Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

6 - So wie alle anderen

Kapitel 6

Der Rest des Weges verlief in einer Stille, die mehr zu sagen vermochte, als es tausend Worte getan hätten.

Luke sah mich nicht an. Ununterbrochen schien er dem Boden zu beobachten. Bei jedem seiner Schritte fuhr er zusammen, als schmerzten seine Bewegungen.

Er schien in schmerzhafter Erinnerung zu schwelgen und mich vergessen zu haben.

„Luke?"

Er hob den Kopf und beinahe wäre ich über meine eigenen Füße geradewegs in eine Pfütze gestolpert. Seine Augen waren leer. Das strahlende Blau wich einem beinahe grauen Ton, der puren Schmerz zeigte.

„Okay, jetzt musst du mir erzählen, warum du so scheiße drauf bist", stellte ich fest. Auf seinem Gesicht bildete sich ein zaghaftes Lächeln, doch seine Augen schienen immer noch schreien zu wollen.

„Mal sehen", murmelte er. „Wenn ich zu erzählen anfange, dauert das vermutlich etwas länger, als du glaubst."

„Zufälligerweise hab' ich gerade ein vermutlich länger im Kalender frei", ermunterte ich ihn, zu erzählen.

„Na gut, wenn du willst", sagte er. „Bevor ich zu meinem Onkel gezogen bin, habe ich bei meiner Abuelita, meiner Großmutter, gelebt. Ich bin bei ihr aufgewachsen und habe mich auf ihrer Finca um die Pferde gekümmert. Und dann ist meine Großmutter gestorben..."

Der Junge starrt aus dem Fenster des klapprigen Geländewagens. Sein einstiges Zuhause verschwindet am Horizont und mit ihm alle seine Freunde: Der freche Payaso, eines der Jungpferde; der temperamentvolle Apfelschimmel Dragón und die filigrane Menuette. Sie werden ihm fehlen. Hoffentlich finden sie ein gutes Zuhause. Hoffentlich ist sein Onkel Rajan nicht so schrecklich, wie Abuelita es immer erzählt hat. Hoffentlich sind die Pferde dort genauso schön, wie hier. Das alles hofft Lucian, auf der Fahrt nach Deutschland. In die einstige Heimat seiner Mutter.

Luke schien die lange Stille zu bemerken und drehte sich in einer schnellen Bewegungen um, sodass er rückwärts weiterging. Sherlock Holmes schien das kaum zu interessieren. Der Dunkle lief gemächlich weiter voran.

„...ich war dann in Deutschland und habe gelernt, wie es aussieht, wenn jemand aus Erfolgsgier und Geldsucht Dinge tut – Dinge, die du dir nicht vorstellen kannst."

Luke verfiel in einen lockeren Jog, woraufhin Holmes in einen ruhigen Trab wechselte.

Fasziniert beobachtete ich, wie ihm sein Pferd auf Schritt und Tritt folgte und auf jede Anweisung reagierte. Das kräftige Pferd, welches ihn mit einem einzigen Tritt hätte töten können, blieb abrupt stehen, sobald der Junge es tat.

Die tiefe Ruhe, die die Beziehung der beiden anführte, war das wärmste und ehrlichste Miteinander, das ich je gesehen hatte.

„Ich denke, dass Pferd und Reiter nur als Team arbeiten können, wenn sie sich zu einhundert Prozent vertrauen", begann er. „Das ist die Grundvoraussetzung für eine gute Zusammenarbeit."

Lucian wagte einen Blick in meine Richtung und ehe ich den Mund wieder zuklappen konnte, entwich ihm ein raues, freches Lachen, welches ich mit bösen Blicken zu strafen versuchte.
Nach einem weiteren Umschauen kniete der Junge sich hin und streckte eine Hand aus, als fordere er seinen Hund auf ihm die Pfote zu reichen. Das große Pferd hob das Bein und legte den Huf auf Lucians Handfläche. Dieser verzog angewidert das Gesicht und wischte feixend den nun den an seiner Hand haftenden Schlamm weg. Ich schmunzelte. Das war zu niedlich.

Foxy schien das ganz anders zu sehen, denn während ich bewundernd zusah, streckte sie den Kopf zu Boden und begann zu grasen. Ich riss und zog und drückte und schob. Nichts. Ich verzweifelte. Ich verzweifelte völlig.

Meinen Rücken schienen tausend Schauer hinabzulaufen, als ich hinter mir ein Geräusch vernahm und Sherlock herzhaft seufzte. Der Wallach hob ein Bein an und kratzte übermütig über den Boden. Er beäugte den Jungen und schien auf eine neue Aufgabe zu warten.

Vorwurfsvoll starrte ich mein eigenes Pferd an, doch Foxy ignorierte es geflissentlich und rupfte weiterhin am kargen Gras herum. Ich gab ein frustriertes Grummeln von mir und zog erneut an ihrem Strick.

„Flo." Er stand direkt hinter mir. Seine Stimme strich über mein Trommelfell. Warum hatte ich nicht bemerkt, dass er mir so nahe gekommen war? Er nahm mir den Strick aus der Hand, griff nach dem rauen Leder des Halfters, strich meinem Pferd über den Hals und zog ihren Kopf mit einer fließenden Bewegung in die Höhe. "Du darfst nicht so am Strick ziehen", erklärte er.

Wollte er mir schon wieder sagen, dass ich mein Pferd falsch behandelte? Das hätte er wohl gerne.

„Das weiß ich doch, aber..." Ja, was denn eigentlich? Aber du hast mich mit so verwirrt, dass ich vergessen habe, wie ich mit meinem Pferd umgehen muss? Schon wieder? Nein, daran lag es ganz sicher nicht.
„...aber sonst gehorcht sie nicht."

Luke wischte sich mit einer verzweifelten Geste die nass an der Haut haftenden Strähnen von der Stirn. Er seufzte: „Was ich dir eben gerade erklären wollte; warum Sherlock und ich das gerade gemacht haben, das war, um dir zu erklären, dass dir deine Pferde niemals zuhören werden, solange du ihnen nicht die Chance gibst, deine Sprache zu verstehen." Der schwarzbraune Riese an seiner Seite war die Ruhe selbst. Mit einem Seitenblick auf sein Pferd fuhr er fort: „Du kannst Foxy oder zumindest Marengo, so heißt er doch? Du kannst Marengo nicht reiten, wenn du ihm nicht die Chance gibst, dich zu verstehen."

Verwirrt runzelte ich die Stirn. „Ich sage ihm immer ganz klar, was ich will."

Sein Lachen triefte nur so vor Hochmut und nun wirkte er auch nicht einmal halb so freundlich, wie nur wenige Sekunden zuvor. „Mit einem saftigen Schlag mit der Gerte? Super."

„Ich würde mein Pferd nie Schlagen."

Er lachte trocken: „Das meine ich anders in Erinnerung zu haben. Du hast Marengo ja regelrecht verprügelt."

„Wie kannst du sowas sagen?", keifte ich gereizt.

„Wie kannst du sowas tun?", erwiderte er.

Touché. Er hatte recht. Ich hatte bei meinem letzten Training mit Marengo tatsächlich Gewalt eingesetzt. Ich senkte den Kopf und sagte gar nichts. Schließlich brach er das Schweigen: „Wie kannst du sowas tun?" Seine Stimme war nur noch ein Flüstern. Ich hatte das Gefühl, er spräche mehr mit mir.

„Luke, auch wenn du gerade wirklich wütend auf mich bist, kannst du mir vertrauen und glauben, dass ich ein guter Mensch-", begann ich mit sanftem Ton, doch ehe ich den Satz beenden konnte unterbrach er mich forsch: „Ich will nichts mit jemandem zu tun haben, der sein Pferd so behandelt. Ich dachte... Ich hatte gehofft, dass du mir heute zeigen würdest, dass du nicht so bist und Lily dich dazu bringt – was so nebenbei auch keine Entschuldigung wäre – aber du hast mir ja gerade bewiesen, dass du doch so bist, wie jedes andere Turniermädchen auch. Ein verzogenes Gör, mit einem Charakter, der mehr stinkt, als der Misthaufen hinter seinem Luxusstall. Das war deine zweite Chance Florence und schon das war eine zu viel." Mit diesen Worten und einem letzten kalten Blick setzte er sich in Bewegung und stapfte durch den Matsch davon. Er hatte mich genau angesehen. Er hatte mir ehrlich seine Meinung gesagt. Er wollte nichts mehr mit mir zu tun haben. Er war weg. Sein Pferd tänzelte unruhig hinter ihm her, während Foxy mich nur aufmerksam ansah.

Luke drehte sich nicht mehr um, bis seine und Sherlocks Silhouette zwischen Regen und Bäumen vollends verschwunden war.

Ich hatte völlig und total verschissen.

Der Junge, den ich so bewunderte, hielt mich für eine Turniertussi und – was noch schlimmer war – tat er das zu recht.

Foxy Lady schien mein Geknicktsein zu spüren, denn der Rest des Weges verlief ruhig und ohne Probleme.

Am Hof band ich sie an und putzte sie gründlich, dennoch schweiften meine Gedanken immer wieder von der Kardätsche in meiner Hand zu Luke und seinem Pferd, und endeten schließlich damit, dass er mit enttäuschtem Blick davonging.

„Wenn du jetzt noch zehn Zentimeter nach vorn gehst, striegelst du übrigens Foxy und nicht die Luft", erklärte mir Lily, die ich vor Schreck beinahe mit der Bürste erschlug.

Zu ihrer Linken stand Quentin. Seine kohlrabenschwarze Mähne war in einem langen Zopf seinen Hals entlang geflochten. Foxy legte angespannt die Ohren an, als der Rappe ihr neugierig den Kopf zuwandte. Sie schnappte nach ihm und er quietschte laut auf, was Lily nur mit einem festen Zug an der Kandare quittierte. Schon stand Quentin wieder stramm.

„Hey Lily", begrüßte ich meine Freundin, über ihre Stichelei hinwegsehend und machte ihr und Quentin Platz, sodass sie die Reithalle betreten konnten. Ich stand also triefnass und schräg unter dem Dach des Putzplatzes und beobachtete die Bindfäden aus Regen, während Lily ihr Pferd mit eleganten Schritten aufs Tor zu führte.

Warum war ich nicht so perfekt wie sie?

Mich über mich selbst ärgernd sattelte ich meinen Fuchs und führte sie ebenfalls in die Halle. Nachdem ich mich in den Sattel geschwungen hatte, ritt ich sie mit lockeren Gymnastikübungen warm.

Mit Foxy funktionierte das Reiten eigentlich recht gut, doch Lily und Quentin setzten immer noch einen drauf. Mit Foxy gab es nicht so viele Probleme, wie bei Marengo und mir. Sie war mein Pferd und gehorchte meinen Hilfen. Sie war gut ausgebildet und hatte Nerven aus Stahl. Sie war konzentriert auf Turnieren und fröhlich auf der Weide. Sie war ein gutes Reit- und Turnierpferd.

Quentin hatte Angst vor Lily. Ich wollte Foxy keine Angst machen, aber anders schien nichts zu funktionieren. Aber Luke und Sherlock schaffen es doch auch. Nur war ich nicht Luke und Foxy nicht Sherlock. Ich wollte aber sein, wie die beiden. Foxy als Freundin, nicht als Geschäftspartnerin.

Also nahm ich die Zügel an und Foxy richtete sich auf. Mit halben Paraden stellte ich sie und begann mit Schenkelweichen auf der Mittellinie. Sie lief locker und aufmerksam unter mir. Ein paar Minuten später, Lily hatte gerade bei X gehalten, hörte man Hufe auf dem Stein vor der Halle.

„Tür frei!", rief Luke und führte nach einer Antwort seinen Braunen durchs Tor. Nachdem er aufgesessen war, sah er mich durchdringend an. Hastig konzentrierte ich mich wieder auf Foxy und die Tempiwechsel. Immer wieder streifte mein Blick über die beiden, die nach einigen Minuten mit der Arbeit anfingen.

Sherlock hatte raumgreifende Gänge und eine schwungvolle Hinterhand. Wie aus dem Lehrbuch trabte der kräftige Wallach über den Hufschlag. Genugtuung machte sich in mir breit, als Lily und Quentin in mein Sichtfeld gerieten. Während der Friese entspannt an der Bande entlangschritt, sah meine Freundin mit zusammengekniffenen Augen zu Luke und Sherlock Holmes, die gerade einen nahezu perfekten fliegenden Galoppwechsel zur Schau stellten.

Lily trieb den Rappen an und gesellte sich zu den beiden, die in einem lockeren Trab die lange Seite entlangritten. Was hatte Lily vor?

„Luke, richtig?", erkundigte sie sich und strahlte ihn scheinheilig an.

Verwirrt musterte er die Blondine. „Lucian."

„Auch gut. Trotzdem beides mit ‚L'." Sie kicherte neckisch. „Woher kommt dein Name?"

„Der Name ist ein Name, der wird englisch gesprochen. Wenn du mich meinst, dann ist er halb spanisch", erklärte er ohne sie auch nur anzusehen.

„Du reitest wirklich gut", schwärmte sie und trieb Quentin etwas stärker, damit er mit dem deutlich größeren Sherlock Holmes mithalten konnte.

„Und du reitest ziemlich ruppig."

Lily starrte ihn entsetzt an. „Bitte?" Ihr Entsetzen schien sie nicht unterdrücken zu können.

„Würdest du deinem Pferd mehr Raum am Zügel geben, würde er sich nicht so einrollen und du müsstest deine Hände nicht verkrampfen, du wärst nicht so verspannt und er würde deine Hilfen klarer erkennen, ohne dass du ihn dazu zwingen musst." Sein rechthaberisches Grinsen war vermutlich noch auf zwei Kilometer im Nebel zu erkennen. „Gern geschehen."
Mit diesen Worten nahm er die Zügel weiter auf und trabte von Lily weg.

Überraschenderweise gab sie Quentin mehr Zügel und versuchte Lukes Tips umzusetzen.

Als Luke an mir vorbeiritt, grinste ich ihn verschwörerisch an, doch er ignorierte mich völlig, tat so, als sei ich Luft, einfach nicht da. Da wäre mir wohl selbst eine Standpauke zu meinem doofen Reitstil lieber gewesen...

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro