Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Kapitel 25.3 - Heimkehr

Fynch

Holzsplitter und scharfe Munition schossen haarscharf an mir vorbei, während ich mich gegen den Boden drückte und darauf wartete, dass der Regen aus Holz und Metall verging. Als ich von hinten einen schmerzlichen Aufschrei vernahm, wiederstand ich dem Drang nach hinten zu sehen. Ich hoffte einfach, dass der Schrei nicht von Delia stammte.

Kaum das der Regen aus Munition aufhörte, strahlte Merlins Körper neben mir wie ein Feuer auf. Ich erhaschte nur einen kurzen Blick auf den verwandelten Daegor, bevor er nach vorne zur Tür sprang mit seinen langen Armen mehrfach gegen den Türrahmen schlug. Zuerst verstand ich nicht, was er damit erreichen wollte, doch dann verstand ich es als ich sah, wie der alte Beton an der Wand zu bröckeln begann und sich dicke Risse bildeten. Genau auf diese Risse zielte ich, als ich meine Magie sammelte und sie auf die Risse warf. Mit einem lauten Knacken, brach der obere Teil der Wand auseinander und stürzte in Schutt und Brocken herab. Rechtzeitig konnte Merlin nach hinten springen, bevor die Tür hinter dem herabgefallenen Schutt verschwand. Gedämpft drang ein weiterer Ruf zu uns hindurch – offenbar hatte man damit nicht gerechnet.

Während ich mich zurück auf die Beine stellte, schaute ich suchend nach hinten und sah Delia und ihre Freunde und ich sah sofort von wem der Schrei gekommen war. Crystal kauerte auf dem Boden und drückte mit vor Schmerz verzerrtem Gesicht eine Hand auf ihren Bauch. Unter der Hand und zwischen den Fingern quoll Blut hervor.

,,Habt ihr eine Heilungs-Rune?", fragte ich sofort.

Jolyon schüttelte den Kopf und starrte zu Merlin, der sich mit gesenktem Kopf nährte. ,,Was ist mit dem Sternenkind? Sind die nicht alle Heiler?"

,,Natürlich nicht!", rief Merlin mit verzerrter Stimme auf. Obwohl sie verzerrt und ihm gar nicht ähnlich klang, hörte man eine leichte Spur von Beleidigung heraus.

,,Bei Sommer befinden sich ein paar Runen." Während Jolyon der Verletzten auf die Beine half, schaute ich mich fieberhaft nach einer Fluchtmöglichkeit um. ,,Es fehlt uns nur noch ein Weg hier raus und aus dieser verfluchten Stadt."

,,Es gibt hier einen Geheimweg." Jolyon deutete nach hinten auf den breiten Holztisch zwischen den Treppen. ,,Er ist unterirdisch und führt südlich zur Stadtmauer."

,,Und wie sollen wir die Stadtmauer überwinden?"

Entschieden eilte Delia zum Holztisch. ,,Lasst uns erst von hier verschwinden, dann klären wir den Rest!"

Keiner wiedersprach ihr. Hinter dem Tisch schob Delia eilig einen von Motten zerfressenen, gewebten Teppich zur Seite, dessen Muster aus rot und grün ausgewaschen und matt war. Schon bevor meine Schwester den Teppich zur Seite schob, konnte ich zwischen den Lücken und Löchern das Holz einer Luke entdecken. Als die Bodenluke mit dem rostigen Handgriff zum Vorschein kam, half ich meiner Schwester sie hochzudrücken. Ein stockdunkler Gang nach unten kam zum Vorschein, alte Sprossen an der Wand dienten als eine Art notdürftige Leiter.

,,Geht", drängte Merlin und zog nervös mit seinen glühenden Krallen Spuren über den Boden. ,,Ich werde euch Zeit verschaffen und die Gardisten ablenken."

,,Auf keinen Fall!", wiedersprach ich dem Daegor. ,,Hier wird niemand zurückgelassen."

