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Das Zwitschern der Vögel weckte mich am nächsten Morgen sehr früh. Ich hatte keinerlei Ambitionen aufzustehen. Allerdings war ich relativ schnell hellwach. Ich war nicht alleine im Bett. Neben mir lag Leo und schlief noch tief und fest. Verdammt. Ein Blick unter die Decke verriet, dass wir beide nackt waren. Verdammt, verdammt, verdammt. Ich rieb mir die Finger über die Stirn und setzte mich vorsichtig an die Bettkante. Auf dem Boden lagen unsere Kleider verstreut. Ich versuchte mir meinen Rock zu fischen.
„Du kannst ruhig so ins Bad gehen, es gibt nichts mehr was ich noch nicht kenne", hörte ich auf einmal Leo. Dieser hatte sich auf eine Hand gestützt und sah mich neugierig und grinsend an.
„Du hast doch bis eben noch geschlafen", meinte ich und musste mich erst wieder sammeln. „Vielleicht sollten wir zusammen unter die Dusche springen. Wir haben ja nicht so viel Zeit. Wie ich gestern mitbekommen habe, steht heute ein gemeinsames Frühstück auf dem Plan, bevor die restlichen Gäste eintreffen. Eigentlich habe ich gedacht, dass nur Promis mehrtägige Hochzeiten feiern". Ich schloss die Augen und nahm mein Gesicht in die Hände.
„Wenn ich ehrlich bin, kann ich es auch nicht nachvollziehen. Aber die beiden haben ja dafür eine Hochzeitsplanerin. Die werden wir vermutlich heute auch kennenlernen. Außerdem habe ich gedacht, wir machen heute ein paar kurze Interviews mit Gästen und ein paar Fotos von dem heutigen Tag. Dann können wir die Seiten besser füllen. Wenn der morgige Tag vorbei ist, kannst du auch wieder zurück fliegen", sagte ich und stand auf. Ich musste dringend ins Bad.
„Und du? Ich verstehe nicht, wieso du noch eine Woche hierbleiben willst. Die Fotos sind dann gemacht und den Artikel kannst du auch von zu Hause schreiben". Leo sah mich fragend an und schob seine Decke etwas zurück. Somit hatte ich perfekte Sicht auf seinen durchtrainierten Körper.
„Ähm... Ich habe es meiner Schwester versprochen. Aber ehrlich gesagt, weiß ich auch nicht was mich da geritten hat. Vielleicht fliege ich schon früher nach New York und ziehe das Meeting vor. Oder ich statte unserem Büro in München einen Besuch ab".
2 Stunden später fand endlich das gemeinsame Frühstück statt. Ich brauchte morgens unbedingt Kaffee.
„Guten Morgen. Ich hoffe alle haben gut geschlafen? Draußen ist schon fleißiges Treiben", meinte Leo als auch er den Raum betrat. „Die ersten Gäste sind schon da und die ein oder anderen Reporter stehen auf dem Hof".
„Die wollen bestimmt über die Hochzeit berichten", meinte mein Exfreund und tätschelte bei her die Hand seiner Freundin. „Das muss ich verneinen. Sie fragen alle explizit nach Ellie. Scheinbar hat jemand mitbekommen, dass du hier bist". Leo zuckt mit den Schultern, bevor er sich zum Buffet begibt.
„Na super. Das hat mir gerade noch gefehlt", sagte ich klagend und schob meinen Stuhl zurück. Auf dem Hof angekommen fand ich ein absolutes Chaos vor. Sofort begann das Blitzlicht.
„Ellie, was machen Sie in Bayern?" „Schauen Sie hierüber". „Werden Sie heiraten?" „Haben Sie das Anwesen gekauft?"
