9 | the prince
„Jeongguk! Wenn du nicht sofort von dir Tür weggehst, trete ich sie ein."
„Mach doch", brüllte Jeongguk zurück, hielt das Buch festumklammert und stemmte die Beine fester in den Boden. Er wusste, dass es zwecklos war, sie auf diese Weise zuzuhalten, aber immerhin konnte er sich so genug Zeit verschaffen, um zu überlegen, wie er mit gefesselten Händen und einem Buch als Waffe gegen Yoongi und Namjoon bestehen konnte.
Nicht sehr erfolgreich allerdings.
Das höchste der Gefühle würde wohl sein, dass sie merkten wie zäh er war und es wahrscheinlich eine Tortur werden würde, wenn sie ihm einen Finger abschneiden und zurück zu seinen Eltern schicken würden, damit sie ihn freikauften...
„Namjoon", tönte es von draußen, doch Jeongguk hörte gar nicht mehr hin. Ihm war gerade ein Licht aufgegangen. „Wärst du so gut und würdest die Tür eintreten. Ich glaub, der Hosenscheißer denkt, wir würden ihm den Kopf abreißen."
„Klar."
Sie hatten ihn gar nicht entführt, weil sie etwas von seinen Eltern wollten.
Sie wollten etwas von Taehyung und der Königsfamilie.
In seiner Erkenntnis hatte Jeongguks Aufmerksamkeit nachgelassen. Die Tür traf ihn an der Stirn. Hilflos stolperte er zurück, verlor das Gleichgewicht und ging zu Boden. Das Buch noch immer fest umklammert und schützend vor sich haltend.
„Ich will den Prinzen gar nicht heiraten", rief er verzweifelt und versteckte sich hinter dem Buchdeckel. „Meine Eltern wollen es nur wegen des Geldes. Deswegen haben sie zugestimmt. Ich bin auf eurer Seite. Ehrlich. Meine zwei besten Freunde sind auch gegen die Mona..."
Das Wort blieb ihm im Hals stecken, als er aufsah.
„Mona...?"
„Mona...", wiederholte er geistesabwesend und starrte mit offenem Mund zur Tür.
Das konnte nicht wahr sein.
Er träumte. Ganz bestimmt. Er musste träumen.
„Mona...?", grinste der Hoodie-Typ aus der Bahn und zog sich die Sonnenbrille aus den langen, schwarzen Haaren. Schon allein das verschmitzte Lächeln hätte Jeongguk überall wiedererkennen können. Nur, dass es zu dem Menschen gehörte, den er noch nie hatte Lächeln sehen, war... ein sehr verwirrendes Paradoxon.
„Monarchie... T-Taehyung?"
„Königliche Hoheit, für dich."
„Lass gut sein, Joon", nickte Taehyung Namjoon zu, der seine rechte Seite flankierte, während Yoongi zu seiner linken am Türrahmen lehnte und eine Hand provokativ auf der Waffe in seinem Gürtel ruhen ließ. Sofort verkrampfte Jeongguk sich wieder.
„Aber... wie?", war das Einzige, was Jeongguk rausbrachte. Alle seine Synapsen schienen gerade in den Ruhemodus gefahren zu sein. Er konnte sich partout keinen Reim darauf machen, was der Prinz hier verloren hatte.
Und warum zum Teufel er ihn so anlächelte.
„Lange Geschichte. Hast du Hunger?"
Der Prinz trat in den Raum ein und Namjoon nahm ein voll beladenes Tablett von einem kleinen Wagen hinter sich, das er ins Zimmer trug und auf dem Tisch abstellte. Jeongguk rührte sich nicht von der Stelle und hielt noch immer das Buch festumklammert. Was auch immer sich hier gerade abspielte... er würde sich wehren, wenn einer der drei auch nur daran dachte ihm näher zu kommen.
„Es ist alles gut. Wir tun dir nichts", versprach Taehyung, als hätte er seine Gedanken gelesen und machte einen Schritt auf Jeongguk zu, worauf er schnell das Buch hob. Bereit es nach ihm zu werfen.
„K-komm nicht näher...", stotterte er hilflos und zog die Beine dicht an den Körper. Er konnte gerade nicht denken. Alles, was er wusste, war, dass er mindestens zehn Minuten für sich brauchen würde, um diese Begegnung zu verdauen.
Einen Moment lang starrte Taehyung ihn an und Jeongguk hatte Mühe nicht schon wieder in Tränen auszubrechen. Wie konnte ein Blick so unangenehm stechend sein, aber im nächsten Moment wieder ganz normal, beinahe freundlich.