Doch Merlin schüttelte den Kopf. ,,Die Gardisten sind nicht dumm. Sie werden einen Weg hinein finden und eurer Spur folgen. Hinter euch sind sie vielleicht her, aber einem Daegor können sie nicht wiederstehen."

,,Merlin, du riskierst damit dein Leben."

Nach Unterstützung suchend, wandte ich mich an unsere restlichen Begleiter. Crystal schien sich darüber nicht zu kümmern. Langsam und mit Jolyons Hilfe, begann sie mit dem Abstieg in die Dunkelheit. Sie tat es stockweise und mit langer Pause, um ihre Kräfte zu schonen und die blutende Wunde nicht weiter aufzureißen. Jolyon warf einen kurzen, flüchtigen Blick auf Merlin, bevor er sich genauso wie Crystal an den Tunnel wandte. Dafür schaute Delia mich lange an. Unsicher biss sie sich auf die Lippe, als würde sie gegen den Drang kämpfen etwas zu sagen. Und ich war mir sicher, dass sie mir mit ihren Worten nicht zustimmen wollte. Sie stand auf Merlins Seite und ich somit allein.

,,Keine Sorge, mir wird nichts geschehen", versuchte Merlin mich weiter zu besänftigen. ,,Denkst du, dass ich zum ersten Mal vor imperialen Anhängern fliehe? Ich bin ein Sternenkind und ein Daegor, ich bin somit ein geschworener Feind des Imperiums."

,,Kona wird mich töten, sollte er erfahren das ich das zulasse."

Belustigt schnaubte Merlin auf, bevor er sich zur Tür zurückdrehte. ,,Dann versprechen wir einander, dass Kona es niemals erfahren wird. Ich warte im Süden auf euch. Beeilt euch!"

,,Fyn!", herrschte Delia mich an. Drängend schob sie mich zur Luke. ,,Wir müssen los, sonst verlieren wir nur mehr Zeit!"

Auch wenn Delia recht hatte, so zögerte ich dennoch als ich in die Hocke ging, um den Abstieg zu beginnen. Noch einmal – für Delia wahrscheinlich zu lange – schaute ich zu Merlin, der wie zuvor in der Mitte des Raumes stand und sich auf das laute Rufen von draußen und die ständigen Schläge gegen den Schutt konzentrierte. Erst als Delia mir etwas grober in den Rücken, stieß kletterte ich die Sprossen runter. Sie waren dick und unförmig durch den angesammelten Rost und ein paar fehlten sogar. Der Grund für das Fehlen erkannte ich schnell, als ich spürte wie einige der Sprossen bei meinem Gewicht aus dem Stein rutschten.

Unten wurde ich von Jolyon und Crystal erwartet. Während Crystal auf dem Boden hockte und dabei war sich ihre Wunde notdürftig mit ihrer eigenen Jacke zu verbinden, hob Jolyon eine altwirkende Laterne auf. An ihrem Deckel war eine Rune angebracht worden, die durch ein zweimaliges Tippen magische Funken versprühte, die die Kerze im Inneren zu brennen brachte. Es war kein besonders helles Licht, aber es reichte um die Umgebung zu erhellen. Und so sah ich den Gang der vor uns lag und der wohl unser Weg nach Süden war. Nackte, feuchte Steinwände, der Boden überzogen von Staub und Unkraut und so breit, dass mindestens zwei Menschen nebeneinander her laufen konnten.

Als Delia neben mir landete, tastete Jolyon die Wand ab, bis er gegen einen Stein drückte, der sich in die Wand reinschob. Ein Klicken ertönte und über unseren Köpfen fiel die Luke zu. So diente uns nur noch das schwache Laternenlicht als Lichtquelle und Wegweiser durch die Dunkelheit.

,,Geh du voraus." Jolyon drückte Delia die Laterne in die Hand und trat dann an Crystals Seite, um ihr hoch zu helfen. ,,Könntest du am Ende gehen, Brecher?"