Ich zeigte mit der Hand auf. „Guten Morgen. Ich muss sagen, ich bin etwas überrascht, dass Sie mich gefunden haben. Wie Sie alle wissen, gebe ich so gut wie nichts von meinem Privatleben preis. Das soll auch so bleiben. Nur so viel. Meine Schwester wird in den nächsten Tagen heiraten. Die Details können Sie dann sehr gerne in der Couture nachlesen. Jetzt wäre ich Ihnen sehr dankbar, wenn Sie das Anwesen verlassen und meine Privatsphäre respektieren". Damit war mein Statement beendet und ich verließ die hungrige Meute.
„So ich denke, wir sollten jetzt Ruhe haben", sagte ich und setzte mich wieder neben Leo. Dieser schien großen Appetit zu haben. Erstaunlich.
„Ellie, darf ich dir ein paar Freunde vorstellen? Ihr kennt euch noch nicht", meinte meine Schwester und strahlte richtig. Vermutlich lag das an dem großen Tag.
„Hallo. Freut mich. Ihr wohnt nicht hier in der Umgebung? Ich habe eben euer Kennzeichen gesehen". Ich gab jedem der neuen Gäste meine Hand. Irgendwie war das bei mir gespeichert.
„Ja, leider. Hier ist es so herrlich. Es ist übrigens eine Ehre, dich kennenzulernen. Wir sind große Fans der Couture", sagte eine und grinste übertrieben.
„Das freut mich zu hören. Vielen Dank. Vielleicht habt ihr Lust auf ein kurzes Gespräch später? Für den Artikel?", fragte ich und deutete auf Leo. „Leo wird die Fotos machen".
„Hey". Dieser schwang mit der Hand.
„Ihr könnt gerne mit allen ein Interview führen. Aber vorher musst du unbedingt unsere Hochzeitsplanerin kennenlernen", meinte meine Schwester und hüpfte fast vor Freude. Ich hatte es Leo doch gesagt. Dieser unterhielt sich angeregt mit Alicias Freunden.
„Frau Fischer. Es freut mich, Sie endlich kennenzulernen. Alicia hat so von Ihnen geschwärmt. Natürlich lese ich auch die Couture. Mein Name ist Stella". Sie streckte mir ihre Hand entgegen und ich wusste sofort, was für eine Art Frau sie war. Sie wollte absolut in die kommende Ausgabe. Die Couture erschien in vielen Ländern. Seit ein paar Jahren auch in Deutschland. Diese gab es in deutscher Fassung. Natürlich konnte man auch die richtige, englische, Ausgabe kaufen.
In München war unsere Redaktion für den deutschsprachigen Raum. Seit zwei Jahren war ich nun auch für Deutschland die Chefredakteurin. Oftmals stressig.
„Ich freue mich auch, Stella. Vielleicht sollten wir uns einfach duzen. Heute Abend findet der Polterabend statt. Hast du den auch geplant?", frage ich neugierig. Die Blondine ist für meinen Geschmack etwas zu stark geschminkt. Aber das ist Ansichtssache.
„Ja. Alicia hat mir ihre Vorstellungen genannt und ich habe sie versucht so gut wie es geht umzusetzen".
„Okay. Also ich mache dir ein Angebot. Wenn es alles so verläuft, wie sich es meine Schwester wünscht. Können wir überlegen, ob du für das deutsche Heft ein extra Feature bekommst", sage ich und sehne mich nach meinem Kaffee. „Das würde mich total freuen. Eine bessere Werbung kann ich gar nicht bekommen", meinte sie euphorisiert.
Der Polterabend kam früher als gedacht. Den Nachmittag über haben Leo und ich kurze Gespräche geführt, Fotos gemacht und Details über die Artikel besprochen. Ja, die Artikel. Plural. Ich hatte kurzer Hand beschlossen, zwei unterschiedliche Artikel zu drucken. Ursprünglich war geplant, ein und den selben, in beiden Sprachen zu drucken. Nun war meine Idee, den Bericht über das Hotel und die Umgebung genauer im deutschen Heft zu drucken. Natürlich sollte auch in der englischen Ausgabe das Hotel und die Hochzeit nicht unerwähnt bleiben.
