Zwischen Den Welten
Minho PoV
Der Nachmittag war ruhig und der Wind wehte leicht durch die Straßen. Ich stand an meinem Wagen, den Kopf in den Nacken gelegt, während ich die warme Sonne auf meiner Haut spürte.
Es war ein merkwürdiges Gefühl, da ich wusste, dass heute etwas Neues auf mich zukam.
Ich hatte gestern mit meinen Eltern gesprochen und wie immer hatten sie sich meine Pläne angehört.
Doch diesmal war es anders.
Sie schlugen vor, dass ich doch jemanden mitbringen könnte – jemanden, den ich mochte, jemanden, mit dem ich Zeit verbrachte.
Und sie hatten es ernst gemeint.
In meinen Gedanken war ich lange hin- und hergerissen gewesen.
Aber dann, als Hyunjin das Thema ebenfalls aufgriff und die Idee bejubelte, hatte ich irgendwie zugestimmt.
„Es wird interessant sein“, sagte Hyunjin noch scherzhaft, als er die ganze Situation in ein humorvolles Licht rückte.
Doch bei mir war es mehr eine Mischung aus Unbehagen und Neugier.
Es war eine Sache, Jisung in meinem eigenen Raum zu haben, aber eine andere, ihn meiner Familie vorzustellen.
Ich wusste, dass er mir viel bedeutet, aber wie weit konnte ich gehen, ohne mich zu überfordern?
Dennoch, irgendetwas in mir sagte mir, dass ich den Schritt wagen sollte.
Ich spürte, wie sich mein Herz einen Moment lang verlangsamte, als ich ihn kommen sah.
Jisung trat aus dem Gebäude, und ich konnte ein leichtes Lächeln auf seinem Gesicht erkennen.
Er trug wie immer einen locker sitzenden Hoodie und eine bequeme Hose, doch diesmal schien er etwas nervöser zu sein, als er auf mich zutrat.
„Du… holst mich heute ab?“ fragte er, als er mich ansah, und ich konnte die Überraschung in seiner Stimme hören.
„Ja“, sagte ich mit einem kleinen Lächeln und lehnte mich an den Wagen.
„Ich dachte mir, es ist Zeit, dich meiner Familie vorzustellen.“
Jisung’s Augen weiteten sich für einen Moment.
„Oh… okay. Dann… also das wird spannend.“
Ich spürte, wie eine gewisse Nervosität in mir hochstieg, doch gleichzeitig war ich auch erleichtert, dass er so reagierte, als wäre es das Natürlichste der Welt.
Ich hatte ihm viel anvertraut, doch heute war ich wirklich bereit, ihn in einem anderen Licht zu sehen – als Teil von etwas Größerem.
„Komm, wir fahren“, sagte ich schließlich und öffnete die Beifahrertür.
Jisung setzte sich und schnallte sich an, während ich die Fahrt begann. Während wir den vertrauten Weg zu meinem Elternhaus nahmen, konnte ich nicht anders, als über das nachzudenken, was gerade passierte.
Wie war es nur so weit gekommen? Ich hatte nie gedacht, dass ich jemanden so nah an mich heranlassen würde.
Schon lange hatte ich diese Mauer um mich errichtet, die niemand durchbrechen konnte.
Und dann war da plötzlich Jisung.
Ein Lächeln, das mich auf eine Art beruhigte, die ich nicht kannte, eine Art von Nähe, die mich ohne Worte verstand.
Während die Straße sich vor uns ausbreitete, dachte ich daran, wie es sich angefühlt hatte, Jisung das erste Mal zu sehen – dieser Junge, der gleichzeitig so vertraut und doch so neu für mich war.
Und wie es sich anfühlte, ihn jetzt hier neben mir zu wissen, mit all der Tiefe, die zwischen uns gewachsen war.
„Minho? Alles okay?“ fragte Jisung plötzlich, als er bemerkte, dass ich in meinen Gedanken versunken war.
„Ja, alles gut“, antwortete ich schnell und lächelte, auch wenn mein Herz immer noch ein wenig unruhig war. Ich wusste nicht, was genau mich an diesem Moment so fesselte.
Vielleicht war es die Tatsache, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben wirklich jemanden an meiner Seite hatte, der mehr war als nur ein flüchtiger Moment.
Es war eine neue Art von Nähe.
Ein Schritt in eine Zukunft, die noch unklar vor uns lag, aber auch voller Versprechen steckte.
„Es wird gut“, sagte Jisung schließlich, als er meine Nervosität bemerkte und das beruhigte mich irgendwie mehr, als ich es erwartet hätte.
Wir fuhren weiter und ich versuchte, mich zu entspannen.
Die Fahrt zum Haus meiner Eltern verging schneller als erwartet.
Als wir schließlich auf den Parkplatz fuhren und vor dem großen, eleganten Gebäude anhielten, spürte ich, wie mein Herz einen Moment lang schneller schlug.