Ich nickte, dass war doch selbstverständlich. Doch zögerlich schaute ich nach oben.

Jolyon schien meine Sorge zu erkennen. ,,Sie werden uns nicht folgen", beruhigte er mich sofort. ,,Sobald die Luke durch den Schalter geschlossen wurde, kann sie erst in fünf Stunden wieder geöffnet werden. Und ein Schutzzauber verhindert ein gewaltsames öffnen durch Magie."

Nachdem alles geklärt war und die letzten Sorgen gedämpft worden waren, liefen wir los: Delia vorne mit dem Licht, Jolyon der Crystal stützte und am Ende ich. Wir allesamt waren Profis im Überleben und Kämpfen und dennoch versuchten wir so schnell wie möglich das Ende des Tunnels zu erreichen. Delia beschleunigte dabei ihre Schritte immer wieder, nur um gleich darauf langsamer zu werden, da ihr dann wieder Crystals kräftezerrende Wunde einfiel.

Die nächsten Minuten – es fühlte sich an wie quälende Stunden – zogen sich lang und schienen kein Ende zu nehmen, genauso wie der Weg vor uns. Die Dunkelheit zog sich über uns und schien uns verschlucken zu wollen, während wir wie Motten dem Licht der Laterne folgten. Neben der Dunkelheit machte mir aber auch etwas anderes zu schaffen: Diese Stille. Keiner von uns sagte was und die Geräusche der Stadt über uns waren verschluckt von festem Stein und Erde. Dafür waren unsere hastenden Schritte zu hören und Crystals angestrengtes Keuchen. Sie versuchte zwar sich nichts anmerken zu lassen, aber man konnte deutlich heraushören und sehen, wie ihr die Wunde alles abverlangte. Das Licht reichte zwar nicht ganz zur mir nach hinten, aber es reichte um zu sehen, wie sich der Stoff von Crystals Jacke mit dem Blut vollgesaugt hatte und wie es weiter heraussickerte und rote Tupfen auf dem Boden hinterließ. Sie brauchte unbedingt eine Heilungs-Rune. Sie würde sie zwar nicht vollständig heilen, aber mit mehrfacher Nutzung würde sie bis zur Baumsavanne überleben. Insofern wir es aus Jórvak schaffen würden...

Der Weg gabelte sich mehrere Male und zu meiner Überraschung navigierte Delia uns sicher weiter. Ich fragte mich, ob sie schon mehrere Male den Fluchtweg besucht hatte um sich seinen Weg für den Notfall einzuprägen. Und schon wieder fragte ich mich, wie lange Delia schon ihre liebevolle Beziehung zum Pikjäger pflegte. Als der Gang vor uns breiter wurde, wurden die Schritte meiner Begleiter schneller – sogar Crystal bemühte sich schneller voran zukommen. Den Grund erkannte ich als, durch das Laternenlicht Sprossen an der Wand erkennbar wurden. Als ich den Kopf in den Nacken legte, entdeckte ich eine andere Luke, durch deren Lücken am Rand schwaches Licht hindurchschien.

Erleichtert seufzte Crystal auf. ,,Endlich. Jetzt wird der Rest leichter."

Hoffentlich, dachte ich mir nur, verkniff es mir aber den Gedanken laut auszusprechen.

Dieses Mal begann Delia den Aufstieg, wahrscheinlich damit Crystal nicht die Luke hochstemmen musste. Mit Jolyons Unterstützung kletterte sie als zweites, ich sicherte am Boden weiterhin unsere Umgebung ab. Doch uns war keiner gefolgt, nicht mit der Sicherheitsvorkehrung am Beginn des Tunnels und Merlin als Lockvogel für die Gardisten. Als Delia von Crystal ans Licht hochgezogen wurde, folgte ich den anderen nach oben – Jolyon kletterte ein paar Meter über mir. Die Sprossen waren genauso verrostet und zur Hälfte rausgerissen wie ihre Kollegen am anderen Ende. Doch dieses Mal schaffte es eine Sprosse nicht mein Gewicht auszuhalten. Unter meinen Füßen rutschte sie vollständig aus der Wand und ich rutschte ein Stück runter, bis ich mir das Knie gegen die nächste Sprosse anschlug. Gerade so schaffte ich es einen Schmerzlaut zu unterdrücken. Stattdessen biss ich die Zähne zusammen, wartete bis der Schmerz zu einem unangenehmen Pochen wurde und kletterte weiter.

