Gefangen In Gefühlen
Jisung PoV
Ich knallte die Tür hinter mir zu, so laut, dass die Wände bebten.
Mein Herz hämmerte in meiner Brust, meine Gedanken rasten – ein Chaos, das ich nicht sortieren konnte.
Ich ließ den Rucksack achtlos auf den Boden fallen und stürzte mich aufs Bett.
Das Zimmer war dunkel, die Vorhänge zugezogen, und nur das fahle Licht meiner Schreibtischlampe durchbrach die Stille.
„Was ist los mit mir?“ murmelte ich und presste die Handflächen gegen mein Gesicht.
Meine Atmung war unregelmäßig, meine Brust zog sich zusammen, als würde ich gleich ersticken.
Minho… immer wieder Minho.
Seine Augen, seine Hände, die Art, wie er mich ansah, als wüsste er mehr über mich, als ich selbst wusste.
Es machte mich verrückt.
Ein leises Klopfen unterbrach meine Gedanken.
Natürlich. Felix. Wer sonst?
„Jisung?“ Seine Stimme war gedämpft, fast zögerlich.
„Alles okay?“
„Lass mich in Ruhe!“ rief ich, ohne aufzusehen.
Aber Felix ließ sich nicht so leicht abschütteln.
Ich hörte, wie die Tür vorsichtig geöffnet wurde, und spürte seine Anwesenheit, bevor ich ihn sah.
„Du siehst nicht so aus, als wärst du okay,“ sagte er leise, fast schon sanft. Er setzte sich auf den Rand meines Bettes.
„Willst du darüber reden?“
„Nein! Verdammt noch mal, Felix, ich will allein sein!“
Meine Stimme war schärfer, als ich beabsichtigt hatte.
Er hielt inne, seine Augen musterten mich, suchten nach einer Lücke in meiner Rüstung.
Aber ich konnte das nicht – konnte ihn nicht hierhaben, nicht jetzt.
„Felix… geh einfach.“
Meine Stimme brach, und ich hasste mich dafür.
„Bitte.“
Nach einem langen Moment seufzte er leise.
„Okay. Aber ich bin da, falls du reden willst.“
Er verließ das Zimmer, und die Tür schloss sich hinter ihm.
Ich fühlte mich sofort schuldig.
Felix wollte doch nur helfen, und ich hatte ihn angeschrien.
Aber was hätte ich sagen sollen?
Dass ich von jemandem verwirrt war, den ich eigentlich hassen sollte?
Dass ich nicht verstand, warum mein Herz schneller schlug, wenn Minho in der Nähe war?
Ich rollte mich auf die Seite, mein Blick fiel auf meinen Schreibtisch. Die Skizzen, die ich aus dem Skizzenbuch gerissen hatte, lagen in einer zerknitterten Masse auf dem Boden. Aber das Bild von ihm – es war noch da, eingerahmt vom schwachen Licht der Lampe.
Mein Blick wanderte über die Linien seines Gesichts. Die Schärfe seines Kiefers, die Intensität seiner Augen. Wie konnte ich jemanden so genau zeichnen, dessen Berührung mich so wütend machte?
Doch je länger ich hinsah, desto mehr merkte ich, dass die Wut nicht alles war. Es war auch… Wärme. Ein eigenartiges Kribbeln, das mich in seiner Nähe überkam. Ein Gefühl, als würde ich magnetisch zu ihm hingezogen, egal wie sehr ich mich dagegen wehrte.
Aber das konnte nicht sein. Minho war alles, was ich nicht wollte. Arrogant, selbstsicher, unverschämt. Und trotzdem… da war etwas in seinem Blick, das mich nicht losließ. Eine Ehrlichkeit, die mich in den Wahnsinn trieb.
„Warum?“ flüsterte ich in die Dunkelheit. Meine Stimme brach, und ich spürte die Hitze der Tränen, die in meinen Augen brannte. Ich wollte ihn nicht mögen. Ich wollte ihn nicht so sehen, wie ich ihn sah.
Aber da war es. Ein leises Flattern in meiner Brust, das mich verriet. Eine Sehnsucht, die ich nicht verstand. Und ich hasste es – hasste mich dafür.
Ich zog die Decke über meinen Kopf und biss mir auf die Lippe, um das Schluchzen zu unterdrücken. Aber die Wahrheit blieb.
