Befreit
Als die schweren Ketten, die um die Eisentüren gewickelt worden waren und sie wie Würgeschlangen seit Jahrzehnten umklammerten, aufgebrochen wurden, konnte ich nur müde meinen Kopf in die Richtung wenden. Das grelle Sonnenlicht brannte in meinen Augen, doch ich war zu schwach, um eine Hand schützend über sie zu legen.
Vage nahm ich eine Silhouette war, die von den Strahlen der Sonne eingerahmt wurde, wie ein Gott. Meine trockenen Lippen teilten sich und ein leises Stöhnen entwich mir. Das Brennen in meinen Adern war schier unerträglich. Es hatte vor einigen Jahren aufgehört, aber jetzt, wo ich doch so sehr mit dem Geruch von frischem Blut konfrontiert wurde, erwachte der alte Durst wieder.
Der Mann trat vor und kniete sich geschmeidig, wie eine Raubkatze vor mich. Seine eisblauen Augen suchten mein Gesicht ab, doch ich konnte weder etwas sagen, noch irgendeinen Ausdruck auf meinem Gesicht schaffen.
Austrocknen war scheiße.
Der Typ wandte sich um, wobei er nicht einmal strauchelte oder das Gleichgewicht verlor. Bemerkenswert.
"Hey, Stefan. Bist du dir sicher, dass sie es ist? Die sieht mir mehr nach vertrocknetem Chernobyl-Bewohner, als nach heißer Vampirbraut aus", rief er und mein Innerstes wollte ihm gerade so gerne die Zähne in den Hals rammen, damit er sah, wozu ich fähig war. Ja, sehr erwachsen.
Ein anderer Mann erschien und hockte sich neben den Fremden. Das musste Stefan sein. Auch sein Blick huschte über mein Gesicht, doch dann begann er zu lächeln.
"Ja, das ist sie. Lass sie uns hier rausholen", sagte Stefan, doch sein Begleiter zog nur die Augenbrauen hoch.
"Ich? Auf keinen Fall. Seh ich aus, wie ein Abschleppdienst?" Stefan seufzte und starrte für einen kurzen Moment seine Schuhe an.
"Damon, lass das sein", brummte er und der andere verschränkte die Arme vor der Brust. Selbst nach fünf, sechs Jahrzehnten gefangen in einer Gruft, bemerkte ich, dass Stefan wohl mehr in anderen Lebewesen sah, als Damon. Anscheinend standen sie sich trotzdem nahe, so wie sie sich stritten und trotzdem geschlossen vor mir standen. Stefan holte einen Blutbeutel hervor und ich stöhnte erneut auf. Endlich. Mein Körper lechzte danach. Meine Venen fühlten sich an wie Sandpapier. Blut war jetzt genau das richtige Mittel.
"Nein", knurrte Damon plötzlich und Stefan sah so überrascht aus, wie ich mich fühlte. Was hatte der denn jetzt auf einmal? "Woher willst du wissen, dass sie uns nicht anspringt, wie eine Irre, sobald sie wieder auf den Beinen ist?" Im Geiste verdrehte ich die Augen. In der Wirklichkeit waren sie nämlich über die Jahre mit den Augenhöhlen verwachsen oder so etwas in der Art.
"Damon, das hatten wir doch schon besprochen", seufzte Stefan und wandte sich seinem Kumpel zu.
"Und ich sage Nein. Nein. Nein. Verdammt nochmal Nein. Sie war mit dem Monster schlechthin befreundet. Na? Klingelt da was bei dir? Vielleicht ist sie ja Frankensteins Braut oder so was. Ich mache da nicht mit. Von mir bekommt sie keinen Tropfen Blut, sei er von einer Ratte oder von Matt Donovan, ehe sie nicht in der Zelle der Salvatore-Pension sitzt", empörte sich Damon und in meinen Ohren klingelte etwas. Die berühmte Glühlampe leuchtete immer wieder in meinem Hirn auf und ich fokussierte mich auf Stefan. War es möglich...?