Am Ende konnte ich mich aus der geöffneten Luke hoch ans helle und ungewohnte Tageslicht ziehen, wo ich wegen den strahlend wirkenden Licht kurz die Augen zusammenkneifen musste. Der Fluchtweg hatte uns zur seiner Seitengasse geführt, die hauptsächlich von Ratten besucht wurde, die bei unserem plötzlichen erscheinen sofort das Weite suchte.

,,Hoffentlich hat Merlin es sicher weggeschafft", murmelte ich und schaute mich um. ,,Und was machen wir nun?"

,,Zu Stadtmauer gehen", antwortete Jolyon. Dieses Mal kümmerte sich Delia um Crystal und so konnte mir der Pikjäger mit freien Händen die Richtung deuten. ,,In jedem Viertel befindet sich in der Mauer eine Zür zu einem alten Fluchttunnel. Das haben alle Städte von Tauen, eine Sicherheitsvorkehrung vom Daegor-Krieg."

,,Wissen die Gardisten nichts davon?"

Verächtlich schnaubte Crystal auf. ,,Als würden sie sich für die Geschichte von Tauen interessieren. Die...die ehemaligen tauischen Wachen wussten darüber bescheid, aber seit das Imperium die eigentliche Kontrolle über Tauen hat...verweilen die tauischen Wachen hauptsächlich in Feyna."

Ich verstand Crystals Verachtung, auch wenn ich es nicht gerade fair fand, diese Verachtung an mir auszulassen. Während Prodias und die Südlanden nur ein vages Bündnis mit Thyra und dem Imperium führten, hatte der frühere tauische Fürst seine halbe Regentschaft ans Imperium abgetreten. Auch heut noch, viele hundert Jahre später, nahmen es viele Bewohner dem Adelshaus übel, zumal auch der jetzige Fürst nichts verändern wollte. Wahrscheinlich waren die meisten Mitglieder der Verbrecher-Clans selbe Meinung wie Crystal gewesen.

Dieses Mal war es Jolyon der uns vorausging. Da wir uns hier inmitten einer öffentlichen Gegend befanden, versuchten wir uns so normal wie möglich zu verhalten und ja keine Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen. Zwar sah ich im nahen Umfeld weniger Gardisten als vorhin, aber bestimmt lauerten irgendwo Spitzel. Und natürlich Jacomo. Crystal bemühte sich von uns allen am meisten und versuchte so gut es ging selbstständig zu laufen. Delia hatte ihr ihren weiten Mantel gegeben, wodurch der notdürftige Verband an Crystals Bauch verdeckt wurde. Während wir uns durch die Gassen und Straßen schoben, hielt ich immer wieder Ausschau nach Merlin. Vermutlich würde er nicht in seiner Daegor-Gestalt hier auftauchen, aber nirgendwo konnte ich seine hochgewachsene Gestalt mit diesem nervigen Dauergrinsen erblicken. Hoffentlich hatte er es heil von den Gardisten weg geschafft, denn würde ich ohne ihn nach Antylar zurückkehren, würde Kona mich mit aller Sicherheit töten.

Die gebogene Straße direkt an der Stadtmauer war genauso verlassen wie das ehemalige Gebiet der Verbrecher-Clans. Jolyon erklärte dazu nur, dass die äußerste Straße einst den Verbrecher-Clans gehörten und auch wenn die Gardisten die Clans ausgelöscht hatten, fürchteten sich die harmlosen Bewohner von Tauen noch vor verstecken Fallen im Boden oder an den Wänden der umringenden Gebäude – alles natürliche nur Lügen und Gerüchte.

