Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

chapter 70

Ich hatte keine Erinnerung mehr an meine Schicht in der Bibliothek gestern. Morty hatte erzählt, es war alles wie immer gewesen. Ich hatte zweihundertdrei Bücher wegsortiert, Musik gehört und Kaffee getrunken, mit Pepper gekuschelt und eine Knutscherei von zwei Studenten gecrasht, denen ich dann die Medizinabteilung empfohlen hatte, weil sich da so selten jemand hin verirrte. Dass es zwei Jungs waren, hatte mich nicht überrascht, viel eher die Tatsache, dass um einen herum die für Dämonen typische Dunkelheit waberte und um den anderen nicht.

Stockend hatte ich Ramiel von dem Telefonat mit meiner Oma erzählt. Seine Miene hatte sich zusehends verdüstert und als ich geendet hatte, war er dabei unruhig in meinem Zimmer auf und abzulaufen. Er muss mich für verrückt halten. Und ein anderer Teil in mir hoffte, dass er genau das tat. Denn wenn er mich ernst nehmen sollte, bedeutete das weitaus schlimmeres.

„Warum bist du so beunruhigt? Ich dachte, Alicia würde in der Rangordnung unter dir stehen?", hakte ich vorsichtig nach. Da traten Azael und Cael ein. Beide mit derart unheilverkündeten Mienen, dass ich mich tiefer in meine Kissen sinken ließ. Azael versuchte sich kurz an einem Lächeln, scheiterte aber grundlegend.

„Er ist ausgebrochen. Niemand weiß, wie das passieren konnte, aber heute früh war seine Zelle leer." Cael hatte die Zähne aufeinandergepresst und die Arme eng an seinen Körper angelegt. Alle drei trugen ihre Höllen Lederkluft, inklusive Waffen, doch mit Ramiels Schatten, die jetzt durch das Zimmer tobten, hatte ich nicht gerechnet.

„Findet. Es. Heraus." Seine Stimme hatte plötzlich nichts menschliches mehr an sich. „Auf der Stelle." Ich sah wie Azael den Mund öffnete, sein Blick wanderte zwischen Ramiel und mir hin und her, aber beide waren im nächsten Moment verschwunden, die Gesichter schmerzverzerrt. Noch immer wirbelten Ramiels Schatten durch mein Zimmer, schmissen Bilderrahmen um und Bücher, die Sternenbilder über unseren Betten zitterten. Er verlor die Kontrolle. Und das konnte nur eins bedeuten. Mit Er war der Offizier gemeint.

„Ramiel." Es war eine Warnung. Er musste sich in den Griff kriegen, sonst wäre er der nächste, der gegen seinen Willen in die Hölle geschickt wurde. Und wenn ich dafür mein letztes Quäntchen Magie geben würde.

„Nutz die Entschuldigung, Vio." Ramiels Stimme war mir vollkommen fremd. Ich hatte den Eindruck, dass das Zimmer zu klein für ihn wurde. Für ihn und seine Wut. Jedes Wort kostete ihn enorme Willensstärke, übermenschliche Anstrengung stand in seiner Miene und dennoch wuchsen seine Schatten.

„Wie..."
„Zwing mich dazu." Sein Körper vibrierte förmlich vor Anspannung. Ich sah das Muskelspiel an seinem Kiefer, seinem Hals, an dem die Ranken seiner Tattoos zuckten, an seinen Armen und seinen zu Fäusten geballten Händen.

Ich stand auf. Langsam und bedächtig und schlängelte mich durch die Schatten, die mich augenblicklich einschlossen. Waren sie mir sonst warm und vertraut erschienen, bestanden sie nun aus scharfen Kanten, spitzen Ecken und höllisch heißer Wut, die mir die Haut verbrennen würde, wenn da nicht diese Barriere gegen Übernatürliches wäre, die auf mir lag wie eine zweite Haut.

„Ramiel." Ich war vor ihm angekommen. Er hatte die Augen fest geschlossen und die Lippen zusammengepresst. „Beruhige dich." Ich fädelte einen Faden meiner Magie in meine Stimme und sprach so eindringlich wie ich konnte. Ich drängte meine eigene innere Unruhe zurück. „Ruf deine Schatten zurück. Das fordere ich als Gegenleistung für deiner Entschuldigung." Ramiels Miene wirkte gequält. Im ersten Moment geschah nichts, dann bildete ich mir ein, dass sich der Wind um mich herum legte. Es wurde wieder kälter, dabei hatte ich gar nicht gemerkt, wie heiß es geworden war.