Zutiefst verunsichert senkte Jeongguk den Blick und verbarg sein Gesicht vor dem Prinzen und seinem Anhängsel.
„Ich komm am besten später nochmal wieder", murmelte Taehyung und erhob sich wieder, um den Raum zu verlassen. Erst jetzt wagte Jeongguk wieder die Augen zu heben. Namjoon und Yoongi folgte ihm und Jeongguk hörte, wie das Schloss der Tür wieder einrastete. Sie hatten ihn wieder eingesperrt.
„Was bitte habt ihr mit ihm gemacht, dass er so viel Angst hat?", hörte er Taehyung jedoch hinter der Tür sofort fragen.
„Yoongi hat seine dumme Waffe gezogen."
„Namjoon hat ihn bewusstlos geschlagen."
„Ihr seid doch echt..."
Der Rest wurde von der Wand verschluckt und von der Stille ersetzt, die sich jetzt wieder zaghaft über den Raum legte und Jeongguk einlullte. Er war allein. Er war allein und sicher.
Mit zittrigen Knien zog er sich an der Heizung hoch und durchquerte das Zimmer, um einen Blick auf das Tablett zu werfen. Dort war alles, was man sich unter einem Frühstücksmenü vorstellen konnte. Rührei, Schinken, ein Obstteller, Toast und Belag. Sogar eine Kanne mit Kaffee und ein kleines, hellblaues Milchfässchen.
Bevor Jeongguk sich jedoch wie ein ausgehungerte Löwe auf das Tablett stürzen konnte, nahm er sich das Messer und schnitt damit den Kabelbinder von seinem Handgelenk.
Jeongguk brauchte nicht lange, um das komplette Tablett leerzuessen. Doch obwohl er sich danach erst einmal zurück auf das Bett legen musste, fühlte er sich besser. Seine Gedanken waren wieder dort, wo sie sein sollten, und er hatte sich so allmählich damit abgefunden, dass er nicht wusste, wo er war, und dass ihn zwei zwielichtige Typen hier her verschleppt hatten.
Schlimmer konnte es eigentlich nicht kommen, wäre da nicht Taehyung gewesen.
Taehyung.
Jeongguk hatte sich den Namen des Prinzen mehrmals auf der Zunge zergehen lassen, doch noch immer schien ihm nicht klar zu werden, was er hier tat. Und warum er offensichtlich ein Teil des ganzen Komplotts war.
Zudem fühlte Jeongguk sich mittlerweile sehr unwohl bei dem Gedanken daran, dass er in der Bahn so überheblich mit dem Prinzen gesprochen hatte, obwohl der gestern noch vorgehabt hatte ihn zu heiraten. Es vielleicht sogar noch immer vorhatte.
Ja, vielleicht war diese ganze Aktion auch ein romantischer Kennlern-Urlaub, zu dem man ihn hatte zwingen müssen, weil er definitiv nicht selbst zugestimmt hätte.
Nur die Kabelbinder und Yoongi's Waffe widerlegten diese Theorie, doch an sich... schien es ganz stimmig.
Und er hatte keine andere Idee, weshalb jemand so etwas tun sollte. Vor allem, weshalb der Prinz persönlich so etwas tun sollte.
Sich einen Hoodie anziehen und so tun, als wäre er ein nerviger Penner in der Bahn, um seinen Zukünftigen zu einem Loch zu verschleppen und dort einzusperren?
Jeongguk wollten in seinem Fresskoma gerade die Augen zufallen, als es an der Tür klopfte.
„Ihr habt abgeschlossen", rief er gähnend, in Erwartung, dass Yoongi und Namjoon wiedergekommen waren, um das Tablett zu holen.
Als sich jedoch die Tür öffnete, trat jedoch eine junge Frau mit langen, schwarzen Haaren ein, die ohne ein Wort zu sagen frische Handtücher auf seinem Bett ablegte und rüber zum Tisch ging, um alles, was er dort verteilt hatte, wieder zurück auf das Tablett zu laden. Bevor Jeongguk jedoch auch nur eine Frage stellen konnte, hatte sie es schon mitgenommen und die Tür beim hinausgehen wieder abgeschlossen.
Waren denn hier alle so einfach zu kaufen?
Ich müsste nur noch Wäsche waschen und Steuererklärung machen lernen... und dann wär ich bereit fürs Leben.
Dankeschön übrigens für 1.000 Reads ^^
Songempfehlung des Tages:
Life sucks [HA:TFELT]
♡
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