,,Wir können aber noch nicht gehen", wiedersprach ich, als Jolyon eifrig begann die Mauer nach der verborgenen, geheimen Tür abzusuchen. ,,Merlin ist noch nicht da."

,,Dann hat er Pech" erwiderte Jolyon und blickte nur kurz über die Schulter zu mir zurück. ,,Es ist nur eine Frage der Zeit, bis jemand hier her kommen wird und deswegen können wir nicht länger warten."

,,Er ist zurückgeblieben um euch zu beschützen. Um für euch die Ablenkung zu spielen und du willst ihn einfach im Stich lassen?"

,,Niemand hat ihn darum gebeten!", fuhr Jolyon zurück und entfachte meine Ungeduld dadurch zur Wut.

Doch bevor ich unkontrolliert auf ihn los gehen konnte, schob sich Delia in mein Blickfeld, um ihren Liebling zu beschützen. ,,Hast du vergessen, dass Crystal Hilfe braucht? Fynch, sie ist verletzt."

,,Und Merlin ist hier irgendwo und braucht wahrscheinlich Unterstützung. Ich verstehe, dass du deinen Freunden helfen willst, Delia, aber ich möchte meinem Freund auch helfen."

Hinter Delia seufzte Jolyon ungeduldig auf, während Crystal lautlos die Augen verdrehte. Delia versuchte ihrem Gesichtsausdruck nach irgendwie Verständnis für mich zu haben, aber ich sah deutlich wie ihr Merlins Schicksal egal war. Dabei war er ihr Eintritt in die Baumsavanne und nicht ich.

Doch nun, wo ich trotz meinen anfänglichen Zweifel ihm gegenüber, mir sichtlich Sorgen um Merlin machte, brauchte es nur wenige Sekunden und ich hörte wie jemand meinen Namen rief: ,,Fynch!"

Kaum drehte ich mich um, schlitterte Merlin um die Ecke. Zurück in seiner Menschengestalt und für einen Daegor ganz schön aus der Puste. Als er bei uns beinah stolpernd zum stehen kam, beugte er keuchend vor und stützte sich mit den Händen auf den Oberschenkeln, während er nach Atem rang. Es wirkte als wäre er schon lange in seine menschliche Gestalt zurückgekehrt.

,,Was ist denn mit dir los?", fragte Delia sichtlich verwirrt.

Bevor uns Merlin antworten konnte, vernahm ich weitere schnelle Schritte. Es klang nach zwei Menschen, sie waren schnell und wirkten schwer – durch das Gewicht einer Rüstung. Gleichzeitig als die zwei Gardisten um die Ecke kamen, zog ich meinen Revolver und schoss zwei Schüsse ab. Der eine traf direkt den Kopf eines Gardisten, der andere wurde an der Schulter getroffen. Er konnte nur noch beim spritzen des Blutes aufschreien, denn sofort schleuderte Delia ihre Magie in seine Richtung er fiel wie sein Kollege zu Boden.

,,Ich...ich habe sie ablenken können", keuchte Merlin und richtete sich wieder auf. ,,Aber auf den Weg hier...hier haben sie mich verfolgt. Es sind mehr von ihnen auf den Weg hier her – wir müssen sofort verschwinden!"

,,Meine Worte!", rief Jolyon. Seinem grimmigen Gesichtsausdruck nach schien seine Suche nach der Tür jedoch noch keinen Erfolg gehabt zu haben.

Etwas energisch schob ich Delia in seine Richtung. ,,Hilf ihm, ich halte nach anderen Gardisten Ausschau. Merlin, du hilfst auch."

Merlin nickte – noch immer mit schwerem Atem – und folgte Delia zur Mauer. Ich behielt meinen Revolver locker in der Hand und trat ein Stückchen in die Richtung, aus der die Gardisten gekommen waren. Noch war niemand zu hören, aber Merlin hatte sich bestimmt nicht damit geirrt, dass mehr Gardisten auf den Weg hier her waren.