Die Tür wurde aufgerissen und jemand warf Ramiel zu Boden. Es war Azalee, deren Augen silbern schimmerten. Sie war komplett von funkelnden Partikeln umschlossen, ihre Magie hatte sich wie ein Schutzmantel um sie gelegt. Ich meinte zu hören, wie sie Ramiel einen Idioten nannte. Dann knurrte sie noch etwas leiser und einen Moment später waren die beiden verschwunden.

Ich war sauer, sauer und fertig, so müde, dass ich kurzerhand zu meinem Bett zurückwankte. Wann war mein Leben derart im Chaos versunken? Ich machte mir nicht die Mühe, mich auszuziehen, bevor ich mir die Decke bis zum Kinn zog. Ich wollte schlafen, einfach nur schlafen und schon während ich die Augen schloss, spürte ich die Sehnsucht und wusste, von wem ich träumen würde.

Am nächsten Morgen fühlte ich mich wie überfahren. Ellie schlief noch und ich versuchte blinzelnd meine Augen offenzuhalten. Die düsteren Schatten meiner Träume hingen noch nach, genau wie die Erinnerung an gestern und Samstag.

Und ohne das ich weiter darüber nachdachte, kniete ich mich vor mein Bett, holte den Skizzenblock hervor, von dem meine Oma wollte, dass ich ihn aus der Clayton holte und schlug eine leere Seite auf.

Ich zeichnete und zeichnete und merkte gar nicht, wie die Stunden vergingen. Bis zu den letzten Bleistiftstrichen konnte ich auch nicht erkennen, was es werden sollte, aber dann nahm es langsam Gestalt an.

Es zeigte, und zwar bis auf Details genau, die mir vorher noch gar nicht klar gewesen waren, den verwundeten, gefallenen Engel in der Hölle. Seine weit ausgebreiteten Flügel, die verschiedenen Wunden und Sigillen am Rücken, die dunklen Haare, den leicht herabhängenden Kopf. Ich hatte beim Zeichnen des Schwertes stärker aufgedrückt als sonst und deshalb blieb mein Blick darauf haften. Auf diesem Schwert, in dessen Heft genau die Sigille eingraviert war, die auch auf dem Rücken des Engels zusehen war. Und um ihn herum die Hölle, wie sie leibte und lebte, Ascheregen, der vom Höllenfeuer fällt, Funken, die seine Haut verbrennen und grollende Vulkane, die die Erde zum Beben brachten.

Ellie würde gleich aus den Waschräumen zurückkehren, also klappte ich den Zeichenblock zu und legte ihn wieder in die Kiste unter meinem Bett. Dann lehnte ich mich gegen mein Bett und ließ den Kopf zurückfallen. Es war Montag. Eigentlich wollten wir heute aufbrechen, doch ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass es mir möglich war, all die Dinge, die in meinem Kopf herumwirbelten, erneut beiseite zu schieben. Nein, ich musste sie jetzt angehen. Meine ganzen Probleme, die ganzen Fragen, die mein Unterbewusstsein ständig auf Trab hielten. Ich zückte mein Handy und schrieb eine Nachricht in die Gruppe.

Wie so oft, wenn ich nostalgisch war, schaute ich mir unser Profilbild an. Das alte aus der Bibliothek war einem neuen im Park unter den Eichen gewichen, doch sonst war alles wie immer. Die Bücher, die Snacks, die Schuhe, die Tassen und wir vier, lachend, fröhlich und glücklich, trotz der übernatürlichen Wolke, die über mir schwebte.

Ellie riss die Tür auf. „Was soll das heißen? Ich werde nicht mitkommen, aber ihr solltet fahren?"

„Ellie, ich kann das jetzt gerade nicht, aber ich möchte nicht, dass ihr wegen mir nicht fahrt. Dann würde ich mich noch schlechter fühlen. Schickt mir Bilder, macht euch ein paar schöne Tage und vielleicht schaffen wir es ja gegen Ende der Semesterferien nochmal."

Ellie antwortete nicht, sondern tippte wie wild auf ihrem Handy herum. Sie kam mit dem Antworten gar nicht mehr hinterher und ich musste grinsen. Sumi war die ungeschlagene Weltmeisterin im schnell schreiben. „Ne, Vio, damit sind wir nicht einverstanden", murmelte sie geistesabwesend.

