Geschichte
Fünf Monate später
Ich saß auf einer Couch im Salon der Salvatore-Pension und strich mir verwirrt eine Strähne hinters Ohr. Damon stand mit einem Glas Bourbon in der Hand vor dem Kamin und starrte in die Flammen, während Caroline neben mir Platz genommen hatte.
"Also, wenn ich das richtig verstehe, dann hast du immer noch keine Ahnung, wie du den Mist rückgängig machen kannst?", fragte ich Bonnie, die mit ihrem Grimoire neben Stefan und Elena auf dem Sofa mir gegenüber saß. Sie schaute auf, wobei ihre Finger noch immer auf dem Zauberbuch verharrten. Gott, als würde ich es ihr stehlen...
"Sonst hätte ich es ja wohl schon längst getan", murrte sie und ich beugte mich vor, um etwas zu erwidern. Etwas wie: Hexen haben keine sieben Leben. Doch Damon kam mir zuvor.
"Vielleicht verbringst du deine Freizeit dann mal damit die Scheiße, die du gebaut hast, rückgängig zu machen. Anstatt stundenlang irgendwelche Feste zu unterstützen", knurrte er und Bonnie verengte die Augen zu Schlitzen. Kaum merklich legte sich Elenas Hand auf ihren Oberschenkel, um sie zu beruhigen. Eine unerfahrene, unkontrollierte Hexe. Wunderbar. Da hatte ich ja den Hauptgewinn gezogen.
"Du schleimst dich doch selber im Gründerrat ein", zischte sie und Damon verdrehte die Augen. Er schwang sein Glas hin und her, während er durch den Raum stolzierte und grinste boshaft.
"Mein Leben, kleine Hexe, steht nicht auf dem Spiel. Ich würde dich Klaus einfach ausliefern. Da hätten wir wenigstens unsere Ruhe." Ich unterdrückte mir ein Schmunzeln. Ich hatte bereits bemerkt, dass Damon Bonnie keineswegs so sehr hasste, wie er es immer vorgab.
"Damon!", rief Elena und blitzte ihn böse an.
"Und du bist nochmal hier, weil...?", fragte er ironisch und seine Stimme klang kalt, hart. Da saß etwas und zwar tief. Anscheinend war da etwas zwischen den beiden passiert, das er noch nicht recht verarbeitet hatte.
"Damon, ich bitte dich", seufzte Stefan und sein Bruder warf die Arme in die Luft. Die Flüssigkeit in seinem Glas schwappte gefährlich nahe am Rand.
"Klingel, lingel, Ding! Da haben wir ja den Grund. Mein liebeskrankes Brüderchen", rief Damon und ich lehnte mich zurück. Niemals in den vielen Jahren, die ich schon lebte, habe ich Geschwister so streiten sehen. Nicht einmal die Mikaelsons. Klaus hatte nämlich die nützliche Angewohnheit seinen Geschwistern einen Dolch ins Herz zu rammen, sollten sie nerven.
Die Tür schwang auf und Matt und Alaric betraten die Bühne. Letzterer war ziemlich cool, aber Matt Donovan? Gott, damit fing ich besser gar nicht erst an. Der Typ ging mir auf die Eierstöcke wie kein anderer. Nicht mal Marcel Gerard hatte damals diesen Effekt auf mich, auch wenn ich Dank ihm zwischen die Fronten geraten war. Aber daran konnte ich jetzt einfach nicht denken.
"Bonnie, du solltest dich nicht überanstrengen", meinte Matt und Damon wandte sich ganz langsam zu ihm um.
"Was will der denn hier? Hallo, Sportsfreund: Wir haben bereits ein Maskottchen. Du wirst also nicht gebraucht", sagte Damon und machte eine wegwischende Handbewegung Richtung Matt. Caroline neben mir beugte sich vor und hob fragend den Zeigefinger.
"Wer ist das Maskottchen?" Damon verdrehte auf ihre Frage hin die Augen.
"Na Klein-Gilbert. Wer denn sonst?"
