58 | meet that girl, not us
„Bist du bereit?"
„So bereit, wie Ihr es seid, Euer Hoheit", erwiderte Jeongguk bitter, als er den Wachmann hinter Taehyung entdeckte.
Er wollte nicht leugnen sich herausgeputzt zu haben, denn das hatte er tatsächlich. Ein frisches Hemd von Taehyung, eine schwarze Hose von Taehyung und er trug das Armband mit dem violetten Stein, wie bei ihrem ersten offiziellen Date. Aber besser ging es ihm dadurch nicht. Er war nur froh, nach diesem Tag und dem Gespräch mit seiner Mutter den Prinzen wiedersehen zu können, auch wenn ihre letzte Begegnung etwa zehn Stunden her war.
Sie liefen schweigend nebeneinander her, durchquerten lange Flure und hohe Räume und Jeongguk hatte das Gefühl Taehyung würde sich eher an seinen Arm klammern, als er an ihm.
Erst vor einer Treppe, die abwärts in ein Untergeschoss führte, machten sie Halt und Taehyung ließ ihn los.
„Danke Yugyeom, aber ich denke ab hier kommen wir allein zurecht."
„Sir, ich hab Anweisungen bekommen Euch nicht aus den Augen zu lassen. Zu Eurer eigenen Sicherheit..."
„Nicht weil mein Vater so neugierig ist und du Bericht erstatten sollst?"
Der Wachmann, Yugyeom, sah ertappt auf seine schwarzen Schuhe und Jeongguk bedachte ihn mit einem tadelnden Blick, auch wenn es eigentlich nicht in seinem Aufgabenbereich stand dies zu tun. Immerhin war er weder adlig, noch jemand besonderes.
„Nein, Sir", erwiderte er und seine Ohren wurden ganz rot.
„Sehr schön. Dann sage ich dir jetzt, dass da unten bestens für meine Sicherheit gesorgt ist und du gern für heute Feierabend machen kannst."
„Sir, es ist 18:00 Uhr..."
„Perfekt. Dann schaffst du es noch, dich umzuziehen und das Küchenmädchen um ein Date zu fragen, von dem du mir letztens erzählt hast."
Yugyeoms Ohren wurden noch röter und er warf einen nervösen Blick zu Jeongguk, der sich auf die Lippe biss, um nicht zu grinsen.
„Tae...", widersprach er peinlich berührt, ließ sich jedoch vom dem Prinzen mit einem Grinsen und einem aufmunternden Klopfer auf die Schulter vertreiben.
Erst als er hinter der Ecke verschwunden war, ergriff Taehyung Jeongguks Hand und zog ihn schnell die breite Treppe hinunter, die in das Kellergeschoss führte.
„Warum tust du eigentlich vor anderen immer so, als wären deine Bediensteten wirklich deine Bediensteten und nicht deine Freunde...", grinste Jeongguk und hing sich kurz vor Ende der Treppe in Taehyungs Griff hinein, um ihn zurückzuhalten. Leichter als erwartet gab der Prinz nach, drehte sich zu ihm und drückte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange.
„Ich muss das Bild des kaltherzigen Prinzen bewahren."
„Auch vor mir?"
„Nee, ich glaub, da hab ich schon verloren, als wir zusammen in das Wasserbecken gefallen sind. Wofür ich im Übrigen immer noch was gut hab bei dir..."
Überlegen griff Taehyung seine Hand fester und wollte ihn mit sich ziehen, doch Jeongguk hielt ihn zurück.
„Sagt wer?"
„Sagt der Prinz deines Landes."
Langsam lehnte Taehyung sich vor und fuhr mit einer Hand zärtlich über Jeongguks Wange, wie damals im Auto kurz bevor sie sich geküsst hatten. Ein Kribbeln fuhr durch Jeongguks Bauch, er schloss die Augen und wollte sich vorlehnen, doch der Prinz hielt ihn zurück.
„Und deines Herzens."
Mit einem triumphierenden Grinsen ließ er Jeongguks Hand los und entfernte sich von ihm, bis er unten auf dem gedämpft beleuchteten Gang stand und seine Arme ausbreitete.
„Kommst du jetzt oder nicht?"
„Das wird dir noch leid tun", antwortete Jeongguk beleidigt und reckte das Kinn, während er artig neben Taehyung her trottete. Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals vor Aufregung und er ballte die Hände zu Fäusten, um nicht schon wieder nach seiner Hand zu greifen und sie zu seiner Wange zu führen.
Dieses verdammte Arschloch.
Er hatte ihn um den kleinen Finger gewickelt.
„Ich dachte, es wird ein Familienessen mit deinen Eltern", wisperte Taehyung, als sie bei einem alten Kellergewölbe angekommen waren, das im Stil eines italienischen Restaurants dekoriert und mit einer Bar, einer Tanzfläche und einem kleinen Podest für eine Band ausgestattet worden war. Der Duft von Pasta und Pizza lag in der Luft und leise Klaviermusik spielte im Hintergrund.
Eine Frau im schlichten Kleid führte sie zu einem Zweiertisch am Ende des Gewölbes, der durch eine angrenzende Holzwand etwas vom Geschehen abgegrenzt war. Ansonsten war der Raum leer, nur hinter der Bar entdeckte Jeongguk ein bekanntes Gesicht.
„Shuhua", rief er lauter als geplant aus und die junge Frau hob aufgeschreckt den Kopf. Ihre langen, schwarzen Haare waren in einen aufwändigen Zopf geflochten und sie trug eines der Kleider mit denen die Dienstmädchen herumliefen.
Die Frau verneigte sich tief vor Taehyung und drückte ihnen beiden zwei Karten in die Hand, bevor sie sie an ihrem Tisch allein ließ.
„Was macht sie hier?", fragte Jeongguk neugierig, sobald sie saßen und er sich den obersten Knopf seines Hemdes geöffnet hatte. Aus der angrenzenden Küche kam sehr warme Luft.
„Ich hab beschlossen, dass sie zu viel weiß, um sie unbeaufsichtigt ihren Laden weiterführen zu lassen. Deswegen hab ich ihr diesen Job angeboten."
Jeongguk winkte Shuhua aufgeregt zu, doch sie ignorierte ihn und polierte weiter an den Gläsern herum. Ihr Blick war leer.
„Ist es nicht noch viel riskanter, sie hier zu haben...?", fragte er nachdenklich, doch Taehyung schüttelte den Kopf.
„Namjoon hat sich darum gekümmert, dass sie nichts ausplaudert und generell macht sie nicht den Eindruck, als würde sie zu den Gesprächigsten gehören."
Misstrauisch zog Jeongguk eine Augenbraue hoch.
„Woran das wohl liegt... ihr droht ihr doch bestimmt schon seit meinem ersten Tag in ihrem Hotel."
„Drohen ist so ein böses Wort."
„Du hast es nicht abgestritten."
„Oh, bitte..."
Genervt warf Taehyung die Hände in die Luft und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück.
„Ich hab ihr nicht gedroht. Du kennst mich."
Jeongguk schwieg und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Was sollte ich denn tun? Sie da lassen, damit sie jedem verraten kann, was für ein Arschloch ich bin?"
„Wär eine Möglichkeit gewesen, ja."
„Du bist doch echt...", schnaubte Taehyung und blickte zurück auf Shuhua. „Jetzt ist es eh zu spät."
„Es ist nie zu spät", murmelte Jeongguk und bedachte den Prinzen mit einem langen Blick. Ihm tat Shuhua leid. Sie hatte sich immer so gut um ihn gekümmert, manchmal sogar nachgefragt, wie es ihm ging, sich für ihn eingesetzt und sogar das Risiko eingegangen seinen Hilferuf in einen Briefkasten zu werfen.
Sie hatte es nicht verdient hier gefangen zu sein.
„Schön", seufzte Taehyung genervt und verschränkte die Arme vor der Brust. „Und was soll ich deiner Meinung nach machen?"
„Ich glaub, eine einfache Entschuldigung wäre ein guter Anfang. Es ist ja nicht ihre Schuld, dass sie in die ganze Sache mit reingezogen worden ist."
„Du bist zu gutherzig."
„Und du tatsächlich ein Arschloch."
Wütend hatte Taehyung sich auf dem Tisch abgestützt, bereit ihre Diskussion ausarten zu lassen, doch Jeongguk hielt seinem Blick tapfer stand. Er wusste, dass er Recht hatte und das ließ ihn sehr sicher werden in seinen Worten.
„Ich will mich nicht mit dir streiten. Nicht schon wieder..." Man sah ihm an, wie schwer ihm diese Worte auszusprechen fielen, doch Jeongguk lächelte trotzdem zufrieden, als er sich von ihrem Tisch erhob und die Tanzfläche überquerte, um sich an die Bar zu stellen und Shuhua auf sich aufmerksam zu machen.
Fasziniert beobachtete Jeongguk das Gespräch und wie auf Shuhuas blassem Gesicht ein zaghaftes Lächeln erschien. Man konnte kein Wort von dem hören, was sie sprachen, doch Taehyung schien sich richtig ins Zeug zu legen, denn ein paar Tränen fingen an in den Augen der jungen Frau zu schimmern, ehe sie sich noch einmal verbeugte, Taehyung sich höflich verabschiedete und wieder zurück zu ihrem Tisch kam.
„Zufrieden?", fragte er, lächelte jedoch dabei.
„Was hast du ihr gesagt?"
„Verrat ich dir nicht."
„Hey", beschwerte Jeongguk sich sofort und verzog das Gesicht. „Warum nicht?"
„Um dich zu ärgern."
„Du bist doch..."
„Das war für das 'Arschloch'."
Beleidigt fing Jeongguk an zu schmollen, bis ihm aufging, dass Taehyung gar nicht so Unrecht damit hatte. Trotzdem brauchte er einen tiefen Atemzug, um sich für folgende Wörter zu überwinden.
„Du hast Recht. Wir sind quitt."
Auf Taehyungs Gesicht breitete sich ein wunderschönes Lächeln aus. Vielleicht war Kapitulation manchmal doch besser als eine Offensive.
Brandenburger Tor bei Sonnenaufgang 2.0... ich weiß nicht ob diese Idee an sich bescheuert ist oder die Tatsache, dass wir es schon wieder machen
Songempfehlung des Tages:
At my worst [Pink Sweat$]
♡
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