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|| 4 || *Ravos' Flucht*

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»Welten, in denen die Crosis einer Gefahr ausgeliefert sind, sind in Zirkel aufgebaut. Diese Zirkel werden von Hütern gegründet und geführt, wobei es die Aufgaben aller Hüter in einem Zirkel ist, die Crosis mit ihrem Leben zu schützen.«

-Lehrbuch 1, Kap. 2: Hüter und ihre Aufgaben

***

Schatten glitten in seine schönen Träume und hinterliessen Angst und Schrecken.

Die Dunkelheit schlich sich in sein tiefstes Inneres. Er konnte sein Blut in den Ohren rauschen hören.

Es fühlte sich an, als würde seine Seele gefrieren, während sich die Finsternis immer weiter in ihm ausbreitete.

Er versuchte seine Augen aufzureissen, um dem Traum zu entkommen, doch seine Lider klebten zusammen. Und somit blieben die Bilder der Finsternis.

Stattdessen tauchte ein neues Bild auf. Ein Mädchen stand in der Dunkelheit vor ihm. Ihre Augen glühten unnatürlich grün, während ihr Haar in demselben rot leuchtete wie das Blut, das ihn umzingelte.

Ellaynas Kleider waren genau wie die seinen von Blut getränkt. Er sah die Tränen, die ihr die Wangen hinabliefen. Er sah den Dolch, der in ihrem Herzen steckte. Er sah die Schatten, die sie zu verschlingen drohten, doch jeder Schritt, den er auf sie zumachte, entfernte sie einen weiteren Schritt von ihm.

Er wollte nach ihr greifen, doch sie verschwand immer tiefer in der Dunkelheit. Er schrie ihren Namen, aber nur ihr Schluchzen kam als Antwort.

»Es tut mir leid!«, rief sie ihm zu, »ich wollte es nicht! Es ist bloss meine Schuld!«

Ravos wollte das aufgewühlte Mädchen trösten, doch etwas schrie in ihm und warnte ihn vor ihr.

Sie hatte Recht, es war ihre Schuld. Sie alle würden wegen ihr sterben.

Alles in ihm schrie, es sei ihre Schuld, doch nur sein Herz konnte dies nicht glauben. Er hatte ihr vertraut. Er hatte ihr geglaubt. Er hätte ihr sein Leben anvertraut.

Und doch wusste er, sie trug die Schuld an dem Tod der Opfer.

Sie war schuldig. Sie allein.
Sie rief die Schatten.
Sie rief die Dunkelheit.
Sie rief die Finsternis.
Sie tötete alle.

***

Die kleinen Mädchen schlichen sich leise aus ihren Zimmern und lauschten, ob noch irgendjemand wach war.

Als nichts zu hören war, schlichen sie sich leise zum Zimmer des rothaarigen Mädchens.

Die ältere der beiden Mädchen, Marian, tastete sich an der Wand voran, während ihre jüngere Schwester sich an ihr festhielt. Der Gang war dunkel. Nur wer tagtäglich von Dunkelheit umgeben war, hätte sich um diese Uhrzeit draussen herumgeschlichen.

Da Marian blind geboren wurde, war es für sie ein leichtes Spiel, durch die Gänge zu schleichen.

Marian stiess die Tür zu Ellaynas Zimmer auf und lauschte dem Atmen des Mädchens. Ihre Schwester Ann ging an ihr vorbei und wollte in den Raum treten, doch die Ältere hielt sie zurück.

Die junge Crosis hatte sich unruhig zur Seite gedreht, sodass Marian die Tür vorsichtig schloss.

Schnell und leise wandten sie sich wieder dem Gang zu. Sie gingen erneut der Wand entlang, bis Marians Finger den Griff zu einer weiteren Tür umschlossen. Still drückte sie ihn runter.

Drinnen erwartete sie ein ziemlich leerer Raum, ausser einem Schrank und einem Bett war nichts vorzufinden.

Marian lauschte dem Atem ihres Bruders, während Ann sich an ihr vorbeischlich und ihn beobachtete. Ravos wälzte sich in seinem Bett. Sein Atem ging schnell und sein Herz pochte stark. Der Alptraum musste wirklich grässlich sein.

Um ihren Bruder davon zu erlösen, wollte Marian ihn wecken, doch Ann kam ihr zuvor. Das junge Mädchen sprang auf das Bett und warf sich auf ihren Bruder.

Ravos stöhnte laut auf, als er geweckt wurde. Sein Blick ging panisch im Zimmer umher, als schien er nicht zu wissen, wo er sich befand. Erst als er seine kleine Schwester erkannte, beruhigte er sich wieder.

Marian war kurz zurückgeschreckt, ehe sie zu ihren Geschwistern trat.

»Lass das Ravos!«, schrie Ann verzweifelt, als er sie packte und kitzelte.

Erst als der junge Hüter den besorgten Blick seiner anderen Schwester bemerkte, hörte er auf.

»Was ist los, Marian?«, fragte Ravos und richtete sich auf.

Er blickte in die Augen seiner Schwestern. Nicht nur die Ältere, sondern auch Ann schien in den letzten Tagen reifer geworden zu sein.

Erst jetzt realisierte Ravos, dass er seine Schwestern schon lange nicht mehr gesehen hatte. Es war das erste Mal seit einigen Tagen, dass er sie zu Gesicht bekam.

Marian und Ann hatten dasselbe Aussehen wie ihre Mutter. Sie hatte blondes Haar und blaue Augen. Man sah ihr das Alter nicht einmal an. Ihre strahlenden Augen leuchteten noch immer genauso, wie in ihrer Jugendzeit.

Im Gegensatz zu seiner Mutter hatte sein Vater dunkle Haare und schwarze Augen, wie Ravos.

Er hasste es, seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten zu sein. Obwohl er sich nicht wirklich entsinnen konnte, sich sein Aussehen eingeprägt zu haben.

Ravos konnte sich an die ersten zwölf Jahre seiner Kindheit nicht wirklich erinnern. Er konnte nicht sagen, ob er dabei war, als Marian und Ann geboren wurden.

Sie waren einfach eines Tages da. Vielleicht war auch sein Vater da gewesen, doch immer wenn er versuchte ihn oder sonst etwas aus dieser Zeit in sein Gedächtnis zu rufen, war da bloss eine schwarzes Leere.

»Ravos, es macht mir Sorgen, dass du erneut einen Alptraum hattest«, erklärte Marian und riss ihn somit aus seinen Gedanken.

»War es schon wieder derselbe?«, fragte auch Ann.

Beide machten sich grosse Sorgen, um ihren Bruder.

Zwar erzählte er ihnen nie, was er träumte, doch sie wussten beide, dass die Alpträume etwas mit dem fremden Mädchen zu tun haben mussten, denn erst als sie aufgetaucht war, hatten sie begonnen.

»Macht euch keine Sorgen.«

Seine Worte überzeugten seine Schwestern nicht wirklich. Ann blickte skeptisch, während Marian ihn vorwurfsvoll ansah.

»Dann sprich wenigsten mit Raccoul darüber«, forderte Marian.

»Das werde ich.«
»Versprochen?«

»Versprochen«, versicherte er ihr.

Marian und Ann waren beide zu ihm ins Bett gestiegen und sofort eingeschlafen. Ravos aber lag bis zum Morgen wach und dachte über seinen Traum nach.

Als dann bereits die ersten Sonnenstrahlen den Boden berührten, stand er auf, legte die Decke über seine schlafenden Schwestern und machte sich auf, um Raccoul aufzusuchen.

Unterwegs überlegte er sich, was Ellayna später wohl treiben werden würde. Aber er konnte es auch erahnen. Wahrscheinlich würde sie wieder hoch zum Hügel gehen und dort sitzen, bis ihr Training begann.

Er fragte sich ehrlich, was das Mädchen den ganzen Tag dort oben machte. Er hatte einmal vorgehabt, sie zu fragen, doch schlussendlich hatte er es nicht gewagt.

Als er endlich vor dem grossen Gebäude zu stehen gekommen war, klopfte er zweimal an die Tür, auf der das Zeichen der Crosis eingebrannt war.

Ravos wusste, dass Raccoul sich selbst nicht als Crosis sah. Er bevorzugte die Arbeit der Hüter. Als einer von ihnen hat man nur eine wichtige Aufgabe:

Rette die Crosis in Not.
Beschütze sie mit deinem Leben.
Hüte ihr Geheimnis.

Ravos schüttelte seinen Kopf, um die vielen umherschwirrenden Gedanken zu verjagen. Er musste sich auf seinen Traum konzentrieren.

Als dann Raccoul die Tür öffnete, war dieser überrascht, denn er hatte nicht mit seinem Schüler gerechnet.

