Verfehlt Und Doch Gewonnen
Der erste Schultag verlief für Craig ereignislos. Zuerst hatten die Gryffindors mit den Slytherins Zaubertränke bei Professor Webb. In der ersten Stunde wiederholten sie natürlich nur das Gelernte vom letzten Jahr. Kräuterkunde stand als nächstes an. Professor Longbottom zeigte den Schülern die Pflanze Alihotsi. Der Verzehr ihrer Blätter war höchst gefährlich, denn dadurch bekam man Hysterie. In Verteidigung gegen die dunklen Künste gab Professor Upangry bekannt, dass es Projekte zu machen gab.
„Ich wähle durch Zufall verschiedene Dreierteams, die dann ein Projekt über ein zufälliges Geschöpf aus den ersten Kapiteln machen", erklärte er.
Die Gryffindors und Ravenclaws tuschelten aufgeregt.
Craig flüsterte zu seinem Banknachbarn Dylan: „Das wird mal was."
Professor Upangry zeigte seinen alten Bowler, in dem all ihre Namen auf Zetteln geschrieben waren, und einen schönen Zylinderhut, in dem sich die Namen der Tierwesen befanden. Der Klassenraum wurde still, als Upangry die ersten Zettel rausholte.
„Das erste Dreierteam", verkündete er, „besteht aus Logan Knight, Roxanne Weasley und Quinn McLaggen! Sie machen ein Projekt über Knuddelmuffs."
Alle drei waren glücklich darüber, dass sie nicht mit jemand nervigen zusammenarbeiten mussten.
„Evie Dawntish, Edward Wizybuy und Terry Green haben das Wesen Ramora."
Terry schien erleichtert und lehnte sich an den Stuhlrücken an. Craig war gespannt, mit wem er zusammenarbeiten musste.
„Louis Weasley, Antonio Lockhart und Yara McCourse haben den Imp."
Louis und Antonio starrten ausdruckslos in die Luft. Das erinnerte Craig an die Fahrt mit den Thestralen.
„Rose Granger-Weasley, Jakob Jokeguy und Craig Creevey haben den Bowtruckle."
Craig war ziemlich erstaunt. Er hatte doch selbst einen Bowtruckle, das konnte nur zu einfach sein. Er hörte gar nicht mehr hin, denn er spürte, dass Colin, sein Bowtruckle, in seinem Haar krabbelte.
Nach dem Unterricht traf er auf Jakob und Rose in der Eingangshalle.
„Ich gehe in die Bibliothek und suche nach Büchern über Bowtruckles", meinte Rose.
„Das wird nicht nötig sein", erklärte Craig. „Ich habe jemanden dabei, der mehr über Bowtruckles weiß als jeder andere."
Jakob wollte sofort wissen: „Wen denn?"
Mit einem breiten Lächeln griff Craig in sein Haar. Colin setzte sich auf seine Handfläche, die er dann seinen beiden Mitschülern zeigte. Rose war erstaunt, Jakob fand Colin aber stattdessen sehr süß.
„Woher hast du ihn?", fragte Rose nach.
Craig erzählte Jakob und Rose über die Begegnung mit Hagrid im Wald. Der Ravenclaw schlug vor, Hagrid zu besuchen, da er wahrscheinlich sehr viel über Bowtruckles wusste.
Am Nachmittag machten sich die drei Schüler auf den Weg zu Hagrids Hüte. Craig kannte schon die schäbbige Holzhütte, in der der Hakbriese wohnte. Rose klopfte zweimal. Die Tür wurde vom großen Wildhüter geöffnet.
„Ach, du bist's ja!", rief er bedröppelt. „Wie geht'sn dem Bowtruckle, heh?"
„Ist alles gut mit Ihnen, Professor Hagrid?", erkundigte sich Rose.
Hagrid erwiderte: „Nur'n bisschen Feuerwhiskey, nichts weiteres."
