Ravenclaws Glücklichen Zwei
Am letzten Tag kurz vor den Weihnachtsferien hatte es über Nacht geschneit. Auch ein Schneesturm wütete, der die Schüler daran hinderte, im Schnee zu spielen.
Craig wachte an diesem Morgen von einem lauten Schnurren auf. Als er die Augen öffnete, entdeckte er eine pechschwarze Katze auf seinem Bett. Der Gryffindor verscheuchte Louis Weasleys nervigen Kater Beißkralle, die ihrem Namen alle Ehre machte.
Logan Knight stritt sich mit Louis, da sein eigenes Bett von Beißkralle völlig verwustet worden war. Das Kopfkissen hatte beachtlich viele Kratzspuren.
„Der macht, was er will!“, schrie Logan, sodass Terry zusammenzuckte. „Er soll draußen schlafen!“
Louis wendete wie zu erwarten war nichts dagegen ein, sondern nickte verlegen, schnappte sich seinen Kater, der vergnügt auf Logans Bett spuckte, und sperrte sie in eine blaue Box.
Nachdem Craig sich umgezogen hatte, betrat er die große Halle, um sich dann neben Terry zu setzen, der sich einen grünen Apfel von einem Korb voller Obst und Gemüse nahm.
„Und?“
„Und was?“, fragte Craig verwirrt.
Terry verdrehte die Augen bei seiner Bemerkung: „Du weißt genau, über was ich rede. Der Weihnachtsball steht vor der Tür, Craig!“
„Ach ja!“, erinnerte Craig sich. „Ich habe auch eine Verabredung gefunden.“
Terry starrte ihn perplex an, als wäre es das unwahrscheinlichste, was je passieren könnte.
„Wer ist es denn?“, fragte Terry mit vollem Mund.
Craig antwortete selbstbewusst: „Yara McCourse.“
„Oh, wow“, murmelte Terry.
Lügen konnte er nicht recht gut, und so wusste Craig sofort, dass Terry sich da jemand beliebteren als seine Partnerin ausgemalt hatte. Das war Yara in der Tat nicht, aber sie war deshalb ja nicht unausstehlich.
Die Unterrichtsstunden fühlten sich viel länger als normalerweise an, dass lag aber wahrscheinlich daran, dass am selben Tag der Ball stattfand, auf den fast alle heiß waren.
Professor Jimby war wohl nicht in der Stimmung für eine Feier, denn am Ende von Geschichte der Zauberei gab er unzählige Hausaufgaben über die Ferien auf.
Richtig emotional wirkte Madam Hooch. Nach den Ferien würde sie in Rente gehen und ein anderer Lehrer würde sie ersetzen. Ihr letzter Tag in Hogwarts machte ihr zu schaffen.
Kräuterkunde mit Professor Longbottom wurde nie ein langweiliges Fach. Als eine Alraune auf Ben Topers Gesicht sprang, schrie dieser auf und rempelte Roxanne Weasley an, die mit ihrem Gesicht gegen einen orangenen Topf knallte. Sie torkelte einige Sekunden lang, bevor sie auf einem Haufen Laubblätter ausrutschte. Sie konnte sich mit ihrer Hand abstützen, die aber in die matschige Erde eines Topfes hineingezogen wurde.
Professor Longbottom eilte zu ihr herbei, während zwei Hufflepuffs die Alraune von Bens Gesicht zogen. Craig betrachtete das Chaos amüsiert.
„Helft mir, Kinder!“, rief der Lehrer für Kräuterkunde.
Craig und seine Mitschüler rannten zu ihm und Roxanne, dessen Oberarm bereits in der Erde steckte. Der Gryffindor fragte sich, was für eine Pflanze das wohl sein könnte. Er konzentrierte sich aber schnell wieder auf die Weasley, die gerettet werden musste.
Die Gryffindors und Hufflepuffs zogen gemeinsam an Roxanne, die höher kreischte als Chloe, wenn man ihr sagte, dass sie mittelmäßig aussähe. Die Pflanze in der Erde hatte aber scheinbar großen Hunger, denn sie gab nicht nach.
„Nur noch… ein kleines… bisschen…“, stöhnte Professor Longbottom, „… gleich…“
Mit letzter Kraft zogen sie Roxanne heraus. Craigs Arme und Hände schmerzten, aber Beachtung schenkte er ihnen nicht sonderlich. Professor Longbottom beendete mit zersaustem Haar und einem abgefallenen Backenzahn den Unterricht, woraufhin die Schüler augenblicklich aus dem Gewächshaus stürmten.
Nach Zauberkunst wurden die letzten Stunden bis zum Weihnachtsball um einiges unerträglicher. Mittlerweile hatte die Rivalität zwischen Gryffindor und Slytherin ihren Höhepunkt erreicht, denn die Anspannung machte den beiden Häusern zu schaffen. Brianna war am Tiefpunkt ihrer Laune und nannte jeden Muggelstämmigen, auf den sie traf, ein Schlammblut.
