Ely
Mit großen Augen starrt Ramona auf die zitternde Hand, die sie langsam dreht sodass sie die Handinnenfläche ansehen kann. Da war noch ein Loch. Eine Kugel ist komplett durch die Hand! Doch ihre Augen sehen genau, wie sich dieses Loch schließt und sie sieht zu den umliegenden Leichen. Es ist, als wäre sie aus einer Art Rausch geweckt worden. Im ersten Moment lief sie durch die Gänge um von den drei Leichen bei ihrer Zelle wegzukommen, musste sich dann nach ein paar Stunden aufgrund von Müdigkeit einen sicheren Ort suchen, wachte auf, lief eigentlich nur aus dem Zimmer und im nächsten Moment spürt sie den Schmerz an der Hand und steht inmitten eines riesigen Haufens an Leichen. Etwas warmes läuft ihr über das Kinn und nach einem geschockten Abwischen, schüttelt es sie. Frisches Blut. Aber sie riecht kein direktes Eisen, es riecht mehr- Als hätte man frisch etwas süßes aus dem Backofen geholt. Ihre Zunge fährt über den Handrücken, mit welchem sie sich das Blut abgewischt hatte und im nächsten Moment spürt sie ein leichtes Ziehen an ihren Zähnen, seit wann sind die so temperaturempfindlich? Egal, sie muss hier weg. Die Waffe... die Waffe... Wo ist die Waffe? Ah, da ist sie- Nope, das ist nicht die mit der sie eigentlich losgelaufen ist. Ach scheiß drauf! Schlussendlich nimmt sie sich einfach irgendeine der Waffen und geht weiter, das wird schon irgendwie funktionieren dass sie hier rauskommt! Je weiter sie durch die Gänge läuft, desto mehr kann sie eigentlich vermeiden aufgrund schon bestehender Toter in diesem Gebiet. Da war sie also schon. Aus der Ferne kann sie schon ein paar weitere Wachen erkennen, somit hebt sie die Waffe und zielt genau.
Ein paar Mal muss sie blinzeln, bevor sie komplett scharf sieht und sich wohl die Marke dieser Waffe merken muss, damit kann man verdammt scharf auf die Distanz sehen! Ein paar Schüsse später sind die Wachleute erledigt und sie kann sich weiter durch das Gebäude bewegen, wobei sie den Aufbau jetzt nicht so cool findet- Es hallt so extrem laut. Jetzt weiß sie auch warum sich die Wunde geschlossen hat, Alucards Blut muss noch nachwirken! So etwas hält sich ja extrem lange im System. Ein Ziehen in der Magengegend lässt sie kurz langsamer werden, ihr wird schon fast übel. Sie braucht echt einen Döner wenn sie hier draußen ist, dass ist doch echt nicht mehr feierlich. Ramona schleicht an den Wachen vorbei und schon wieder ist da dieser betörende Duft- Hat bei denen irgendjemand gebacken und das wurde im Aufenthaltsraum so gern gefuttert, dass die Kleidung diesen Geruch angenommen hat? Ugh, ist bei dem Hunger ja kaum auszuhalten! Im nächsten Augenblick hebt Momo ihren Kopf, war das ein Aufzug? Wo ein Aufzug ist, ist normalerweise auch ein Weg nach oben oder unten möglich! So schnell und leise es geht, zischt sie durch die Gänge und folgt dem Geräusch, welches sie vorher nur so wage wahrgenommen hatte. Es war ein Hauch von Nichts und doch findet sie nach ein paar weiteren Momenten tatsächlich einen Aufzug. Ja scheiße aber auch. Mit einem erleichterten Schmunzeln drückt sie den Knopf und wartet auf das Ding wie jeder andere es auch tun würde. Der Aufzug in die Freiheit! Hoffentlich zumindest.