Für den Polterabend gab es einen Dresscode. Schwarz und Weiß. Damit konnte man doch arbeiten.
Die meisten Männer hatten sowohl schwarze Hosen und T-Shirts an. Es war auch schön warm. Der einzige, der sich etwas feiner gemacht hatte, war der liebe Leo. Er hatte sich einen schwarzen Anzug gewählt und dazu ein weißes Hemd. So machte er jetzt den ganzen Abend über Fotos. Ich selber hatte ein schwarz weiß gestreiftes Kleid angezogen. Dennoch fühlte ich mich irgendwie fehl am Platz. Die meisten Leute kannte ich nicht.
„Ellie, gefällt es dir?", fragte Stella in ihrem weißen Boho Kleid. „Ja. Ich muss wirklich sagen, dass alles sehr geschmackvoll arrangiert wurde. Ich glaube ich habe den Hotelgarten noch nie so gemütlich gesehen", antwortete ich und sah mich um. An den Bäumen hingen Lichterketten und im Rasen lagen Sitzkissen. Für die anwesenden Kinder gab es Stockbrot und ganz viele Spiele. Eine Tanzfläche markierte den zentralen Platz.
„Das freut mich. Morgen wird es schon wieder ganz anders aussehen. Wenn du erst einmal die Torte siehst. Wir haben eine tolle Bäckerin, eigentlich Künstlerin, in München gefunden. Ihr Café heißt Zwitscherstube. Ganz süß. ", sagte sie und ich konnte sie strahlen sehen.
„Entschuldigung für die Unterbrechung, aber ich würde Ellie gerne zum Tanz bitten", meinte Leo und sah mich auffordernd an.
„Viel Spaß", hörte ich Stella sagen, bevor sie verschwand. Leo nahm meine Hand und zog mich zur Tanzfläche. Der DJ spielte gute Musik. Sehr moderne Lieder. Das gefiel mir gut.
„Wenn meine Schwester uns jetzt sieht, zieht sie nur wieder falsche Schlüsse", sagte ich und musste grinsen. Ich hatte Leo erzählt, dass Alicia dachte zwischen uns würde mehr laufen. „Lass sie doch. Außerdem sieht sie uns gar nicht. Nur dein toller Exfreund sieht uns an. Und das nicht gerade freundlich", entgegnete Leo amüsiert.
Tatsächlich kam wenige Minuten später Jonas zu uns und wollte Leo ablösen. Darauf hatte ich überhaupt keine Lust. Doch der tolle Fotograf schien das anders zu sehen. „Lass sie aber ganz. Ich hole mir was zu trinken", murmelte dieser und überließ mich meinem Ex. „Deine Freundin wird das hier aber nicht toll finden", sagte ich und sah mich nach meiner Cousine um. „Das ist egal. Deinem Freund scheint es ja auch egal zu sein", meinte Jonas und sah mich an.
„Jonas, Leo und ich sind Kollegen. Das weißt du. Und selbst wenn, geht es dich nichts an. Ich lebe mein Leben".
„Natürlich geht es mich etwas an. Vermutlich bin ich noch nicht über dich hinweg. Du bist hübscher geworden. Ich weiß gar nicht was du an so einem findest".
Ich atmete aus. „Noch einmal, Jonas. Wir beide sind nicht mehr zusammen. Und mit Leo bin ich auch nicht zusammen. Du solltest Clarissa suchen. Bevor sie Gerüchte in die Welt setzt. Da seid ihr beide ja richtig super. Und jetzt muss ich meinen Job erledigen", sagte ich und löste mich aus dem Tanz. Ich wollte keine weitere Minute mit diesem Mann zusammen auf der Tanzfläche stehen.
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Hallöchen, ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen.
Vielleicht taucht im nächsten Kapitel ein bekanntes Gesicht auf. Ich sage nur Zwitscherstube und Auch Flirten will gelernt sein. ;)
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