chapter 41
Ich durchlebte die letzten Stunden wieder und wieder. Sah mich selbst durch die Gänge irren, wie ich zusammenbrach und meine blutenden Hände an dem Felsen hinabrutschten. Und als ich die Augen aufriss und hochschoss, wirbelten nicht nur meine Gedanken in meinem Kopf, sondern auch meine Magie.
Ich sah neben mich zu dem schwarzen Panther, der seine Stirn an meinen Oberarm drückte. Und endlich lichtete sich das Chaos, alles wurde klarer. Ich war am Leben und ich wollte jubeln. Energie durchflutete mich und ich verteilte übermütig unzählige Küsse auf dem Kopf des Panthers, während ich ihm flüsternd dankte. Dann strampelte ich meine Beine frei und sprang auf. Ich trug nicht mehr die Rüstung, mit der ich zur Prüfung aufgebrochen war, sondern das große T-Shirt von Ale. Und ich befand mich wieder in dem großen Zimmer mit dem Ausblick über die Goldene Stadt.
Ich brauchte mich nicht umzudrehen, ich spürte den Punkt auf meinem Schulterblatt, auf dem sein Zeichen war, genauso deutlich wie meine Finger. Ein roter Pfotenabdruck. Und es erfühlte mich gleichzeitig mit Sorge, weil ich nicht wusste, woher diese Gewissheit stammte und mit einer ursprünglichen Zufriedenheit, die mir sagte, dass alles genauso war, wie es sein sollte.
Meine Nervenenden sirrten vor Energie. Nachdem ich mich umgesehen hatte, konnte ich mit Sicherheit sagen, dass wir allein waren. Seine gelbgoldene Augen folgten jeder meiner Bewegungen und beobachteten mich wissend. Ich warf ihm einen Luftkuss zu und verließ dann die Räumlichkeiten.
Dann drehte ich um, um mich nach vernünftiger Kleidung umzusehen. Nach einigen Fehlversuchen war es mir gelungen den versteckte Schrankmechanismus auszulösen, doch alles, was ich fand, erschien mir unpassend. Schlussendlich, da ich nicht nur mit einem T-Shirt bekleidet durch die Gänge laufen wollte, zog ich eine zu große lederne Hose und ein goldenes metallenes Ding über, was einem Pollunder ähnelte. Auf Schuhe verzichtete ich und dann machte ich mich auf den Weg, um Ale und die anderen zu finden.
Ich versuchte denselben Weg zu gehen, wie mit Ale, aber das war einfacher gesagt als getan. Ich hatte Mühe mich zurecht zu finden, da alle Treppen, alle Wände und Hallen gleich aussahen. Dazu kam, dass ich niemandem begegnete. Nicht zum ersten Mal beschlich mich der Verdacht, dass diese Stadt eine Fassade war. Gold und Glanz, um zu verstecken, was sich darunter verbarg.
Ramiel, wo bist du, verdammt? Frustriert stieg ich eine weitere Treppe hinab und durchquerte einen Saal, der genauso Gold schimmerte, wie die drei vorherigen. Ich durchschritt den Torbogen, hielt mich rechts und ging an einer schier endlosen Reihe Prachtsäulen vorbei.
„Vio!" Ramiel tauchte plötzlich vor mir auf. Seine Schatten zogen sich zurück und ich konnte nicht anders, als ihn anzulächeln.
„Hey du!"
Er schüttelte ungläubig den Kopf. „Unfassbar", kommentierte er trocken, schmunzelte aber. Sein Blick wurde intensiver, als er an mir herabschaute und ich wandte mich unruhig.
„Er sagt es. Hättest du dir nicht einen weniger beeindruckenden Mate aussuchen können?" Azael tauchte zusammen mit Cael auf. „Nur damit wir nicht vollkommen unfähig dastehen?"
Ich zuckte mit den Schultern. Ramiels Blick war, ich hätte es nicht für möglich gehalten, noch intensiver geworden. Er trug schwere Stiefel, lederne Hosen und ein weit aufgeknöpftes, seidenes Hemd. Alles in Schwarz. Ich schluckte und zwang mich den Verlauf seiner Tätowierungen auf seinem Hals und seiner Brust nicht zu offensichtlich anzuschmachten. Mühsam riss ich den Blick los und zupfte am Saum des T-Shirts, das ich noch immer unter dem Pollunder Abklatsch trug. Er zog amüsiert eine Augenbraue hoch.
