
🌻Kapitel 15🌻
Als wir das kleine Cafe erreichten, in dem auch Flavio arbeitete, machte mein Herz vor Freude einen Sprung. Draußen standen Stühle und Tische in sanften Pastellfarben, die direkt einen familiären Eindruck und warme Gefühle in mir auslösten.
"Ist es hier okay für dich?", fragte Noah mich, wobei seine Hand zu seinem Nacken wanderte, an dem er sich kurz nervös über die Haut fuhr.
"Es ist wunderschön hier! Bell und Hazel waren mit mir an dem Tag hier, als wir zusammen Fußball gespielt haben.", schwärmte ich ihm vor, was ihn sehr zu beruhigen schien.
"Na dann, wo möchtest du dich hinsetzen?", fragte er mich in einem sanften Tonfall.
Ich wählte einen Platz aus, der noch in der Sonne lag, an dem man aber nicht geblendet wurde. Zufrieden seufzend ließ ich mich auf dem Stuhl nieder, der gegenüber von Noahs Stuhl stand. Lächelnd griff ich nach der Getränkekarte und sah mir das Angebot an.
"Seit wann bist du eigentlich schon auf der Schule?", fragte ich ihn plötzlich, da mir gerade die Frage in den Sinn kam.
Ich meinte kurz, etwas wie Schmerz in seinen Augen ausmachen zu können, die für einen kurzen Moment etwas trüb wirkten.
"Seit knapp einem Jahr.", beantwortete er mir meine Frage mit einem knappen Blick in meine Richtung. Er schien auf einmal sehr erleichtert zu wirken, als auf einmal Flavio vor uns stand und uns fragte, was wir trinken wollen. Auffordernd sah Noah mich an, weshalb ich schnell meine Bestellung aufgab, woraufhin auch Noah sich einen Kaffee bestellte. Mit einem Zwinkern in meine Richtung verabschiedete sich Flavio wieder.
"Kennst du ihn?", fragte Noah mich neugierig und lehnte sich etwas nach vorn.
"Ja, er hat mich in seinem Taxi zur Schule gefahren und mich vor Francis' weiteren Belästigungen im Zug gerettet.", scherzte ich halbherzig, was Noah nur mit einem nachdenklichen Nicken quittierte.
Dann fand er auf einmal seine Stimme wieder und bot mir großzügig an, Francis eine runterzuhauen, falls er mir nochmal zu nah kommen sollte.
Ich lief etwas rot an, als ich ihm versicherte, dass Hazel das an meinem zweiten Tag hier schon zu Genüge getan hatte.
"Und wieso bist du mitten im Schuljahr hierhin gewechselt?", fragte er mich nach einem Moment zögerlich.
"Meine Eltern haben sich scheiden lassen, weil mein B-", erschrocken schlug ich mir die Hand vor den Mund, als ich merkte, was ich beinahe über mich Preis gegeben hatte.
"Das tut mir leid, wenn du irgendwann möchtest, kannst du gerne mit mir darüber reden.", bot er mir in einer so sanften Tonlage an, als hätte er Angst, dass er mich allein mit seiner Stimme zum Zerbrechen bringen könnte. Dankend nickte ich ihm zu und senkte etwas meinen Blick, als ich bemerkte, wie meine Augen sich langsam mit Tränen füllten. Schon länger hatte ich nicht mehr an das Unglück denken müssen, das vor drei Jahren geschehen war. Selbst nach meiner Therapie ergriff mich das Thema noch zutiefst. Auf einmal spürte ich, wie sich eine Hand leicht auf meine legte und blickte auf. Noah lächelte mich an, doch in seinem Blick konnte ich statt Mitleid, das ich so satt war, etwas wie Verständnis ausmachen.
"Ich bin echt nicht gut im Trösten, aber ich gehe dir mal ein Taschentuch holen.", sagte er und verschwand mit einem letzten Blick über die Schulter im Inneren des Cafes. Schnell wischte ich mir mit den Fingerspitzen die sich nun anbahnenden Tränen weg und blinzelte ein paar mal, ehe ich die Nase hochzog und versuchte, wieder ein Lächeln aufzusetzen.
Als Noah wieder rauskam, hatte er nicht nur Taschentücher dabei, sondern auch eine kleine Schüssel mit Keksen, die verdächtig nach Oreos aussahen.
"Die sind doch vegan, oder? Flavio hat mir erzählt, dass du Veganerin bist.", erklärte er mir und stellte dabei die Schüssel auf den Tisch. Er reichte mir einen Taschentuch, das ich dankbar annahm und mir damit meine Wangen trocken tupfte.
"Danke, das ist sehr aufmerksam von dir.", bedankte ich mich und nahm mir einen Keks, um an ihm zu knabbern.
