chapter 37
Nur vier der sieben Höllenfürsten sind noch immer in Besitz ihrer Dämonenklinge, geschmiedet in den ewigen Flammen des Höllenfeuers, die Dämonen, Engel und alles Übernatürliche töten kann.
- Vios Aufzeichnungen, Seite 53
Ich hatte es über zwei Lavafelder geschafft, bis sich dunkle Ranken um meinen Fuß schlängelten und ich mit so viel Wucht auf den Boden knallte, dass es mich nicht wundern würde, wenn ein Vioförmiger Abdruck zurückbleiben würde.
Ich rappelte mich mühsam auf, ging zwei schwankende Schritte, bevor ich wieder das Gleichgewicht verlor. Dieses Mal landete ich allerdings deutlich sanfter.
„Vi?" Azalees Stimme klang scheppernd. „Was zur Hölle?" Sie starrte auf mich herab. Ich rollte mich auf den Rücken und sah dabei, dass der sandige Boden unter mir an einigen Stellen dunkler war. Ich tastete über meinen Hals, der unverletzt, aber voller Blut war.
„Verdammt!" Azalee fluchte und half mir dabei mich wieder aufzurichten. Sie war völlig perplex. Ich drücke den Stoff meiner Bluse an mein blutendes Kinn. Mein Schädel vibrierte von dem Aufschlag und ich hätte schwören können statt Sternchen kleine Dämonen um mich herum fliegen zu sehen. Azalee saß derart verdattert neben mir, dass selbst mir klar wurde, dass sie wahrscheinlich noch nie jemanden bluten gesehen hat. Jedenfalls nicht wegen eines Sturzes.
„Alles gut, Azalee. Ich brauche nur einen Moment." Mein Kinn pulsierte und die Gedanken rasten durch meinen Kopf. Allen voran fragte ich mich, wieso meine Magie weder reagiert hatte noch es jetzt tat.
Azalee sprang plötzlich auf und stürmte aus meinem Blickfeld, was nicht schwer war, da ich den Kopf auf die Knie gestützt hatte, den Blick auf den rotglühenden Sand gerichtet.
„Bist du verrückt geworden?", fauchte sie jemanden an. „Du hast gesagt, sie ist trainiert. Dass sie über ihre Fähigkeiten verfügen kann!"
„In Notsituationen, Azalee!", grollte Ramiel. „Nicht in einem verdammten Parcours!" Er fluchte ausgiebig.
„Du hast es also absichtlich so formuliert damit dir niemand in die Quere kommt!", warf sie ihm vor.
„Ja, natürlich. Glaubst du, ich binde allen auf die Nase, dass sie ihre Kräfte bisher erst ein einziges Mal zu ihrem Vorteil angewendet hat?", blaffte er zurück. Azalee schnappte entsetzt nach Luft. „Dass sie Alicia und Olivia ausgeschaltet hat, war Zufall, sie hat sie überrascht. Was dachtest du denn? Es gab schon Nephelins, deren Fähigkeiten, lediglich die eines niederen Dämonens entsprachen. Das Ausmaß ihrer zu kennen, davon sind wir noch weit entfernt! Sie weiß erst seit ein paar Tagen, dass überhaupt etwas Übernatürliches existiert. Irgendwer hat in ihrem Kopf rumgepfuscht und du glaubst es ist eine gute Idee sie in diesem beschissenen Parcours hier zu jagen?"
„Ich..." Azalee redete nicht weiter.
„Geh am besten einfach zurück zu deiner Geliebten! Kommt sie heute Abend eigentlich auch?" In Ramiels Worten steckte eine unverhohlene Drohung. Ein dunkler Ton, den ich noch nie von ihm gehört hatte.
„Ramiel!" Ich richtete mich auf, um seine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Er kam zu mir und trug dabei eine ähnliche Miene wie vorgestern. Neutral auf den ersten Blick, doch unter der Oberfläche brodelte es. „Es hat schon fast aufgehört zu bluten!"