Ich war gefangen – in Gefühlen, die ich nicht wollte, aber auch nicht ignorieren konnte.
Ich lag noch immer unter der Decke, die Dunkelheit eng um mich geschlungen, wie ein schützender Kokon.
Doch es half nichts.
Die Gedanken ließen sich nicht abstellen. Sie tanzten um ihn – um Minho – und ich hasste es.
Aber jedes Mal, wenn ich die Augen schloss, war er da.
Sein Gesicht, sein Lächeln, das in mir mehr auslöste, als ich zugeben wollte.
Das Bild auf meinem Schreibtisch flimmerte vor meinem inneren Auge. Wie hatte ich ihn so perfekt zeichnen können?
Jedes Detail saß, als hätte ich stundenlang vor ihm gesessen, um alles einzufangen.
Aber ich hatte es aus Erinnerung gemacht – aus einer Erinnerung, die so lebendig war, dass sie mich fast erschreckte.
Meine Hände griffen nach der Decke, ballten sie zu Fäusten.
„Warum ausgerechnet er?“ flüsterte ich und hörte, wie meine eigene Stimme in der Stille des Zimmers widerhallte.
Da war etwas in der Art, wie er mich ansah.
Es war, als würde er eine Seite von mir sehen, die ich selbst nicht kannte. Seine Augen hatten etwas Durchdringendes, als könnten sie direkt durch all meine Mauern blicken.
Und das machte mich nervös. Wütend. Aber auch… neugierig.
Das Kribbeln in meinem Bauch kehrte zurück, und ich hasste es, wie schwach es mich machte.
Minho war so nah gewesen, seine Hände an meiner Hüfte, seine Berührung fast brennend auf meiner Haut.
Ich konnte den Moment nicht vergessen, egal wie sehr ich es versuchte.
„Ich hasse ihn,“ murmelte ich, doch selbst in meinen eigenen Ohren klang das nicht überzeugend.
Ein leises Klopfen an der Tür ließ mich zusammenzucken.
Ich zog die Decke tiefer über meinen Kopf, hielt den Atem an.
Vielleicht würde Felix einfach wieder gehen.
„Jisung?“
Seine Stimme war vorsichtig, fast schüchtern.
„Ich wollte nur sagen, dass ich dich nicht nerven wollte. Tut mir leid, wenn ich dich überrumpelt habe.“
Sein Tonfall war so ehrlich, dass ich mich nur noch schlechter fühlte.
Ich wollte ihn nicht anschreien.
Felix war derjenige, der immer für mich da war, egal was passierte.
Aber was sollte ich sagen?
Dass ich mit Gefühlen kämpfte, die ich nicht mal verstehen konnte?
Nach ein paar Sekunden hörte ich seine Schritte, wie er sich zurückzog. Die Erleichterung war nur von kurzer Dauer.
Ich setzte mich auf, fuhr mir mit zitternden Händen durchs Haar. Vielleicht brauchte ich Abstand. Abstand von Felix,
Abstand von allem – vor allem von Minho.
Aber je mehr ich versuchte, ihn aus meinem Kopf zu verdrängen, desto präsenter wurde er.
Mein Blick fiel wieder auf die zerknitterten Zeichnungen am Boden. Ich wollte sie wegwerfen, wollte alles loswerden, was mich an ihn erinnerte.
Doch stattdessen griff ich danach, strich sie mit zittrigen Fingern glatt.
Das Licht der Schreibtischlampe warf einen warmen Schein über die Linien, brachte sie zum Leben. S
eine Augen wirkten fast echt, so intensiv, dass es mich erschreckte. Meine Finger fuhren über das Papier, als könnten sie den Ausdruck darin greifen.
Mein Herz zog sich zusammen und ich spürte die Hitze in meinen Wangen.
Es war lächerlich.
Er war lächerlich. Und ich – ich war ein einziges Chaos.
Ich lehnte mich zurück, starrte an die Decke und schloss die Augen.
Doch das Bild von ihm ließ mich nicht los. Es schwebte hinter meinen Lidern, als wäre es in meinen Geist eingebrannt.
Vielleicht, dachte ich, während ich mich unter der Decke verkroch, könnte ich es einfach ignorieren. Vielleicht würde es verschwinden, wenn ich es lange genug wegschob.
Doch tief in mir wusste ich, dass es nicht so einfach war.
Minho war nicht so einfach.
Und das war das Problem.
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