Ich hatte es zwar gewusst, aber jetzt, wo wir da waren, kam mir die Situation auf einmal viel realer vor.
„Wir sind da“, sagte ich, als ich den Motor abstellte und den Blick auf das Haus richtete.
Es war ein elegantes, aber etwas altmodisches Gebäude – perfekt in seiner klassischen Struktur, aber auch etwas kühl, so wie ich es von meinem Zuhause kannte.
„Wow, es sieht wirklich... groß aus“, bemerkte Jisung mit einem erstaunten Blick.
Er schien sich etwas unwohl zu fühlen, was mir durchaus verständlich war.
Doch als ich ihm ein beruhigendes Lächeln schenkte, nickte er und folgte mir aus dem Wagen.
„Keine Sorge“, sagte ich und klopfte ihm auf die Schulter.
„Es ist nicht so schlimm. Es ist einfach nur meine Familie.“
„Ich hoffe, ich komme nicht zu aufdringlich rüber“, erwiderte Jisung, und ich konnte das leichte Zögern in seiner Stimme hören.
„Das wirst du nicht“, antwortete ich schnell und öffnete die Tür zu meinem Haus.
„Komm einfach mit.“
Wir betraten das Gebäude, und ich spürte, wie die kühle Atmosphäre des Hauses mich sofort umfing.
In den weiten Gängen und den hohen Decken hallten unsere Schritte ein wenig wider.
Als wir durch den Flur gingen, hatte ich das Gefühl, dass sich alles für einen Moment verlangsamte, als ob selbst die Luft schwerer wurde.
„Hier“, sagte ich und öffnete die Tür zu meinem Zimmer.
Mein Zimmer war – so wie immer – aufgeräumt und minimalistischer als das meiner Freunde.
Der Boden war aus hellem Holz, und die Möbel in schlichten Farben.
Mein Bett war ordentlich gemacht, die Wände nur mit ein paar Kunstwerken geschmückt, die ich über die Jahre gesammelt hatte.
Es gab einen großen Schreibtisch, einen Fernseher, und in der Ecke stand ein kleiner Schrank.
Jisung schien die Einfachheit und Ordnung zu bemerken, als er mit großen Augen den Raum musterte. „Wow, dein Zimmer ist... sehr ordentlich“, sagte er, während er sich vorsichtig umsah.
„Ich mag es, wenn alles an seinem Platz ist“, antwortete ich, während ich die Tür hinter uns schloss.
„Es hilft mir, den Kopf freizuhalten.“
„Das kann ich verstehen“, sagte er und setzte sich auf den Stuhl, der vor meinem Schreibtisch stand.
„Ich wünschte, mein Zimmer wäre auch so aufgeräumt.“
„Ich kannst ja mal in Ruhe bei dir vorbeikommen und wir machen einen Ordnungstag“, schlug ich scherzhaft vor, und Jisung lachte.
„Vielleicht irgendwann“, sagte er und setzte sich dann auf das Bett.
„Ich mag es hier“, fügte er hinzu und seine Stimme klang ein wenig weicher, als ob er sich allmählich entspannte.
Ich trat näher und lehnte mich gegen den Türrahmen.
„Fühl dich wie zu Hause. Meine Familie wird bald hier sein, aber wir können uns erst mal zurückziehen, wenn du möchtest. Willst du noch etwas trinken?“
„Vielleicht etwas Wasser, danke“, sagte Jisung und sah mich an, bevor er sich wieder gemütlich zurücklehnte.
Ich nickte und verließ das Zimmer, um ihm ein Glas Wasser zu holen.
Als ich zurückkam, nahm er es dankend entgegen, und für einen Moment war es ruhig zwischen uns. Wir saßen einfach da, die Stille war angenehm, doch auch irgendwie schwer, als ob wir beide uns bewusst waren, dass dieser Schritt – uns hier in meinem Raum, vor meiner Familie – ein neuer Anfang war.
„Ich weiß, es mag komisch für dich sein“, sagte ich schließlich, während ich an den Schreibtisch trat.
„Aber es ist wichtig für mich, dass du das hier erlebst. Ich... vertraue dir.“
Jisung nickte und trank einen Schluck Wasser.
„Ich auch. Es fühlt sich... richtig an“, sagte er leise, und seine Worte schienen mir etwas zu entlocken, das ich schon lange in mir getragen hatte. Vertrauen, das ich niemals für möglich gehalten hatte.
„Gut, dass du das so siehst“, antwortete ich, und wir schwiegen für einen Moment, während die Zeit in diesem Raum stillzustehen schien.
Irgendwie fühlte es sich an, als ob wir uns mit jedem weiteren Moment, den wir miteinander verbrachten, immer näher kamen.
Und auch wenn ich wusste, dass das Treffen mit meiner Familie bevorstand und ich in gewisser Weise nervös war, fühlte sich dieser Moment mit Jisung wie ein kleiner, aber wichtiger Schritt an.
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