Er nahm mich hoch und einen Moment später waren wir von Schatten umhüllt. Er legte mich auf dem Bett ab, noch bevor ich überhaupt registrieren konnte, was geschehen war. „Sind wir gerade..." Ich wusste nicht, wie ich die Frage beantworten solle.
„Durch die Schatten gegangen?", beendete Ramiel grinsend meinen Satz.
„Ernsthaft?" Staunend betrachte ich die letzten sich kräuselnden Schatten, die um seine Schultern tanzten.
„Ernsthaft", bestätigte er grinsend.
Ich nahm die Bluse von meinem Kinn und tatsächlich hatte die Blutung stark nachgelassen. Als ich wieder hochschaute war Ramiel verschwunden und ich ließ mich frustriert stöhnend zurück in die Kissen sinken. Wie konnte man so anstrengend sein? Wenigstens wusste ich jetzt, wieso er andauernd spurlos verschwunden war und sich so lautlos anschleichen konnte.
„Vi?" Ich schrecke hoch. Azalee stand mit einem Lappen in der Hand vor mir. „Ramiel meinte, dass du das jetzt ganz gut gebrauchen kannst."
„Danke." Ich nahm den Lappen und ging in den Waschraum. Azalee folgte mir leise und sah mich immer wieder vorsichtig an. Der Waschraum, den ich heute Morgen schon benutzt hatte, sah noch genauso klinisch aus, wie aus der Werbung und dazu so als wäre er vollständig unbenutzt. Es gab keine verkalkten Wasserhähne oder Handtücher. Der Waschraum war riesig und ausnahmsweise waren die Wände nicht golden, sondern von einem dunklen Grauton. Die Dusche entsprach der Größe von drei Badewannen, es gab zwei runde Waschbecken auf einem mattschwarzen Gestell geziert mit goldenen Wasserhähnen. Wenn man um die Ecke ging, sah man eine schwarze Toilette und ein, in den Boden eingelassenen, Becken, was wohl einer Badewanne entsprechen sollte. Dieses stand direkt an der Fensterfront und war über Treppenstufen erreichbar.
Ich säuberte mich an einem der Waschbecken, direkt vor der Spiegelfront, die an den Seiten aus Spiegelspilttern bestand und dessen Gesamtheit ein Bild ergab, für das ich keinen Kopf hatte. Ich war froh das Blut wegspülen zu können.
„Ramiel meinte, dass er auch nicht lange bleibt und dann nochmal nach dir sieht."
Ich sah Azalee scharf an. „Wie meinst du das? Ist er etwa auf der Party?" Ich sah nach draußen, es war genauso hell wie immer. Dabei fragte ich mich, wieso dem eigentlich so war. Dass die Sonne hier schon, war schließlich eher unwahrscheinlich.
„Die Party läuft seit über einer Stunde", gab Azalee zu. „Und du darfst nicht sauer auf ihn sein", fügte sie hinzu, als sie meinen Blick bemerkte. „Er hat nur gesagt, dass du deiner Magie mächtig bist, damit die Dämonen dich in Ruhe lassen und nicht auf dumme Gedanken kommen", nahm sie ihn in Schutz. Was mich einen Moment stutzig werden ließ. Schließlich hatte er ihr vorhin mehr als deutlich gedroht und jetzt verteidigte sie ihn?
Ich erwischte mich dabei, wie ich mit den Zähnen knirschte. „Und wieso genau ist es plötzlich in Ordnung, dass ich nicht hingehe?" Sie wich betreten meinem Blick aus. „Deshalb?" Ich deutete auf mein Kinn. „Das ist unfassbar. Einfach unfassbar. Und gibt es neue Erkenntnisse zu morgen?", fragte ich und hörte selbst wie naiv hoffnungsvoll ich klang. Azalee schüttelte stumm den Kopf. „Aber du bist nicht allein, Vi. Ich bleibe bei dir", versuchte sie mich zu beschwichtigen.
„Wie bitte? Auf gar keinen Fall!", wehrte ich ab. „Wir gehen auf diese Party", entschied ich. Und wenn es das Letzte war, was ich tun würde.
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