Auch Ravos war überrascht, denn sein Meister wirkte um einiges älter, als er war. Seine Haare schienen noch ausgefilzter und um seine Augen zog sich ein Schatten.

»Was ist passiert?«, fragte Raccoul und liess seinen Schüler eintreten.

Ravos setzte sich auf einen Stuhl, während sein Meister umhertigerte. Er erzählte seinem ihm von dem Traum. Es war nicht das erste Mal, dass Ravos davon berichtete.

Raccoul war kurz zusammengezuckt, als Ravos Ellaynas Namen erwähnte. Als er dann endlich fertig war, füllte sich der Raum mit Stille. Keiner der beiden sagte auch nur ein Wort.

Ravos traute sich nicht einmal laut zu atmen.

»Ich weiss nicht, was ich davon halten soll«, meinte Raccoul ehrlich und fuhr sich müde über die Augen.

»Ravos, hör mir zu, du bist kein Crosis. Hüter sind nicht fähig Visionen zu sehen. Das ist nicht möglich. Das war bloss ein Traum.«

»Nein!«, rief Ravos wütend und sprang von seinem Stuhl auf. »Glaubst du wirklich, ich sage das nur, weil ich mich wichtigmachen will? Es war da, in meinem Kopf und es fühlte sich real an.«

»Ravos, bitte.«

Ravos schüttelte den Kopf und machte auf dem Absatz kehrt, lief zur Tür raus und schlug sie hinter sich zu.

Als Ravos dann wütend durch das Dorf zurück nach Hause marschierte, warfen ihm einige Leute verwirrte Blicke zu, andere wichen ihm aus.

Endlich Zuhause angekommen, riss er die Tür auf und stürmte hinein.

Erst als er die verweinten Augen seiner Schwestern bemerkte, verflog seine Wut augenblicklich.

»Was...?« Aber er kam nicht weiter. Seine Mutter schrie von oben. Er rannte schnell zu ihr hoch.

In ihr Zimmer fand er seine Mutter schwach in ihrem Bett liegend. Ihre Augen waren geschlossen, das Gesicht völlig verschwitzt.

»Mama?« Seine Stimme klang rau und leise, mehr wie ein Flüstern.

Sie machte die Lider auf und blickte ihn mit ihren blauen Augen an. Der Anflug eines Lächelns war auf ihren Lippen auszumachen, doch der Ausdruck in ihren Augen blieb emotionslos. Sie wirkten erschöpft und farblos.

»Mein Junge, ich bin sehr krank. Es wird nicht lange dauern«, hauchte sie leise.

Sie wollte ihm mit der Hand über das Gesicht streichen, doch er nahm sie in seine und hielt sie fest.

»Ravos, hör mir zu, mein Junge«, sagte sie leise. »Ich bin nicht die, für die du mich hältst...«

Eine Träne kullerte ihr die Wangen hinab. Ravos wollte sie auffangen, doch seine Mutter hielt ihn zurück.

»Ravos, du wurdest mir geschenkt«, murmelte sie. »Höre mein Junge, ihr drei wurdet mir geschenkt, du, Marian und Ann... Vor vielen Jahren wurdet ihr zu mir gebracht. Jeder von euch, kurz nach eurer Geburt. Mein Junge, ihr wurdet mir geschenkt. Euer Vater war mein Bruder und seine Frau meine Freundin. Ich bin nicht deine leibliche Mutter, doch ich wollte es immer sein.«

Ihr letzter Atemzug ging über ihre Lippen und das Licht ihrer Augen erlosch, für immer. Auch Ravos schien kaum mehr zu atmen. Erst jetzt fühlte er die Tränen, die ihm seine Wangen runterrannen.

Wütend fuhr er sich mit dem Ärmel darüber und wandte sich ab. Sie war tot.

Ravos rannte los, einfach nur weg von dort. All die Jahre hatte er geglaubt, der Sohn dieser Frau zu sein. All das war bloss eine Lüge.

Seine Schritte trugen ihn schneller, als seine Gedanken sich bildeten. Spätestens als ihn Äste im Gesicht streiften, wurde ihm bewusst, wie weit ihn seine Füsse trugen.

Es war ihm zu viel. Er musste fliehen.
Fliehen vor seinen Ängsten.
Fliehen vor der Verantwortung.
Fliehen vor dem Wissen, dass er jetzt alleine war.

Das Einzige was blieb, war die Flucht hinaus ins Freie.

***

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