11
Kichernd drehe ich mich von Harry weg, der mir die Fernbedienung klauen will, jedoch nicht mehr an diese kommt. Er behauptet, ich würde immer wieder einschlafen, was definitiv gelogen ist. Ich konzentriere mich voll und ganz auf den Film, den wir gerade schauen. Nur worum es da geht, kann ich nicht wiedergeben.
„Es ist doch nicht schlimm, wenn du müde bist. Ich würde dir nur empfehlen, ins Bett zu gehen.", versucht Harry es auf die sanfte Art und lässt von mir ab, sodass ich mich wieder richtig auf die Couch legen kann. Obwohl da immer noch kein wirklicher Platz ist. Harry und ich liegen nämlich beide nebeneinander auf der Sitzfläche, auf welcher ich alleine niemals schlafen könnte, weil mir das zu wenig Platz wäre.
Geschlagen mache ich den Fernseher aus und drehe mich wieder zu Harry, der mich an der Hüfte enger an sich zieht. „Gehen wir ins Bett?", flüstert er dann und streicht mir eine verirrte Strähne hinters Ohr. „Du haust aber nicht einfach ab, wenn ich eingeschlafen bin, versprochen? Sonst komme ich nicht mehr arbeiten.", entgegne ich und meine es ernst. Wenn Harry einfach so gehen sollte, wenn ich schlafe, würde es mich mehr verletzen, als dass es ihm bewusst ist.
„Ich bleibe bei dir, während du schläfst, versprochen." Er haucht einen Kuss auf meine Stirn, bevor er über mich klettert und schließlich vor der Couch steht. Mir auf die Lippe beißend, nicke ich und stehe auf, bevor Harry einfach so meine Hand nimmt und mich an dieser in mein Zimmer zieht. „Du bist bestimmt ein guter Daddy.", rutscht es mir raus, worauf Harry sich verwirrt zu mir dreht und mitten im Flur stehen bleibt.
„Naja, du hast einen Sohn, den du ziemlich liebst. So, wie du ihn anschaust, so schaut jeder stolze Vater.", erkläre ich und lasse seine Hand los. „Und du kümmerst dich um mich, obwohl du eigentlich auch gehen könntest. Immerhin bist du mein Chef und hast mich nach Hause geschickt. Du willst, dass ich ins Bett gehe und nicht auf der Couch schlafe, so hat sich noch nie jemand um mich gesorgt." Damit mache ich es wahrscheinlich nicht besser.
„Ich bin ein guter Vater, ja. Aber ich trenne die Beziehung zu meinem Sohn und zu meinem Freund strikt. Das einzig gleiche ist, dass keiner von beiden mich »Daddy« nennt. Ich bin Lukas' Dad, sein Vater und der Freund meines Freundes, wenn ich einen habe. Von mir aus auch der Lebensgefährte, aber niemals »Daddy«." Schluckend nicke ich und senke den Blick für einen Moment. Ich sollte am besten nie mehr mit jemandem reden.
„Warte mal, du stehst auf sowas?" Es ist eher eine Frage, als eine Feststellung, worauf ich langsam den Blick hebe. Scheiß drauf, ich habe sowieso schon verkackt. Besser jetzt als zu spät oder nie.
„Ich stehe auf dich, ich mag dich. Aber du bist so vollkommen anders als meine Ex-Freunde. Ich habe es gehasst, wenn man mich am Hintern berührt, habe jeden unnötigen Körperkontakt vermieden und es gehasst zu kuscheln. Und bei dir? Ich will von dir angefasst werden, an meinem Hintern, mit dir kuscheln, dich küssen und dir nahe sein. Das bin nicht ich, aber irgendwie fühle ich mich auch wohl. Du kümmerst dich um mich, strahlst solch eine Ruhe aus und bist entspannt. Aber reserviert gegenüber den Menschen, die du nicht magst." Ich weiß gar nicht mehr, was ich da von mir gebe und bin einfach nur erleichtert, als Harry mich schweigend in eine Umarmung ziehe, welche ich nötiger hatte, als angenommen.