Ugh, die anderen werden sich schon extreme Sorgen gemacht haben, aber sie hatte es zumindest geschafft eine Nacht in diesem Horrorlabyrinth zu schlafen. Es war, als wäre ein Schalter gefallen. Aber kein Wunder, nach all der Scheiße durch die ihr Körper musste. Sie weiß zwar nicht ob es überhaupt noch Wachleute in diesem Gebäude gibt weil sie so viele umgebracht hatte, aber vielleicht gibt's ja dann doch noch ein letztes Willkommenskommando! Momo steigt in den Aufzug und sieht sich die Knöpfe an, aber es gibt nicht wirklich einen bei dem man einen Aufkleber mit ‚Ausgang' finden würde. Wäre ja auch zu einfach. Aber sie scheint im zweiten Untergeschoss zu sein, auf zu Ebene 0! Das dürfte eigentlich meistens die Ausgangsebene sein. Das schafft sie schon irgendwie. Auch wenn sie die Müdigkeit wieder spürt. Sie hatte es geschafft vom dritten Untergeschoss dank einer Treppe in das zweite Untergeschoss zu gelangen, nur leider war das kein Treppenhaus und somit war ein weiteres nach oben klimmen nicht drin. Aufgrund ihrer Müdigkeit und der nun folgenden Konzentrationsschwäche steigt sie dann doch lieber aus dem Aufzug wieder aus und sucht sich einen sicheren Ort für den Schlaf, wer weiß wer oder was sich hier noch herumtreibt und sie will keinem Experiment oder ähnlichem in die Arme laufen. Zwar kommt ihr kurzzeitig in den Sinn dass sie etwas essen und trinken sollte, findet aber nicht die Kraft die Leichen nach irgendwelchen Riegeln zu durchsuchen und folgt lieber ihrem Instinkt und somit der Suche nach einem dunklen und sicheren Raum für den Schlaf. Es ist nicht mehr so schlimm wie gestern, aber immer noch sehr dominierend. Die Ärztin sieht sich weiterhin um, kann aber weder etwas entdecken noch hören und irgendwie beruhigt sie das ziemlich. Stumm entschuldigt sie sich bei Alucard und Hans, aber sie muss echt schlafen.
Eine weitere Nacht vergeht, in welcher jeder irgendwie verzweifelt sucht und eigentlich kaum schlafen kann. Somit wird die Nachricht am nächsten Morgen auch eher etwas langsamer aufgenommen, als Seras in das Büro der Lady stolpert, die nach gestern Abend wirklich die Schnauze gestrichen voll von irgendwelchen Gangs hat. „Wir haben- Wir haben eine Auffälligkeit!" Integra lässt die Zigarre schon fast fallen und starrt die Draculina an. „Spucks aus, wir haben keine Zeit für Höflichkeiten." Seras nickt und kommt noch näher. „Es gibt Hinweise darauf dass es in Ely, nördlich von Cambridge, zu Massenmorden gekommen ist das nicht natürlichen Ursprungs ist!" Integra legt leicht den Kopf schief. „Massenmorde interessieren uns nicht, Seras. Nicht im Augenblick. Wir suchen nach einer Ärztin, nicht nach einem gewöhnlichen Mörder." Die Draculina will etwas sagen, richtet sich dann aber auf und räuspert sich. „Es geht um ein unterirdisches System direkt unterhalb des Ely Water Recycling Centers." Na jetzt wird sie aufmerksam. „Moment... die Stadt Ely?" Seras nickt und die Lady lehnt sich ein wenig nach hinten. In diesem Gebiet haben sie die ersten großen Ghulhorden auslöschen müssen, kurz bevor Ramona auf den Plan gerufen wurde. „Woher hast du die Information? Wie sicher ist sie?" Leicht verneigt sich die blondhaarige Draculina. „Von Walsh persönlich, Lady Integra. Er hat dieses Gebiet schon länger im Auge und da er auch weiß dass wir jemanden suchen..." Scheiße, wenn die Info stimmt, dann schuldet sie diesem verdammten Walsh auch noch etwas! Ugh, aber gut.
„Gib den anderen bescheid, ich bin mir relativ sicher dass Alucard sich dazu herablassen wird den Pater und Hans mitzunehmen. Du, Pip und ich, wir werden nach anderen Möglichkeiten Ausschau halten wie wir sie wieder zurückbekommen." Es ist nicht garantiert dass sie dort ist, lieber verfolgen sie mehrere Spuren und irgendeine wird schon stimmen. Seras nickt der Lady zu, bevor sie zuerst bei ihrem Meister auftaucht. „Was will die Lady jetzt schon wieder.", murrt er nur entgeistert und mustert seine Schülerin. Er hat sie wirklich gern und geht auch für sie durch jedes Feuer welches sich in den Weg stellen sollte, aber im Augenblick ist seine Laune absolut im Keller. „Ich soll einen auffälligen Standort weitergeben, Meister." Ihre Mundwinkel gehen hoch, als sie nicht nur die Augen aufblitzen sieht, sondern auch die Hoffnung spürt die durch das gemeinsame Band dringt. „Komm schon, spucks aus!" Er respektiert ihre Privatsphäre und somit auch ihren Kopf und ihre Gedanken. Sie ist eine von wenigen, bei der er es wirklich respektiert und bei der er auf eine explizite Erlaubnis wartet um im Notfall in den Kopf zu gehen. „Nördlich von Cambridge in Ely. Aber ich denke dass auch Hans und Pater Anderson davon bescheid wissen sollten. Lady Integra meinte, dass sie auch mitsollen." Ugh, das verzögert das alles extrem! „Alles klar, bin unterwegs, ich nehme die beiden mit. Gib mir die restlichen Infos gedanklich mit!" Seras sieht nur noch wie er im Schatten verschwindet und schmunzelt leicht, ist doch schön wenn er sich endlich einmal mit richtigen Freunden umgibt und sich Sorgen darum macht. Auch wenn die Situation beschissen ist.