Der Lehrer für Pflege magischer Geschöpfe führte die Gryffindors und den Ravenclaw zu einem Tisch in der Hütte. Die Gäste setzten sich wie Hagrid. Dieser schenkte sich ein weiteres Glas Feuerwhiskey ein.
„Ähm, Hagrid, weißt du etwas über Bowtruckles?", kam Craig zum Punkt.
„Aber natürlich!", lachte Hagrid. „Ich weiß alles über sie!"
„Dann erzählen Sie mal", erwartete Rose, während sie auf ein Blatt Pergament etwas aufschrieb.
Hagrid klärte seinen Gästen über das Zusammenleben, die Nahrung, Fressfeinden und ihre Gebundenheit zu Zauberstabholzbäumen auf, während er immer wieder Feuerwhiskey nachschenkte. Die fleißige Gryffindor schrieb jedes so kleine Detail auf, Craig hörte Hagrid gespannt zu und Jakob schaute die Flasche Feuerwhiskey begierig an, obwohl er wusste, dass selbst Hagrid ihn nichts davon trinken lassen würde, es sei denn, er war nicht ganz da.
Als die Abenddämmerung anbrach, verabschiedeten sie sich von Hagrid und begaben sich zum Schloss. Craig ging mit seiner Hausgenossin in den Gemeinschaftsraum von Gryffindor, um sich mit Terry zu treffen. Dabei bemerkte er den strengen Blick von Lorcan, den er jedoch ignorierte. Er ließ sich neben Terry auf dem bequemsten Sofa vor dem Kamin nieder. Terry schrieb stumm etwas über die Nahrung der Ramora auf. Craig entspannte sich und genoss die Wärme vom brodelnen Feuer. Schon bald schlossen sich seine Augenlider und er schlief ein.
Schweißgebadet schrack Craig auf. Er lag auf seinem Bett im Schlafsaal. Die anderen Jungs schliefen seelenruhig. Er wusste nicht genau, was er geträumt hatte, aber er konnte sich an einen grünen Lichtblitz erinnern. Er sah genauso aus wie der vom Todesfluch. Was, wenn es wieder wegen seiner Legilimentik war? Wenn jemand tatsächlich so gestorben war? Craig gefielen diese Gedanken gar nicht. Er legte sich wieder hin, zog fröstelnd die Decke näher zu sich und kniff die Augen zu.
Die nächsten Tage waren nicht mehr so ereignisreich. Nur der Samstag war ein besonderer Tag für Craig. Als das Wochenende da war, war Craig schneller wach als alle seine Mitschüler. Auf diesen Tag hatte er sich lange gefreut. Er öffnete seinen Koffer und schaute seinen ersten Besen an. Es war ein Komet Zwei-Neunzig, die zweitneueste Variante des Besens. Craig hatte seinen Vater in den Ferien immer wieder darum gebeten, ihm einen Besen zu kaufen, aber Dennis war nur einverstanden, wenn er nicht zu teuer war. Craig hatte sich dabei den Nimbus Fünftausend gewünscht, aber mit dem Komet war er auch einverstanden gewesen.
Im Trainingsgelände war schon Lysander Scamander mit seiner Mannschaft anwesend. Anwärter für die verschiedensten Posten waren auch da. Craig wollte unbedingt Jäger werden, er hatte auch schon einmal bewiesen, dass er den Wronski-Bluff beherrschte.
Lysander erläuterte: „Als erstes möchte ich sehen, ob ihr überhaupt fliegen könnt. Fliegt ein bisschen rum."
Alle Werber setzten sich auf ihren Besen. Manche schafften es nicht mal, in die Luft zu steigen. Craig flog ruhig über das Spielfeld. Viele Zweitklässler kollidierten miteinander, auch ältere Gryffindors machten es ihnen nach. Lysander wies diese an, dass Trainingsgelände zu verlassen. Am Ende war mehr als die Hälfte gegangen.
„OK, jetzt möchte ich euch in vollem Einsatz sehen", sagte Lysander bitter. „Ihr spielt jetzt alle zusammen gegen uns. Die, die mithalten können, kommen ins Team."
Die Anwärter teilten sich auf. Craig und zwei ältere Gryffindors waren Jäger, Rose Granger-Weasley die Sucherin, Roxanne die Hüterin und zwei kleine Knirpse, die sogar noch kleiner als Craig waren, die Treiber. Madam Hooch erschien auch. Um fair zu bleiben, bekam Craigs Mannschaft den Quaffel. Madam Hooch pfiff das Spiel an. Die zwei älteren Jäger versuchten ein Passspiel, aber Olivia McLaggen kam dazwischen. Craig flog ihr hinterher. Olivia holte zum Wurf aus, da schnappte Craig sich den Quaffel. Er zischte blitzschnell in die entgegengesetzte Richtung. Er sah noch rechtzeitig, wie Fred Weasley einen Klatscher auf ihn schoss. Craig wurde schneller, sauste an Lysander vorbei, warf den Quaffel in die Richtung des linken Torringes und wurde schließlich vom Klatscher an den Rücken erwischt. Craig stürzte vom Besen und erwartete, auf dem Boden aufzuprallen, aber stattdessen schwebte er knapp ein paar Millimeter über dem Rasen. Madam Hooch flog mit erhobenem Zauberstab zu ihm. Craig fiel auf den trockenen Boden. Er rappelte sich schnell wieder.
„Habe ich getroffen?", fragte er aufgeregt.
Madam Hooch erwiderte: „Es war... knapp daneben."
Craig starrte zu den gegnerischen Torringen. Mara Hupcoonoxtn hob den Quaffel auf dem Rasen auf. In der Mitte des Spielfelds unterhielt sich Lysander mit dem Rest des Teams. Anschließend landete der Kapitän direkt vor Craig.
„Craig...", fing Lysander an.
Craig schnitt ihm das Wort ab: „Ja, ich weiß, dass ich es vermasselt habe."
„Nein, nein, das wollte ich eigentlich nicht sagen", widersprach Lysander. „Das war klasse gemacht, Craig! Am Abschluss kann man noch pfeilen, aber ansonsten warst du ziemlich gut."
Craig bekam kaum ein Wort aus seinem Mund: „Meinst du etwa...?"
„Yep. Du bist mit Rose Granger-Weasley in der Mannschaft", erwiderte der Quidditch-Spieler.
Craig sprang voller Freude auf. Er fühlte sich, als ob er Felix Felicis getrunken hätte, so glücklich war er.
„Kommen wir aber mal zu deinem Komet", wechselte Lysander das Thema.
James Potter kam mit zwei fast auseinandergebrochenen Hälften von Craigs Besen herbei geflogen. Craigs Herz fiel ihm in den Schoß.
„Kann man das wieder reparieren?", fragte Craig besorgt.
Madam Hooch gab ihm eine Antwort: „Ja, aber natürlich! Das dauert nur ungefähr zwei Tage."
James überreichte ihr den kaputten Besen. Sie verließ mit dem Besen das Trainingsgelände. Auch die Quidditch-Mannschaft und die Werber gingen ins Schloss. Craig hatte irgendwie gemischte Gefühle. Er war glücklich darüber, in der Mannschaft von Gryffindor spielen zu können, aber auch traurig darüber, dass sein Besen zu Bruch gekommen war. Er wusste aber auch, dass das zum Quidditch dazu gehörte. Anstatt in seinen Gemeinschaftsraum zu gehen, setzte er sich auf den Ländereien hin. Colin kam aus seiner Hosentasche heraus und tauchte unter den Grashalmen unter. Der Bowtruckle lief in die Richtung des verbotenen Waldes. Craig gab sich einen Ruck. Dahin durfte Colin auf gar keinen Fall hin! Craig folgte seinem Haustier. Am Rand des Waldes war er kurz davor, Colin einzufangen, krachte aber gegen einen Baum. Der Bowtruckle lief tiefer in den Wald und gab Craig keine andere Wahl, als ihm zu folgen. Craig zückte seinen Zauberstab und rannte Colin hinterher.
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