„Ich mag dich auch, Louis. Sehr sogar, aber ich wollte dir nie das Gefühl vermitteln, dein Dad oder Daddy zu sein. Ich beschütze und kümmere mich um die Leute, die ich mag, aber ich will keine Vaterfigur einnehmen. Niemals." Sofort schüttle ich den Kopf und fahre mir durch die Haare, nachdem ich mich wieder von ihm löse. Am Abwägen, ob ich jetzt wirklich mit meinem Chef darüber reden sollte.
„Es geht nicht darum, die Vaterrolle einzunehmen, Harry. Ich habe keinen Vaterkomplex oder so.", seufze ich und gähne leise. Vielleicht sollte ich erstmal ein wenig schlafen, bevor ich ihm meinen Stand der Dinge erkläre.
„Worum dann? Dass du mich im Bett »Daddy« nennst, von mir verlangst, dich in Grund und Boden zu ficken?", will mein Gegenüber wissen und verschränkt die Arme vor der Brust. „Ich habe- nein! Für mich ist es nicht dieser sexuelle Reiz, für mich ist es die Sicherheit, die hinter dem Ganzen verborgen liegt. Ich möchte bedingungslos geliebt werden, ich möchte daran erinnert, pünktlich irgendwo zu erscheinen, weil ich es alleine nicht schaffe. Ich will auch mal frech sein, meine Meinung offenkundig ausplaudern, aber auch mit dir kuscheln, mich leiten lassen. Aber ich will nicht, dass du mich bestrafst oder ich in komischen Kostümen durch die Wohnung renne. Ich möchte eine Beziehung auf Augenhöhe, trotzdem wissen, dass der andere für mich da ist, wenn ich mich fallen lassen möchte." Harry hört nur schweigend zu, weshalb ich an ihm vorbei in mein Zimmer gehe und mich auf die Matratze lege.
„Verstehst du? Dich so zu nennen, würde mir selbst im Traum nicht einfallen und ich träume zur Zeit viel von dir. Ich möchte, dass du mein Rückzugsort bist, mich liebst, so wie ich bin, trotzdem darauf achtest, dass es mir gut geht. Ich will auch nicht »Kitten« oder »Babyboy« genannt werden, ich will einen Kosenamen, nur für mich. Den du benutzt, weil er dich an mich erinnert, nicht weil ich irgendwie darauf stehe.", rede ich weiter und fahre mir immer wieder durch die Haare, sodass sie schon in alle Richtungen abstehen müssen.
„So definiere ich eine Beziehung, Louis. Ich käme aber nie auf die Idee, das mit einem Kink gleichzustellen.", seufzt Harry und setzt sich neben mich, bevor er vorsichtig seinen Arm um mich schlingt und mich so an sich zieht, dass ich mich im Sitzen an ihn kuscheln kann. „Ich habe gerne die Kontrolle über alles, aber trotzdem werde ich niemals eine Art Dom sein, oder wie man das nennt. Ich kenne mich in der Szene nicht wirklich aus und möchte es auch nicht.", erklärt er leise und fährt durch meine Haare. Das ist auch so ein Punkt. Vor Harry wäre ich nie auf die Idee gekommen, so neben jemandem zu sitzen und diesen Körperkontakt zu akzeptieren.
„Ich möchte einfach nur das haben, was ich gerade alles aufgezählt habe.", flüstere ich und bin plötzlich viel zu müde, um ein vernünftiges Gespräch zu führen. „Willst du es mit mir haben?", will Harry wissen und drückt mich von sich, sodass ich ihn blinzelnd anschaue. „Ja" An alles danach kann ich mich nicht mehr erinnern, da ich einfach nach vorne kippe und in seinen Armen einschlafe, die sich sofort sanft um meinen Rücken schlingen.
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