Hans ist schnell zu lokalisieren, schnell zu warnen und schnell mitzunehmen. Alucard dachte immer dass er kein Taschenköter wäre, aber den kann man leichter mitgehen lassen als Dinge bei einem Kiosk. Der Paladin hingegen ist selbst noch am telefonieren, der Erzbischof ist am anderen Ende der Leitung. „Handy weg, mitkommen. Es gibt einen Hinweis auf etwas." Alexander reißt den Kopf herum, jeder normale Mensch hätte sich jetzt schon etwas gezerrt. „Momo? Hat man sie gefunden!?" Der Urvampir schnalzt nur entgeistert mit der Zunge. „Wenn der Herr sich beeilt, dann könnten WIR sie finden! Also ab jetzt!" Anderson nickt nur kurz, gibt bescheid dass er auflegen muss und steht auf. „Wohin?" Alucard legt ihm nur eine Hand auf die Schulter. „Soll ich die Frage beantworten, verehrter Pater Anderson, oder soll ich uns die Zeit sparen und dorthin bringen?" Die grünen Augen werden verdreht, dann halt nicht. „Dann beweg dich auch, Blutsauger. Ugh, deine Rasse hätte schon längst ausgerottet werden sollen." Hans stellt sich zu dem Schwarzhaarigen, der ein klein wenig amüsiert lacht. „Sagte er und hätte Momo erstens durch mich nicht kennengelernt UND wo wärt Ihr jetzt bitte ohne mich? Ohne Seras?" Der blondhaarige Mann sagt ja schon nichts mehr, sondern lässt sich von Alucard nur in die Dunkelheit ziehen, in welcher sie wohl ein wenig bleiben müssen. Hans streckt sich kurz und knackt seine Fingerknöchel, auch seine Hoffnung ist nach oben geschossen und er will diese eigentlich stille Frau wieder an seiner Seite haben. Die Muffins, die sie gebacken hatte, hat keiner so wirklich runterbekommen. Nicht dass sie nicht lecker wären, er kennt ihre Backkunst und die ist super! Aber die Sorgen und auch die Vorwürfe sind Dinge, die den Appetit einfach dämmen. Einmal waren sie nicht mit ihr unterwegs. Und genau bei diesem einen Mal zieht man sie weg und blockiert alle Möglichkeiten der Kommunikation. Zufall? Er glaubt nicht.
„Du bist dir wirklich sicher? HIER?!" Der Paladin rümpft die Nase als ihm der Gestank der Klärgrube in die Nase steigt die rechterhand von ihnen ist. Links gibt es ein relativ großes Gebäude und hinter ihnen befindet sich ein Parkplatz mit verschiedenen Transportern und Privatwägen der Angestellten des Recyclingzentrums. „Seras hat diesen Ort genannt bekommen und nennt mich Irre-" „Das tue ich auch so schon.", murmelt Anderson und unterbricht den Urvampir, welcher ihm einen gereizten Blick zuwirft. „Da drunter ist wirklich etwas. Walsh, der alte Sack, hatte doch echt mal nen guten Riecher." Hans gibt ein leises Schnauben von sich, wobei Alucard seine Hand hebt. „Ganz entspannt, Köter. Erst Lage checken, dann Leute umbringen." Der Paladin sieht sich um und brummt skeptisch. „Weil du auch so viel von ‚Erst fragen dann schießen' hältst. Ist klar." „Will da jemand nicht mit runter und stattdessen hier oben bleiben, bevor wir sie vielleicht rausholen?" Alucard kann nur spüren DASS sich dort unten etwas befindet. Aber es ist, als würde man eine Art Schutzschicht drumherum gewickelt haben, sodass er keine Auren spüren kann, geschweige denn nach unten porten könnte. „Dann lass uns auch runter und keine großen Reden schwingen.", erwidert der Paladin ein wenig ungeduldig, wobei Alucard nur mit einem amüsierten Schmunzeln nickt. „Ja, ja... können wir ja." Den Schatten kann er zum Glück nutzen, wieso auch immer das andere immer noch nicht funktioniert. Das ist... absoluter... Mist?