"Also ich muss ehrlich sagen, dass die zu trocken sind. Da ist viel zu viel Keks und viel zu wenig Creme.", stellte er trocken fest, als er seinen Keks kritisch beäugte.
"Was, echt? Hast du überhaupt schonmal eine richtige Oreo Torte gegessen?", fragte ich ihn mit einem Schmunzeln.
"Ne, aber so lecker kann die ja dann nicht sein.", sagte er mit einem verschmitzten Grinsen.
"Gut, dann musst du das dringend nachholen. Kann man in der Schulküche backen?", fragte ich ihn mit einem Glitzern in den Augen, da ich ans Backen dachte.
"Ich wüsste nicht, wieso man es nicht dürfen sollte, aber dann vermutlich nur spät abends.", dachte er laut nach.
"Na dann, wie wäre es mit morgen?", fragte ich ihn, nun wieder neuen Mutes.
"Haben wir überhaupt Zutaten?", fragte er mich und verschränkte lachend die Arme vor der Brust.
"Äääh, gibt es hier einen Laden, in dem man einkaufen kann?", fragte ich ihn mit einem nachdenklichen Blick.
"Glaub schon, ich bin mir aber nicht sicher, ob die irgendwas Veganes da haben.", merkte Noah an.
"Ach, das klappt schon. So viel Außergewöhnliches braucht man da gar nicht.", beruhigte ich ihn und fing an zu lächeln, als ich sah, dass Flavio gerade mit unseren Getränken auf dem Weg zu unserem Tisch war.
"Ein Espresso", kündigte er an und stellte ihn vor Noah und wandte sich dann mir zu.
"Und ein Latte Macchiato mit Mandelmilch", stellte er auch mein Getränk mit einem Zwinkern und einem aufmunternden Lächeln vor mich und entfernte sich wieder von uns. Schweigend tranken wir unseren Kaffee, führten hin und wieder ein bisschen Smalltalk und lachten zusammen.
"Sehe nur ich das oder ziehen da gerade dunkle Wolken auf?", fragte Noah mich auf einmal und richtete sich in seinem Stuhl auf, um in den Himmel zu gucken.
"Scheiße, du hast recht, die bewegen sich echt schnell!", stellte auch ich erschrocken fest.
"Lass uns schnell bezahlen, die Sachen kaufen und dann wieder zurück zum Internat fahren.", schlug Noah vor und stand auf, während er aus seiner hinteren Hosentasche sein Portemonnaie holte und einen Zehnerschein rausholte.
"Warte, ich hab mein Geld gleich.", sagte ich hektisch und wollte gerade mein Portemonnaie herausholen, als er abwinkte, den Schein unter seine Tasse klemmte und Flavio von draußen zum Abschied zuwinkte.
"Dann bezahle ich aber die Zutaten!", machte ich ihm klar, ehe ich seine Jacke wieder anzog, da langsam ebenfalls ein leichter Wind aufkam.
"Deal", stimmte er mir zu und wir liefen schnell zu dem kleinen Supermarkt, der sich ein paar Straßen weiter befand. Als wir uns nach drinnen gerettet hatten, da es bereits leicht angefangen hatte zu nieseln, schüttelte Noah kurz lachend den Kopf und fuhr sich durch seine feuchten Haare.
"Du hast nicht zufälligerweise einen Schirm dabei?", fragte er mich und klang dabei so, als würde er die Antwort bereits kennen. Grinsend sah ich ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue an und schüttelte den Kopf, während ich mich mental bereits darauf konzentrierte, die Zutaten zu sammeln. Als ich schließlich die einzelnen Regale abging, hielt Noah sich stets hinter mir und war mein lebender Einkaufskorb. Hin und wieder gab er Kommentare wie "Brauchen wir das wirklich?" oder "What the fuck ist Agar-Agar?" ab, die mich zum Schmunzeln brachten. Nachdem ich die letzte Zutat gefunden hatte, begaben wir uns zur Kasse und ich zahlte schnell. Unglücklicherweise hatte es bereits stark angefangen zu regnen.
"Okay, wir rennen schnell zurück zum Motorrad und du kriegst deinen Helm dieses Mal am besten selbst zu.", stellte Noah klar und zwinkerte mir beim letzten Teil zu, woraufhin ich lachte und ihm nickend zustimmte.
Gemeinsam traten wir hinaus und fingen an, zurück zum Brunnen zu rennen. Nach einer Weile merkte ich, wie Noah uns beiden seine Jacke über den Kopf hielt, damit wir nicht nass wurden. Ich konnte mir ein zufriedenes Lächeln nicht verkneifen und als wir schließlich angekommen waren, sprangen wir schnell auf, ich hielt mich wieder an ihm fest und zusammen fuhren wir los.
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