"Damon, du bist so ein Arsch", seufzte Caroline und Elena zog nur verachtend die Augenbrauen zusammen. An diese Gruppe würde ich mich nie gewöhnen. Witzig war nur, dass Jeremy nicht mal müde lächelte.
"Vielleicht kommen wir mal zum Wesentlichen zurück", warf Alaric ein und griff nach einer Flasche Bourbon.
"Hey!", empörte sich seine Saufkumpel, doch Alaric goss sich selenruhig ein. Man munkelte, dass sich die beiden früher mal nicht hatten leiden können. Irgendeine Geschichte von untoter, toter Ex-Ehefrau hing da in der Luft und wenn man dem glauben konnte, dann hatte Damon seine Finger mit im Spiel gehabt.
Und dann ging das Gekappel los. Jeder redete mit jedem. Lachte. Stritt. Und mir platzten einfach nur die Ohren. Ich presste die Hände an meinen Kopf und stand auf. Diese neue Welt war einfach nur laut und unfassbar unorganisiert.
Ich verließ den Raum und ging in mein Zimmer. Es fühlte sich noch immer fremd an in diesem Bett zu schlafen. Dabei war ich keineswegs undankbar. Nein, ganz und gar nicht. Ich wusste es zu schätzen, lebendig, naja nahezu lebendig, in einem normalen Zuhause leben zu können. Doch trotzdem viel es mir schwer mich anzupassen.
Ich legte mich auf den Rücken und starrte die Zimmerdecke an. Unwillkürlich musste ich an die wilden 20er denken. Hatte ich Spaß gehabt. Die Musik und einfach das ganze Lebensgefühl. Noch heute erinnerte ich mich am liebsten an diese Zeit. Und ich hatte viel erlebt.
1732 kam ich in Deutschland zur Welt und traf einige Jahre später auf Reisen auf Niklaus Mikaelson und dessen Familie. Durch irgendwelche Zauber ihrer teilzeit-toten Mutter wurde ich so etwas ähnliches, wie ein Urvampir. Der einzige Weg mich zu töten ist ein Stoß durchs Herz mit dem Weißeichenpfahl. Da hört die Ähnlichkeit aber auch schon auf. Ansonsten hatte ich keine besonderen Fähigkeiten. Schön wäre es.
"Bist du müde?", fragte plötzlich eine Stimme und ich richtete mich wieder auf. Elena stand lächelnd im Türrahmen und strich sich eine ellenlange Strähne hinters Ohr. Das Mädchen war hübsch. Sehr hübsch sogar.
"Etwas", antwortete ich und Elena nickte.
"Es ist wohl alles ein bisschen viel. Ich meine, ich würde durchdrehen in einer komplett fremden Welt", sagte sie und ich seufzte. Ja, das traf ziemlich gut zu.
"Ich gebe mein Bestes", murmelte ich und sie setzte sich neben mich. Okay. Sich selber einladen, scheint neuerdings cool zu sein.
"Weißt du, ich will mir nicht anmaßen, dass ich weiß wie es dir mit der ganzen Situation geht. Aber ich war in einer ähnlichen Lage, vor nicht allzu langer Zeit", begann sie und legte mir eine Hand auf die Schulter. Ihre Worte lösten eine seltsame und ungewohnte Wärme in mir aus und ich musste beinahe schmunzeln, wenn ich daran dachte, wie verschieden sie und Katherine doch waren. Katherine und ich waren allerdings eine andere Geschichte.
"Elena, du musst mir das alles nicht erzählen nur damit ich mich besser fühle", sagte ich bestimmt, doch sie schüttelte mit dem Kopf.
"Nein, du verdienst es. Du gehörst jetzt zu uns. Du verdienst es die ganze Geschichte zu erfahren. Und auch, wenn Bonnie nichts davon hält, ich werde dir erzählen, wie es dazu kam, dass Klaus den Fluch abbekam und nicht Rebekkah."
Rebekkah? Oh Gott, das hörte sich ganz und gar nicht gut an. Absolut nicht.
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