Jacomo herein und er hatte noch immer meinen Revolver bei sich. Doch dieses Mal kam Jacomo allein, ohne Gardisten. Ich erwartete das er die Tür hinter sich schloss, damit wir ungestört alleine blieben, doch das tat er nicht. Mit langsamen Schritten ging er um mich herum. Ich spürte seinen musternden Blick dabei.

,,Danke, dass ich meine Maske behalten dürfte", sagte ich vollkommen ehrlich und brach damit die Stille.

Jacomo blieb hinter mir stehen und schnaubte abfällig. ,,Lady Ascillia möchte das es dir gut geht. Und dir geht es ja nur gut, wenn du wie ein Feigling dein Gesicht versteckst."

,,Ihr nennt sie immer noch Lady Ascillia? Verlangt sie nicht mit Kaiserin angesprochen zu werden?"

Sofort schoss Jacomos Hand vor. Hart packte sie mich an Nacken und riss meinen Kopf so weit nach hinten, dass sich meine Arme ein wenig hoben. Sofort spürte ich den Schlag in jeder Faser meines Körpers und wie er meine Muskeln lähmte. Gerade so schaffte ich es meine Beine nicht einknicken zu lassen, wodurch der Schmerz und die Lähmung nur fünf Sekunden anhielten.

,,Sei nicht so respektlos!", zischte mir Jacomo drohend ins Ohr. ,,Wenn Lady Ascillia nicht wäre, hätte ich dich in Jórvak erschossen!" Als er mich losließ, blieb er gnädig und ließ es nicht zu einem weiteren Schock kommen.

,,Weißt du...ich musste letztens an die ersten Tage unserer Ausbildung denken. Du weißt schon, in den ersten Tagen und Monaten, in denen so viele Kinder als unfähig angesehen und aussortiert wurden."

Beinah lachte ich dunkel auf. Aussortiert, das war das richtige Wort für die Bezeichnung töten oder ermorden.

,,An was genau musstest du dabei denken?", fragte ich und wandte leicht den Kopf zu ihm nach hinten. ,,Es gibt so viele grausame Erinnerungen aus dieser Zeit."

,,Ich musste an die Laufübungen denken. Als wir fast zwei Stunden lang ohne Pause die Bahn abrennen musste – Runde um Runde, niemals aufhören. Sobald ein Kind in den Schritt gefallen ist oder stehen blieb, um richtig zu atmen, haben die Aufseher es sofort auf den Boden geworfen und auf dieses arme Kind eingeschlagen."

Ich nickte langsam. Auch ich hatte diese Laufübungen nicht vergessen. Zwischen unserem Keuchen und schlürfenden Schritten, hatten die geschlagenen Kinder aufgeschrien. Wenn man es schaffte die Schreie zu unterdrücken, ließen die Gardisten es mit ein paar Blauen Flecken und Schwellungen bleiben, doch sobald man schrie, wurde man in die Ohnmacht geprügelt – zu viele hatte man zu tote geprügelt.

,,Ich weiß noch, wie auch ich stehen geblieben war", fuhr Jacomo fort. Seine Stimme klang leer und es wirkte, als befände er sich ganz woanders. ,,Ein Gardist hatte mich sofort zu Boden geworfen und hatte schon seinen Schlagstock gehoben. Doch...doch bevor er mich verprügeln konnte, wurde er von einem anderen Kind aufgehalten. Erinnerst du dich daran, Fynch?"

Ergebend schloss ich die Augen. Natürlich erinnerte ich mich daran, denn...ich war dieses andere Kind gewesen. Damals waren wir Kinder noch keine Familie gewesen, dazu hatten wir viel zu viel Angst gehabt. Statt zusammen zu halten und uns Trost wegen dem vermeintlichen Tod unserer Eltern zu geben, hatten wir versucht zu überleben und unsere Angst und Tränen runtergeschluckt.

Ich erinnerte mich noch genau wie ich bei dem Training selbst beinah stolpernd stehen geblieben wäre. Mein Hals hatte sich so schwer und erdrückend angefühlt, als würde er sich langsam mit Blut füllen. Ich hatte krampfhaft dagegen angekämpft stehen zu bleiben, während ich immer wieder die Schreie der anderen Kinder vernommen und die vor Schmerzen zuckenden Körper auf dem Boden liegen gesehen hatte. Als dann ein Stück vor mir Jacomo stehen geblieben war, die Hände dabei stützend auf den Oberschenkeln, und sich der Gardist von hinten an ihn angeschlichen hatte, hatte ich der Folter an uns nicht länger ignorieren können. Bevor Jacomo verletzt werden konnte, hatte ich die Hand des Mannes ergriffen und zurückgezogen. Und dafür hatten mich gleich zwei andere Gardisten zu Boden geworfen.

Mit langsamen Schritten kam Jacomo auf meiner anderen Seite nach vorne. Sein Blick war gesenkt und seine Miene ausdruckslos. Ich wusste sofort, dass ihm dieselbe Erinnerung durch den Kopf ging wie mir.