Unsicher schaute ich zurück zu meinen Begleitern. Während Jolyon, Delia und Merlin wie die Irren die Mauer abtasteten, lehnte sich Crystal mit zitternden Beinen gegen den Stein. Ihr Gesicht war schneeweiß und sie wankte gefährlich. Sie konnte sich nicht mehr lange auf den Beinen halten und die ganze Aufregung schadete ihr zusätzlich. Selbst wenn wir es schafften diesen verdammten Eingang zu finden – wie würde es dann weiter gehen? Vielleicht würden die Gardisten den geheimen Weg sehen und dann würde die Verfolgung nicht aufhören. Nein, sie würde es richtig beginnen. Jacomo war hier in Jórvak und unterstützte die Gardisten und Scalras gaben bei der Suche nach ihrer Beute nicht so einfach auf. Er würde die Gardisten dazu bringen die nahe Umgebung abzusuchen und wohlmöglich würden sie Sommer und Naruu vor uns erreichen.

In der Vorstellung klang alles möglich und einfach, aber die Realität bewies wieder einmal, dass die Vorstellung nichts anderes als Wunschdenken war. Wir brauchten aber kein Wunschdenken, wir brauchten Zeit!

Und ich weiß, wie wir die bekommen...

Schwer schloss ich die Augen. Die Hand mit meinem Revolver fühlte sich auf einmal so schwer an, als würde in ihr eine schwere Last ruhen. Diese Last verstärkte sich, als ich unter meinen Füßen eine leichte Vibration vernahm. Schritte kamen auf uns zu. Sie waren zwar noch ein Stück entfernt, aber sie waren schnell und es würde nicht allzu lange dauern bis sie da waren

,,Fyn, wir haben es geschafft!", rief Merlin hinter mir erleichtert.

Er war erleichtert. Ich fühlte mich schlecht.

Ich steckte meinen Revolver zurück, als ich zu den anderen lief. Delias Hand ruhte noch immer auf den versteckten Schalter, der eine verborgene Tür mit nach unten führenden Treppen offenbart hatte. Genauso wie im alten Rathaus, war auch dieser Tunnel komplett finster und man hatte Schwierigkeiten die einzelnen Treppenstufen zu sehen.

,,Ich hoffe jemand von euch hat ein Licht dabei", seufzte Crystal, als Jolyon sie wieder stützend zum Fluchttunnel brachte.

Merlin schüttelte mit seinem dämlichen Grinsen den Kopf. ,,Nein, aber ich kenne ein paar Tricks, mit der Magie für genügend Licht sorgen kann." Schnell trat er zur Seite als Jolyon und Crystal vor den Tunnel traten. Mit einer höflichen Verbeugung und den Worten ,,Nach euch, meine Freunde." Ließ er dem Pikjäger und seiner Stellvertreterin den Vortritt.

,,Wird man die Tür nicht von außen öffnen können?", fragte ich und ließ Merlin trotz seiner auch an mich gerichteten, freundlichen Geste den Vortritt.

,,So schnell bestimmt nicht", antwortete Jolyon und klang dabei sehr überzeugt. ,,Wir haben schon zu lange danach gesucht."

,,Kann man vom inneren des Tunnels aus, wenigstens die Tür verschließen?"

,,Hier drinnen gibt es keinen Schalter für die Tür. Ihr müsst am besten zur zweit die Tür zuschieben."

Welch ein Glück.

Auch Delia trat nach vorne. Kaum war sie von der Stelle mit dem Schalter weg, stellte ich mich dort hin und hob die Hand. Sie hatte nicht direkt hingesehen, doch natürlich bemerkte Delia es aus dem Augenwinkel und fuhr herum. Verwirrt starrte sie mich an. Dann hörten wir beide die Schritte, die gefährlich nah waren.

Ihr Gesichtsausdruck verwandelte sich von verwirrt zu schockiert, denn sie wusste genau was ich vor hatte. ,,Fyn, das wirst du nicht tun!"

