Die Beste Wahl
Am späten Abend war der kleine Gryffindor schon wach. Professor Beanot hatte ihn zum Krankenflügel gebracht, als er bewusstlos gewesen war, und Madam Pomfrey hatte sich um ihn mit einigen Heilzaubern gekümmert. Die meisten Schmerzen waren verblasst, nur das blaue Auge brauchte ungefähr zwei Tage, bis es ganz aus Craigs Leben verschwinden konnte.
Dylan besuchte ihn als erste Person. Craig berichtete ihm von der Auseinandersetzung mit den älteren Schülern, woraufhin der Ravenclaw nur den Kopf schütteln konnte.
„Das sowas auch noch in meinem eigenen Haus passieren kann. Ich finde es aber gut, dass du da auch dazwischen gegangen bist“, äußerte er sich.
Terry betrat bald ebenfalls den Raum und gesellte sich zu den Brüdern. Dieser blickte mit einem Hauch Besorgnis auf Craig, der außerdem einen Verband am rechten Arm hatte.
„Geht es dir besser?“, wollte Terry wissen.
Craig entgegnete: „Madam Pomfrey konnte gerade so meine Körperteile zusammenflicken.“
Terry sah ihn wie vom Blitz getroffen an. Dylan entlarvte seine Lüge aber ziemlich schnell, lachen musste er trotzdem. Craig und Terry folgten seinem Beispiel.
Madam Pomfrey kam daraufhin herein und jagte die beiden Gäste fort, da Craig seine Ruhe unbedingt brauchte. An diesem Tag schlief dieser ironischerweise richtig gut.
Der darauffolgende Schultag war stressiger, als der Gryffindor es sich vorgestellt hatte. Seine Mitschüler fragten ihn mehrfach aus, was bei der Prügelei genau passiert war, und Logan Knight erzählte schon, dass er das Spektakel hautnah erlebt hatte und ein Duell mit einem volljährigen Ravenclaw gewonnen hatte, dabei war keiner der Mobber ansatzweise siebzehn gewesen.
Allerdings gab es auch gute Nachrichten, denn aufgrund von Craigs Courage bekam Gryffindor zehn Hauspunkte, von denen zwei wegen seinem Hieb auf das blondhaarige Mädchen abgezogen wurden.
Der Weihnachtsball war noch immer ein Gesprächsthema in Hogwarts. Mittlerweile hatten auch die meisten Quidditch-Spieler eine Verabredung. Man vermutete einen Auftritt von Celestina Warbeck mit dem Song ʼEin Kessel voller heißer, starker Liebeʼ. Dies war jedoch nur ein Gerücht, welches höchstwahrscheinlich nicht wahr war.
Als Craig an einem Samstag in der Bibliothek für Geschichte der Zauberei lernte, um wenigstens ein bisschen gut in seinem Hassfach zu sein, konnte er sich einfach nicht konzentrieren. Am nächsten Tag war der Weihnachtsball, und jemanden, mit dem er dort hin gehen konnte, hatte er immer noch nicht gefunden. Genervt klappte er das Schulbuch zu und kippelte auf seinem Stuhl.
Eine kleine Gruppe Schüler betrat die Bibliothek. Craig schrack abrupt auf. Das bronze-blaue Wappen auf den Umhängen der älteren Schüler erinnerte Craig an die Ravenclaws, die ihm so einige Verletzungen eingebracht hatten. Das blondhaarige Mädchen, der muskulöse Junge mit seinem braunen Haar und der Rest der Mobber waren alle da.
Der Gryffindor versteckte sich blitzschnell unter dem Tisch. Er hoffte, dass die Ravenclaws die Bibliothek verlassen würden. Er irrte sich aber natürlich.
Die Clique setzte sich an dem Tisch, unter dem Craig sich klein machte. Dieser bekam panische Angst. Schweißtropfen floßen ihm über den Nacken.
Sein T-Shirt klebte schon an ihm, als ein Mädchen mit unübersehbaren Sommersprossen zu sprechen begann: „Was machen wir jetzt?“
„Rächen“, erwiderte der Junge mit den braunen Haaren.
Craig spürte einen Kloß in seinem Hals. Dieser würde so schnell auch nicht verschwinden, dass wusste er. Er musste genau deshalb Hilfe holen. Das musste er aber unauffällig machen, sonst lag er mal wieder im Krankenflügel.
„Rächen? An das kleine Mädchen da?“, wollte einer der Ravenclaws wissen.
An den Creevey, Hohlkopf! Das dachte aber die Blondine nur. Stattdessen tauschten die vier Schüler vielsagende Blicke aus. Craig fühlte sich nur unwohler. Er war ihr Opfer. Nun war seine Glückssträhne vorbei. Er würde keine weitere Begegnung mit ihnen überleben. Wieso konnten sie den letzten Tag nicht einfach vergessen?
Der Koloss der Gruppe fragte: „An wen rächen wir uns nochmal?“
„An den… an den…“ Miss Sommersprossen runzelte nachdenklich die Stirn.
Die Ravenclaws hatten anscheinend das Treffen mit Craig vergessen. Dieser wunderte sich, wie das möglich war. Die einzige Möglichkeit war Legilimentik! Offenbar hatte er unbewusst mit seinem Wunsch die Erinnerung der Ravenclaws über ihn gelöscht.
Die Fünftklässler erhoben sich und verließen mit verwirrten Gesichtern die Bibliothek. Craig atmete erleichtert die angestaute Luft aus. Der Kloß im Hals war verschwunden, als wäre er nie da gewesen. Der Legilimentor lugte aus seinem Versteck, als seine braune Augen auf blaugrüne trafen, die hinter einer runden Brille doppelt so groß wirkten.
„Du hast dich versteckt, nicht wahr?“
Yara McCourse starrte Craig erwartungsvoll an. Sie hatte dunkelbraunes Haar mit zwei kleinen Zöpfen, die zwei Hasenohren ähnelten. Ihre schwarze Brille mit runden Gläsern lag auf ihrer kleinen Stupsnase.
Craig nickte nur stumm, er schämte sich im Moment dafür, sich wie ein Feigling versteckt zu haben.
Yara hatte wohl bemerkt, dass sie ihn etwas direkt angesprochen hatte: „Ich habe nicht gemeint, dass das etwas schlechtes ist! Ich… ich finde nicht, dass man dadurch ein Feigling ist.“
Wirklich helfen taten ihre Worte nicht, Craig schenkte ihr aber ein dankbares Lächeln, welches sie erwiderte. Der Gryffindor kam aus seinem Versteck heraus, obwohl ihm noch immer unbehaglich war.
„Da ist übrigens ein Bowtruckle auf deinem Haar“, wies Yara ihn auf sein kleines Haustier.
Colin hatte er ja ganz vergessen! Er griff nach seinem Bowtruckle und setzte ihn behutsam auf den runden Tisch ab. Dieser schaute Yara skeptisch an.
Craig erklärte: „Das ist mein Bowtruckle Colin.“
„Der gehört dir?“, quiekte die Ravenclaw. „Ich wollte schon immer ein magisches Geschöpf als Haustier!“
Der Bibliothekar Sir Thomas erschien aus dem Nichts und ermahnte sie: „Ruhe, bitte! Die Bibliothek ist ein Ort der Stille!“
So schnell er aufgetaucht war, verschwand er auch wieder hinter einem Bücherregal.
„Du magst auch magische Tierwesen?“, fragte Craig voller Euphorie, als wäre der Bibliothekar nie da gewesen.
Yara beantwortete seine Frage mit der selben Stimmung: „Ich liebe sie! Sie sind so faszinierend! Am meisten Niffler, die sind so süß!“
„Dann musst du dir Baby-Niffler ansehen“, behauptete Craig. „Da muss man einfach ʼAwwʼ sagen.“
Dann verfielen beide ganz spontan in ein Gelächter. Selbstverständlich gefiel dies Sir Thomas nicht, der beide Schüler sofort rauswarf. Das hielt sie jedoch nicht davon ab, im Gang weiter zu lachen, bis sie sich nach kurzer Zeit wieder beruhigten.
Craigs Augen weiteten sich, als er etwas realisierte. Nun wusste er, wen er zum Weihnachtsball einladen konnte, und diese Person war Yara McCourse. Viele Mädchen hatten ihn gefragt, hauptsächlich welche, die jünger als er selbst waren, doch Yara hatte ihn nicht gefragt. Im letzten Schuljahr hatte er sie auf der Veranstaltung nicht gesehen. Das könnte sich aber dieses Jahr noch ändern.
Er schmunzelte freundlich: „Yara, ich habe da eine Frage.“
Yara betrachtete ihn so erwartungsvoll wie in der Bibliothek.
Craig stellte die verhängnisvolle Frage: „Willst du mit mir zum Weihnachtsball gehen?“
Yara glotzte ihn ausdruckslos an, als ihre Augen nochmal doppelt so groß wurden, sodass sie den gesamten Freiraum der Brillengläser einnahmen.
„Woah, ich, ähm… mich? Ich weiß nicht so, ich bin nicht…“ Die Ravenclaw hielt plötzlich inne. „Na gut, ich gehe mit dir zum Ball.“
„Danke, Yara“, bedankte Craig sich. „Wir sehen uns dann morgen.“
Er lief voller Vorfreude davon, während er eine gaffende Ravenclaw mit übernatürlich groß wirkenden Augen hinter sich ließ.
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Yay!
Craig hat endlich eine Partnerin gefunden!
Namens Yara. McCourse. MCCOURSE. Das kann nicht gut laufen, oder?
Außerdem möchte ich mich für 493 Reads bedanken! Das Buch hat fast die Hälfte von 1000 Reads!
Ciaoooooooooooooo!
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