Craig bereitete sich eine halbe Stunde vor der erwarteten Veranstaltung vor. Louis Weasley hatte sich bemerkenswert schick angezogen. Craig und Logan hingegen zogen sich mit einem marineblauen Hemd und schwarzen Schlips lässiger an.
„Du siehst aber schick aus, Louis“, schmunzelte Terry in seinem smaragdgrünen Sakkoanzug, aber Craig war es ein Rätsel, wie er an Stiefel aus Drachenleder rangekommen war.
Im Gemeinschaftsraum von Gryffindor unterhielten sich einige Mädchen. Als die Herren aus dem Schlafsaal kamen, waren die Unterhaltungen wie weggeblasen. Craig hielt sich aber nicht lange im Gemeinschaftsraum auf, denn seine Verabredung war in einem anderen Haus.
Auf dem Weg zum Gemeinschaftsraum von Ravenclaw stoß er auf etliche Paare. Auch bekannte Gesichter traf er an, die in höchster Stimmung waren. Lysander protzte so vor Stolz. Seine Partnerin mit brünetten Haaren wirkte nicht ganz begeistert, zwang sich aber dennoch ein Lächeln auf die Lippen. Lorcan hatte keine Partnerin, was kein Wunder war. Er ließ sich lieber in der Bibliothek nieder oder kam sofort angerannt, wenn irgendeine Regel gebrochen wurde.
Viele Ravenclaws starrten Craig argwöhnisch an, denn für die meisten von ihnen war seine Verabredung gewöhnungsbedürftig. Der Gryffindor jedoch blendete die Ravenclaws aus und stieg die Wendeltreppe hoch, um dann vor der Eingangstür zu stehen.
Der bronzene Türklopfer in Gestalt eines Adlers stellte ihm gleich eine Frage: „Zwei Väter und zwei Söhne stellen sich nebeneinander vor einem großen Spiegel, im Spiegelbild sind aber nur drei Personen. Wie kann das sein?“
Das war eine Frage zum Knobeln. Craig dachte lange nach, doch eine Antwort wollte ihm einfach nicht einfallen.
„Die drei Personen sind Großvater, Vater und Sohn.“
Der Gryffindor sah sich um. Dylan sah ihm mit einem breiten Lächeln entgegen. Er hatte sich einen Smoking wie Louis angezogen, aber dieser war rot. Seine Haare hatte er wegen dem besonderen Anlass nach hinten gegelt.
„Mal wieder richtig, Mr Creevey“, lobte der Türklopfer Dylan.
Als die Tür sich öffnete, verließen drei gackernde Mädchen mit Pferdeschwänzen und ein Siebtklässler den Gemeinschaftsraum. Hinter ihnen kam Yara McCourse zum Vorschein.
Craig hätte der Mund aufklappen können. Die schüchterne Ravenclaw vom Vortag erkannte er fast nicht mehr wieder. Ihre dunkelbraunen Haare hatten keine Hasenohren mehr, sondern waren ziemlich lang geworden. Auch eine Brille trug sie nicht mehr, stattdessen hatte sie sich wohl für Kontaktlinsen entschieden. Sie trug ein grünes Hemd mit einem lila Rock, der Kontrast der beiden Kleidungsstücken war stilvoll. Nur die braunen Stiefel aus pflanzlichen Rohstoffen trug sie noch immer.
„Du hast dich aber herausgeputzt“, bemerkte Craig erstaunt.
Yara sagte betreten: „Oh, danke. Du siehst aber auch schick aus.“
„Ich geh dann mal“, meinte Dylan und ging.
Craig folgte ihm mit Yara die Wendeltreppe herunter, er war weiterhin fassungslos, aber die Beherrschung über sein Gesicht hatte er wieder zurück gewonnen.
Vor der großen Halle begegnete die kleine Gruppe Helena Pearce, die sich nochmal extravagant gekleidet hatte. Sie trug ein hellblaues Bubble-Kleid, welches ihr wirklich gut passte.
„Du siehst klasse aus“, gaffte Dylan perplex.
Helena lief leicht rosa bei seinem Kompliment an: „Danke… du siehst auch nicht schlecht aus.“
Unzählige Schüler warteten vor der gigantischen Tür der großen Halle darauf, dass der Weihnachtsball los ging. Nun wurde selbst Dylan ganz zapplig, obwohl man es von ihm nicht erwarten würde.
Die Tür öffnete sich ein wenig. Professor Webb schaute in die Runde. Fast alle Einwohner des Schlosses waren anwesend, eingeschlossen fast alle zwanzig Geister Hogwarts. Von Peeves war glücklicherweise keine Spur und die Hausgeister von Slytherin und Ravenclaw waren anscheinend nicht in Festtagsstimmung.
„Ihr könnt dann mal rein“, verkündete Professor Webb enthusiastisch.
Sie öffnete die Tür zur großen Halle. Kaum eine Sekunde später rannten die Schüler in die Halle, die Geister folgten ihnen schwebend. Yara zog Craig mit sich. Dieser sah Helena und Dylan bereits zur Tanzfläche laufen.
Der Abend würde besonders werden. Craig wusste aber noch nicht auf welche Weise.
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