Sie legte den Brief auf den überordentlichen Schreibtisch ihrer Zwillingsschwester.
Sie war sich sicher, dass Elizabeth sie verstehen würde.
Sie musste einfach verstehen.
Kurze Zeit später, ließ sie das Anwesen ihrer Eltern hinter sich. Niemand war da, um ihr Verlassen aufzuhalten. Elizabeth und die Bedienstete, Marie, befanden sich im diesen Moment im gepflegten Hintergarten.
Mutter und Vater waren, wie gewohnt, arbeiten.
Die Überwachungskameras hatte Janice vor wenigen Minuten abgeschaltet.
Nun stand ihr nichts mehr im Wege. Lächelnd schnallte sich die sechzehnjährige den Rucksack enger um ihre schmalen Schultern.
Sie mochte zwar wie ein süßes Mädchen aus gutem Hause aussehen, doch Janice war noch nie begeistert darüber gewesen, nur auf dies reduziert zu werden.
Sie war eine Abenteuerin.
Ein Freigeist.
Sie wollte tun und lassen, was sie wollte.
Und wie sie wollte.
Ab heute würde Janice ihr Leben in ihre eigene Hand nehmen.
So irsinnig es vielleicht klingen mag, von zuhause auszureißen.
Doch Janice hatte ein gutes Gefühl bei dieser Sache.
Sie war nicht hilflos.
Sie hatte sich gut vorbereitet.
Das Leben und der Spaß konnte nun beginnen.
Die Freiheit konnte nun beginnen. Kein Druck mehr. Keine unnötigen Lasten und Erwartungen, die sie sowieso niemals hätte erfüllen können, mehr.
Janice steuerte, nach kurzer Überlegung, auf den Wald zu. Dort würde man sie nicht allzu schnell finden können. Außerdem fühlte sie sich in Wäldern wohl. Früher wollte sie Pfadfinderin werden. Natürlich erlaubten dies ihre Eltern nicht.
Sie waren viel mehr der Meinung, dass sich ein Grundschulkind auf die Haus - und Schulaufgaben konzentrieren sollte, anstatt im schmutzigen Laub herumzuwühlen und sich dabei womöglich das schöne Kleid zu ruinieren drohte!
Herr und Frau Bradley hatten ihre eigene Tochter nie verstanden. Geschweige denn akzeptiert.
Doch dies hatte nun ein Ende.
Janice war eine Stunde unterwegs, bis sie zu den Hochgewachsenen Tannen gelang.
Andere Menschen hätten diese vielleicht als unheimlich, oder sogar bedrohlich empfunden.
Nicht für Janice.
In ihren Augen waren sie wunderschön.
Mystisch.
Ohne sich noch ein letztes mal umzudrehen, ging sie hinein. Es gab keinen Wanderweg, oder etwas ähnliches. Der Wald empfing sie mit angenehmer, kühler Luft die nach Erde und Moos roch. Das bisschen Himmel, dass zwischen den Bäumen zu sehen war, färbte sich dunkel. Janice, die immer tiefer in den Wald gelaufen war, ließ sich zwischen den Mauerresten eines alten Hauses nieder.
Wahrscheinlich hatte sich an dieser Stelle, vor vielen, vielen Jahren, eine Siedlung gestanden. Es war schwer zu sagen, denn es war noch weniger, als eine Ruine davon übrig.
,,You are my sunshine, my only sunshine..." sang Janice munter vor sich hin.
Sowas zu denken gehörte sich zwar nicht, aber...alle anderen konnten sie mal. Und zwar kreuzweise.
,,You make me happy..."
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