„Wir könnten hier wirklich richtig sein.", gibt Alucard im nächsten Moment von sich und bekommt zwei durchaus neugierige Blicke ab. „Ihr wisst doch noch als ich sagte dass ich nicht zu ihr porten kann. Hier kann ich das auch nicht. Ich kann nicht nach unten porten." „Aber der Schatten-" „Der Schatten funktioniert. Wir könnten unseren Jackpot haben, los." Ramona wird gerade erst wieder wach, ihr Körper schüttelt sich und sie lehnt sich an die Wand. Diese kompletten Ausfälle ihres Bewusstseins sind durchaus Besorgniserregend. Aber sie hat keinen Hunger und keinen Durst mehr! Das ist der einzige Vorteil dieser Blackouts, diese Dinge verschwinden. Auch wenn sie wohl gefühlt jedem die Kehle aufreißt, immerhin ist ihr Gesicht schon wieder voll mit irgendwelchem Blut. Entgeistert wischt sie sich das alles mit dem Shirt ab und sieht sich um. Das ist nicht die vorherige Ebene auf der sie war und ihre Waffe ist schon wieder weg. Verdammt, wieso verliert sie Gewehre wie Kinder ihre Milchzähne! Die Wände sind anders gestaltet, besitzen eine etwas freundlichere Atmosphäre und tatsächlich gibt es hier ein paar Bilder oder Pflanzen. Im Gegensatz zu ihrer ersten Ebene, dort war alles immer nur steril gehalten und man konnte irgendwann vor lauter Weiß nichts mehr anderes sehen. Jetzt gibt es wenigstens Unterschiede an denen sie auch ohne Leichen erkennen könnte wo sie war! Wenn sie nicht im Blackout gearbeitet hat. Kurz sieht sie an sich runter da sie keine Gefahr sieht oder hört und verzieht das Gesicht. Ihre Kleidung ist durchlöchert oder aufgeschlitzt, es sieht aus als wäre sie in den Fleischwolf geraten. Aber sie kann keine Wunden bei sich selbst feststellen! Naja, dann muss Alucards Blut wohl immer noch wirken.
-und ich brauche definitiv mindestens vier Döner wenn ich hier raus bin... ich hab HUNGER! Hans und Alucard sehen sich an, als sie den letzten Teil dieses gedanklichen Fetzens mitbekommen. Anderson runzelt nur die Stirn. „Was. Was ist jetzt schon wieder los. Habt ihr beide was gerochen das-" „Wir haben ihre Gedanken gehört." Ihre Gedanken... „Worauf wartet ihr noch! Antwortet ihr! Sagt ihr dass wir unterwegs sind! Frag sie ob sie weiß wo sie ist!" Während Alucard ihm entgegen zischt dass sie das schon vorhatten, übernimmt Hans das einfach. Dok? Kannst du mich hören? Stille. Hans? Ein erleichtertes Lächeln ziert seine Lippen. Ja, Alucard und der Pater sind auch da. Wo bist du? Wir sind hier irgendwie in einer Art Büroabteil? Ramona sieht sich weiterhin um. Weiße Wände und ein paar Bilder? Der Werwolf schüttelt leicht den Kopf. Tapeten mit... irgendeinem komischen dunkelgrünen Muster. Shit, das hat sie hier nicht. Der Schwarzhaarige leckt sich über die Lippen, wenn sie jetzt wieder kommunizieren können... Ich probier was aus, Bestie. Huh? Was will er denn bitte ausprobieren? „Wir werden sehen ob das funktioniert. Wenn ja, dann kümmert ihr beide euch am besten um die Wachleute da hinten.", brummt der Urvampir und deutet hinter sich den Gang entlang. Hans und Anderson blicken in die Richtung und beide lassen sie einen langen und entgeisterten Seufzer hören. Doch schon ist Alucard verschwunden und der Paladin holt die Bajonette hervor. „Das blutsaugende Arschloch lässt uns echt die Arbeit und spielt bei ihr den Retter!" Hans brummt nur kurz und zuckt mit den Schultern, solange es sich am Ende lohnt, sollte ihm der Weg bis dahin wirklich egal sein! Während Anderson in die Richtung läuft in welche Alucard gedeutet hat, sieht Hans in die entgegengesetzte Richtung und leckt sich über die Lippen. Da sag noch einer er hätte keine Arbeit.
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