,,Merlin kennt den sicheren Weg zur Baumsavanne", sagte ich und wich ihren Worten aus. ,,Er wird euch führen. Bring bitte Sommer nach Hause – egal wie, ihr werdet es schon schaffen."

,,Nein!", rief Delia wütend. ,,Egal an was du denkst, du wirst es nicht tun. Wage es ja nicht!"

Bevor Delia wieder aus den Tunnel kommen konnte, stieß ich sie mit meiner Magie tiefer rein und drückte gleichzeitig den Schalter. Die schützende und verborgene Steinplatte schob sich wieder über die Tür und verschluckte die Treppen und den panischen Blick meiner Schwester.

Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich hätte in diesem Moment keine Angst. Denn als ich von der Mauer zurücktrat und die Schritte ihrer Stärke und Deutlichkeit nach direkt um die Ecke kamen, verspürte ich große Angst.

,,Heben Sie die Hände!", befahl mir einer der Gardisten. Ich hörte das Entsichern von Waffen und das langsame Knirschen vom Leder der Stiefel, als die Gardisten näher kamen.

Normalerweise hätte ich nicht auf sie gehört. Wäre die Situation anders, würde ich mich wehren und zwei bis vier Gardisten könnte ich gut allein überwältigen. Aber nun ging es nicht darum, dass ich verschwinden musste. Es ging darum, dass ich dieses Mal die Ablenkung spielte, damit Merlin, Delia und ihre Freunde sicher verschwinden konnten. Also hob ich meine Hände.

,,Gut und jetzt langsam umdrehen und auf die Knie."

Wie befohlen drehte ich mich um. Tatsächlich waren es zwei Gardisten, die ihre Waffen auf mich gerichtet hatten und darauf warteten, dass ich ihren Anweisungen folgte. Sie hielten ihre Schusswaffen sicher und fest in den Händen, als wären sie darin geübt sie zu halten und auch im Notfall zu schießen. Damit es zu letzterem nicht kam, sank ich langsam auf die Knie – auch wenn es jeder Faser meines Körpers wiedersprach.

Einer der Gardisten kam näher. Während sein Kollege weiterhin die Waffe auf mich richtete, steckte der andere die Waffe zurück und stellte sich hinter mir. Grob und fest zerrte er meine Arme nach hinten auf meinen Rücken, gleich darauf spürte ich das erdrückende Gewicht von Eisen an meinen Handgelenken.

,,Wo ist der Daegor?", fragte der Gardist, der mich fesselte.

,,Welcher Daegor?", erwiderte ich. Es war dumm den Unwissenden zu spielen, aber niemals würde ich meine Freunde verraten – niemals!

Der Gardist hinter mit seufzte genervt, antwortete allerdings nicht. Stattdessen begann er mich nach Waffen abzutasten. Auch dies würde ich normalerweise nicht zulassen, deswegen ballte ich einfach nur angespannt die Hände zusammen, während mich die behandschuhten Hände abtasteten. Mit gefesselten Händen konnte ich sowieso nur wenig ausrichten. Als mir der Gardist neben zwei meiner Messer auch meinen Revolver abnahm, richtete ich meinen Oberkörper auf. Der Zweite verstand die unausgesprochene Drohung und sein Finger am Abzug zuckte – auch eine Drohung.

Es dauerte nicht lang und die Verstärkung erschien. Drei weitere Gardisten und...Jacomo. Beinah hätte ich den Kopf gesenkt, um zu verhindern das Jacomo mich erkannte, doch dann fiel mir meine neue Maske ein und ich beruhigte mich ein wenig.

,,Habt ihr den Daegor gefunden?", fragte Jacomo die Gardisten die mich festgenommen hatten. ,,Ist es der Mykos?"

Der Gardist, der bis zu seinem Eintreffen die Waffe auf mich gerichtet hatte, schüttelte den Kopf und senkte den Lauf. ,,Der Daegor war ein Mensch, wir hatten gesehen wie er sich zurückverwandelte. Aber...er scheint verschwunden."