,,Man hat mich verschont und ist stattdessen auf dich los gegangen. Zu viert haben sie auf dich eingeschlagen, dich getreten und bespuckt. Und...und du hast kein einziges Mal geschrien. Dein Gesicht war vollkommen blutig als die fertig waren und sie hatten dir drei Rippen gebrochen, aber du hast keinen einzigen Ton von dir gegeben. Das war beeindruckend."

,,Ich habe das getan, was ein jeder von uns nachts getan hatte, als man uns in die Schlafräume eingesperrt hatte", flüsterte ich. ,,Wir haben unseren Kummer runter geschluckt und nur daran gedacht, dass dieser Albtraum irgendwann vorbei war. Nur habe ich es dieses Mal, mitten am Tag gemacht."

,,Ich habe dich dafür bewundert, Fynch. Für diese Stärke und diesen unbeugsamen Willen. Vielleicht glaubst du es mir nicht, aber...ich habe dich immer noch bewundert, als wir Scalras waren. Und ich bewundere ich auf irgendeine Weise immer noch."

Mit einem trocknen Lachen hob ich den Blick. ,,Ach ja? Mich hast du all die Zeit über bewundert. Und wie hast du gegenüber unserer Geschwister gefühlt? Sasha, Alistair und Caitlain. Hast du auch sie bewundert?" Als mir der nächste Name über die Lippen kam, richtete ich mich ein Stückchen auf und obwohl Jacomo meinen Blick nicht sehen konnte wusste ich, dass er die Wut in meinen Augen deutlich spüren konnte. ,,Und wie hast du Ivy gegenüber gefühlt?"

Unser letztes Aufeinandertreffen in Shar Tylan lag fast zwei Monate zurück. Dort hatten Jacomo und ich in einem Kampf gegenüberstanden und genauso wie jetzt, hatte ich ihn mit Ivys Tod konfrontiert. In Shar Tylan hatte er seine Gefühle – vor allem seine Schuldgefühle – nicht verbergen können, aber jetzt war er geübter darin und verzog keinen Muskel. Aber mir konnte er nichts vor machen. Er hatte immer noch Schuldgefühle, egal wie sehr er es zu verleugnen versuchte.

,,Ich habe Ivy geliebt und respektiert, genauso wie du und jeder andere Scalra auch", erwiderte Jacomo mit gefasster Stimme. ,,Darum war es schwer den Befehl von Lady Ascillia zu befolgen. Aber ich musste es tun!"

,,Du hast mir immer noch keine Antwort auf meine Frage in Shar Tylan gegeben." Abwartend neigte ich den Kopf zur Seite. ,,Wie hast du es getan? Hattest du sie mit einer Klinge aus Magie betäubt? Oder sie geschlagen und vom Dach gestoßen, als sie orientierungslos und verwirrt war?"

Nun zeigte Jacomo seine Gefühle: Wut. Seine Augen schienen regelrecht Funken zu sprühen, als er so nah vor mich trat, dass sich fast seine Nasenspitze und meine Maske berührten. ,,Willst du mir irgendeine Lektion über Ehre und Loyalität geben? Ich habe vielleicht meine Schwester auf dem Gewissen, aber ich habe nicht meine Familie für eine kleine, dämonische Missgeburt verraten."

Bevor Jacomo zurückweichen konnte, legte ich meinen Kopf in den Nacken und ließ ihn schnell wieder nach vorne fallen. So knallte das robuste Material meiner Maske gegen Jacomos Nase. Ein Knacken ertönte, Blut spritzte und Jacomo sprang fluchend zurück, wobei er mit einer Hand seine Nase umschloss. Weiterhin fluchend wandte Jacomo sich hin und her, während mehr Blut durch seine Finger sickerte und auf den Boden meiner Zelle tropfte.

,,Ich lasse es zu, dass du mich beleidigst und meinetwegen auch folterst", knurrte ich ihn dunkel an. ,,Aber ich lasse nicht zu, dass du Echo beleidigst. Tue da nie wieder!"

Jacomo hörte auf zu fluchen. Als er sich zu mir umdrehte, schien die Wut in seinem Inneren über zu brodeln. Er hielt sich immer noch mit einer Hand die Nase, als er wieder vor mich trat, mich an der Kehle packte und meinen Kopf soweit nach unten zog, dass sich meine Arme mit nach vorne beugten. Sofort fuhr der Blitz durch meinen Körper, so stark als würden meine Knochen beinah zu Staub zerfallen. Schwer atmend zwang ich mich zurück in eine gerade Körperhaltung. Jacomo wandte sich ab und huschte zur halbgeöffneten Tür, die er so kraftvoll aufriss, dass sie gegen die Wand knallte. Bevor er nach draußen verschwand, funkelte er mich noch einmal wütend an, dann ließ er hinter sich geräuschvoll die Tür zuknallen.

Kaum war die Tür geschlossen, legte den Kopf leicht nach hinten und stieß langsam und erleichtert Luft aus. Wie schön es doch war, wieder in der Gesellschaft der Familie zu sein.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro