e i g h t
»Mia? Mia! Steh auf???« Ich hörte die Stimmen nur gedämpft und ich hörte die für einen kurzen Moment nur so ein piepen. Ich achtete nicht dadrauf, ich gab mir noch nicht einmal die Mühe, die Stimmen zuzuordnen.
»Sollen wir einen Krankenwagen rufen, Mum?« Alex, es war Alex. Ich bewegte meine Hände und fühlte sie endlich wieder. Es war eisig kalt, doch ich konnte alle meine Körperteile spüren was wahrscheinlich gut gewesen ist.
»Mia??? Oh Gott Mia« ich setzte mich ruckartig auf und versuchte meine Augen aufzuhalten, was mir erst schwer fiel, doch ich wusste wieder wo ich war und wo ich eingeschlafen bin. Ich erinnerte mich daran, wie ich Max in der Erde verbuddelte, weinte und schließlich einschlief. Wenn sie wüssten, dass sie auf Max's Grab rumliefen. Mir wurde augenblicklich schlecht und ich wollte nichts lieber als in mein Bett.
»Schatz wieso liegst du mitten im Garten?« sprach meine Mutter fürsorglich, doch hatte sich wieder beruhigt. »Wir bringen dich rein« Alex zog mich auf die Beine, ich wackelte erst denn meine Füsse fühlten sich an wie Wackelpudding. Ich war schwach und mit jeder Berührung ging es mir schlechter. War das ein gutes Leben?
Meine Mutter ging durch die Ladentür wieder hinein, während Alex mit mir durch die Hintertür hinein ging. Zitternd und total traumatisiert setzte ich mich auf die Couch und Alex machte mir eine Decke um meinen wackeligen Körper. Ich wusste er würde jetzt wissen wollen, was ich hatte aber ich war nicht in der Lage dazu, Gespräche zu führen.
»Was ist passiert?« murmelte Alex leise und setzte sich neben mich. »Was ist passiert das dich so kaputt macht seit dem Einbruch, Mia? Wo ist meine kleine, immer lachende süsse Schwester, die jedem sagt was sie denkt? Wo ist die Mia mit der ich mich noch nie gestritten habe? Wo ist dein Lächeln?«
Fragte er den Tränen nahe und schaute mich eindringlich an. Ich wollte ihm nicht in die Augen schauen, wenn ich doch im Hinterkopf wusste, ich konnte ihm die Wahrheit sowieso nicht sagen. Ich konnte niemandem die Wahrheit sagen.
»Alex« wimmerte ich hilflos und fing an zu weinen.
Das etliche mal in dieser kurze Zeitspanne.
»Es ist okay, Kleine, es ist okay« fest drückte er mich an sich, streichelte meinen Kopf und gab mir für einen kurzen Moment nach langem wieder ein Gefühl von Geborgenheit, welches ich wegen James verloren hatte. Ich wollte für immer in seinen sicheren Armen liegen bleiben, aber ob das funktionieren würde, wusste ich nicht. Jeden Moment könnte James wieder gemütlich auf meinem Bett sitzen und ich müsste dann dran glauben, oder meine Familie. Ich war also nicht sicher und noch schlimmer: Meine Familie war es genau so wenig.
Mein Wecker klingelte ununterbrochen und signalisierte, dass ich heute schon wieder in die Schule musste. Ich hatte keine Motivation und langsam hatte ich sogar das Gefühl, mein Leben würde stehen bleiben nur ich machte weiter.
»Du siehst aus wie eine Leiche« stellte Alvia schockiert fest und wo sie recht hatte, hatte sie recht. Ich weiß ich bemitleide mich selbst, aber was bleibt mir großartig übrig? Ich konnte doch niemandem helfen.
»Wir waren schon Ewigkeiten nicht mehr draußen, sollen wir heute Abend Milkshakes trinken gehen?« Besorgt musterte sie mich und dann traf auch schon Shawn ein. »Hey wie geht's euch?« Ich nickte Alvia zu und sie lächelte.
»Gut und dir?« Beantwortete ich noch Shawns Frage.
»Echt du siehst ziemlich-« fing Shawn, doch ich wollte einfach nur in den Unterricht. »Ich muss los« erwiderte ich knapp und huschte an meinen vorbei in meinen Klassenraum.
Alvia und ich hatten am Nachmittag telefoniert und wollten uns in genau zwanzig Minuten in unserem Lieblingscafe treffen, also machte ich mich schon mal auf den Weg. Ich hatte meine Eltern oder meine Brüder zuhause nicht mehr angetroffen, weswegen ich auch nichts erklären musste, denn sie wussten immernoch nicht, wieso und weshalb ich in unserem Garten war, hörten aber nicht auf mich in dem besten Moment auszufragen. Doch ich vermied dieses Thema. Und nach Max hatten sie auch nicht gefragt, denn ich glaube ich würde in Tränen ausbrechen. Es war mal wieder Dunkel, ich wusste auch nicht wieso ich mir das antat. Ich wusste doch genau, dass er mich finden wird.
»Wie war die Beerdigung? Hast du mich nicht eingeladen?« Lässig lehnte er an der Wand und warf seine Zigarette auf den Boden, damit er sie zertreten konnte. Ich ging etwas ängstlich und etwas verärgert an ihm vorbei und wollte so schnell wie möglich weg um nicht mit ihm reden zu müssen, aber wir alle wissen, das liess er schlicht und einfach nicht zu.
»Wenn ich dich was Frage« Mit einer Bewegung seinerseits lehnte ich nun an der Wand. Oder was es besser traf: ich wurde an diese gedrückt. »Antwortest du mir auch« brummte er nun wütend und drückte mein zierliches Handgelenk an die Wand. Schmerz durchfuhr meine Hand.
»Ich muss los« gab ich ihm seine Antwort und versuchte mich loszumachen, doch wiedermal ohne Erfolg.
»Ich habe einen Auftrag und du wirst mir dabei helfen, ihn auszuführen.« schockiert riss ich meine Augen auf und es war, als hätte mir irgendwer einen Eimer voll Eiswasser über meinen Kopf gekippt. Bitte was wollte er? Stopp. Nein. Wieso rief er nicht seine Kollegen dazu?
»Was? Ich soll dir bei deinen illegalen Sachen helfen?« Fragte ich beängstigt und wartete bis er endlich sagte, was. Ich versuchte stark zu klingen, aber selbst er bemerkte wie mein Versuch scheiterte. Ich war nicht stark.
»Du kleines schlaues Ding kennst doch sicherlich die Death Bar in der Baker street oder?« Er sprach mit mir als wäre ich ein kleines Kind und kniff mir genau so ekelhaft in meine Wange. Nickend schaute ich weg und mein Blick glitt zu der leeren Straße. Sieht denn niemand das er mich hier festhält? Hilfe? Nur weil er gutaussehend war, hieß das nicht, dass er mir nichts antun würde. Er wäre bereit dazu mich jeden Moment umzubringen.
»Da kommst du heute um Punkt Mitternacht hin, verstanden?« Bedrohlich glitt sein Blick auf und ab. Brachte mich zum schwitzen. »Ich kann so spät nicht..« Ich überdachte es.
Denk an deine Eltern Mia, denk an deine Familie. Denk an alle, die du schützen musst.
»Okay« sprach ich leise und verbesserte mich selbst. Ein siegessicheres Lächeln schlich auf seine Lippen und er ließ von mir ab. Ich setzte meinen Gang fort, doch blieb stehen als er meinen Namen rief.
»Vergiss nicht dass egal was du machst, ich dich sehe. Ich sehe dich und höre dich. Du weißt zu viel über mich also kann ich dich nie wieder in Ruhe lassen.« rief er hinterher, während ich versuchte seinen Worten keinen Einlass in meine Ohren zu gewähren. Doch seine Drohung saß wie immer tief in meinem Magen. Ich fühlte mich immer schrecklicher.
Nachdenklich saß ich in Alvias und meinem Lieblingscafe und ging meinen Plan noch einmal ordentlich durch. Ich war mir sicher ich würde es durchziehen.
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