Kapitel 6 - Nachts
Alles war hell, überall leuchteten Fackeln und Flammen jagten die Luft. Selbst für mein repariertes Auge war das zu viel und ich hielt mir die Hand davor. Wo war ich? Woher kam das Feuer? Vollkommen verunsichert versuchte ich mich zu erinnern, doch da war nichts... Plötzlich spürte ich etwas Heißes an meinen Füßen. Mein Auge weiteten sich, als ich sah, wie der Waldboden um mich herum immer mehr anfing zu brennen. Ich schwitzte - und nicht nur wegen des Feuers. Panisch suchte ich mit den Augen die Umgebung ab, obwohl es viel zu hell war. Immer wieder fragte ich mich die selben Fragen. Wo war ich? Und warum? Mittlerweile stand ich nur noch auf einem Bein und die Flammen kamen immer näher. Gab es wirklich keinen Ausweg mehr? Ich schaute rechts, links, hinter mich, aber überall war dieses gelbe Ungeheuer... Wie ich das Feuer hasste! Auf einmal hörte ich eine Stimme schreien: "Nein Liv, nicht! Hilfe! Meine Tochter! Lass sie lieber im Dunklen leben! Nicht im Licht, nicht im Licht, nicht im...
Ich wachte heftig atmend auf. Hektisch schaute ich mich um. Als ich feststellte, dass nirgends ein Feuer zu sehen war, seufzte ich tief und fing dann aus Erleichterung an zu weinen. Nichts war geschehen, die Welt war in Ordnung, so wie sie war. Ich wollte nicht, dass mich jemand weinen sah, aber ich konnte die Tränen nicht zurück halten. Aber warum weinte ich? Es war doch alles in Ordnung. Da fiel sie mir wieder ein, diese Stimme, die am Ende geschrien hatte. "Nicht im Licht..." Was sollte das bedeuten? Und wer hatte geschrien? Und warum? Ich dachte, nur ich fand Licht schrecklich? Plötzlich fing ich noch mehr an zu schluchzen, denn es gab bestimmt noch jemanden, der das Licht genauso hasste wie ich: meine Mum. Ich vermisste sie. Ich vermisste meinen See. Ich vermisste... Liebe. Ich brauchte jmd, der mich gern hat, der mich küsst, mich knuddelt, mir beisteht. "Mum", flüsterte ich in die Stille hinein und wenn ich gekonnt hätte, hätte ich geweint. Als ich mich wieder beruhigt hatte, stand ich auf, zog mir mein Kleid an und schlich mich aus dem Zimmer, da ich weder Luna noch Nala aufwecken wollte. Nachdem ich leise die Tür geschlossen hatte, rannte ich die Flure entlang bis zur Tür und stürmte ins Freie. Ich spürte die Nachtluft auf meiner Haut, die Dunkelheit füllte meinen ganzen Körper aus und ich fühlte mich geborgen. Ein Blick nach oben sagte mir, dass heute auch die Sterne zu sehen waren. Es tat so gut, wieder nachts durch die Wälder streifen zu können. Ich suchte mir einen schönen Platz am Waldrand und starrte den Himmel an. Dort war die Venus, mein Stern. Ich hatte ihn auch von meinem See aus sehen können und irgendwie verband ich mit ihm das Gefühl von Zuhause. Auf einmal knirschten Zweige hinter mir. Ich drehte mich blitzartig um und suchte die komplette Umgebung nach Leben ab. Da vorne, relativ nah an der Tür, bewegte sich eine Gestalt auf mich zu. Mein Herz blieb für einige Sekunden stehen. Es war Masky!
Was sollte ich jz nur tun? Ich musste gefasst wirken, aber wie denn, nach diesem Traum? Und ist es nicht auch eigentlich total gestört, mitten in der Nacht im Wald zu sitzen und Sterne zu beobachten? Ich hatte keine Zeit mehr zu überlegen, denn Masky war bei mir angekommen stand nun genau hinter mir, ich konnte es spüren. Ich hörte auf, zu denken, und drehte mich einfach um. Sofort wurde ich rot und senkte meinen Blick. "Hey", flüsterte ich schüchtern in die Stille. Er sah mich auch schüchtern an. "Hey." Ich rutschte ein Stück zur Seite und klopfte leise neben mich, dass er sich dorthin setzten darf. Nach kurzem Zögern ließ er sich auf den Stamm fallen und schaute auf seine Zehenspitzen. Auch ich wusste absolut nicht was ich sagen sollte... Da bemerkte ich, dass er etwas in der Hand hielt. Mit einem fragenden Blick deutete ich auf seinen linken Arm. Er zeigte mir, dass er ein Stück Käsekuchen mitgenommen hatte. "Käsekuchen?", lachte ich leise. Er fing an zu lächeln. "Ja", sagte er, "Ich hatte Hunger und ich liebe Käsekuchen." Was für ein Zufall, ich doch auch, aber am liebsten gefroren." Nun musste auch Masky lachen. "Gefroren?" "Ja, ich mag kalte Sachen", lachte ich mit und wir beide kicherten, bis mir der Bauch weh tat. "Was machst du eigentlich mitten in der Nacht hier draußen?", fragte ich neugierig. Er antwortete nun überhaupt nicht mehr schüchtern: "Ich bin wach geworden und habe dich draußen sitzen sehen. Du bist Mehl, oder?" "Ja, und du bist Masky." Wir lachten wieder. Er war ein toller Killer, soviel stand fest. Wir saßen noch ein bisschen schweigend nebeneinander, bis er fragte, ob ich ein Stück von dem Käsekuchen abhaben wollte, auch wenn er nicht gefroren war. Natürlich sagte ich ja, denn ich hatte eh Hunger gehabt. Also teilten wir uns das Stück und aßen schweigend. Später redeten wir noch ein bisschen über uns und ich erzählte ihm, was mit meinem Auge passiert war. "Es ist schon fast morgens, wollen wir wieder rein gehen und noch ein paar Stunden schlafen?", fragte ich Masky. Er stimmte zu und so liefen wir zurück, immer noch quatschend. "Morgen, gleiche Zeit, selber Ort?", sagte er zum Abschied. Als ich nickte, lächelten wir beide und trennten uns. Wieder in unserem Zimmer zog ich mich um und krabbelte in mein Bett. Wir hatten mitlerweile sechs Uhr. Ich konnte einfach nicht aufhören zu lächeln. Er war so süß und so nett... Er hatte es geschafft, meine düsteren Gedanken zu vertreiben und allein dafür war ich ihm unendlich dankbar. Ich schaute an die Decke unseres Zimmers und stellte mir sein Gesicht ohne die Maske vor. Es war hübsch. Wie es wohl in echt aussah? Ich wusste es nicht, aber ich hoffte, ich würde es irgendwann erfahren. "Egal", murmelte ich mich in den Schlaf, "ich mag dich auch so, Masky." Und mit Vorfreude auf morgen Nacht schlief ich ein.
Hey ^^
Hier ist ein neues Kapitel und ich hoffe es gefällt euch.
Euer Mehl ^^
*staub staub* xD
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