,,Ein solches Monster verschwindet nicht einfach!", schnaubte Jacomo wütend. ,,Wahrscheinlich hat er sich irgendwo in der Nähe in ein Rattennest verkrochen. Sucht am besten die nahe Umgebung ab."

,,Und was ist mir ihm?", fragte der Gardist hinter mir. ,,Sollen wir ihn wieder laufen lassen? Wohlmöglich ist er ein Verbündeter des Viehs!"

Beinah genervt verdrehte Jacomo die Augen, bevor er direkt vor mich trat. Er blickte auf mich herab und nun, wo ich mich mit einer Tarnung ihm gegenüber sicher fühlte, erwiderte ich den Blick.

,,Hat er irgendetwas angestellt?", fragte Jacomo, ohne den Blick abzuwenden. ,,Habt ihr ihn mit dem Daegor gesehen oder sonst irgendwelche Beweise?"

Der Gardist wollte schon etwas sagen, doch hielt sofort inne. Nein, sie hatten keine Beweise, mit denen man mich mit Merlin in Verbindung bringen konnte. Und gesehen hatten sie auch nichts.

,,Mit dem Daegor haben wir ihn nicht gesehen", sagte der Gardist schließlich zögerlich. Weniger zögerlich fuhr er fort: ,,Aber wir haben diese Waffen bei ihm gefunden. Wahrscheinlich hat er was mit dem Tod unserer Kollegen zu tun." Mit meinem Revolver in seiner Hand, wies er zu den beiden Gardisten, um die ich mich mit Delia gekümmert hatte. Einer der neu dazugekommenen Gardisten hockte bei ihnen und suchte nach Lebenszeichen – ohne Erfolg.

Flüchtig hob Jacomo den Blick, als der Gardist ihm meine Waffe entgegenhielt. Dann aber hielt er inne und warf einen sehr langen Blick auf meinen Revolver.

Verdammt...

Ohne Worte nahm er den Revolver in die Hand. Seine Finger fuhren sanft über die Granit- und Elfenbeinverzierungen, die sowohl den Griff als auch den Lauf zierten. Ein gefährliches Funkeln blitzte in seinen Augen auf und ein Lächeln umspielte seine Lippen, als er langsam vor mir in die Hocke ging.

,,Ich erinnere mich so genau an diesen Tag", flüsterte er und strich weiterhin über meine Waffe. ,,Lady Ascillia hat diesen Revolver beim besten Waffenhersteller Eridias anfertigen lassen. Ich weiß noch, wie jeder von uns dachte, man würde diese Schönheit an Schusswaffe erhalten...Und dann rief sie ausgerechnet dich nach vorne, Bruderherz."

Mit einem Klicken entsicherte er meine Waffe und drückte mir den Lauf gegen die Schläfe. Ich zuckte nicht zusammen, gab keinen Laut von mir. Jacomos Lächeln wurde breiter, während er in einem gleichmäßigen Rhytmus gegen den Abzug tippte.

,,Wie man sieht, wäre sie bei dir auch in schlechten Händen gewesen", erwiderte ich kalt und unberührt. ,,Immerhin bemerkst du es nicht, wenn du jemanden mit einer leeren Waffe bedrohst."

Irritiert hoben sich Jacomos Augenbrauen. Ohne den Lauf von meinem Kopf zu nehmen, klappte er den Revolver an der Seite auf und blickte auf ein leeres Magazin. Nun musste ich breit Grinsen. Weniger erfreut und mit einem genervten Schnauben stand Jacomo auf.

Doch als er stehend nun wieder auf mir herabsah, kehrte seine Arroganz und sein überheblicher Siegeswille zurück. ,,Nun, ich bin mir sicher, dass du mir alles mögliche über diese Schönheit erzählen kannst. Du solltest dich freuen, Brecher – du darfst zurück nach Hause."

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro