chapter 31
„Oke, Azael, dann habe ich doch noch eine Frage. Als Ezra in meinem Zimmer war, hat Ellie mich später gefragt, wo ich bin, aber sie hat sich nicht über das Chaos in unserem Zimmer beschwert oder sich darüber gewundert." Azael wich meinem Blick aus. „Als ich am nächsten Morgen zurück in mein Zimmer kam, war alles aufgeräumt. Was bei mir die Frage aufwirft, wie genau sind die Sachen wieder an ihren Platz gekommen?"
„Vi, wieso fragst du das? Du weißt doch genau, dass du die Antwort nicht hören willst." Azael beäugte mich kritisch. Ich schluckte. So war das eben manchmal. Ich musste es jetzt hören. Dass Ramiel schon wieder meine Privatsphäre missachtet hatte, damit ich Wut spürte, statt dieser bitteren Enttäuschung.
„Wie du willst. Ja, er hat dein Zimmer aufgeräumt."
Die erwartete Wut blieb aus. Ich lehnte den Kopf gegen die Wand hinter mir und schloss meine Augen. Jetzt, wo Azael es tatsächlich bestätigt hatte, konnte ich nicht wütend sein, weil er mein Zimmer nur aufgeräumt hatte, damit ich es nicht tun musste, damit ich nicht an Ezra erinnert wurde. Auf seine Weise war das sogar rücksichtsvoll. Irgendwie.
Dennoch wusste ich nicht, wie ich auf all das reagieren sollte. Darauf, dass ich über Kräfte verfügte, die andere zu Boden werfen konnten. Darüber, dass es Engel und Dämonen gab. Und ich eine Nepheline war. Darüber, dass mein Vater ein Engel war und ich das früher mal wusste. Wie sollte ich darauf klarkommen, dass ich etwas derartig Wichtiges vergessen hatte? Dass ich bereits unterbewusst von der Existenz von Übernatürlichem wusste, war das Einzige, was mich davon abhielt durchzudrehen und gleichzeitig ein weiterer Wirbel in dem Chaos meines Kopfes.
Als ich aufsah, weil mein Handy vibrierte, war von Azael keine Spur mehr zu sehen. Ich schrieb kurzerhand dem Clayton eine Mail, in der ich sie darum bat, mich sofort zu informieren, wenn meine Oma das nächste Mal einen klaren Moment hatte. Dann ging ich auf unseren Gruppenchat, in dem die anderen fragten, wo ich sei.
Ich rappelte mich auf und machte mich auf den Weg zu unserem Zimmer. Sumi hakte sich bei mir unter und ließ mich auch auf dem Weg zum Seiteneingang der Bibliothek nicht mehr los. Ich drückte dankbar ihren Arm, bevor wir nacheinander die schmale Treppe zum Turm hinaufstiegen. Wir kuschelten uns ein, während Ellie uns haargenau von den Lemonade Braids berichtete, die sie als nächstes haben wollte.
„Ich finde deinen Afro natürlich so unfassbar hübsch. Aber ich weiß ja auch, wie viel Arbeit du in die Pflege stecken musst!" Ellie nickte Alex dankbar zu.
„Und was gibt es bei euch so Neues?", wandte sich Ellie an uns.
Ich holte Luft. „Leute, ich weiß, ihr wartet darauf, dass ich euch erzähle, was bei mir abgeht, aber das kann ich gerade noch nicht. Ich brauche noch etwas Zeit, um für mich rauszufinden, was das ist, bevor ich es euch erzähle, ja?"
„Das ist vollkommen in Ordnung", beruhigte mich Sumi. „Nimm dir alle Zeit, die du brauchst."
„Genau", stimmte Ellie zu. „Und wenn du bereit bist darüber zu reden und das auch möchtest, sind wir hier."
Auch Alex nickte. „Es ist alles gesagt." Sier grinste und ich nickte meinen Lieblingsmeschen dankbar zu.
„Wisst ihr was mir heute Komisches passiert ist?", fragte Sumi. Mein Blick wanderte nach oben zu dem wolkenverhangenen Sternenhimmel. Die Nacht war nicht klar, vor dem Sichelmond lag ein weißglitzernder Nebel. „McDoof hat uns in die Referatgruppen eingeteilt und ich bin in einem Team mit Sara Gómez. Die, die am Anfang des Semesters immer abfällige Bemerkungen über mich als Chinesin gemacht hat, obwohl sie genau wusste, dass ich Koreanerin bin. Und auf jeden Fall hat genau die mich heute lächelnd angesehen und gesagt, wie schön es ist, dass wir in einem Team sind und uns endlich näher kennenlernen können. Wir sind gleich für Donnerstag bei ihr verabredet, um mit der Literatursuche zu beginnen."
„Das Komische ist also, dass sie nett zu dir war?", hakte Ellie nach.„Ganz genau!" Sumi hatte den Blick ebenfalls zum Himmel erhoben. „Es war echt merkwürdig. Sie hat noch nie ein freundliches Wort mit mir gewechselt."Das ist merkwürdig, dachte ich mir, während eine besonders dunkle Wolke vor den Mond zog und sein Leuchten dimmte.„Vielleicht erkennen sie uns endlich als ihresgleichen an?", fragte Alex und ich schnaubte unwillkürlich. Unwahrscheinlich.
„Du meinst, sie kommen langsam dahinter, dass wir gar keine ungebildeten Dummis sind, nur weil wir nicht an der Atwood waren?" Ellie kuschelte sich enger an mich. Die Nacht war wieder ziemlich kalt und trotz unserer Decken wurde mir nicht richtig warm.
„Vielleicht", antwortete Sumi. „Meine Mama möchte euch übrigens unbedingt schon wieder zum Essen einladen. Ich freue mich ja, dass sie euch mag, aber irgendwie verhält sie sich ganz anders als in Barry." Sumi und ihre Mum haben vorher in der Nähe von Cardiff gelebt und sind beide zu Beginn von Sumis Studium hierhergezogen.
„Es ist bestimmt komisch für sie, dass du jetzt immer eigenständiger wirst", dachte ich laut. „Sie hat bestimmt Angst, dich zu verlieren."
„Wahrscheinlich", stimmte Sumi zu. „So, Alex, du brennst bestimmt schon darauf uns von deinen Nachrichten mit Jessica zu erzählen. Los geht's!"
Das musste Sumi Alex nicht zweimal bitten. Die nächste Stunde konnte ich mich vollends fallen lassen. In dieser Gruppe von Leuten fühlte ich mich so wohl, konnte ungehemmt lachen, einfach sein, ohne nachdenken oder abwägen zu müssen. Ich lachte so sehr, dass ich Schluckauf hatte und Ellie spuckte ihren Kakao fast aus, weil Alex im Begriff war ihr ein Nude Pic von Jessica unter die Nase zu halten.
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1000 Reads✨✨✨
Wenn das nicht Grund für eine Lesenacht morgen ist?🧡
Und habt ihr den Mond heute Abend gesehen, der sah so schön aus 🌙
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