"Mir ist egal, was du sagst. Ich werde ihr jetzt helfen. Vergiss du lieber nicht, dass sie wichtig für uns ist", meinte Stefan und tröpfelte mir endlich etwas Blut auf die spröden Lippen. Es war wie Öl, das durch meinen Körper lief und alle Geräte, sprich Organe, erneut zum Laufen brachte. Guter Gott. Nach dem ersten Beutel, verschlang ich einen zweiten und lehnte mich dann erneut an die Wand zurück. Mir war es so scheißegal, dass dieses Blut keineswegs frisch war. Es hatte eine Zeit gegeben, da hätte ich so etwas nie und nimmer getrunken, aber Not zwang dich nun mal, aus deiner Komfortzone auszubrechen. "Ruhig, ganz ruhig, Kate. Wir wollen dir nichts anhaben", redete Stefan auf mich ein, doch Damon schnaubte bei seinen Worten auf.
"Du nicht. Aber ich für meinen Fall... ich werde ihr sofort einen Pfahl durchs Herz rammen, sollte sie auch nur Anstalten machen, dir die Kehle aufzureißen. Die Sauerei ist es mir nicht wert." Langsam ging mir der Kerl auf den Keks. Außerdem bezweifelte ich, dass die beiden den einen Pfahl besaßen, der mich töten konnte. Danke an Esther, an dieser Stelle.
"Sie wirkt wirklich sehr blutrünstig, Bruder", sagte Stefan sarkastisch und verdrehte die Augen. Jetzt, war ich mir sicher, wen ich hier vor mir hatte. Die berühmt berüchtigten Salvatore-Brüder. "Ich weiß, das muss alles verwirrend sein, aber wir sind hier, weil wir deine Hilfe brauchen." Ich schluckte und mein Blick glitt zu meiner linken Hand. Mein Tageslichtring war noch immer dort, wo er seit meiner Verwandlung in einen Vampir steckte und spendete mir irgendwie Kraft. Wenigstens würde ich so nicht verbrennen müssen, sollten sie mich hier rausschleppen.
Vielleicht war fliehen keine schlechte Idee. Wenn sie mich brauchten, dann hatte ich bereits eine böse Vorahnung, wieso. Es gab da nämlich einen Zauber, der mit meinem Blut gebunden war. Und allem Anschein nach, hatte irgendein Volltrottel ihn ausgelöst. Und wenn dieser Volltrottel wirklich schreckliches Pech hatte, dann hatte Klaus diesen Fluch abbekommen. Das bedeutete Verfolgung auf Lebenszeit. Außer sie lösten den Bann. Aber ganz ehrlich, ich wollte nicht als übernatürliches Schlachtopfer herhalten. Nein, das hatte ich bereits durch. Keine angenehme Erinnerung.
Jemand anderes verärgerte die wohl nachtragendste Familie in diesem Universum und ich durfte die bittere Suppe nun auslöffeln. Nein, danke. Die Mikaelsons waren zwar einst meine Freunde gewesen, aber in den letzten 70 Jahren hatte ich nicht viel von ihnen mitbekommen. Ihre Anstrengungen waren wohl nicht allzu groß gewesen, wenn jetzt sogar die ewig streitenden Salvatore-Brüder zu meiner Rettung geeilt kamen und mich mühelos befreien konnten. Tolle Freunde hatte ich mir da angelacht. Von deren Mutter zum Verrotten verdammt und vergessen. Ja, so war eben das Leben. Scheiße. Durch und durch beschissen.
Eine ganz andere Frage war, warum sie Klaus überhaupt befreien wollten? Ich war mir sicher, dass das Monster, welches Damon eben benannt hatte, der werte Niklaus war. Jeder Vampir bei Verstand, hielt sich von ihm fern. Mied seine Feiern und seine Versprechen. Einen Deal mit Klaus eingehen? Da musste man lebensmüde sein. Anders war da sein Bruder Elijah. Der war schon immer der vernünftige, ehrenhafte Bruder gewesen. Wem er sein Wort gab, der konnte beruhigt sein. Solange es kein Todesurteil oder so war.
"Der Ripper von Monterey", brachte ich hervor und verlor das Bewusstsein, als Damon und Stefan scharf einatmeten. Ja, Stefan, ich erinnere mich an dich. Gut sogar.
*****
So, das war's fürs Erste. Lasst mir doch bitte Kommentare da. Ich bin ganz aufgeregt, da es meine erste FanFiction ist und ich absolut unsicher bin, wie sie denn nun ist.
Liebe Grüße und bleibt schön blutig,
Eure Sunaa1612
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