„Ich habe auf die Schnelle nichts anderes gefunden", brachte ich zu meiner Verteidigung hervor, was dafür sorgte, dass sich Ramiels Grinsen weiter vertiefte.
„Soso." Er sah vieldeutig zur Seite, an der Ale hervortrat. „Du bist also verantwortlich dafür, dass Vio in meiner Kleidung durch den Palast spaziert?"
Mein Mund klappte auf. Ale grinste mich an und ihre Augen blitzen schelmisch. Dann sah sie zu Ramiel zurück. „Du wolltest sie ja unbedingt in deinen privaten Räumlichkeiten einquartieren", feuerte sie zurück und mein Blick schoss zurück zu Ramiel, den meinen Gesichtsausdruck äußerst zu amüsieren schien.
„Ich konnte ja nicht wissen, dass sie eines der gefährlichsten Höllenwesen in mein Bett holen würde."
Ich versuchte mich zu fangen und begann damit meinen Mund zu schließen, dann straffte ich die Schultern. Mühsam löste ich meinen Blick von Ramiel, doch das Prickeln in meinem Bauch blieb. Mein Kopf muss noch immer hochrot sein und es wurde nicht besser während mir klar wurde, dass ich nicht nur in Ramiels Bett geschlafen hatte, sondern auch seine Kleidung trug. Wunderbar.
Ich versuchte die Fassung zurückzugewinnen, was mir mehr schlecht als recht geriet. „Es gibt einiges, worüber wir reden sollten. Und ich würde das gerne außerhalb der Hölle tun." Froh darüber meine Sprache wiedergefunden zu haben, konzentrierte ich mich auf meinen Atem.
Ramiel nickte zustimmend. „Erstens: Wir trainieren ab jetzt jeden Morgen. Zweitens: Du kannst meine Gemächer nicht ohne einen von uns verlassen. Drittens: Wie hast du es geschafft einen Panthera pardus an dich zu binden?"
„Ich habe nicht ihn gefunden, sondern er mich", antwortete ich. „Und zweitens deine Gemächer?", wiederholte ich amüsiert. „Aber am wichtigsten, wie komme ich hier weg?"
„Vi", begann Ale vorsichtig. „Dämonen können sich normalerweise nur selbst in eure Welt bannen." Sie sah zu Ramiel.
„Was heißt normalerweise?", hakte ich nach. Der Blick zwischen den beiden gefiel mir nicht. Es gab etwas, was sie wussten, mir aber nicht sagten. „Ramiel?" Ich trat einen Schritt vor und spürte, wie mein Körper auf seine Nähe reagierte. Wie meine Hände schwitzig wurden und mein Herz begann schneller zu schlagen. Ramiels Miene veränderte sich, sein Blick wurde einen Hauch wärmer, seine Körperhaltung eine Spur weniger distanziert. Azael und Cael wichen kaum merklich zurück, als Ramiels Schatten aus der Dunkelheit hervorkamen.
„Bitte", flüsterte ich leise. Er trat einen Schritt auf mich zu, schloss den Abstand zwischen uns und legte einen Arm um mich. Schatten ergriffen mich und schlängelten sich warm um meinen Körper. Im nächsten Moment standen wir an der Fensterfront in seinen Gemächern. Ich drehte mich um, doch das Bett war leer.
„Niemals, Vio. Du darfst einen Dämon niemals um etwas bitten." Sein Mund war so nah, dass ich kaum einen vernünftigen Gedanken fassen konnte. Mein Blick glitt über seine leicht geöffneten Lippen, zu seinen Augen in denen smaragdfarbene Flammen tobten.
„Wieso nicht?", hauchte ich und legte meine Arme um ihn, bevor ich mich rücklings an die Fensterfront sinken ließ und ihn sanft mit mir zog.
Seine Schatten tanzten noch immer auf seiner Haut und wie gebannt folgte mein Blick ihnen über seine muskulöse Brust und tiefer, bis sie in seinem Hemd verschwanden. Jetzt surrte mein Körper von einer ganz anderen Anspannung. Ramiels Hand lag plötzlich auf meiner Taille, unter dem Pollunder auf dem T-Shirt. Sein Daumen strich auf und ab in einer minimalen Bewegung, die dafür sorgte, dass mein Kopf nach hinten fiel. Es war so viel aufgestaut, so viel zurückgehalten. So oft ist mir verwehrt geblieben, was ich wirklich wollte. Und jetzt, war es zum Greifen nah. Ich spürte in meinem Inneren nur noch eins.
Verlangen.
__________
Was sagst du zu einem weiteren Kapitel?🥰🔥
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro