23
Spät abends gehe ich nochmal aufs Klo und stütze mich gähnend auf auf den Waschtisch, während ich mich müde betrachte.
Mein Hals ist besäht mit Knutschflecken aller Farben und Größen. Ich will ja sagen, dass es mir gefällt, aber es ist doch schon ein wenig zu viel. Hoffentlich ist es bis Sonntag etwas weniger schlimm, weil Liam unbedingt mit mir zu einer Veranstaltung gehen wollte und ich mich da jetzt nicht mehr rausreden kann.
Meine Hände zittern ein wenig, wieso weiß ich nicht, vielleicht wegen der Kälte, die mich umhüllt, seitdem ich mich von Harry lösen musste, um ins Badezimmer zu gehen.
Einen Moment bleibe ich noch stehen, bevor ich tief einatme und mich dann wieder auf den Weg ins Schlafzimmer mache.
„Haz, kann ich mir eine Boxershorts-" Ich verstumme mitten im Satz, als ich Harry an dem Kopfteil sitzen sehe, wie er sich einen runterholt. „Was machst du da?", frage ich mit plötzlich trockenem Mund und schlucke laut.
Für einen Moment mustert er mich nur, bevor er kurz den Kopf schüttelt und mich dann zu sich winkt. „Du machst mich so hart, fuck.", gibt er von sich und greift nach meiner Hand, die er um seine komplette Errektion legt. Und er ist eben erst gekommen, als wir miteinander geschlafen haben und Harry einen ziemlich tollen Orgasmus hatte. Meinte er zumindest.
Mir auf die Lippe beißend, schaue ich zwischen meiner Hand und Harrys Gesicht hin und her. „Kannst du noch eine Runde?", fragt er und will mich zu sich ziehen, doch ich rutsche ein Stück zurück und huste leicht. Vielleicht hätte ich es heute doch noch etwas ruhiger angehen sollen.
„Meinst du nicht, dass wir gerade ein wenig zu sehr mit unseren Schwänzen denken? Ich liebe es mit dir intim zu sein, aber schau dir mal meinen Hals an. Ich hatte heute drei Orgasmen wegen dir. Innerhalb von viereinhalb Stunden, Harry.", versuche ich ihn etwas zu beruhigen und fahre über seine gerötete Wange.
„Ich passe mit deinem Hals auf, aber ich bin so verdammt hart. Weil du eben nackt aus dem Zimmer stolziert bist und dabei mit deinem Arsch gewackelt hast.", will er mich überzeugen, doch ich schüttle den Kopf, bevor ich ihm einen Kuss auf die Lippen hauche. „Du kannst das gerne noch zu Ende bringen. Ich helfe dir auch dabei, aber heute Abend schlafe ich nicht mehr mit dir.", biete ich an und zucke mit den Achseln.
„Macht es dich an, zuzuschauen?", will er wissen und fährt über meinen nackten Oberschenkel, jedoch halte ich ihn davon ab und verschränke unsere Finger miteinander. „Es geht gerade nicht darum, was mich anmacht, oder nicht. Ich will, dass du dein Problem loswirst und wir danach kuscheln können. Ich möchte nichts anderes als kuscheln und gekrault werden und dann kann ich auch nichts dafür, wenn ich sentimental werde und anfange zu weinen." Über den Stimmungswechsel bin ich persönlich ziemlich überrascht aber so langsam überkommt mich die Müdigkeit.
„Aber mich macht es an." Ohne Hemmungen legt Harry seine Hand wieder um sein Glied und schaut mir die ganze Zeit über in die Augen, während ich aus dem Augenwinkel sehe, wie sich sein Arm bewegt.
Auch mich macht das nicht weniger an, aber ich bin nicht mehr in der Stimmung, irgendwas sexuelles zu machen. Lieber würde ich mit Harry kuschelnd unter der dicken Decke liegen und seinen gleichmäßigen Herzschlag gegen meine Bust schlagen spüren. Oder sanfte Küsse mit ihm austauschen.
Ich sehe es in Harrys Augen, dass er kurz davor ist zu kommen, als mir die Tränen in die Augen steigen und ich schnell meine Lippen auf seine hauche, bevor ich aus dem Bett klettere. „Ich bin gleich wieder da." Dann verschwinde ich in den Flur und lehne mich gegen die kalte Wand in meinem Rücken.
Wenn Harry jemals erfahren wird, dass sein Bruder mich geküsst und mich angefasst hat, ohne dass ich es wollte, wird es niemals mehr so wie vorher werden. Harry wird mich hassen, denken, dass ich nicht besser als Mike bin und möglicherweise noch zerstörter sein. Er tut so, als wäre er stark, aber in den letzen Wochen habe ich gemerkt, dass es ihn immer noch ziemlich belastet. Auch wenn es schon über drei Jahre her ist.
„Lapinou?" Ertönt Harrys Stimme plötzlich, sodass ich leicht zusammenzucke und schnell über meine Wangen wische.
Harry darf es nicht erfahren, niemals. Dann wäre alles vorbei zwischen uns.
„Was ist los?" Er schaltet das Licht im Flur an und tritt dicht vor mich. Dann legt er eine Hand auf meine Hüfte, etwas zu nah an meinem Hintern, der immer noch nackt ist.
„Nichts, ich bin nur müde.", wimmere ich und befreie mich aus dieser Situation und stelle mich dann mitten im Flur hin, um nirgendwo eingekesselt zu werden. „Du weinst?", entgegnet Harry eher fragend und kommt auf mich zu, worauf ich einen Schritt zurück gehe und merke, wie mein Puls wieder in die Höhe schießt.
Das ist Harry, nicht Christopher. Er hat grüne Augen, ich habe eben mit Harry Styles geschlafen, mit dem Mann, der noch eine Woche mein Vorgesetzter ist, in den ich mich verliebt habe. Nicht sein Zwillingsbruder.
Diesen Satz gehe ich mehrmals in meinem Kopf durch und atme zittrig aus, nachdem ich meine Augen wieder geöffnet habe. Harry steht mit nur mit plötzlich wissendem Blick an.
„Lou, darf ich ehrlich sein? Eine Frage stellen und eine Antwort darauf kriegen?", fragt Harry vorsichtig und scheint mich behutsam umarmen zu wollen. Doch ich mache einen kleinen Schritt zurück, was für Harry wohl endlich Antwort genug ist. Trotzdem nicke ich vorsichtig und atme tief durch.
„Wurdest du mal zu irgendwas genötigt oder zu etwas gedrängt? Sexuell?" Es ist nur ein Flüstern, welches von Harry ausgeht, trotzdem verstehe ich ihn und atme zittrig aus. Wenn ich nicht sage, dass es Christopher war, kann ich doch antworten, oder?
„Ja" Es ist nur ein Hauchen, jedoch ist es so leise im Haus, das man es noch einen Meter weiter weg hören würde. Dann macht Harry einen Schritt zurück und fährt sich durch die Haare. „Möchtest du darüber reden?" Ich schüttle den Kopf und umarme mich selbst. So fühle ich mich sicherer.
„Tut mir leid, dass sich meine Stimmung manchmal so schnell ändert. Du hast das nicht verdient, aber es kommt einfach immer wieder an die Oberfläche und ich kann es nicht zurückhalten.", erkläre ich das, was ich erzählen kann und beiße mir auf die Unterlippe, um mir ein Schluchzen zu unterdrücken.
„Das muss dir nicht leid tun. Du hast es nicht verdient, sowas erlebt zu haben. Aber mach dir keine Sorgen, ich werde dir niemals etwas antun, das verspreche ich dir hoch und heilig. Ich mag dich, Louis. Das Date, es war doch eins?" Ich nicke vorsichtig und merke, wie ich mich langsam wieder etwas entspanne. „Das Date war perfekt, auch wenn wir beim Essen nicht wirklich gesprochen haben. Eben, die Stunden gemeinsam mit dir im Bett waren fantastisch. Ich hatte noch nie so viel Spaß mit jemandem. Nicht nur sexuell. Mit dir ist es lustig, deine Präsenz macht mich glücklich. Ich liebe es, meine Zeit mit dir zu verbringen, Lapinou.", lächelt Harry vorsichtig, worauf ich vorsichtig auf ihn zugehe und ihn umarme.
Nicht sofort legt er seine Arme ebenfalls um mich, aber als ich sie an meinem Rücken spüre, gehe ich noch einen kleinen Schritt auf ihn zu und atme laut aus. „Ich verbringe meine Zeit auch gerne mit dir, Harry.", murmle ich und gehe einen Schritt zurück, um ihn anlächeln zu können.
Diese Geste erwidert er direkt und haucht mir einen vorsichtigen Kuss auf die Stirn. „Können wir ins Bett? Ich bin müde.", gähne ich und versuche meine roten Wangen nicht noch dunkler werden zu lassen. „Natürlich. Schaffst du es, oder soll ich dich tragen?", entgegnet Harry lächelnd und legt eine Hand an meine Wange. „Ich schaffe das schon." Vor Harry gehe ich wieder ins Schlafzimmer und bleibe vor dem Bett einen Moment stehen.
„Kann ich so schlafen oder soll ich mir lieber etwas anziehen?", frage ich nervös und spiele mit meinen Händen. „So, wie du dich wohler fühlst, Lapinou. Ich bevorzuge es, nackt zu schlafen, aber du bist du." Harry haucht mir einen Kuss auf den Mundwinkel und legt sich dann ins Bett. Einen Moment stehe ich noch da und klettere dann zu Harry. „Können wir kuscheln?" Harry nickt nur und legt einen Arm auf das leere Kopfkissen, ehe ich mich so neben ihn lege, dass mein Kopf an seinem Schlüsselbein liegt und Harry seine Hand schließlich auf meinen Rücken legt, sodass er mich so umarmt.
„Schlaf gut.", haucht Harry an meinem Ohr und deckt uns richtig zu. „Du auch." Ich küsse sein Kinn noch kurz, bevor ich meine Beine mit seinen verhake und dann laut ausatme.
Eine Zeit lang versuche ich einzuschlafen, was jedoch aus irgendeinem nicht funktioniert. Harry schläft schon eine Zeit. Zumindest geht seine Atmung flacher und sein Griff ist nicht mehr so fest, wie vorher, als er noch wach war.
Bewegen möchte ich mich aber auch nicht, da ich sonst direkt Harrys Wärme vermissen würde, die mich gerade schön warm hält.
„Lapinou...", flüstert Harry plötzlich und dreht sich auf die Seite, sodass er mit der Brust gegen meinen Rücken liegt, nachdem ich mich auch schnell auf die Seite gelegt habe. „Wieso schläfst du noch nicht?" Der warme Atem an meinem Hals beschert mir eine angenehme Gänsehaut. „Ich hab Angst.", murmle ich und kralle mich in Harrys Hand, die sich auf meinen Oberbauch legt. „Wovor?" Es ist nur ein müdes Hauchen, trotzdem entspannt es mich tatsächlich ein wenig.
„Ich hasse es, im Dunklen zu schlafen. Ich kriege dann immer Alpträume.", flüstere ich und kuschle mich noch etwas näher an Harry, der mir einen Kuss in den Nacken haucht. „Ich kann ein Nachtlicht aus Lukas' Zimmer holen, wenn du dann besser schlafen kannst." Auch, wenn es mir unangenehm ist, nicke ich und bin erleichtert, als Harry die Lampe neben dem Bett anschaltet und sich dann von mir löst. „Ich bin sofort wieder da." Dann ist Harry auch schon aus dem Schlafzimmer verschwunden und ich liege wieder etwas frierend auf der Matratze.
Keine zwei Minuten später ist Harry wieder im Zimmer und steckt das Nachtlicht in die Steckdose über dem Nachtschrank, sodass ich es direkt neben mir ein wenig heller habe. „Gut so?" Ich nicke gähnend und kuschle mich schnell wieder an Harry, der sich hinter mir wieder einrichtet. „Dankeschön." Harry haucht einen Kuss auf meine Wange, bevor er die Lampe ausschaltet, das Nachtlicht jedoch trotzdem noch ein wenig Licht spendet.
Dann schlafe ich endlich schnell ein und kuschle mich im Schlaf so eng an Harry, das dieser jetzt Probleme mit dem Einschlafen hat. Jedoch kriege ich davon und seinem wachsenden Problem nichts mehr mit.
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