Sie fluchte. „Alex!", grollte sie zähneknirschend. Dann sah sie seufzend hoch. „Wenn es das ist, was du willst. Wir werden dich schrecklich vermissen und die ganze Zeit an dich denken!" Es klang fast wie eine Drohung.

Ich grinste. „Damit kann ich leben."
„Sumi und Alex sind in einer halben Stunde hier. Trinken wir noch einen Kaffee zusammen?"
„Gerne." Ich gab ihr im Vorbeigehen einen Kuss auf die Wange. Ellie schnaubte nur, halb amüsiert, halb entrüstet.

„Grüßt du dein Brüderchen von mir?", fragte ich, als wir uns mit unseren Kaffees an den Küchentisch gesetzt hatten.
„Na klar, das mache ich. Sie haben uns übrigens, weil wir uns ja jetzt sehen unseren gemeinsamen Sonntag gestrichen. Keine Ahnung, wie sie das schon wieder herausgefunden haben." Ellie seufzte und fuhr den Rand ihrer Kaffeetasse nach.

„Tyrone hat es ihnen nicht gesagt? Das ist ja wirklich merkwürdig."
„Du sagst es. Aber nun zu dir, planst du mit Ale oder Ramiel etwas Besonderes?"

Schmunzelnd bemerkte ich, dass sie Azalee auch mit meinem Spitznamen ansprach. Aber ich war auf der Hut, wenn sie ahnen würde, dass ich die drei Tage nicht nur vor mich hin gammeln wollte, sondern einen Plan hatte, würde sie hierbleiben und mitmachen wollen. Dieser Plan war noch nicht spruchreif. Das Einzige was feststand war da Ziel über den Rest würde ich mir noch Gedanken machen.

„Ich muss mich dringend ausruhen." Was nicht heißt, dass ich es auch tun würde. „Ich habe das Gefühl, dass mich alles zerquetscht. Die ganzen ungelösten Fragen und Rätsel sammeln sich auf meiner Schulter. Und inzwischen stapeln sie sich immer höher und höher." So hoch, dass ich sie bald nicht mehr tragen kann. Ich sah Ellies besorgten Blick. „Deshalb brauche ich definitiv ein paar Tage Ruhe. Und ihr drei könnt genauso gut mal eine Pause von dem übernatürlichen Drama gebrauchen." Meinem Drama, fügte ich in Gedanken schuldbewusst hinzu. Ich erinnerte mich noch genau an Ellies erste Reaktion. Sumi war sofort positiv geschockt und aufgeregt, aber Ellie war fassungslos gewesen. Es hatte etwas gedauert, bis sie sich an den Gedanken gewöhnt hatte, dass da Übernatürliche existierte.

Unsere Handys zeigten den Eingang einer neuen Nachricht an und ich trank den letzten Schluck von meinem Kaffee, bevor ich aufstand und unsere Tassen in die Spülmaschine stellte.

„Du rufst uns an, wenn etwas ist, Vio. Versprichst du mir das?", fragte Ellie, bevor wir bei den anderen ankamen.
„Ich rufe an, wenn ich euch brauche", bestätigte ich ihr und nahm sie fest in den Arm.

„Das hier sind Prepaid Handys. Die können nicht zurückverfolgt werden." Sumi reichte mir eins.
„Wie lange hast du darauf gewartet, so etwas sagen zu können?", fragte ich sie grinsend.

Sie winkte ab. „Ach, viel zu lange!" Wir lachten und ich schüttelte den Kopf. Dämonen mussten nicht unsere IP-Adressen verfolgen, um unseren Telefonaten zu lauschen, mit ihrem übernatürlichen Gehör hörten sie einfach mit.
„Ich liebe dich, Vio." Alex umarmte mich auch und küsste mich auf die Schläfe.

„Ich liebe dich auch, euch alle!" Sumi schloss sich unserer Gruppenumarmung an und vor allem Ellie war anzusehen, wie ungern sie mich hier zurückließ. Ich wartete, bis das Auto um die Ecke gebogen war, dann atmete ich aus. Mein Lächeln war erloschen.
Auf geht's, dachte ich mir und machte mich auf den Rückweg in mein Wohnheimzimmer.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro